Autor Thema: "Reitlehre in der Krise"  (Gelesen 137769 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline MimTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.203
  • Blaufußindianer
    • Achtung wildes Landleben!
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #120 am: 27.05.10, 19:19 »
Ich weiß nicht, inwieweit ein Reitlehrer ein Pädagoge sein muss? (...)
Was ich sehr schwer finde, ist beratungsresistenten Leuten etwas beizubringen.

Deswegen ;-).

Ich überleg grad einfach - Reiter sind Kunden. Und beratungsresistente Kunden gibts überall. Ich kann auch nicht bei jedem Kunden sagen: Hei, der ist aber schwierig und glaubt mir was nicht oder widerspricht mir da, aber was soll ich mich mit Kundenpsychologie abtun, ich liste ihn aus...? Mein Chef/Mann tät mir wohl helfen  ;D. Reitlehren - ist doch auch nichts anders als "Wissen gut verkaufen"?

Für mich im Markt-im-Wandel: Der Kunde bestimmt. Es wird immer Kunden geben die 12 Euro Unterricht wollen und es wird Kundenschichten geben, die sich mit 08/15 (was Pädagogik oder Bewegungslehre etc. betrifft) nicht mehr zufrieden sind. Derzeit können wegen dem "Neuen", der "rar" Bewegungtherpheuten wie Meyners oder Voleska pro Stunde 60 Euro PLUS Schulpferd nehmen, also 600 Euro am Tag. Das ist mal eine Summe für die sich anstrengen lohnt?

In der Wirtschaft bleiben Alleinstellungsmerkmale aber nie ohne Nachahmung, dann machen es Leute/RL und es wird sie für 500, 400, 300 und weniger am Tag "geben" und irgendwann hat sich der Kunde an diesen Service gewöhnt und das als Qualifikation fordern? Das Problem ist ja - hat man einmal eine "andere" Qualität erlebt - wie geht es euch, könnt ihr auf 08/15 zurück? So wie hier in Ansbach die aktuelle RL - ihren Bewegungstrainerschein hat.

Ja und es wird auch Kunden geben, die lieber blockweise bei den RL ihrer Wahl eine Menge Geld hinlegen (wie ich und die Besi deren Pferde die ich reite), als jede Woche 08/15 Unterricht zu nehmen. Und eben die anderen, die jede Woche eben nur über Unterricht zum Reiten kommen und sich die 60 Euro Stunden nicht leisten können/wollen etc. (ich rede jetzt von Freizeit, nicht Tunierreiten).

Es gibt ja nicht DEN Kunden, nur Kundenschichten und die Frage des Marktes.

Zum Schenkel/Haltung mit dem nicht-wollen-können. Ich bin hypermobil. Hab mit den Forderungen der RL schon etliche Frusttränen vergossen mit endlos zu probieren das nachzureiten was die da wollten. Und wirklich irgendwann gesagt - das geht nicht (z.B. nur ein Loch kürzer = Gelenkverdrehen Knie = Schmerzen) und ja da möchte ich auch soviel Respekt vom RL haben, dass er mir das glaubt oder anders - einen Weg zeigen kann wie es doch geht, darauf hab ich nur alleweil gewartet  ::) :-X aber da kam dann meist nur ein hilfloses "mach einfach was ich dir sag"  ::),

Dann eben auf so einem Bewegungstrainerseminar und begriffen die Zusammenhänge, bekam Wege gezeigt mit einem "endlich!"Gefühl  und natürlich kann ich jetzt nicht mehr "zurück" zu RL die mir sagen "ich muss mich in die Bügel strecken" oder "mehr ohne Steigbügel" üben, wenn ich weiß - das ist falsch/der falsche Weg?

Den RL gehts vielleicht ein wenig wie den Pfarrern. Die hatten früher ja sozusagen ein Monopol auf der Seelsorge mit örtlicher Bindung. Das war einfach, die Schäfchen mussten notgedrungen mit dem vorlieb nehmen was "da" war.

 Heute muss ich ein Pfarrer in der Konkurrenz mit Internet/Foren/Chat und bühnenerfahrenen Unterhaltern/Fernsehpfarrern genau so herumschlagen wie der medizinischen Psychol/therpeutenseite, des proffessionellen Coachings oder Lebensberatungsseminare noch und nöcher wo eben extrem auf die Einzelpersonen/Bedürfnisse eingegangen wird?

Das kann ich Frust schon auch verstehen... das die Karotten manchmal einfach (zu) hoch sind. Das mit der eierlegendenwollmilchsau kenne ich auch - aus der tierischen Veredeltung berufsmäßig kommend kaufen doch auch viele Reiter mit der Forderung an hochqualitativ Billigfleisch bei Lidl, Aldi und Co. damit das Geld wieder fürs Pferd oder Reitunterricht reicht...

Gruß Mim
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5.752
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #121 am: 27.05.10, 23:56 »
Mim, Du bringst es auf den Punkt! habe das hier auch schonmal angeführt - die Trägen und Lernunwilligen und sich selbst gegenüber total Unkritischen, die gab es IMMER. Gute und weniger gute RLs ebenso.
Gelesen bei Alois Podhajski, Meine Lehrmeister, die Pferde - da erzählt er, dass er sich als Schüler (ca. 100 Jahre her?) an der Spanischen gewundert hätte, der eine Schulhengscht machte unter dem Herrn Geheimrat Sowieso so komische Schaukelbewegungen. Und als er den Maestro fragt, was DAS denn wäre, grinst der und sagt verstohlen: Schaug hea, da Hengst schont si und da Herr Gehamrat maant, er biaffiert. So samma alle zfriedn... "  :P
Derzeit ist halt auf dem Sektor auch viel in Bewegung - und wer es sich leisten kann, geht halt zu den RLs, die einen da richtig abholen, wo man ist, und möglichst da hinbringen, wo man hin will. Auch da gibts Sülzköppe und Scharlatane, klar, und wer noch nicht gut genug reiten KANN, wird seine Not haben, und oft nicht wissen, muss ich da jetzt durchhalten? Oder soll ich auf mein Gefühl hören und weggehen? Oder ist das jetzt ganz falsch?

Aber Angebot und Nachfrage werden das alles teilweise regeln. Wie Mim so treffend schreibt.
In der Krise werden am Ende nur die Vertreter der "Reitlehre" sein, die nur auf naturbegabte selbstfahrende brüllresistente Kaderkandidaten vonL-Niveauaufwärts abfahren und alles andere für unnützes dummes Kroppzeug halten. Wer sich freundlich und flexibel auf diese und jene andere Klientel spezialisiert und dazulernt, wird das Rennen machen und nachher einfach mehr Geld verdienen. sorry, aber so ist das...
(aber wenn einer keine Anfänger und keine "typischen" Freizeitreiter mag, soll er es halt vorher sagen, dann kriegt er auch nicht mich Schreckensgestalt als Reitschülerin und Kundin ;D Nur, wenn ers vorher NICHT sagt und mich dann für mein sauer verdientes Geld zur Sau macht, kriegt er halt von mir den Laufpass plus Kritik plus Ekelpaket-wapperl aufgepappt.  8)

Offline Netto

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 4.092
  • Geschlecht: Weiblich
  • Carpe Diem
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #122 am: 28.05.10, 08:06 »
*grins* mit dem Hypermobil kann ich mithalten  ;)

WENN ein Schüler sich eindeutig bemüht, macht, tut und es einfach wirklich nicht geht wegen einer körperlichen Gegebenheit - daß ist doch dann klar, daß dann ein anderer Weg gefunden werden muss. Und ob das bitte immer zwingend der gleiche Trainer sein muss? Ich weiß nicht... Ich persönlich finde es gut, regelmässig auch bei anderen Trainern zu reiten und das bevorzugt Kursmässig. Neue Impulse holen, jeder erklärt alles bischen anders und da können einem Lichter aufgehen - obwohl der Trainer vom Grund her nichts anderes sagt, nur in anderen Worten und genau DAS versteht man just in dieser Situation, kann es schwupp umsetzen und alle sind glücklich. Wunderbar. Ist mir oft so gegangen.

Mir ist es dann auch mal so ergangen, daß ich mit leuchtenden Augen davon berichtet habe und mein üblicher Reitlehrer in seiner Ehre so dermassen gekränkt war, daß er den Unterricht seinerseits beendet hat. Mit den beleidigten Worten: Wenn Du glaubst, der andere ist so viel besser, dann reit doch bei dem. Okaaaaay.......ich war leicht verblüfft, aber gut, war halt so. Er hat nur gehört, daß ich von jemand anderem begeistert bin - und ich hatte nur einige Aha-Erlebnisse wo ich mich gefreut hab, daß ich die jetzt mitnehmen konnte in meine weitere Reiterei, mehr nicht.

Aber ich glaub nicht, das jeder immer alles können muss. Es gibt Spezialisten - so wie in jedem Beruf. Und ich gehe von der Mündigkeit des Einzelnen aus. Ich erwarte nicht, daß mir ein Trainer erklärt, WIE ich meinen Schenkel weiter nach hinten bekomme - ich erwarte von ihm, daß er mir sagt, DASS ich das zu tun habe. Ausführen muss ICH es. Und wenn es nicht geht, dann muss ICH mir Gedanken machen, warum und mich um eine Lösung bemühen. Nicht aber der Trainer. Der ist nicht dazu da, all meine persönlichen Proleme zu lösen. Als Trainer ist es sicher nicht schlecht, wenn ich gewisse Dinge weiß um darauf Rücksicht nehmen zu können - keine Frage. ABER ich bin sicher nicht dazu da, alles auszugleichen. Der Trainer ist kein Heiltherapeut, Psychologe, Arzt, oder sonst was.

Und ob ein Pfarrer wirklich mit dem Internet es aufnehmen muss - glaub ich auch nicht. Wär schon geholfen, wenn er heiraten dürfte - glaub mir, DAS würde Welten öffnen.  ;D Das die Globalisierung eine Wettbewerbsituation geschaffen hat, die sich von der vor 30 Jahren grundlegend unterscheidet: keine Frage. Aber auch hier: jeder ist mündig genu um für sich herauszufinden, was wirklich sinnvoll ist. Die heimischen Produkte der lokalen Bauern die vielleicht nicht so billig sind, weder im Preis noch in der Qualität? Oder lieber Fleisch aus Irendwo, welches aus 50 % Wasser besteht und ich nicht weiß wie das Futter/Haltung etc ausgeschaut hat.

Schau Dir die Ärzte an: hier in Ö gibt es "Allgemein-Ärzte". Mit etwas Glück geratet man ein jemanden sehr engagierten, der sich wirklich Gedanken macht. Mit etwas Pech an jemanden der hauptsächlich Überweisungen an Spezialisten schreibt.

So was wird es immer geben. Ich denke nur, als Konsument sollte ich nicht mein Hirn und Herz abgeben sondern für mich bewußt Entscheidungen treffen. Aber ich denke, das gilt allgemein - nicht nur als Konsument. Sondern als mündiger Mensch.
Bleep!

Offline donau

  • pferde-allein-unterhalter
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6.356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #123 am: 28.05.10, 08:55 »
danke netto - die sache mit "mein REIT-lehrer" ist nicht für alles zuständig, darum gings mir auch die ganze zeit. wenn ich von einem trainer erwarte, dass er alle meine probleme löst, näää, ist nicht. da bin ich schon begeistert, wenn ich anweisungen bekomme die über "dein pferd ist schief im galopp, und du sitzt schief" hinaus gehen ::) weil - DAS seh ich im spiegel bitte selber.

ein reittrainer soll mir reiten beibringen, nicht, meinen körper zu kontrollieren, das muss ich selber können, oder mir eben speziell schulen lassen/ zeigen lassen. ich als trainer kann nur sagen, welche muskeln er anspannen soll, welches körperteil wohin positionieren, machen muss es dann immer der am pferd. wenn ich merke, etwas geht trotz wollen partout nicht, dann probieren wir´s anders (auch bei mir selber), und wenn es weh tut/ aus anderene gründen nicht geht - dann eben die überweisung an den spezialisten.

auch wenn jemand turniere reitet, heisst das nicht, dass er die kohle hat, neben einem turnierpferd noch mehrere hundert euro monatlich in unterricht zu investieren, und die meisten reiten turniere in der freizeit. wenn ich ein pferd gesund und korrekt reiten will, dann zielt das doch immer auf dasselbe, egal ob freizeit oder turnier ??? (eben auf das ziel der reitlehre ansich, die als solche nicht schlecht ist)

ich gehe dorthin, wo´s für mich passt, behalte mir aber vor, im laufe der jahre/monate meine meinung zu ändern...
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

Authorised WEIGUMS Desillusionator

Offline terra

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.975
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #124 am: 28.05.10, 09:17 »
Ich seh es ähnlich: der Reitlehrer sollte das Reiten erklären - für die Physio geh ich dann doch lieber zum ausgebildeten Physiotherapeuten.
Allerdings sollte sich der RL gerade in Kursen vor Beginn des Unterrichtens erkundigen, ob der Reiter, den er ja nicht kennt, irgendwelche bekannten körperlichen Probleme hat....
Ich benutze z.B. wegen einer Narbengeschwulst am Knie spezielle Sporen - wenn ich darauf angesprochen werde, erkläre ich auch gerne, warum :)

Netto - ich "durfte mal gehen" weil ich mich für eine andere/weitere Disziplin interessierte  ;D

Offline tara

  • ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd...
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 7.700
  • Geschlecht: Weiblich
    • IG Karabagh & eurasische Pferderassen e.V.
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #125 am: 28.05.10, 09:56 »
ein reittrainer soll mir reiten beibringen, nicht, meinen körper zu kontrollieren,

das sehe ich mittlerweile anders.

wie bitte schön willst du denn den Körper deines Pferde kontrollieren, wenn du nicht weißt, was dein eigener macht?
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
Gruß tara

"Ausbildung heißt, das zu lernen, von dem du nicht einmal wußtest, dass du es nicht wußtest."
(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline Sonne

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.152
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #126 am: 28.05.10, 10:27 »
Meine, oben schon beschriebene RL, kam zum Kurs eines anderen RL mit, und hat sich das angeschaut.. :)
Das ist natürlich super - denn so kann bekommt sie auch neue Impulse und wir können gemeinsam weiterarbeiten.
Wenn sie nicht mitkommen kann, schaut sie sich die DVDs an, und lässt sich genau erklären wie und was ich künfitg üben soll, und berät mich auf was ich achten soll.

Genug des Lobes.

Wichtig ist tatsächlich, dass man selber auch sein Hirn einschaltet und mit gesundem Menschenverstand auch mit dem Thema Pferd und reiten umgeht.

Offline donau

  • pferde-allein-unterhalter
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6.356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #127 am: 28.05.10, 10:30 »
das ist es ja gerade: ich muss ERST lernen (unabhängig vom reiten selber) MICH zu kontrollieren, und meine körperteile im griff zu behalten. DANN gehe ich zu einem reitlehrer, der mir dann sagt, welches körperteil ich wann einsetzen soll, damit ich das pferd günstig beeinflussen kann. umsetzen muss ich das schon selber können, das muss mir der REIT-lehrer nicht beibringen. ein reitlehrer soll mir sagen, WAS ich machen muss, nicht, wie ich zb. mein handgelenk, meine finger oder meine beine bewege.

ich zb. hab ballett gemacht, und dort gelernt, wie ich meinen körper im griff behalte. andere turnen, machen yoga, aerobic etc. - ich sehe es nicht als aufgabe eines reitlehrers, die unsportlichkeit der heutigen welt mit bürojobs etc. zu kompensieren. das muss jeder für sich selbst machen und wollen (kostet auch kein geld, wenn man sich mithilfe eines seils und eines balles oder ähnlicher dinge ein bisschen selber trainiert....)
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

Authorised WEIGUMS Desillusionator

Offline terra

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.975
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #128 am: 28.05.10, 11:19 »
Tara - klar muss man seinen Körper beherrschen, sonst könnte man ja keinerlei Hilfen geben ;) 
Aber ob der Reitlehrer auch immer Gymnastiklehrer sein muss???

Ich habe mir die neue RL in Ansbach auf einem Seminar angeschaut - interessant, und auf jeden Fall kurswürdig. Aber, die Frau hat sich entsprechend fortgebildet, hat ein geschultes Auge und sich das ganze nicht nur angelesen  :D
Wenn ich sehe, wie heutige Sportwissenschaftler und Orthopäden über die altmodischen Sit-Ups, Kniebeugen und Liegestützen denken, wie sich da die Ausführung geändert hat -  nein, auch Gymnastik möchte ich von jemand dafür ausgebildetem vermittelt bekommen und nicht von einem RL *ironiemodus an* der da mal einen interessanten Artikel in der Cavallo gelesen hat *ironiemodus aus*

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5.752
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #129 am: 28.05.10, 11:48 »
Schon klar, RL ist dafür zuständig, dass ich mir Sitzfehler bewusst mache - wenn da klappt, krieg ich den Rest möglicherweise selber hin.
Er/sie MUSS absolut kein Sportphysiologe sein und mir auch nicht den Hometrainer ersetzen.  ;)

Was halt nicht geht - wenn da ein Problem ist, wie ein verunfalltes Bein (wie bei einer guten Freundin von mir, die bitter damit kämpft) oder Hypermobilität oder ein Hohlkreuz etc. Exterieurfehler beim Reiter die zunächst die SAche erschweren. Und es wird dann nur gemault und gebrüllt oder gezetert oder gesagt: "Mei, DU kannst das sowieso nicht...".

Kernsatz vorhin: Das eigene HIRN einschalten - ohne das kann es nicht gehen.
Das beinhaltet aber auch: Sich auf etwas einlassen, einfühlen, es einfachmal ausprobieren, Reiten + Maul halten, verinnerlichen, üben... wo das ausbleibt, hat der beste RL halt irgendwann keine Böcke mehr, gegen das ganze Ge-Ja-Abere und Besserwissen anzuschwimmen.
RL, normal tickende jedenfalls, freuen sich, wenn jemand sich einsetzt, sich Mühe gibt, Anweisungen beherzigt, zwischen den Reitstunden an etwas feilt und übt und es dann als "verstanden" präsentiert. Klar, dass wirs trotzdem nicht alle in die Olympiaauswahl schaffen, aber mei...

Offline tara

  • ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd...
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 7.700
  • Geschlecht: Weiblich
    • IG Karabagh & eurasische Pferderassen e.V.
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #130 am: 28.05.10, 12:07 »
Tara - klar muss man seinen Körper beherrschen, sonst könnte man ja keinerlei Hilfen geben ;) 
Aber ob der Reitlehrer auch immer Gymnastiklehrer sein muss???


sicher nicht. aber es ist schon hilfreich, wenn er dir mehr sagen kann als 'Kreuz anspannen'; wenn er weiß, wie die Körperteile des Menschen zusammenhängen, wie Verkrampfungen in der schulter sich bis in die Hüfte auswirken können, wenn er weiß, daß 'Absätze tief' auch mit 'Zehenspitzen anheben' zu erreichen ist.

und ansonsten gilt immer noch der alte Lehrsatz:

Reiten lernt man nur durch Reiten.
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
Gruß tara

"Ausbildung heißt, das zu lernen, von dem du nicht einmal wußtest, dass du es nicht wußtest."
(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline terra

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.975
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #131 am: 28.05.10, 12:54 »
Au ja - das berühmt-berüchtigte Kreuzanspannen ;D  eine der absolut sinnfreien Anweisungen ::)  Habe ich glücklicherweise schon lange nicht mehr gehört, voelleicht hats sich ja rumgesprochen?

Offline MimTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.203
  • Blaufußindianer
    • Achtung wildes Landleben!
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #132 am: 28.05.10, 13:33 »
sicher nicht. aber es ist schon hilfreich, wenn er dir mehr sagen kann als 'Kreuz anspannen'; wenn er weiß, wie die Körperteile des Menschen zusammenhängen, wie Verkrampfungen in der schulter sich bis in die Hüfte auswirken können, wenn er weiß, daß 'Absätze tief' auch mit 'Zehenspitzen anheben' zu erreichen ist.

und ansonsten gilt immer noch der alte Lehrsatz: Reiten lernt man nur durch Reiten.

Und wiederum - die Frage ist was läuft "oben" falsch, dass die Absätze nach oben gezogen werden und die Beine nicht locker in die Steigbügel fallen und die Ferse tief kommt weil unterm Ballen der Steigbügel ist?

Reiten durch Reiten. Nunja, mir hat ein einfacher Holzstuhl und Übungen am Boden  mit (ganz fiesen) Bodenübungen geholfen, den Körpertonus (fürs Angaloppieren) zu verbessern, was ich (abknickende Hüfte) am Pferd nicht spürte.

Immer noch - wer ein Pferd reiten will: Muss vom Muskelaufbau des Pferdes Ahnung haben und die Zusammenhänge der Muskeln/Verspannungen etc.

Wer Menschen das Reiten beibringen will, sollte von der Körperphysiologie des Menschen Ahnung haben, sonst betreibt er - siehe hochgezogene Beine, Fußspitzen: Reine Symptombekämpfung, denn die Ursache liegt ja woanders (wo man es nicht sieht - aber aus den Symptomen weiß wenn man den menschlichen Körper kennt: In der Hüfte).`

Nur - wenn die Ursache nicht gelöst wird, wird mit den (falschen) Ansätzen versucht eine Haltung herbeizuführen - die aufgrund der nicht gelösten Ursache nicht möglich/schwierig ist - und dann kommen "Kompensationshaltungen" - bist in den Rücken hinauf?

Das ist so - wenn das Pferd die Nase vorn nicht runter nimmt muss man an den Zügel ziehen - wo der RL doch auch sagt: Da muss HINTEN das Kreuz ran... weil DA die Ursache für die fehlende Spannung liegt...?

Genau das ist was mir fast Wuttränen bei einem Meyners-Kurs verursacht hat: Das ich 1 Jahr lang versuchte das mit dem "Beinen/Fersen/Fußspitzen" im 08/15 Unterricht nachzureiten und 2 x 5 Minuten Übungen am Boden die echt net so kompliziert sind - plötzlich mir alles so leicht viel zu "erfüllen".

Und - dasselbe Programm (Meyners DVD) hab ich naiv-provisorisch mit einer Bekannten vor dem Reiten durchgemacht (naja die Gäule kucken leicht irritiert ob der Picknickdecken und er Gymnastik der Reiter im Gras) und volila! schon konnte sie locker mit in die Steigbügel schwingenden Beine eine Traberstute sitzen, was vorher unmöglich war. Und ihre Beine "fielen" genau dahin - wo sie hin sollten und was sie bisher nicht schaffte.

DAS ist es was mich aufregt - es sind soo kleine, einfach Übungen, so einfaches Wissen, so einfach zu tranferieren und mit Scheuklappen wird dann behauptet. "Du musst nur genug üben, dann wird das schon"  ::)

Gruß Mim
« Letzte Änderung: 28.05.10, 14:53 von Mim »
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline donau

  • pferde-allein-unterhalter
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6.356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #133 am: 29.05.10, 12:16 »
Immer noch - wer ein Pferd reiten will: Muss vom Muskelaufbau des Pferdes Ahnung haben und die Zusammenhänge der Muskeln/Verspannungen etc.

Wer Menschen das Reiten beibringen will, sollte von der Körperphysiologie des Menschen Ahnung haben, sonst betreibt er - siehe hochgezogene Beine, Fußspitzen: Reine Symptombekämpfung, denn die Ursache liegt ja woanders (wo man es nicht sieht - aber aus den Symptomen weiß wenn man den menschlichen Körper kennt: In der Hüfte).`

ganz böse gesagt: dann dürften 99% der reiter nicht am pferd sitzen, und auch 90% der bereiter kein pferd ausbilden. und vom reitlehrer wird verlangt, dass er pferd UND mensch behandeln kann. sicher, ein gewisses grundwissen braucht man, schon allein um sinnvolle anweisungen geben zu können, und probleme zu finden. nur bleibe ich dabei: wenn ich etwas bei trainer x nicht und nicht schaffe, geh ich zu spezialist y und lern mir das dort. für mich heisst das, zb. dass ich auf einen CR-sitz-kurs fahre, damit ich dann die anweisung meines reittrainers umsetzen kann, um das PFERD fördern zu können (entsprechend der ausbildungsskala, mit nase vorn etc. ).

wenn alle da ansetzen würden, und alternative lösungen für´s problem suchen würden, anstatt alternative probleme ;) hätte die reitlehre wohl nicht soviel krise zu bewältigen... ;)
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

Authorised WEIGUMS Desillusionator

Offline Olli

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 7.624
  • Geschlecht: Weiblich
  • Cassi kanns!
    • www.gut-silk.de
Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #134 am: 29.05.10, 12:50 »
Au ja - das berühmt-berüchtigte Kreuzanspannen ;D  eine der absolut sinnfreien Anweisungen ::)  Habe ich glücklicherweise schon lange nicht mehr gehört, voelleicht hats sich ja rumgesprochen?
? warum ist das sinnfrei? oder meinst du es wird nur falsch ausgedrückt?
kreuz anziehen, bzw bauch anspannen in dieser form einwirken findet mein pony großartig und läuft gut, denke ich.
Wir dürfen das Pferd nicht vermenschlichen,
wir müssen uns verpferdlichen.“