Ich weiß nicht, inwieweit ein Reitlehrer ein Pädagoge sein muss? Er sollte einen gewissen Umgangston und gewisse Höflichkeitsformen beherrschen. Unbedingt. Und ja - wenn er Kinder unterrichtet, wär es super und ideal. Aber wenn man mal davon ausgeht, daß nicht jeder Reitlehrer Kinder unterrichtet...
Ich helfe auch einigen beim Reiten. Mir kommt es eher darauf an, daß das Pferd (und somit natürlich auch in weiterer Folge) mit einem guten Gefühl aus einer Stunde rausgeht. Ich schau, daß der Reiter versteht, warum das jetzt für das Pferd wichtig ist bzw. war. Zufriedenes Pferd = zufriedener Reiter.
Was ich sehr schwer finde, ist beratungsresistenten Leuten etwas beizubringen. Menschen, die mir 10 x erklären, warum sie jetzt das innere Bein unmöglich nach vorne nehmen könnten, das äussere weiter zurück, mit der Inneren Schulter und die Hand und das ganze gleichzeitig - ein Ding der Unmöglichkeit. Das MUSS anders auch gehen. Und mir dann mit Ziehen am Innenzügel weißmachen wollen, daß es so auch geht. Bis ich sage: so - und jetzt geh mit der inneren Hand nach vor, gib mal nach - Zack ist der Pferdekopf wieder hochaufgerissen. Blöd. Ich kann mir oft 30 Minuten den Mund fusslig reden bis dann von mir wirklich eine scharfe Frage kommt - DANN erst wird reagiert und dann ist das Aha-Erlebnis ein großes, wenn das Pferd dann plötzlich und unmittelbar nachgibt, sich fallen läßt, abschnaubt und zufrieden dahinmarschiert. Und DANN erst kommt: so einfach kann das gehen?
Ja - so einfach, wenn man vorher alles richtig macht und das geht über den Sitz. Setz ich mich korrekt hin, kann das Pferd meinen Wünschen entsprechen, sonst nicht. Sonst ist es unlogisch für das Pferd, weil ich ihm mit meinem Körper komplett was anderes sage. Wenn das ein Reiter mal kapiert hat (das dauert immer ein bischen *g*) dann tut sich derjenige wesentlich leichter, sich auf (m)einen Unterricht einzulassen.
Ich kann es mittlerweile nicht mehr ausstehen, wenn man mir erklärt, warum das und das schlichtweg unmöglich ist, weil.....*hmpf* Wenn man mir sagt: auf Grund meiner Muskulatur/schiefen Beckens/Verletzung/wasauchimmer tu ich mir damit sehr schwer, aber ich bemühe mich - dann find ich das super. Aber von vornherein zu sagen: geht nicht....- geht nicht.
Es haben mich schon einige gefragt, ob ich ihnen helfen könne und ich habe abgelehnt - einfach weil es für mich nicht stimmig war. Es muss der Trainer wie der Schüler die Möglichkeit haben, für sich selber frei entscheiden zu können. Ich gehe davon aus, daß jeder mündig ist. Wenn ihm was nicht gefallt - bitte sagen. Wenn möglich kann man dann gemeinsam dann was ändern und wenn nicht, weiß auch jeder woran er ist.
Und bitte auch nicht vergessen: all die Reiter die von Trainer zu Trainer ziehen - jedesmal ist DER dann die neue goldene Kuh, sagt das einzig wahre - für paar Monate und dann kommt wieder ein neuer Trainer und der alte ist ganz "pfui" und "pöööse". Es sind immer alle anderen schuld: Pferd, Trainer, Sattel, Zaumzeug, Tierarzt, Stall, Futter - egal. Nur ganz selten setzt sich dieser Mensch mit SICH auseinander.
Pferde spiegeln viele wider. Oft auch Seiten, an denen es wert wäre zu arbeiten. Vielleicht zb "Durchsetzungsvermögen", Klarheit, Konsequenz, Ruhe, Umgangston, Respekt.... vielleicht auch das Thema Zeit. Durch mein Pferd kann ich lernen, daß es nicht darauf ankommt, möglichst schnell Lektion A zu reiten - sondern für das Pferd einen Weg zu suchen, Lektion A möglichst gut ausführen zu können - als Bestätigung meines bisherigen Ausbildungsweges gemeinsam mit dem Pferd.
Mein "Unterricht" hört nicht im Sattel auf - er geht oft weiter. Oft so, daß Eltern mich groß anschauen, wenn ich dem Fräulein Tochter das Wort "BITTE" gegenüber der Mutter in Erinnerung rufe. Daß es für mich dazu gehört, demjenigen auch nahe zu legen, daß das Sprichwort "wie man in den Wald hinein ruft..." auch auf das Thema Reiten zutrifft. Für mich geht es oft um grundsätzliche Dinge. Wenn jemand achtlos mit seinem Pferd umgeht, komm ich nicht mit ihm klar.
Genauso wie viele mit mir nichts anfangen können. Oder ich wiederum mit anderen Trainern.... Das ist okay und das ist zu respektieren. Jeder muss seinen Weg gehen und jeder macht so seine Erfahrungen. Oft paßt ein Trainer wirklich jahrelang und dann plötzlich nicht mehr - aus welchen Gründen auch immer. Es soll jeder das tun, was ihn glücklich macht. Aber mit Respekt dem anderen gegenüber.
- und jetzt muss ich mal die Beiträge lesen, die jetzt alle geschrieben wurden...