Autor Thema: "Reitlehre in der Krise"  (Gelesen 136804 mal)

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Offline tara

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #15 am: 04.05.10, 07:54 »
das Pferd muss sich beherrschen können

herrlich.....

meiner konnte sich gestern nicht beherrschen: statt si´ch gesittet longieren zu lassen, war er auf Kravall gebürstet und wollte nur rumspaken. Schön, wenn er mit 25 noch so viel Energie hat....
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
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Offline sasthi

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #16 am: 04.05.10, 09:02 »
Ziel ist ja eiiigentlich ein rittiges Pferd.
Wie man diese Rittigkeit erreicht, darüber streiten sich im Moment ja die Geister.

Wobei der Weg, ja eiiiiiiiiiiigentlich einfach wäre... ist halt nur anstrengend und dauert ggf. etwas länger...
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Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #17 am: 04.05.10, 09:31 »
das ziel ist relativ klar definiert - nur ist die heutige zeit gewohnt, sich abkürzungen zum ziel erkaufen zu können. sich anstrengen, zeit lassen, in kleinen schritten drauf hinarbeiten AN SICH SELBST ist out ::) von daher heftiges kopfnicken zu bruno six.

das benutzen jeglicher abkürzungen läuft im endeffekt auf ein "problempferd" hinaus, und dann 2 typen von reitern - die "guru-schlepp-fraktion", die meint, wenn sie nur alternativ genug wären, ginge das schon, und die "abreagier-fraktion", die sich toll vorkommt, wenn sie das wüüüüülde pferd bändigen.

ein rittiges, gehorsames, vertrauensvolles reitpferd zu bekommen, ist viel arbeit, viel denken, viel selbstdisziplin des reiters, und viel zeit zu investieren, und damit bin ich vom leistungssport noch ganz, ganz weit weg. das ist die basis, die eigentlich jeder freizeitreiter haben will, und für das pferd ist das durchs gelände-schlappen ohne ausreichende gymnastizierung ungefähr so ruinierend wie hochleistungssport, man siehts nur anders, weil ein leichtes ticken zb. beim geländeschlapper nicht auffällt. und die paar turniere/ orientierungsritte oä. im jahr schaden den tieren genau gar nicht, sondern zwingen den reiter, einen gewissen ausbildungsstand zu erreichen, von daher... ;)

der satz "na, mit deinem kann man das ja alles machen, der ist ja sooooo brav und sooooo talentiert" nervt in dem zusammenhang, kommt aber immer. nein, die sind nicht brav oder talentiert - nur gut erzogen und ausgebildet, und das ist aufwändig und zeitintensiv. von daher bin ich gern weiter phöse, weil ich doch durchaus ein (sport) reitpferd will ;D
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Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #18 am: 04.05.10, 10:02 »
Beim Umgang mit dem Pferd sind Unwissenheit und Indolenz halt einfach tödlich - buchstäblich.
(abgesehen davon, dass es auch fürs Pferd ungesund ist, auf Dauer)
Das nötige Wissen könnte heutzutage aber auch mit Spass und Verständnis vermittelt werden.
Wer Pferde wirklich LIEBT wird auch den Muskelkater und die Selbstkritik "unterwegs" tapfer in Kauf nehmen.
DA sollte die FN halt nicht weiter stur und blind dran vorbeigehen, dann macht sie auch das Rennen.
Denn sie könnte immer noch das fundiertere, ältere und bewährtere Know-How vermitteln, verglichen mit manchem selbsternannten Cowboy und Pferdeguru oder sonstigen, die derzeit auf der Modewelle schwappen.
Auch die hübsch barock verkleideten Schnellsiede-"Klassiker" oder "Iberer" zähle ich dazu - da hab ich auch schon Grässliches gesehen :P

Voraussetzung wären halt dann mal Lehrer, die nicht nur stur "auf Linie" gebracht werden, sondern engagierte, bildungs- und lernwillige, pferdeliebende Menschen, die auch Einfühungsvermögen und pädagogische Fähigkeiten im Ärmel haben.
(der Erfolg eines GUTEN Reitlehrers beruht meist auch darauf, dass er nicht nur Pferde, sondern auch Menschen mag  :D und versteht...)


Offline ricki

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #19 am: 04.05.10, 10:03 »
Unterschreibe bei B.S. und donau.

solange die Hutschigutschifraktion gemütlich mit ihren Pferden ausreitet, ist das alles in Ordnung....
Hm, weiß nicht... Ich halte es da mit M.Putz (ich hoffe es ist OK wenn ich ihn hier zitiere):
"Jeder der reiten möchte, hat die Pflicht, alles dazu zu tun, daß sich für das Pferd der Einsatz unter dem Sattel so einfach und angenehm wie möglich gestaltet; deshalb muß er auch sich und sein Pferd einer angemessenen Ausbildung unterziehen!"
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Offline Beagle-Petra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #20 am: 04.05.10, 10:58 »
Kann da nur bei ricki unterschreiben.

Für mich liest sich das Zitat im Eingangsposting genau so:

Egal was wir mit unseren Pferden machen möchten - wir haben die Pflicht uns selbst so weit auszubilden, dass wir das bestmöglich erreichen können. Bestmöglich im Sinne der pysischen und psychischen Gesundheit des Pferdes, unserer Gesundheit und Sicherheit zuliebe und auch aus Verantwortung der Umgebung gegenüber - Mitmenschen, Fauna und Flora, Material etc.

Wie Heuschmann sagt: Auch wenn er nur im Schritt durchs Gelände reiten möchte, dann wünscht der Reiter ein fein gerittenes Pferd, das auf leichte Hilfen reagiert, und nicht eines, das er am Zügel durch die Gegend zerren muss.

Reiten ist in der Tat eine körperliche Betätigung, die eine gewisse körperliche und mentale Fitness voraussetzt. Selbst wenn ich nur meine körperliche Koordinationsfähigkeit so weit trainiere, dass ich nicht im Sattel rumplatsche und in der Lage bin, Hände und Beine so zu gebrauchen, dass sie ihre Funktionen als Kommunikationsmittel basismäßig erfüllen können.

Aber schon hierher kommen viele gar nicht mehr, weil sie nicht über die notwendige Selbstdisziplin verfügen. Dabei brauchts dazu nicht mal, dass man sich richtig abmüht und schwitzt und ackert und kasteit. Dazu brauchts einfach nur die Einsicht, dass man lernen und sich auch mal was sagen lassen muss. Genau das aber wollen und können viele gar nicht mehr. Sie wollen in Ruhe gelassen werden und einfach ihr Ding durchziehen. Diese Leute kann man auch nicht mit unterhaltsamem Unterricht zum Lernen motivieren.

Das von B.S. geschilderte Problem betrifft keinesfalls nur den Hochleistungssport und besagt auch keinesfalls, dass nur der ein Reiter ist, der sich um den Hochleistungssport bemüht. Sondern das Problem zieht sich bis ganz nach unten an die Basis durch. Es fehlt grundlegend mehr und mehr das Verständnis, dass insbesondere das Reiten eine Beschäftigung ist, die nicht nach 10 Reitstunden ausreichend abgehandet ist. Nach 10 Stunden kriegt ja kaum noch jemand seinen Führerschein. Aber viele sind im Sattel schnell sicher, den Durchblick zu haben und wurschteln dann weiter und häufig unter der Maßgabe: Das muss doch auf einfache Weise hinzukriegen sein!

Klar wechseln solche Leute z.B. aus FN-Reitschulen gern ins Westernlager, wird ihnen doch suggeriert, dass dort alles "wie von selbst" geht. Der Andalusier lässt sich ja auch leichter piaffieren als das Warmblut (was zwar stimmt, was aber nicht bedeutet, dass das Piaffieren auf einem Andalusier etc. absolut leicht ist), die Liste lässt sich fortsetzen.

Die Aussage, dass viele sich nicht mehr anstrengen möchten, bedeutet für mich nicht, dass viele keine Lust haben, sich bis an die körperlichen und psychischen Grenzen schikanieren zu lassen. Sondern dass sie einfach mental zu faul sind und nicht mehr in der Lage, mit Kritik umzugehen und Selbstkritik aufzubauen. Es geht gar nicht so sehr um das Können - es macht doch gar nichts, wenn man nicht viel kann oder nicht sehr weit kommt. Es geht um das Wollen. Da liegt bei vielen der Hase im Pfeffer. Der Wille, jedes Bisschen, das man macht mit, am und auf dem Pferd, gut zu machen. Nur im Erfinden und Verargumentieren von Ausflüchten und im Dozieren sind viele gut.
Nur echt mit dem Beagle!

Offline sasthi

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #21 am: 04.05.10, 11:18 »
B-P, das meinte ich aber mit anstrengend... nicht (nur) das "Schweiß, Tränen", sondern einfach auch, sich mental da nochmal mit auseinanderzusetzen, warum dieses und jenes nicht funktioniert, weshalb im Moment der Knoten im Hirn besteht, und man es im Moment nicht umsetzen kann.

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Offline tara

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #22 am: 04.05.10, 11:33 »
der satz "na, mit deinem kann man das ja alles machen, der ist ja sooooo brav und sooooo talentiert" nervt in dem zusammenhang, kommt aber immer. nein, die sind nicht brav oder talentiert - nur gut erzogen und ausgebildet, und das ist aufwändig und zeitintensiv.

den Satz höre ich auch immer wieder, wenn wir im Geschicklichkeitsparcours mal wieder alles anstandslos und in der schnellsten Zeit absolviert haben. Daß das dem Pferd nicht angeboren ist, sondern das Ergebnis von mittlerweile 20 Jahren regelmäßiger, konsequenter Arbeit, wird gerne übersehen.
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Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #23 am: 04.05.10, 11:54 »
Klar wechseln solche Leute z.B. aus FN-Reitschulen gern ins Westernlager, wird ihnen doch suggeriert, dass dort alles "wie von selbst" geht. Der Andalusier lässt sich ja auch leichter piaffieren als das Warmblut (was zwar stimmt, was aber nicht bedeutet, dass das Piaffieren auf einem Andalusier etc. absolut leicht ist), die Liste lässt sich fortsetzen.
Der durchaus seriöse Westernunterricht, den ich 1x auf einem Kurs und dann über ein paar Wochen weg hatte, da ging nichts "wie von selbst", das war extrem hart, beim Sattel angefangen ;D.
Klar, zum Durchs-Gelände-Bürsten ist das Westernoutfit ideal, und sicherer als unsere "Briefmarken", was dann auch zum Überhandnehmen vieler fürchterlicher Wildwestreiter geführt hat, die die Gegend buchstäblich unsicher machen.
Will man aber fundiert die korrekte Hilfengebung im Westernstil erlernen, au weia, macht Euch auf was gefasst, Leute! Hut ab vor allen, die es gut können!

Die Aussage, dass viele sich nicht mehr anstrengen möchten, bedeutet für mich nicht, dass viele keine Lust haben, sich bis an die körperlichen und psychischen Grenzen schikanieren zu lassen. Sondern dass sie einfach mental zu faul sind und nicht mehr in der Lage, mit Kritik umzugehen und Selbstkritik aufzubauen.
Mei... wenn ich beim Paddeln Murks mache, wickle ich das Boot um den Stein und nehme ein SEHR sehr kaltes Bad ;D Da übernimmt das Wildwasser es, einen mit der evt. fehlenden Selbstkritik bekannt zu machen  ;D
Entweder also ich LERNE oder ich tue mir erheblich WEH bzw. werde verdammt nass (kalt wird es im Wasser auch bei Top-Ausrüstung, und wers nicht glaubt, der möge mal in den Inn, vorzugsweise in der Imster Schlucht fallen. Dann mal tschüss...*zappel* *abtreib*)

Bis ich es kann, strapaziere ich aber nur MICH plus totes Material, kein geduldiges leidensfähiges Mit-Lebewesen. DAS ist ein Unterschied.

Donau + Tara, einfach ein blöder Satz, das.
Das Gegenstück dazu durfte ich mir aber auch schon anhören, zum Thema "Fremdpferdreiten" - es lautet: "Jaaa der ist bei dir brav, denn du verlangst ja auch nichts von ihm"
(aha, d. h. der Krampen würde schon eine etwas forschere Hilfe mit bösartiger Gegenwehr beantworten, oder wie oder was?
Freilich sitze ich dann besser still, oder wozu soll ich mir mit anderer Leute schlecht erzogenen Viechern das Hirn einrennen...)

Mir hat auch mal wer gesagt: "Dein Pferd ist so langweilig, das MACHT ja alles was man ihm sagt" (hatte ihn zum Handpferdereiten ausgeliehen mit ungezogener Isi-Jungstute am Strick).
Klar doch, ein wahrer Reiter langweilt sich mit einem leichtrittigen, oder zumindest gut händelbaren Pferd, da fehlen die Herausforderung, der Kampf, die Chance zur Selbstbehauptung...  :P  ???
(v. a. mit Handpferd an der Strasse lang, holllldrio!)

Ich LIEBE solche Ansagen... ::)

« Letzte Änderung: 04.05.10, 12:15 von zaino »

Offline tara

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #24 am: 04.05.10, 12:16 »

Mir hat auch mal wer gesagt: "Dein Pferd ist so langweilig, das MACHT ja alles was man ihm sagt"

langweilig?
nun ja, ich finde es eher entspannend. Stress hab ich im Job genug.
und wenn's uns doch mal zu langweilig wird, probieren wir halt mal was neues, z. B. rückwärts auf die Wippe gehen.
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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #25 am: 04.05.10, 13:30 »
habgradwenigzeit

Mim- DAS unterschreibe ich auch gerne!
der bissige Terrier schickt Grüsse
http://dhbf.daisypath.com/NE3Lp1.png
Ich bin zu alt um nur zu spielen und zu jung um ohne Wunsch zu sein

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #26 am: 04.05.10, 18:19 »
den Satz höre ich auch immer wieder, wenn wir im Geschicklichkeitsparcours mal wieder alles anstandslos und in der schnellsten Zeit absolviert haben. Daß das dem Pferd nicht angeboren ist, sondern das Ergebnis von mittlerweile 20 Jahren regelmäßiger, konsequenter Arbeit, wird gerne übersehen.

Und weißt du was das ganz schlimme ist? In 2 WOCHEN ist das ruck-zuck versaut von Leuten die nicht wissen um was es geht :-(((((

@ Schweiß und Ackern... ist das wirklich nötig? Gehte es wirklich nicht anders? Wie hörte ich letzt - wer will das ein Pferd auf Flüstern reagiert - darf in der Ausbildung nicht schreien. Und - ist das bei Menschen so viel anderes? Auch bei Druck und Lautstärke - merke ich das Menschen eher "zu" als "auf" machen, etwas anehmen. Wo sind die Ausbilder die etwas so vormachen (können) das man es GERNE nachmachen möchte? Das man sagt - SO möchte ich es auch können? Das der Weg das Ziel ist? Das einem aber nicht unerreichbare Karotten hingehängt werden?

Mein Beispiel ist ein Bekannter, der mit 45 Jahren ob Lebenspartnerin das reiten anfing. Keine motorische Hochbegabung. 90 - 100 kg. Nur einmal pro Woche Unterricht - am Wochenende. Nix mit "jung und neurologisch flexibel".  Nach 9 Monaten - war ich auf ihm (er auf einem 3-Sterne-VS-Pferd) im Gelände in allen 3 Grundarten unterweg - nur weil er a) auf einem guten Pferd b) Einzelunterricht hatte und c) sich nebenbei mit Geitner & Co und ein paar Grundlagen beschäftigt hat. Was läuft falsch - wenn er in DER Zeit in DEM Alter und mit DEM (wenigen) Aufwand so viel / gut lernen konnte  ???

Die Krise der Reitlehre - ist sie nicht: Das viele Reiter a) den Weg/Mittel/Zwang und b) das Ziel (vorne Strampeln hinten stechen) nicht mehr annehmen?

Gruß Mim
« Letzte Änderung: 04.05.10, 18:32 von Mim »
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline ricki

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #27 am: 05.05.10, 07:19 »
Die Krise der Reitlehre - ist sie nicht: Das viele Reiter a) den Weg/Mittel/Zwang und b) das Ziel (vorne Strampeln hinten stechen) nicht mehr annehmen?
Sorry, den Satz verstehe ich nicht. Vorne strampeln, hinten stechen ist doch nicht im Sinne der Lehre (zumindest nicht der deutschen Reitlehre) ??? ???
Oder bin ich mal wieder zu blond?
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Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #28 am: 05.05.10, 08:46 »
ricki, guck Dich mal auf Turnieren und in Reitställen um... oder wenn ich mich erinnere, wie ich vor hmpf... 36 Jahren das Reiten gelernt hab, als Zwergerl... heute jammern sie immer noch bei der FN, dass ihnen die Leute weglaufen.

Mim, Schweiss und heftiger Einsatz - nein, Dein Beispiel beweist das Gegenteil. Aber Am-Ball-Bleiben und sich für eine Sache halt einsetzen.
Leider kursiert nirgendwo so viel Halbwissen, das auch noch borniert verteidigt wird, wie in der Reiterei... 
Oktober, Reitpass-Kurs. Man gab mir einer super stramm ausgebundene Norwegerstute, vom Stall weg Ausbinder drauf. Ich: soll man denn unaufgewärmte Pferde so stramm ausbinden???
Antwort von dem Bereiterlehrling: Doooch, andersherum ist es gaaanz falsch... ???
OK, ok. Schon als 4jährige Ballettratte hiess es, aufwärmen bevor man die Spitzenschuhchen anziehen musste/durfte. *michamkopfkratz*
Anderer Bereiterlehrling: Ja wisst ihr, Ponies, wie Norweger und so, sind frühreif, die kann man mit 2 schon anreiten.


Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #29 am: 05.05.10, 10:17 »
mim - schweiss ist es auch, sich monatelang EINZEL-unterricht zu gönnen, sich daneben mit grundlagen zu beschäftigen, sich ein gutes pferd zu suchen, lernen wollen. das ist nicht grade wenig aufwand, sondern eher tägliches zeit investieren für sein hobby. das ist mühsam, und braucht disziplin. der körperliche schweiss ist es gar nicht so, sondern die anstrengung auf einer anderen eben, die fehlt.

die menschen lehnen jeden weg ab, der langwierig, mühsam und selbstdisziplin verlangend zu sein scheint. sitzschulungen, das auseinandersetzen mit grundlagen, regelmäßiger unterricht - das alles ist teuer, und anstrengend. und in allen drei gangarten auf einem sicheren pferd durchs gelände reiten können ist weit weg davon, ein pferd der reitlehre gemäß fein und rittig zu halten oder gar zu bekommen.

abgesehen davon ko*** es mich langsam an, dass die deutsche reitlehre immer gleich gesetzt wird mit strampeln, stechen, springen über riesen hindernisse. das ziel dieser reitlehre ist ein gutes, gelassenes, rittiges gebrauchspferd, das im gelände, in der bahn und über kleinen sprüngen gut mitmacht, und gesund über den rücken einen reiter tragen kann. das ist sehr, sehr anspuchsvolles programm, eigentlich das, was alle freizeitreiter wollen, nur dass immer suggeriert wird, das ziel erreiche ich schneller/einfacher wenn ich western reite (kann ich schneller bremsen, mit so einem bit..), klassisch/barock reite (hauptsache langsam) oder seil wachle (weil ja dann die dominanz und so). blöde klischees? mag sein, aber wenn es opportun ist, klischees für die fn-reitlehre zu verwenden, dann darf man das auch anders rum.

aus eigener erfahrung kann ich sagen: motivierte reitschüler sind selten, 95% wollen nur hören, dass sie´s eh ganz toll machen, kriegen die krise, wenn sie mal härter angefasst werden, weil sie bei der 10. aufforderung immer noch nur zurück maulen, und wechseln den reitlehrer, wenn man ihnen sagt, es dauert länger als 2-3 monate, das zu lernen.

und das trifft auch die alternativen: keiner geht zb. auf zirkuskurse, bei denen nicht garantiert wird, dass das pferd nach einem wochenende zumindest eine lektion mehr kann :P klassische handarbeit macht auch keiner, weil 1 jahr bis die grundlagen sitzen? naaaaa... viiiiieeeel zu aufwändig ::)

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