Autor Thema: "Reitlehre in der Krise"  (Gelesen 137590 mal)

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Offline Dahika

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #45 am: 06.05.10, 11:39 »
Da ist es halt die Frage, ob diese "Hutschigutschiweichspül"-Kandidaten sowas wollen, ob sie sich nach Feierabend nochmal eine Stunde konzentrieren möchten oder halt gemütlich über den Reitplatz schlappen wollen und kopfschüttelnd jene betrachten, die noch die Energie besitzen, sich und Pferd weiterzugymnastizieren.

Die HutschigutschiweichspülKandidaten haben vielleicht den ganzen Tag verdammt hart in ihrem Beruf gearbeitet und daher vielleicht auch das Recht, sich zu entspannen. Nicht auf Kosten des Pferdes, das ist richtig. Und das Recht auf die Reithalle haben sie genau wie die "Gymnastizierer", denn sie haben dafür bezahlt.
Ich kenne viele Hutschi-Gutschis, die ich jedem sog. Gymnastizierer vorziehe. 95% der Gymnastizierer wissen doch gar nicht, wie man das macht.

Offline MimTopic starter

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #46 am: 06.05.10, 12:19 »
äh, mim - wieso verband stützen? reitlehre ist nicht gleich verband, genauso wenig wie christentum = katholische kirchen, zb.?

Hallo

Tunier = Verband, oder etwa nicht? Ja und du hast recht, dass ist in der katholischen Kirche dasselbe - weil sie jahrunderte/zehntelang die schwarzen Schafe deckte/in ihren Reihen huldigten, sind sie heute in einer Krise, etwa nicht?
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #47 am: 06.05.10, 12:37 »
mim, meinst du jetzt, wenn ich auf turnieren starte, unterstütze ich den verband? wenn ich zuschauen gehen? oder wie? ???

es stimmt, der turniersport, egal welcher disziplin ist in der krise, immer weniger menschen/reiter wollen das, dummerweise wird immer die reitlehre bzw. das ideal dahinter verwechselt mit dem, was im wettkampfsport gezeigt wird, das ist NICHT das gleiche! ;) genauso wie die kirche in der krise ist, aber nicht der glauben an sich, es bilden sich halt sekten bzw. abspaltungen (war übrigens auch schon bei martin luther so ;D ), in der reiterei alternative reitweisen oder lehren.

ich starte schon auch auf turnieren, aus spass an der freud, wegen der möglichkeit, in fremder umgebung die rittigkeit/ meine ausbildungsmethoden zu überprüfen. und ein ganz klein wenig mit dem hintergedanken, dass ich, wenn ich noch ein paar andere mitziehe (was ich tue) die möglichkeit hab, zumindest lokal die leute dazu zu bringen, reelles reiten wieder gut zu finden. wertnoten und schleifen sind mir dabei recht egal, ich finde die idee der "revolution von der basis" aber recht ansprechend. wenn die show-reiter unter sich bleiben, ändert sich die methodik nie.... zumindest denke ich das ;)
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Offline MimTopic starter

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #48 am: 06.05.10, 12:41 »
mim, meinst du jetzt, wenn ich auf turnieren starte, unterstütze ich den verband? wenn ich zuschauen gehen? oder wie? ???

Ja Donau,
denn wie im Bayernkurier zu lesen,

WEIL die Leute zunehmend nicht mehr auf Tunier gehen und WEIL die Zuschauerquoten abnehmen und in andere Reitweisen etc. wechseln - kommt auf einmal Bewegung in die Verbände, oder nicht?

Ich frag mich halt - die "guten" Reiter gabs doch schon immer, warum hat sich/konnte sich "vorne ziehen und hinten stechen" dann doch so durchsetzen und erst wenn die Mitglieder/Zuschauer fehlen: Startet die Diskussion?

Gruß Mim
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline McFlower

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #49 am: 06.05.10, 13:05 »
Wo ist sie denn, die Krise im Turniersport? Ich wollte, sie wäre in Westfalen schon angekommen.

Wir haben nach wie vor monströse Starterfelder. Prüfungen, die für´s Publikum nicht so attraktiv sind, werden auf Donnerstag und Freitag gelegt. Ist man berufstätiger Amateur, muss man sich die Dressurprüfungen auf A/L/M-Niveau, die Samstag oder Sonntag stattfinden, mit der Lupe raussuchen.

Hier mal eine Zeiteinteilung eine Turniers in meiner Nähe für kommendes Wochenende. Schaut mal auf die Starterzahlen!!! Und schaut mal, an welchen Wochentagen A-/L-/M-Dressur geritten werden. http://www.horsenet.de/Turniere/05Dorsten/Zeit10.pdf
Die Samstage und Sonntage sind reserviert für tausend Reiterwettbewerbe, E-Dressur und S-Dressur. Da kommen die meisten Zuschauer, da wird das Geld verdient.
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Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #50 am: 07.05.10, 09:57 »
mim, in den 12 jahren, die ich mehr oder weniger aktiv im turniersport bin (als TT bzw. als starter) hätte ich nicht bemerkt, dass es weniger zuschauer oder starter gäbe, eher im gegenteil. das ist abhängig vom jeweiligen veranstaltungsort/ turnierveranstalter, ob viel los ist oder nicht. die beliebten, professionellen turnierveranstalter mit schöner anlage haben in A schon mal 50+ starter, und selbst in einer leichten M sinds dann noch 20+, wenn cups geritten werden, über 40. in einer A oder L kommt man selbst auf kleinen, eintägigen turnieren nicht unter 20 starts pro klasse weg, teilweise wird um 22:00 noch geritten, nachdem der erste um 8:00 dran war. den eindruck habe ich also ähnlich wie mcflower....

die guten reiter verdienen sich ihr geld damit, für andere das pferd herzurichten :P bzw. wird die diskussion denke ich im moment nur medienwirksamer aufbereitet. solange ich mich erinnern kann, gabs immer die kluft zwischen den reellen und den spektakulären, wurden immer schon zweifelhafte praktiken, um ein pferd schnell "sportfertig" zu machen angewandt, die tiere waren meist mit 10 völlig kaputt, wurden dann ausgetauscht. was jetzt anders ist, dass dann gewisser holländer der wahnsinn jetzt methode hat, sich die spektakulären drauf berufen können "aber die ganz oben machen das genauso", und das als willkommene abkürzung behandelt wird.

ja, es fehlt die basis, die wirklich korrekt reiten kann, um ein problemloses gebrauchspferd zu erhalten oder gar selber auszubilden. es fehlt aber auch an willen dazu, sich dem anstrengenden weg zu unterziehen, da zu arbeiten, und das jahrelang, wenns einfacher geht, wenn die "ziehen und stechen" methode doch auch zum ziel (=schleife??) führt.

vielleicht sind wir auch nur besser in der lage, die diskussion zu führen, weil die bilder um die welt gehen können, weil wir vernetzter sind, weil es mehr im blickpunkt der öffentlichkeit landet? weil es aufgrund von internet und co. jetzt mehr "alternativen" gibt als vor 20 jahren?

ich habe zirzensik, barockreiterei, die nh-welle von anfang an mitbekommen (glücklicher zufall?), westernreiterei aus der nähe sehen, probieren dürfen, konnte aber nix neues finden dabei, und bin bei der "alten" klassischen lehre geblieben. und habe deswegen eine echte trainer misere - die guten sind völlig ausgebucht von leuten, die wirklich arbeiten und lernen wollen. der rest für die hutschi-gutschi-warum anstrengen-fraktion... nunja. die krise ist, das zeigt sich auch in der diskussion hier, weniger eine der reitlehre, sondern eine der einstellung dem hobby gegenüber bzw. eine des spitzensports, vergleichbar mit der barr-affäre im springsport vor 15? 20? jahren...

die "basis" krise erinnert mich halt immer ein bisschen an leute, die ins fitness-center gehen, und sich beschweren, dass es aus der garage in den ersten stock keinen lift gibt, und sie die stiegen hoch müssen... ::) ;)
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geolina

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #51 am: 08.05.10, 08:08 »
es fehlt aber auch an willen dazu, sich dem anstrengenden weg zu unterziehen, da zu arbeiten, und das jahrelang, wenns einfacher geht, wenn die "ziehen und stechen" methode doch auch zum ziel (=schleife??) führt.

die "basis" krise erinnert mich halt immer ein bisschen an leute, die ins fitness-center gehen, und sich beschweren, dass es aus der garage in den ersten stock keinen lift gibt, und sie die stiegen hoch müssen... ::) ;)

2x ja, aber auch, warum sich anstrengen, wenn man doch in foren landauf landab hört, dass man schon alleine deshalb ein viel besserer reiter ist als die bösen turnierreiter, wenn man einfach mal den nasenriemen weglässt. im hochgefühl des besser-als-andere-seins lässt sich dann das ohne rücken laufen, hals hochreißen, nicht angaloppieren können und vieles andere auch besser ertragen, weil man gibt es pferd eben seine zeit.

ich hab bei fremdreitertest mittlerweile festgestellt, dass die tiefgezogen pferde genausso schlimm laufen (nur schneller *hutfesthalt*), wie die ich reite klassisch und mein pferd läuft mit barocksattel ob der nun passt oder nicht freizeithutschi.

beide wussten nicht was anlehung ist, was ein gutes vorwärts ist (klar ne andere interpretation *g*), wie man den rücken einsetzt.

beides kam aus abkürzungen, beide reitrichtungen sind glücklich in der überzeugung alles besser zu machen als die anderen. die einen weil sie ja schleifen haben - die anderen weil man reitet ja ohne zwang und nasenriemen.

die reitlehre ist nicht in der krise, sie ist in der mottenkiste und aus angst, dass man richtiges lesen könnte wird sie nicht mehr ausgepackt.

öhm, nebenbei, muss ich erwähnen, dass ich auch der überzeugung bin alles besser als alle anderen zu machen  ;D. die reiterwelt ist einfach ein verrückter haufen und wir haben alle einen schönen haschmich. 8)

alex

Offline Anja

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #52 am: 09.05.10, 11:01 »
Geolina, interessant wird es wenn eine (wirklich gut reitender) Barockreiterin, die sonst sehr ruhig und mit viel Seitwärts reitet (nimmt Unterricht bei einem Branderup Schüler) Reiturlaub macht.

Und dabei auf einen arbeitsgeilen Lusitano gesetzt wird, der nur vorwärts geritten werden kann. Sie hat aber tapfer durchgehalten und sass hinterher richtig gut auf dem Pferd. Zuerst konnte sie überhaupt kein Gleichgewicht halten, weil sie so viel Schwung nicht gewohnt war. Hinterher war sie sehr glücklich und meinte, genau dieses Reitgefühl hätte sie gebraucht.....

Zur Rollkurdiskussion erinnere ich mich an Paul Sch.... und Franke Sl.... die vor geschätzten 25 Jahren ihre Pferde mit Schlaufzügel abritten. Links durchstellen, Hinterhand holen, rechts durchstellen , Hinterhand holen. Wer es versuchte nachzumachen kam oft nur bis links durchstellen, keine Hinterhand holen rechts durchstellen, keine Hinterhand holen. Die Pferde gingen irgendwann automatisch beim Zügelaufnehmen rhytmisch mit dem Kopf nach rechts und links. Aber nicht besser.l

Die "moderne" Rollkur funktioniert ähnlich, durchstellen Hinterhand holen, durchstellen Hinterhand holen. Die Holländer haben dem Kind nur einen neuen Namen gegeben und stellen die Tiere noch enger ein. Viele Nachahmer beschränken sich dann auch noch auf das "durchstellen keine Hinterhand holen". Ich mag beides nicht, aber mit Hinterhand hat es wenigstens einen gymnastizierenden Effekt.

Nicht gymnastizieren und nicht die Hinterhand arbeiten, indem man das Pferd langsam auf der Vorhand rumschlurfen lässt ist doch auch keine Lösung, oder..... ??? Vielleicht sind sie entspannter beim Kaputtreiten.......
Herr, wirf Hirn vom Himmel oder Steine, was ist egal Hauptsache Du triffst.

Offline Binesdiva

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #53 am: 21.05.10, 10:22 »
Ich fürchte, daß die deutsche Reitlehre tatsächlich in der Krise, dies aber eigentlich nicht verdient hat.
Bin ja immer noch der Meinung, daß in den Richtlinien alles erklärt ist und wenn man sein Pferd auch tatsächlich damit ausbildet und sich entsprechend viel Zeit lässt, diese Ausbildung auch für Pferd und Reiter das Beste ist.

Gleichwohl gibt es aber auch diesen Trend zu den vermeintlich weicheren und pferdefreundlicheren Reitweisen.
Ich schließe mich denen an, die schrieben, daß es größtenteils davon kommt, daß viele sich nicht mehr quälen wollen und auch nicht verstehen, daß man erst lange zu einem korrekten und losgelassenem Sitz finden muß, um überhaupt reiten zu können.

Da ist das "rauf auf's Pferd und los" natürlich erstmal einfacher und verlockender.

Auch der früher übliche Kasernenton in Reithallen ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß.

Viele habe heute weder Zeit, noch Geld noch die Bereitschaft und das Verständnis dafür, daß die Ausbildung von Reiter und Pferd eben dauert.

Und genau diese Haltung führt dazu, daß andere Reitweisen unglaublichen Zulauf haben.

Man muß einfach davon abkommen, in Schubladen zu denken.
FN=Turnier, Sporen, Sperriemen ist genauso falsch wie Western=freundschaft mit dem Pferd, pferdeschonend etc.

Gutes Reiten ist immer richtig, egal, in welcher Reitweise.
Und da sind wir wieder beim Punkt:
Die Ausbilder sind wichtig.
Sie sind Vorbilder, sie sollen ihre Schüler ja zu gutem reiten bringen.
Und wenn ich mir jetzt mal anschaue, was alles so beim Trainer C -Basissport-  einen Trainerschein bekommt oder auch diese Westernscheine, ich weiß nicht.
Ich unterstelle den jeweiligen Verbänden einfach mal, daß sie erkannt haben, daß man damit gut Geld machen kann und je mehr Scheine sie abnehmen, desto besser rollt der Rubel.

In Brandenburg ist die Krise leider auch noch nicht angekommen, ganz im gegenteil: Die letzten WE waren in A-Dressuren ca. 100 Nennungen, ähnliches in A- und L-Springen. Und 60 Starter im Caprilli-WB sprechen auch eine andere Sprache.
Das mal locker 40 % von denen mal gut daran getan hätten, noch ein bißchen zu üben, nun ja....

Und vielleicht auch mal eine andere Sichtweise:
Überall hört man, daß schlechtes/falsches Reiten derzeit mit Schleifen belohnt wird und das gerade in der Turnierreiterei ein gänzlich falscher Weg eingeschlagen wurde.
Das ist richtig, aber ganz oft gewinnen bzw. werden platziert, die von den ganz, ganz schlechten noch am Besten reiten. Und mit 5,6 noch als 8. in einer Trensen-L platziert zu werden ist doch einfach peinlich, oder? Der Sieger war bei 6,3.
Glück gehabt, in einem anderen Starterfeld hätte es nix gegeben.
Da wurden die Reiter also nicht für ihr Reiten belohnt und die Richter hätten sich auch am Liebsten eher die Hände abgehackt, als da noch Schleifen dranzuhängen.

Ich habe festgestellt, daß in der letzten Zeit immer mehr das Niveau bei den Reitern, den Ausbildern und auch den Richtern gesunken ist. Im Gegensatz zu den Pferden, die werden immer besser von der Grundqualität.

Ich würde mir also wünschen, daß man sich wieder mehr auf die deutsche Reitlehre besinnt.
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Pony weg...

Offline McFlower

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #54 am: 21.05.10, 11:06 »
Ich unterstelle den jeweiligen Verbänden einfach mal, daß sie erkannt haben, daß man damit gut Geld machen kann und je mehr Scheine sie abnehmen, desto besser rollt der Rubel.
Vielleicht bin ich naiv, aber das unterstelle ich eigentlich nicht. Der Trainer C Basisport wurde erfunden, um die Heerscharen von selbsternannten Reitlehrern, die in abertausenden von Ställen unwissend vor sich hin unterrichten, einzufangen und auszubilden. Ganz viele von denen können die Bedingungen für den "normalen Trainer C" nicht erfüllen und deshalb wurde die Messlatte niedriger gehängt. Argument: Wer Kindern Longenunterricht geben will oder Späteinsteigern die Angst nehmen will, braucht jede Menge pädagogisches Fachwissen, muss aber keine Turnierplatzierungen haben und muss sich selbst auch nicht über Riesenoxer trauen. Das Argument kann ich nachvollziehen und halte es auch für ehrlich.

Das Problem war, dass die Latte etwas sehr niedrig hang. Darauf hat die FN jetzt reagiert und die APO geändert. Für den Trainer C Basissport braucht man ab sofort nicht mehr nur das DRA IV, sondern das DRA III. Das halte ich auch für richtig und gut. Das IV-er Abzeichen mit einem eingegrabenen Miniparcours und einer ausgebundenen Abteilungs-E-Dressur ist im wörtlichen Sinne kinderleicht zu bekommen. Das III-er Abzeichen mit der einzeln gerittenen A-Dressur erfordert schon solide Reitkenntnisse.
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Offline ricki

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #55 am: 21.05.10, 11:21 »
Der Trainer C Basisport wurde erfunden, um die Heerscharen von selbsternannten Reitlehrern, die in abertausenden von Ställen unwissend vor sich hin unterrichten, einzufangen und auszubilden.
Kriegt man die damit denn wirklich eingefangen? Mein bisheriger Eindruck ist eher nein. (Nun lebe ich aber auch in einem reiterlichen Entwicklungsland.)
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Offline sasthi

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #56 am: 21.05.10, 11:27 »
Du lebst in Bayern?  ;D

Mein Eindruck ist eigentlich auch eher der, dass Hinz und Kunz jetzt den Trainer C zwar hat...... aber die Fähigkeiten lassen teilweise schon sehr zu wünschen übrig.
Hin und wieder findet man dann aber auch ein Glanzlicht von Trainer C, die ist einfach nur noch genial. ;D
Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

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Offline Hexle

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #57 am: 21.05.10, 13:21 »
Mein Eindruck ist eher dass Hinz und Kunz den Reitlehrer FN (wie heisst der auf neudeutsch?) hat und in abertausenden von Ställen unwissend vor sich hin unterrichtet ... die besten Ausbilder die ich in meinem langen Reiterleben hatte und habe, hatten/haben ausnahmslos keinen Schein! Aber dafür jede Menge Ahnung vom Pferd, von Biomechanik, vom Einfluss des Reitersitzes auf das Pferd, von feinem Reiten - ganz im Gegensatz zu den teilweise wirklich  sehr ahnungslosen Profi-FNlern   :-[
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #58 am: 21.05.10, 14:08 »
Glaube übrigens auch, mal arrogant, als Akademikerin gesprochen. Gar viele Leute, die das geistige Niverau einer Erbse haben, kriegen eine Reitlehrerausbildung gebacken, weil sie halt mutig und hagebuchen genug sind, über hohe Hindernisse zu springen oder ein wüldes Pferd zu bändigen. Bös gesagt, ein paar davon habens leider nur im Hintern, weniger im Kopf.
Jetzt will ich gar nicht bös sein und schlichten, aber exzellent reitenden Gemütern eins überbraten. Dafür reit ich selber zu sch****  ;) :D *zugeb*
Aber will man seinerseits Menschen ausbilden UND für eine Sache Liebe und Begeisterung wecken, sollte man auch Herz und Grips auf dem rechten Fleck haben.
Dann muss ich JEDEM logisch und verständlich Rede und Antwort stehen können und auch ganz ganz viel theoretisches Wissen und Verständnis aufbringen. Wie jeder Pädagoge es halt können sollte. Das ist nicht jedermanns Sache.
Auch nicht jeder Mensch, der viel weiss UND GUT reitet, ist n der Lage, sein Wissen und KÖnnen auch zu vermitteln.
Und wenn man nur Pferde, aber die dazugehörigen Menschen nicht mag, ist man als RL auch auf dem falschen Dampfer...  :P
(bei einigen Pädagogen verschiedener Richtungen, die ich im Lauf des Lebens so kennengelernt habe, hat man sich schon gefragt - sie machen den Job, verabscheuen aber ihre Schüler... *urgs*.... ???)

Denke aber mal, das, worüber die FN sich derzeit aufregt, ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage - wem es wurscht ist, ob er auf Turnieren gewinnt, aber reiterlich weiterlernen und mit einem rittigen gesunden Pferd seine Freizeit verbringen will, der wird sich halt anderswo umsehen.
Das sind nicht immer automatisch die, die sich "nicht anstrengen möchten".
In den nächsten Jahren wird es sich weisen, wohin es mit dem Reitsport geht. Wie viele werden sich von dem abwenden, was der Große Sport vormacht, und lieber woanders weitermachen. Da gilt es halt für die FN, entsprechend auszubilden und anzubieten, da ist noch viel Verbesserungspotential da.  Wobei die Wissens-Grundlagen, wie binesdiva schreibt, ja alle komplett vorhanden wären.

Die idioten, die sich eh keine Mühe zugunsten der Tiere geben wollen, die gab es im Übrigen auch schon zu Zeiten, als Pferde noch Verkehrsmittel waren...  die sind keine neue Erfindung und kein "böser Zeitgeist".


Offline McFlower

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #59 am: 21.05.10, 14:17 »
Wir sprechen gerade von zwei verschiedenen paar Schuhen.

Reitlehrer FN = Pferdewirt Schwerpunkt Reiten = Ausbildungsberuf. Das sind die Typen, die eigentlich alle wirklich gut reiten können (wenn sie denn wollen) aber oft im geistigen Mitteltrab etwas begrenzt sind. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Trainer A / B / C = Amateure mit Fortbildungskursen. Gar nicht zu vergleichen mit dem Pferdewirt. Reiterliche Anforderungen sind viel niedriger, aber die Leute sind oft mit Liebe und Herzblut bei der Sache, weil es Amateure sind, die nur nebenbei Reitunterricht geben. Im wirklichen Leben auch gerne Akademiker.
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