So, ich habe die ganze Zeit darueber nachgedacht, welcher Vergleich am Besten passt. Wer Lust hat, macht nun ein bisschen Gymnastik mit mir. Immer unter dem Vorbehalt, dass die Anatomie bei Mensch und Pferd natuerlich nicht 100 pro vergleichbar ist......
Los gehts. (die Jane Fonda der Reiterei baut sich vor dem Computer auf, Musik ertoent....)
Stellt euch einfach gerade hin, locker, Augen geradeaus.
a) wenn ihr nun den Kopf zuruecknehmt, so als ob jemand ploetzlich vor den Augen rumfuchtelt, dann haben wir das wahlweise aufgekroepfte Pferd (Iberer) oder den Hirsch (Araber). In beiden Faellen schaedlich und Unterhalsmuskelfoerdernd.
b) Aus der Ausgangsposition den Kopf senken, so als ob ihr einen Punkt ca 1 Meter vor den Fuessen angucken wolltet. Ist nix dolles dabei, weil durchaus im Rahmen der natuerlichen Bewegungsfreiheit der Muskeln/Baender. Daswaere das Freizi-Pferd, das mit langem Hals ins Gelaende gehen darf. Nicht zwingend per se schaedlich, aber bewirkt auch sonst nix. Sonst waeren ja alle Freizis super aufgemuskelte Atlethen. Sind sie aber nicht.
c) Wenn man diese Haltung forciert und die Fusspitzen anguckt, oder sogar die Knoechel, dann geht das ueber den normalen Bewegungdspielraum hinaus, ergo erfolgt eine Ausgleichsbewegung. Der Poppes geht nach hinten. Und genau das passiert beim V/A reiten sehr haeufig. Die HH bleibt zurueck, die Beine schaufeln hinten raus, Gewicht voll auf der Vorhand. Mit Muskelaufbau ist auch hier wiederum essig. Soviel zum Thema V/A in Staubsaugerpositur als Gebrauchshaltung.
d)Ausgangspositur, Augen geradeaus, Kinn angehoben. Wenn ihr den den Kopf nach vorne nehmt, so als haettet ihr was schlecht gehoert und wuerdet (Hae???) fragen, dann haben wir das Pferd, das sich bei geoffnetem Ganaschenwinkel nach dem Gebiss streckt. Analog waere das so aehnlich, wie bei einem Pferd, das halb aengstlich einen unheimlichen Gegenstand beriechen will, sich aber noch nicht ganz traut.
e) Aus dieser Position sollt ihr nun den Scheitel ueber das Kinn bringen (Genick ueber die Maulspalte beim Pferd.) Da gibt es zwei Moeglichkeiten. Entweder ihr nehmt das Kinn zurueck, dann haben wir das aufgerollte Pferd hinter der Senkrechten. Oder ihr hebt den Hinterkopf aus der gesamten WBS an und bringt den Scheitel so ueber das Kinn, das nach wie vor vorne bleibt. Das geht nur ganz wenig, dann faengt es in der Halsmuskulatur unangenehm zu ziehen an. Dann sind wir bei Fall d mit Beizaeumung. Schon mal nicht schlecht, Laesst sich aber nicht lange so durchhalten.
f) Wenn nun der bloede Reiter immer wieder auf dieser tendenziell unbequemen Haltung besteht, sie immer wieder kurz einfordert, dann kommt der magische Moment, den ich jetzt mal "Rucksack schultern" nennen will. So als haettet ihr beide Arme gerade durch die Schlaufen eines nicht allzuschweren Rucksacks gesteckt und wuerdet ihn auf den Buckel hieven. Das Pferd entdeckt, dass es die Spannung mildern kann indem es den Widerrist hochbringt, die Spannung dadurch aus dem Hals weiter in den Ruecken verlagert, der sich dadurch aufwoelbt und zum Tragen mit herangezogen wird. Wir sind bei der Dehnungshaltung mit aufgewoelbtem Ruecken und aktiver HH. Das Ziel ist erreicht.
Wie bei allen Trainingsprozessen ist nicht die Dauer der Bewegung ausschlaggebend, sonder die Anzahl der Widerholungen. Sonst koenntet ihr ja ins Fitnesstudio gehen, eine Hantel stemmen, die ne halbe Stunde lang hochheben und wieder nach Hause gehen. Ergebnis waere aber kein muskulaerer Koerper, sondern bestimmt ein Muskelkrampf.
Ergo ist auch Haltung f) kein Dauerzustand, sondern ein aktiver Prozess, der immer wieder durch lang werden lassen unterbrochen werden muss. Mit zunehmendem Training haelt das Pferd natuerlich immer laenger durch und braucht nach der Pause immer weniger Vorbereitung, um wieder in die "aktive Dehnung" bei angehobenem Widerrist zu finden.
Super durchtrainierte und gut gerittene Pferde kommen in die Halle, gehen ein paar Runden lang im Schritt, traben tief eingestellt an, die HH wird beigeholt und fertig ist der Lack. das ist aber eher das Endergebnis eines sehr langen Lernprozesses. Normalerweise endet so was bei Punkt c?. Der Reiter bekommt die rote Karte, muss ueber Los gehen und darf keine 3000 Euro einziehen.
Kerstin