Da die Grenzziehung sehr schwer ist, bin ich immer eher für Nulllösungen *achselzuck* Es wird ja niemandem verboten, seinem Pferd zu helfen und es zu behandeln. Nur hat es dann eine gewisse Zeit nach der Behandlung eben nichts in einem Wettkampf zu suchen.
@Terrier: was Kühlgels angeht - entweder helfen sie besser als Wasser und Eis, dann greifen sie massiver ins körperliche System ein (z.B. Kampher), aber dann sollte ein gesundes Sportpferd diese Unterstützung auch nicht benötigen. Wozu braucht man denn Kühlgel? Um nach evtl. Überlastung angelaufene Beine wieder dünn zu bekommen und langfristigen Störungen wie Gallen, Sehnenscheidenreizung usw. vorzubeugen. Nichts, was man nicht auch mit kalt-warmen Wickeln und leichter Bewegung im Schritt erreichen könnte. Oder Kühlgamaschen oder Eis.
Ich engagiere mich ja im Distanzsport, da gilt national die Nullösung: als Pflegemittel ist nur Wasser erlaubt (und zwar zw. Voruntersuchung und Siegerehrung). Ansonsten gilt die LPO. Das finde ich gut. Ekzemerlotionen, Fliegensprays, Melkfett, Babycreme - das kann alles zugelassen werden, sofern es mit dem leitenden Tierarzt abgesprochen ist. Aber wenn ich Kühlgels oder Cremes generell erlaube, kann kein Tierarzt der Welt wissen, was z.B. in den diversen Zubereitungen drin ist, die überall auf die Beine geschmiert werden.
Meine harmlos aussehende Maukesalbe enthält z.B. in ganz geringen Anteilen ein Antibiotikum und Acetylsalicylsäure. Ist bestimmt harmlos, wäre aber Doping, und das ist aus prinzipiellen Erwägungen auch gut so. Ein Pferd, das ohne diese Salbe die Strecke nicht schaffen könnte, z.b. 60 km mit nassem Sand, der in der Fesselbeuge reibt und eine Entzündung hervorruft, die dann zur Lahmheit führt, gehört eben nicht in diesen Wettkampf.
Natürlich kann sogar Wasser pervertiert werden: Beispiel: in Aachen zu den WEG wurden für den Distanzritt 2.5 Tonnen Eis verbraucht, bei 12 Grad und Nieselregen!
Unmittelbar vor dem Vet-Gate (wo ich saß, um die In-Time zu nehmen) hatten die Crews Eimer mit Eiswasser. Ein Pferd, das da 5 Minuten mit den Beinen im Eiswasser stand, hatte garantiert keine Entzündungszeichen am Bein und evtl. Schmerz war sicher auch gut runtergekühlt
Wenn sogar Wasser wettkampfverzerrende Wirkungen haben kann, dann fangt mir bitte nicht ausgerechnet mit Kühlgels an, sorry
2. Beispiel: Infusionen nach dem Wettkampf. Natürlich hilft es einem Pferd, wenn es nach einem anstrengenden Wettkampf eine Infusion mit NaCl bekommt. Manche menschlichen Sportler gönnen sich das regelmäßig. Es ist eine absolut harmlose Substanz, die die Regeneration erleichtert und dem Körper hilft, die Anstrengungen besser zu verpacken. Beim Pferd gibt man sie normaerweise nur in Fällen außergewöhnlicher Belastung, auch wegen der Gefahren von Komplikationen durch die Kanüle usw.
Wenn ich jetzt aber diese im Einzelfall sehr hilfreiche Maßnahme nach dem Wettkampf generell erlaube, dann werden viele Reiter diese Infusion von vorneherein mit einkalkulieren und so reiten, dass ihr Pferd ohne diese Infusion die Nachuntersuchung bzw. Transportfreigabe sicher nicht schaffen würde. So wird durch ein Mittel das Risiko für die Pferde erhöht. Wenn alle weiter so reiten würden, dass sie es eigentlich nicht brauchen, es dann aber on-top einsetzen, wäre es in Ordnung. Aber dem ist nicht so. Leider.
Herrn Beerbaums Statement zum Thema Phenylbutazon: "Es geht wirklich darum, einem Athleten
die nötige Unterstützung zu gewährleisten, und ich muss persönlich auch sagen, dass ich da keinen Konflikt mit dem Tierschutzgedanken sehe." Quelle: Interview in der Sportschau.
Im Klartext: Sportpferde im heutigen Pferdesport
benötigen (nach Meinung von Herrn Beerbaum) Unterstützung durch Phenylbutazon - und das kollidiert nach Meinung Herrn Beerbaums nicht mit dem Tierschutzgesetz. Laut diesem Gesetz ist es jedoch verboten, einen leistungsmindernden Zustand mit Medikamenten zu verdecken. „Es ist verboten, einem Tier, an dem Eingriffe und Behandlungen vorgenommen worden sind, die einen leistungsmindernden körperlichen Zustand verdecken, Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines körperlichen Zustands nicht gewachsen ist.“
Fazit: Herr Beerbaum kann nicht lesen? Oder ist er einfach nur unglaublich dreist und unverforen?