Autor Thema: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D  (Gelesen 21162 mal)

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geolina

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #30 am: 19.11.09, 22:10 »
hallo,

ach ja, die früheinschulung. zum glück ist das zurückgenommen worden. hilft aber den kindern, die für das experiment herhalten mussten auch nicht weiter. 

btw, aus untersuchungen wusste man schon aus england, dass eine frühere einschulung keinen wissenszuwachs bringt. der vergleich von 10jährigen schülern weltweit ergab, dass schüler aus ländern, die früher eingeschult wurden (z.b. aus england ;) ) keinen wissensvorsprung haben. also unsere 4. klässler auf dem stand von 5. klässlern in england sind.

also selbst, wenn das experiment geglückt wäre und die kinder die frühe einschulung ohne probleme mitgemacht hätten - hätte man damit nichts gewonnen. geil ne?

ich bin ja dafür, dass man für neuerungen, die man plant (denn es stimmt ja, ohne weiterentwicklung kommt irgendwann ein rückschritt, also sollte man sich nicht allem verweigern ;) ), eine planungsphase einbaut und keine jetzt-brechen-wir-alles-übers-knie-phase ;). hoffen wir, dass die ganztagsschule bei uns an der realschule sinnvoller eingeführt wird. wobei ich schätze wir sind in bayern die letzten. jetzt ist erstmal die hauptschule dran, da ist das auch erstmal notwendiger - zugegeben. first things first.

zum thema planung: in bayern soll jetzt ein neuer lehrplan entwickelt werden (2012). früher gab es über 50 treffen von lehrplankommissionen, bis man damit durch war. für die nächste neuerung sind 3-4 sitzungen vorgesehen. *haarerauf*

@sasthi, hier ein kleiner spruch für deinen stiefsohn:
if you have questions, go ask a teenager. they know everything - BEST! *ggg*

@mim
danke, ich hoffe man merkt, trotz des gemeckers noch, dass ich den job echt liebe. war eben genau mein ding ;) und dass ich auch meine schüler mag. (jaja, auch, wenn es schon diese tage gibt  ;D). und diese anfälle von überforderung, da hast du leider auch recht. lieber bissl zurückfahren mit den ansprüchen und kindgerechte themen ansprechen. die sind nämlich noch ganz gerne kinder, wenn man sie denn lässt.

zum thema kind sein: wenn ich höre, dass viele mädels nimmer den floh lesen, sondern ab der 3. klasse die bravo von den eltern bekommen - weil - andere haben die ja auch, und dann muss das eigene kind das natürlich auch bekommen *würg*, dann weiss ich, es läuft was falsch. bravo ist def nichts für 9 jährige. evtl. wenn sie es sich von der älteren schwester klauen, aber von mama mitgebracht, weil man das lesen muss, wenn man dazugehören will? das ist doch krank. sorry.

@terra und zaino
klassische lit schadet nichts. sie zu präsentieren schadet auch nichts, ist ja toll, aber das lebenswerk eines goethe einzustufen - da fehlen dann doch so ein paar kompetenzen. und goethe wirklich zu verstehen. naja, meine 6. klässler mögen auch die simpsons - aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die die hälfte der gags nicht schnallen  8).

mein lieblingswitz; homer: ich bin nicht leicht zu beeindrucken - oh - ein rotes auto  8). da kichern die kids auch - aber ob sie verstehen, was die autoren damit sagen wollen?

ach ja, und nur damit man mich nicht missversteht - ich bin immer noch ein anhänger unseres schulsystems und ja, ich bin eine ewiggestrige, stockkonservative tussi - aber ich seh eben auch die macken, die es hat. besonders ärgern mich die macken, die man ihm unabsichtlich aus purem übertriebenen aktionismus zugefügt hat und die nun probleme machen. und mich ärgert, dass viele lösungsansätze für probleme sehr kurzfristig gedacht sind.

hey, geil find ich auch immer, wenn die zahlen am schuljahresanfang kommen: wieder so und soviel neue lehrer eingestellt. ja, da sind aber viele lehrer dabei, die schon im letzten jahr "neu" eingestellt waren. eben mit einem ein-jahres-vertrag. dann wurden die wieder entlassen und schwupp, dann stellt man sie wieder neu ein. krasser joke und keine zeitung oder ach so intelligente monatspostille, die ja sonst immer alles über das schulsystem wissen, kommt dahinter.  ::)

alex

holzwurm

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #31 am: 20.11.09, 08:49 »
Mein Bruder (heute süße 41) ist seinerzeit auch früh eingeschult worden. Mit dem Ergebnis dass er sich das fehlende Jahr dann in der neunten Klasse wieder geholt hat  ;D (Ehrenrunde gedreht). Scheint richtig gewesen zu sein, sein Abi war respektabel.  ;)

Lehrermangel/-überschuss mal aus Sicht des Rechnungshofs SH: Es gibt zu viele Lehrer und zu viele Winzschulen hier...  ::) Auch wenn das mein AG ist, hier denke ich mal ganz anders. Wie weit um Himmels willen sollen die kleinen Flöhe in den ersten vier Jahren denn fahren? Die Schüler der Dörfergemeinschaftsschulen fahren zT bis zu 12 km täglich einfache Strecke, wenn man dann noch kleine Schulen schließt, wie lang wird der Weg für viele dann? Ich seh das grad an meinem Junior wie ätzend das sein kann - den hab ich auf eine Realschule 17 km weiter weg geschickt, weil die in der Kreisstadt (auch 10 km weg) chronisch überfüllt ist und einen relativ schlechten Ruf hat - außerdem ist das ein Riesenkasten mit mehr als 1000 Schülern NUR für Real.

Der muss jetzt in der 8. Klasse täglich um 5 raus und um 6 zum Bus, damit er zeitig zur ersten Stunde da ist. Und das noch zweieinhalb Jahre...

Lehrer-Überschuss - fein gerechnet, wenn man die benötigten Stunden mit den Schülerzahlen und den vorhandenen Lehrern zusammenrechnet. Nur - wenn an diversen Schulen jeweils einige Stunden "zu viel" sind, wie will man da eine Stelle einsparen? Restliche Lehrer stückeln so dass die tagsüber zwischen den Unterrichtseinheiten zwischen zwei Schulen pendeln oder wie? ??? Das ist im Amt hier schon teilweise der Fall seit der Schulreform, da hier ein Realzweig eingerichtet wurde (leider ein Jahr zu spät für den Junior  :P) und das Ganze zusammen mit der Realschule im Nachbarort realisiert wird.

Unter diesen Umständen würde es mir auch reichlich wenig Spaß machen als Lehrer tätig zu werden.

Und der Landtag hat 25 Abgeordnete zu viel, kostet mal eben schlappe 36 Mio € im Jahr und die Leute bedienen sich lustig selber (Stichwort Fraktionszuschüsse, Diätenerhöhung im letzten Jahr...), während 400 T€ für Obst in den Schulen "zu teuer" war.  ::)

Mir kommt's grad hoch, echt.

Offline terra

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #32 am: 20.11.09, 09:55 »
Geolina - das Gesamtwerk eines Goethes/Schillers/etc. erfasst ja kaum ein Philologe ;)
Und die Gags bei den Simpsons sind teilweise so speziell, dass man die ebenfalls nur mit einem grösseren Erfahrungs/Wissenschatz erfasst (viele Folgen sind auch einfach nur hohl ;D)
Ich denke, wenn die Kids frühzeitig spielerisch rangeführt werden, ohne grosses Gesummse drumherum, nimmts die Angst für später, wenn dann die Literaturgrössen ernsthafter behandelt werden. Wieviele Eltern haben Angst vor den Grossen? Ich denke, ganz viele.


Mit der Früheinschulung machen die Franzosen aber offenbar gute Erfahrungen, vielleicht gehts da aber lockerer zu wie bei uns




Offline Mim

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #33 am: 20.11.09, 10:27 »
Hallo

bei der Früheinschulung - meine provane Elternmeinung - hat man viel zu wenig die Reifeunterschiede bei Jungs und Mädchen berücksichtig. D.h. nach meiner Therapheutin sind 2/3 der Kanditaten für LRS/Legasthenie Jungs und 2/3 der Kandidaten für Dyskalkulie Mädchen.

Wobei (meine Küchenpsychologie) Deutsch, Sprache gewaltig eine Sache der Reifung ist, die man nicht hertrainieren kann.
Bei der bayerischen Früheinschulung hat man zum einen keine Rücksicht auf die jüngere Reife (sitzen bleiben, Konzentration) genommen im Lehrplan, nein, man hat vor ein paar Jahren den Lehrplan auch noch nach "unten" gerissen,als Inhalte aus der 3ten Klasse einfach in die zweite "vorverlegt".

In der letzten "Zeit"? war ein Artikel übers Lesen und die Veränderung im Unterricht, dass es eben gar nicht erwiesen ist, das die "neuen Lernmethoden" vs Frontalunterricht mit viel Schreiben, Lesen besser sei - im Gegenteil: Davon bin ich überzeugt, die weniger Lese/Schreibarbeit in der Schule muss man heute daheim nachholen.

Durch meine ganze Family zieht sich eine "auditive Wahrnehmungsstörung", d.h. in einer normal lauten Gruppe fühlen wir uns wie im Bierzelt, Telefonieren mit Radio im Hintergrund geht nicht - wir hören "zu gut" - können aber nicht selektieren, der Infostrom geht über die Augen. So und bei den heutigen, "unruhigeren" "großen" Klassen schmeißt es genau diese Kinder dann hintenüber - wo wir früher gar keine/kaum Probleme hatten/auffällig wurden/genug Zeit hatten alternative Lernstrategien auszubilden. Haben es nie bemerkt - für uns war diese Geräuschempfindlichkeit "normal".

Heute - muss ich 100 Euro/Mon + etliche Diagnosetermine wahrnehmen - bis ich den ganzen Lehrern erklärt bekommen hatte, das mein Sohn diese Wahrnehmungsstörung hat und KEIN Alldiagnosesymptom ADS! Das er ein Problem mit dem Hörverständnis hat, dadurch bei Gruppenarbeit rausfliegt, deswegen die 6er in Diktaten wo´s daheim klappt, er dann herumspielt, weil er einfach nach Ende Konzentration nix mehr mitkriegt.

@ Alex - kennst du diese Checkliste aus dem Norden? Als ich diese sah - fiel es mir wie Schuppen von den Augen (auch die Projektbeschreibung ist interessant):

http://www.avws-bei-kindern.de/downloads/screening.pdf  

"In der Schule werden die Kinder mündlich/schriftlich in den Berichten mit Attributen beschrieben, wie: unkonzentriert - leicht ermüdbar - kriegt nur die Hälfte mit - versteht keine Anweisung ...."

Wie ist es bei euch - bekomt ihr Schulungen über die Anzeichen von solchen Wahrnehmungsstörungen?
Möchte betonen - das die Lehrer solche Dinge manchmal nicht wissen - werfe ich den Schulbehörden vor!

Gruß Mim
« Letzte Änderung: 20.11.09, 11:14 von Mim »
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline McFlower

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #34 am: 20.11.09, 10:33 »
ich bin immer noch ein anhänger unseres schulsystems und ja, ich bin eine ewiggestrige, stockkonservative tussi - aber ich seh eben auch die macken, die es hat.

Olé! Ich dachte schon, ich wäre die einzige, die das dreigliedrige Schulsystem nach wie vor im Prinzip für eine gute Idee hält.

Es geht in der Politik und in der Presse immer nur um die Förderung schwächerer Schüler. Alles richtig, alles gut. Aber ist nicht nur das soziale Umfeld schuld, wenn ein Schüler zum "unteren Drittel" gehört. Ziel muss es sein, dem "unteren Drittel" andere Kompetenzen zu vermitteln als dem "oberen Drittel". Was hat ein Hauptschüler davon, wenn er abgedrehte Lyrik analysieren kann, mathematische Beweise nachkauen kann und englisches Plusquamperfekt gelernt hat? Es ist wichtiger, dass er normale Texte fehlerfrei schreiben kann, einen höherwertigen Zeitungsartikel (nicht BILD) versteht, die Grundrechenarten, Dreisatz, Bruchrechnung + Prozentrechnung routiniert beherrscht und meinetwegen auf Englisch ein Kilo Äpfel kaufen kann. Und dieses Setzen von verschiedenen Prioriäten für verschiedene Schüler ist die Aufgabe unseres Schulsystems.

Jedem ist es klar, dass es Menschen gibt, die schneller laufen können als andere, die mehr Kraft haben als andere. Bis zu einem gewissen Maße kann man trainieren, aber ich wäre bestimmt auch mit dem besten Trainer der Welt keine Tennisweltmeisterin geworden. Aber ebenso gibt es Menschen, die lernen schneller auswendig als andere oder die begreifen schneller als andere oder die können besser abstrahieren als andere oder besser eigene Lösungswege entwickeln. Ich will jetzt nicht so platt sagen "Es gibt Schüler, die sind schlauer als andere!", denn das "Schlau-sein" im Sinne der Schule umfasst ja nur einen Bruchteil der Kompentenzen, die man als Mensch so haben kann.

Es ist aber einfach so, dass die Kompetenzen, Begabungen und Potentiale bei den Menschen nicht gleichmäßig verteilt sind. Und das muss das Schulsystem berücksichtigen. Einflüsse von außen (finanzieller Background, Elternhaus etc.) muss man so weit wie möglich abfangen (da gibt es in Deuschland beileibe genug zu tun), es bleiben aber immer die unterschiedlichen Möglichkeiten der Schüler selbst. Und die lassen sich nicht politisch wegreden.
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Offline terra

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #35 am: 20.11.09, 12:24 »
Du hast genau beschrieben, warum ich gegen das dreigliedrige Sytem bin, mcFlower :D

Jeder sollte nach seinen Möglichkeiten gefördert werden - und wie sieht in Realität aus? Die Hauptschüler werden in städtischen Regionen als "dumm und faul" gehandelt und das Gymnasium fast zur Regelschule. Und dabei geht dann die Förderung der "Elite" auch noch flöten.......


Offline Mim

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #36 am: 20.11.09, 12:31 »
Dreigliedriges Schulsystem ja - sie hätten aber die Realschule ab der 6 ruhig beibehalten können für die Spätstarter. Der doppelte Selektionsdruck ab der 4ten  ??? Grad den (spätreiferen) Jungs bekommt das nicht.

Gruß Mim
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Offline McFlower

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #37 am: 20.11.09, 13:41 »
Ja, Terra, was ist denn dann die Schlussfolgerung, wenn wir das dreigliedrige Schulsystem abschaffen würden? Müssen die leistungsstärkeren Schüler Textverständnis und Dreisatz bis zur 10. Klasse üben? Oder sollen auch die leistungsschwächeren Schüler Goethe und Brecht analysieren und mit der Differentialrechung anfangen?

Es ist für die Grundschullehrer schon schwierig, einen Mittelweg im Lerntempo zu finden. Schon in der dritten Klasse langweilen sich die leistungsstarken Kinder bei der siebten Wiederholung zu Tode und die leistungsschwächeren Kinder bräuchten eigentlich noch sieben weitere Wiederholungen. In der Grundschule ist es jetzt schon so, dass die "Leistungsträger" (doofes Wort, mir fällt nix besseres ein) mit angezogener Handbremse lernen. Und im Laufe der Jahre zieht sich diese Kluft immer weiter auseinander.

Selbst wenn man alle Hauptschulen schließt - die Hauptschülern selbst verschwinden dadurch nicht.
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Offline Mim

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #38 am: 20.11.09, 14:26 »
Ja, Terra, was ist denn dann die Schlussfolgerung, wenn wir das dreigliedrige Schulsystem abschaffen würden? Müssen die leistungsstärkeren Schüler Textverständnis und Dreisatz bis zur 10. Klasse üben? Oder sollen auch die leistungsschwächeren Schüler Goethe und Brecht analysieren und mit der Differentialrechung anfangen?

Hallo

nochmal ich, weil Junior grad mit dem ersten, großen Deutsch-Grammatik-Test der 4ten Klasse heimkam. Zwischen Satzbauanalyse, Kommasetzung im freien Text, abstrakte Namenswortebestimmung, freie Satzgliederung und Wortbestimmung langweilt sich momentan kaum jemand, aber ein guter Prozentsatz holt sich in Anbetracht des 4tKlass-Selektionswahns dank Pisa eine Frustration ab, die dann jahrelang anhält. So wie Alex schrieb - wenn in der Hauptschule dann Groß-Kleinschreibung nicht sitzt, weil man in der Grundschule über den Kontext mit einem D-Zug drüber ist  >:(.

Ich bin führwar kein Gegner von Förderung und Forderung (mein Großer macht G 8 mit links) aber dank meines Kleinen hab ich meine Meinung grundlegend geändert und wir sind hier fürwahr in unserem Ort noch unter einer Glasglocke von engagierten Eltern, die mit kräftig Zuarbeit die Kinder bei dem Tempo halten. Seltsamerweise die Kinder die das nicht packen - werden beim örtlichen Psychologen ganz normale Fähigkeiten/Reife attestiert.

Gruß Mim
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Offline terra

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #39 am: 20.11.09, 22:30 »
Kein dreigliedriges System soll nicht Förderschulniveau für alle heissen  - aber warum nicht Mathe Hauptschulniveau und Deutsch Leistungskurs oder umgedreht?

Ich habe mehrere Waldorfschulkinder im Bekanntenkreis, die problemlos mittlerere Reife/Abi gut geschafft haben, obwohl da alle bunt gemischt sind :D - Mir persönlich ist Steiner zu weltanschaulich und bestimmt auch nicht das Allheilmittel - aber ein alternatives Konzept aus Lernen, handwerklichem Arbeiten, Musik und Kunst etc.

Offline Safira

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #40 am: 20.11.09, 23:48 »
@terra: Die Waldorfschüler, die nach der 10 zu uns auf´s Gym gekommen sind... von denen hat bei uns keiner das Abi geschafft; die hatten schon auch Bildung, aber irgendwie in eine andere Richtung als unser "typisches" Gymnasium.
Was ich mir auf dem Gym gewünscht hätte. Mehr Praxisbezug! Es wird viel auf Lernen gemacht; nach dem Abitur sollen die Schüler ja schließlich studieren gehen oder mit den Worten meines Mathe-Lehrers: "Und sie wollen danach wirklich nur so´ne popelige Ausbildung machen???" :-X Mein Gott; mir fiel bis zur 6. Klasse das Lernen leicht; da bin eben auf dem Gym gelandet; Studieren wollte ich irgendwie nie. Aber die Schule wechseln nur weil ich nicht studieren wollte, das wollte ich dann auch nicht ::)

Wie kommt es, dass jemand mit Hauptschulabschluss nicht lesen kann? Oder: Meine Tante hat einen Azubi eingestellt; Mathe ´ne 4 auf der Hauptschule... er sollte ein Rohr in der Mitte durchschneiden: "wie mach ich das denn"? Ausmessen und dann durch 2 teilen. "Aber 27 kann man doch gar nicht durch 2 teilen." Er bekam dann Nachhilfe weil er beim Satz des Phytagoras Probleme hatte. Lesen, schreiben und Dreisatz lernt man in der Grundschule; warum können manche so etwas nicht nach 10 Jahren???

Und eigentlich würde ich mich nicht als besonders clever einschätzen; öfters mal ein Brett vor dem Kopf und verplant ;) Aber wenn ich bedenke, wie viel bzw. wenig ich mit meinen Eltern gelernt habe...Externe Nachhilfe gab´s nur für die "Problemkinder"; so 2 Kinder in der Klasse... Heutzutage haben die Eltern doch gar keine Freizeit mehr: Rundumbetreuung bei den Hausaufgaben, zur Nachhilfe fahren, hierhin fahren, dahin fahren
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Offline terra

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #41 am: 21.11.09, 10:45 »
Taxi Mama!

Safira, offenabr schaffens unsere Waldorf Pädagogen (ja nicht Lehrer nennen,  werden u.u. böse ;D) die Kids entsprechend zu trimmen....
Warum die das heute nicht können? Ich weiss nicht, vielleicht, weil wirklich was praktisches fehlt?
Früher gabs wenigstens Werken bzw. textiles Gestalten.


Bei uns gabs Schule - heimlaufen/radeln - Mittagessen - Hausaufgaben am Esstisch während meine Mutter die Küche aufräumte /bügelte - Musik üben,rausgehen, Freunde besuchen - abends vielleicht nochmal kurz was lernen. Gefahren wurden wir selten, dafür gabs Räder und den Bus bzw. die Füsse ;D Am längsten brauchte ich Hilfe in Deutsch, bin so gar kein Aufsatzschreiber - viel zu phantasielos ;D  Später und im Studium habe ich dann immer im Bett gelernt, hatte eigentlich immer irgend ein Fachbuch unter dem Kopfkissen ;)

« Letzte Änderung: 21.11.09, 10:50 von terra »

Offline Safira

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #42 am: 21.11.09, 15:22 »
Nunja; wenn du 12 km entfernt von allem wohnst, dann musst du zwangsweise gefahren werden. Und ja; ab der 1. Klasse 12 km zur Schule in 3/4 Stunde (wir waren morgens das erste Dorf und nach der Schule das letzte, das angefahren wurde) ist schon nervig; aber man gewöhnt sich an alles ;-)
Aber unsere Eltern haben immer Fahrgemeinschaften gemacht: Sei es damals zum Schwimmkurs, dann zum Handball oder später 1 x die Woche zum reiten. Und zugeguckt wurde beim reiten nur dann, wenn wir grade mal "kleines Hufeisen" o.ä. hatten. Wenn ich so heute die stolzen Eltern an der Bande von ihren Sprösslingen schwärmen höre und deren Ratschläge ::)
Ansonsten haben wir unsere Freizeit auf Nachbar´s Wiese verbracht... und Ärger bekommen, dass wir die Folie der Silageballen kaputt gemacht haben (angeblich! ;)) naja, dann mussten wir eben an den Bach ausweichen und Staudamm bauen, Sprünge aufbauen (inkl. Wassergraben; der war ja schon da)
Hachja; das waren noch Zeiten; in dem Alter war die Welt noch in Ordnung *wieder9seinwill*
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Offline fridolitis

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #43 am: 21.11.09, 21:11 »
Mutter einer (im Bekanntenkreis als eher nicht gerade dumm eingestuften) Tochter in der 3. Klasse Grundschule Bayern.

Nach Abschluss der 2. Klasse den 8. Lehrer (Klassenleitung) in Folge, Klassenstärke lag bis zur 2. Klasse bei 29 Kindern. Seit der 3. Klasse sind es nur noch 20 Schüler, 9 haben also die Leistungsanforderungen nicht gepackt, 4 davon sind auf eine Förderschule gewechselt. Es wären rein rechnerisch aus der ehemaligen 3. Klasse wieder 5 Schüler dazugestoßen, die konnten sie allerdings (O-Ton Schulleitung) der Lehramtsanwärterin, die jetzt die Klasse meiner Tochter führt, nicht zumuten. Derzeit hat meine Tochter quer über den Stundenplan verteilt 7 verschiedene Lehrer.
Bis zum Ende der Grundschulzeit werden wir also im BESTEN Fall 10 Klassenleiter durch haben, im schlimmsten Fall... nein, ich will es gar nicht wissen. Ach ja... nein, wir sind KEIN Ausnahmefall.

Dann lerne ich mit meiner Tochter derzeit gerade für eine Lernzielkontrolle im Fach Kunsterziehung (!!!!), Paul Klee, der blaue Reiter, Lebensdaten, Werke und Kollegen in der Künstlervereinigung, nachdem wir endlich die Lernzielkontrolle in HSU zum Thema Wald durchhaben, die sich in Baumbestimmungen  erging, die einer Ausbildung zum Förster zur Ehre gereicht hätte. Ach ja... Musik war auch erst dran... Carl Orff, ich weiß jetzt mehr über den Typen, als nach 9 Jahren musischen Gymnasiums und dort haben wir im Leistungskurs Musik ein Jahr lang an seinem Lebenswerk und einer Oper von ihm gearbeitet. Nebenher soll sie irgendwie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen und brütet über abstrakten Namenwörtern  und anderen interessanten Begrifflichkeiten, die bei mir nur Erstaunen hervorrufen. Ach ja... und dann war da noch der Religionsunterricht... faszinierend was ein 3. Klässler heute alles über den Bau, die verschiedenen Renovierungsstufen, und Namenswechsel der ortsansässigen Kirche wissen muss... öhm... das Teil wurde 1434 gebaut und deren Geschichte füllt Bücher. Ach ja... auch DA kam ein "Test".
Jetzt hab ich das "Problem", das meine Tochter EXTREM ehrgeizig ist und jeden 2er bereits als persönliches Versagen ansieht, JEDE Fleißaufgabe mit Juchheeee in Angriff nimmt, sich für sämtliche Zusatzprojekte meldet (und da gibt es EINIGE) und sich vor 3 Jahren entschieden hat, dass sie auch noch mal eben Geige lernen will ... ich glaube, ich muss keinem mehr erklären, wie unsere Nachmittage aussehen...
Und NEIN, ich will NICHT, dass meine Tochter aufs Gymnasium geht, weil ICH diesen Druck neben Job, Familie, Haushalt und ein bisserl eigenem Leben nicht mehr standhalten werde! Nur mich wird keiner fragen.....

Soll ich in Anbetracht des bereits Geschriebenen noch irgendjemandem erklären, was ich von unserem "bayerischen Schulsystem" halte? Nein? Gut! Noch Fragen? Keine? Danke!

Nur so viel....mein "Kleiner" ist jetzt 1 Jahr alt und mir GRAUT bereits jetzt vor dem Tag, an dem er eingeschult wird... im übrigen nach derzeitiger Rechtslage mit bereits 5 Jahren....

Liebe Grüße
Alex



Liebe Grüße Alex

Reiter sein heisst Selbstzucht üben und Achtung vor der Kreatur haben.

Offline Safira

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Re: verblödetes schulsystem oder verblödete vorurteile? ;D
« Antwort #44 am: 21.11.09, 21:37 »
Mal interessehalber: Was unterscheidet das Bayrische Schulsystem von dem nierdersächsischen z.B.?
Ich habe in Niedersachsen Abi gemacht und bin 3 Jahre später nach Bayern. Alle sagen hier, dass das bayrische Abi um einiges anspruchsvoller ist; aber was unterscheidet sich denn so im generellen???
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