Im Internet findet sich ja ne ganze Menge zu dem Thema.
Im Grunde genommen ist das alles nix Besonderes, sondern meiner Meinung nach eine Grundlage des Reitens ziemlich aufgebauscht und gelegentlich mit einigen abstrusen Techniken versetzt.
Grundgedanke 1: Ein Pferd sollte jede Hilfe einzeln kennen lernen und der Reiter sollte jede Hilfe einzeln anwenden lernen, damit dann die einzelnen Elemente zu den jeweils nötigen Hilfenkomplexen jederzeit bedarfsgerecht zusammengebaut werden können. Bezogen auf den Zügel: Das Pferd soll lernen, einem einzelnen Zügel zu folgen, ohne den anderen Zügel, ohne Gewichts-, Sitz- oder Schenkelhilfen. Man kann ein Pferd mit nur einer Hand anreiten, geradeaus reiten und sowohl rechtsherum als auch links herum lenken, allein dadurch, wie ich die Hand positioniere und damit mit dem einen Zügel aufs Pferd einwirke.
Grundgedanke 2: Ein Pferd, das komplett vom Reiter eingerahmt ist, kann sich in einer Stresssituation gefangen fühlen und komplett auf Widerstand umschalten. Das muss nicht unbedingt eine Gefahrensituation sein, sondern auch um eine ganz normale Situation in der Reitbahn, wenn das Pferd sich festmacht, weil es aufgrund von auf es eindonnernden Hilfen nicht mehr weiter weiß. Das ist ja besonders beim "Englischreiten" ein Problem, wo viele Reitschüler ja gleich von Anfang an "richtig reiten" müssen, statt ihre Handwerkszeuge Hand, Bein, Becken etc. erst mal kennen und auf ihre Wirkung hin erfahren zu lernen. Eine gute Idee ist es, ein so blockiertes Pferd erst mal loszulassen und langsam wieder zusammenzustellen, was oft über die (innere) Hand gut funktioniert. Für das Westernreiten verweise ich auf das Doubling.
Grundgedanke 3: Der One Rein bricht die Achse. Das gibt (mehr) Kontrolle. Ein durchgehendes Pferd ist gefährlicher solange es starr wie Brett geradeaus läuft. Gelingt es, das Pferd in eine Kurve zu ziehen, hat man die starre Achse gebrochen und hat eine Chance, es wieder unter Kontrolle zu kriegen. Das in eine Kurve ziehen macht man dann ja auch nur mit einem Zügel und voller Kraft in der Not. Umgekehrt kann man ein Pferd, das sich nicht bewegen will, mit einem Zügel so weit aus der Balance bringen, dass es ein Vorderbein bewegen muss und damit bereits den ersten Schritt zur Bewegung gemacht hat. Eine bewährte Methode um rohe Pferde in Bewegung zu versetzen, bevor sie treibende Hilfen kennen gelernt haben und ohne Stimmkommandos strapazieren zu müssen.
Das Reiten mit Seilchen und Halfter aus dem NH gehört auch in diesen Komplex.
Also eine absolute Basisangelegenheit, die allerdings meist sträflich vernachlässigt oder sogar völlig ausgelassen wird. Und deswegen haben manche Leute aus dem Thema einen ziemlichen Kult gemacht. Kennt ja kaum einer, die Sache, also eine chice Goldgrube.
Ich hab mal kurz einige gegoogelte sachen angelesen, werd ich bei mehr Muße auch noch vertiefen.
Bei Arbeitspferden ist wohl die Tendenz, so minimalistisch wie möglich zu reiten, noch verbreitet. Bei Ed Connell findet man das Thema durchgängig, also das mit dem One Rein. Was zeigt, dass man so Pferde auf ein sehr hohes Level bringen kann.
Mehr ist da eigentlich nicht bei. Oder mir ist da mal wieder ganz massiv was entgangen.
Wers genau erfunden hat ... keine Ahnung. Aber der Gedanke zieht sich eigentlich alle Reitweisen und wird vor allem von denen angewandt und gelehrt, die nach dem Motto reiten, dass das Pferd seine Balance selbst finden und nutzen soll. Abgesehen von der französischen Balancereiterei kann man darüber auch gut in dem Buch von Paalmanns über die Ausbildung von Springpferden nachlesen.
Soweit mein Stand der Kenntnis