Autor Thema: Aggressives Pferd  (Gelesen 20439 mal)

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Offline KugelblitzTopic starter

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Aggressives Pferd
« am: 04.06.09, 12:09 »
Seit knapp 3 Monaten haben wir einen 4-jährigen Hafi der zunehmend aggressives Verhalten zeigt.
Das Pferd wurde beim Vorbesitzer im Nov. letzten Jahres kastriert und stand dann mit einem jungen Hengst stundenweise auf der Koppel. Vor dem Kauf habe ich das Pferd  zwei mal besichtigt, er war eher zurückhaltend aber keinesfalls agressiv.
Kurz bevor wir das Pferd geholt haben wurde es noch geimpft und entwurmt.
Bei uns steht er im Offenstall, im Paddock neben der Gruppe in die er jetzt integriert wird. Tagsüber ist er gemeinsam mit 7 Pferden (und unserem anderem Hafi) auf der Graskoppel, nachts im benachbarten OS.
Beim putzen und arbeiten verhält er sich normal, man kann ihn überall anfassen. Da bisher noch nicht so viel mit ihm gemacht wurde klappt Hufe geben noch nicht einwandfrei, auch beim führen etc. muß ich manchmal noch mit ihm diskutieren. ( Wobei ich nicht lange diskutiere, ich zeige ihm deutlich mit Gerte / Strick was er darf bzw. nicht darf)
Problem: sobald man ihn verarzten will tritt er gezielt nach Menschen.
Anfangs ist mir nichts besonderes aufgefallen, außer das er in seinem Paddock sehr häufig die Ohren anlegt wenn man ihn holen will.
Das erste „Erlebnis“ war der Versuch in zu Impfen ( vor ca. 3 Wochen). Er war im Paddock, aufgehalftert und kaum war die Nadel drin, hat er gezielt nach dem TA getreten. Wir haben ihn dann rausgeholt, aber der wusste sehr genau was er will – wir hatten keine Chance. Er lies sich nicht mal mehr die Nasenbremse drauf machen, leider hat er da gewonnen. Aber wir wollten keine Verletzten riskieren.
Inzwischen habe ich Nasenbremse anlegen geübt, das geht jetzt ganz gut.
Dann musste er entwurmt werden – nicht ganz einfach weil er massiv mit dem Kopf geschlagen hat, sich ins Halfter gehängt etc. Aber nach 15 min war die Wuku drin und er war dann auch gleich wieder relativ entspannt.
Kleine Verletzungen behandeln oder Zecken entfernen quittiert er teils mit angelegten Ohren / drohen, teils auch direkt mit gezieltem Treten.
Vorgestern war der Pferdezahnarzt da, den habe ich gleich gewarnt. Er konnte ihn trotz bester Taktik ( absolute Ruhe und Unbeeindruckbarkeit) erst beim zweiten Versuch die Sedierung in die HH geben. Das Pferd hat gezielt nach dem TA getreten, ist am Anbinder gestiegen, wollte den TA abdrängen/ in die Ecke stellen. Der TA hat richtig reagiert, er hat sich das nicht bieten lassen und letztendlich war das Pferd sediert.
Gestern wollte er von mir nichts wissen. Anfangs kam er mal zu mir, als ich aber zu ihm wollte ist er weg und hat sich nicht anfassen lassen.

Wie kann ich dem Pferd helfen?
Es kann nicht sein das er gezielt nach Menschen tritt!
Sage niemals "Für einen Haflinger läuft der aber schön" oder "Das ist aber ein Hübscher".

Offline zaino

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #1 am: 04.06.09, 13:49 »
Der hat sich mal was gemerkt und beschlossen, übel zu nehmen.
Schwierig. Hafis können exorbitant nachtragend sein... ok, andere Equiden auch.
Das alte Pferd einer Freundin mochte Tierärzte auch am liebsten mit Senf und Ketchup... da war ohne dicke Sedierung/Narkose!!! mit Ablegen!!! zum Zähneraspeln kein Beikommen.
Und ein sportlicher Hochweitsprung war rätlich für den TA, sowie die Lider zu flattern begannen.

Was ich täte:
Mich mit diesem Pferd möglichst VIEL beschäftigen, Basisarbeit machen, Vertrauen aufbauchen, konsequent, notfalls streng, aber doch auch sehr liebevoll sein, viel loben wenn er was gut macht!
Wird er schon geritten? Gehst Du mit ihm 'raus?
Arbeite intensiv mit ihm, was Du halt tust, fahren, reiten, longieren, egal, gib ihm das Gefühl, Mr. Wichtig und Mr. Super Perfect zu sein, und daß er sich auf Dich und Deine Führung verlassen kann, und Du Dich auf IHN verlässt.

TA soll mal ab und an kommen, ihm hallo sagen, klopfen, Leckerchen geben, wieder gehen, ohne Piekespritze.
Macht der sicher, wenn er eh mal am Hof ist, kost' den 2 Minuten, Du bist ja auch sonst Kundin.

Wenn dann mal was anliegt - gleich in aller Ruhe so hinstellen, daß er den TA nicht plätten kann.
Notfalls so, daß er z. B. gegen einen Sack mit Disteln tritt - aber keinen Menschen erwischt!
Gut zureden, loben, so lange er sich beherrschen tut, das hat noch keinem Pferd geschadet.
Bis dahin müssen auch Eure Kommandos von der Arbeit so im Gehirn verankert sein, daß er hinsteht, wenn Du "Steh" und "ruhig" sagst, und er auf Deinen Tonfall und was Du möchtest, wirklich gut reagiert.

Die krasse Variante ist oft, daß das Pferd sich mal wirklich was tut und dann "gerettet" werden muss. Hat bei dem alten Pferd der Freundin aber nix gebracht, der Bursche hatte so viel Krankheiten und Unfälle, die er ohne TA nie überlebt hätte, gehasst hat er den Berufsstand dennoch bis an sein Ende.  :-\

Deiner ist noch jung, also investiere Geduld und Arbeit. Oft sind so misstrauische Burschen hochintelligente und persönlichkeitsstarke Tiere, wenn Du den also überzeugen kannst, Dir und anderen Zweibeinern wieder zu vertrauen, hast Du auch sonst ein anhängliches Superpferd!








Offline KugelblitzTopic starter

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #2 am: 04.06.09, 14:32 »
Zitat
Wird er schon geritten? Gehst Du mit ihm 'raus?
jein, er ist geritten, aber geritten werden macht ihm auf dem Platz keinen Spaß. Alleine rausgehen ist auch sehr schwierig da er nichts kennt und mich im Zweifelsfall in schönster Hafimanier über den Haufen rempelt. Ich bin jedoch dran, das jemand mit ruhigem Pferd mal mit mir rausgeht.
Gefahren ist er auch aber drauße: s.o.; außerdem ist unsere Kutsche noch nicht da. Ansonsten machen wir Bodenarbeit, immer nur so viel das es ihm Spaß macht.
Zitat
Arbeite intensiv mit ihm
nächstes Thema: unser zweiter Hafi, wird eifersüchtig! Für den hab ich zwar eine Super-RB, aber scheinbar zählt das nicht für ihn.

Zitat
TA soll mal ab und an kommen, ihm hallo sagen, klopfen, Leckerchen geben, wieder gehen, ohne Piekespritze.

Der TA ist kein Problem, solange der nicht pikst ist alles o.k. Auch nach dem Piks (kritsches Prüfen: hast du Piks? nee- gut) ist TA wieder Freund.

Ich dachte schon an einen "Behandlungsstand" wo das Pferd hinter Gittern fixiert ist, dann kann der TA gefahrlos dran und die ganze Aktion ist schneller vorbei.
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Offline McFlower

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #3 am: 04.06.09, 14:47 »
geritten werden macht ihm auf dem Platz keinen Spaß
Wie äußert sich das?
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline zaino

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #4 am: 04.06.09, 15:02 »
jein, er ist geritten, aber geritten werden macht ihm auf dem Platz keinen Spaß.

Warum? Weil ers nicht kennt? Weil mans nicht schaffte, ihn für die Platzarbeit zu "interessieren"?
Weil er steif ist, büffelig, ins Rennen kommt, unrittig ist?
Ist denn auch was anders bei einem Youngster zu erwarten?
Da habt Ihr doch ein weites Betätigungsfeld - und nicht immer gleich aufhören weil "er könnte sich langweilen" - schön und gut, er soll ja auch keine Muskelkatze kriegen, aber aufgehört wird dennoch erst wenn DU das sagst!
Nicht wenn ER meldet, daß er jetzt gern Brotzeit hätte.

Alleine rausgehen ist auch sehr schwierig da er nichts kennt und mich im Zweifelsfall in schönster Hafimanier über den Haufen rempelt.
Na, siehste, da liegt der Hund begraben.
Mit einem fast rohen und unrittigen Hafi-Büffel ins Gelände IST auch nicht anzuraten.

S. o. marsch auf den Platz mit Euch, RL hergeholt, und regelmässig ordentlich schwitzen gehen, alle beide  ;D *fiesgrins*
NEBST Bodenarbeit, Spaziergängen notfalls mit Führkette.
"Fahren" kann man übungshalber zwischendurch - auch durchaus mal nur mit dem Wagscheid und einem Autoreifen oder gar Baumstamm hintendran ;).
Freispringen, und gediegene korrekte Longenarbeit dürfen auch gern mit ins Programm.  8)

Also ... sorry, kurz zusammengefaßt, es ist offenbar NIE mit diesem Pferd richtig wirklich gründlich und intensiv gearbeitet worden, richtig?
Überdenhaufenrempeln und Ausschlagen - ja da schaug her.
Der ist im Flegelalter - also relativ belastbar, aber nix zu tun und nix als Flausen unterm Pony.
Zudem hat er wohl eh keine Manieren, und, was auch sehr wichtig ist, in Punkto Respekt und Vertrauen in Eurer "Herde" seinen Platz noch nicht gefunden.
Das ist bei keinem Pferd gut! Beim starken, agilen und listigen Haflinger eine Sch***Mischung!

Mag sein, daß er auch eine schlechte Erfahrung gemacht hat, aber hauptsächlich wohl eher die, daß die Leut vor ihm Angst kriegen, und er seine Ruhe, wenn er garstig schaut und auskeilt.

Und wenn der andere "eifersüchtelt", dann muss er auch mal mit dran. Gezicke gibts nicht!

Ich weiss, das ist total zeitaufwendig, nur - mit einem jungen starken Pferd kommt Du da nicht drum herum!

(und falls jetzt wer kommt und sagt, ich rate ein junges Pferd zu ÜBERfordern - es geht mir um die Intensität und Qualität und Konsequenz beim Beschäftigen, nicht etwa, den täglich "müde zu reiten", ok?)

Wirst sehen, die Garstigkeiten geben sich, wenn Ihr das alles mal auf die Reihe bekommt, Stück für Stück.
Man muss ja auch erst zusammenwachsen. Das geht nicht auf hopp.

Offline McFlower

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #5 am: 04.06.09, 15:20 »
Jetzt muss ich erstmal bei Zaino unterschreiben. Tolles, engagiertes Posting. *applaus_on*
Ergänzend würde ich auch regelmäßig longieren. Nicht tralala am Halfter, sondern mit voller Ausrüstung incl. Ausbinder und Longierpeitsche.

Nur leider ist das nicht die Garantie dafür, dass das TA-Problem damit auch weg ist. Ich kenne das Problem auch ohne deine anderen Baustellen zu Genüge von meinem Pferd. Ich hatte dazu auch mal einen Thread eingestellt: http://www.agrar.de/pferde/forum/index.php?topic=20091.0

Damals war die Stute 4-jährig, jetzt ist sie 6-jährig. Es gab leider keine Patentlösung, aber es ist in den vergangenen Jahren sehr viel besser geworden und mir steht nicht mehr der Angstschweiß auf der Stirn, wenn der Tierarzt kommen muss, aber gut ist was anderes. Intravenöse Spritzen können wir mittlerweile auch ohne Lebensgefahr für den TA. Ich bin dazu übergegangen, mir jedes Heckmeck zu sparen. Das Pferd wird bestmöglich fixiert (Nasenbremse drauf, stabiles Halfter + Führstrick, Führstrick mit Flaschenzug-Effekt zwei Mal um das Boxengitter gewickelt, das andere Ende halte ich in der Hand. Und dann wird ohne Zeter+Mordio gespritzt. Es wird jedes Mal besser und in ein, zwei Jahren werde ich mal wieder versuchen, die Haftbedingungen zu lockern.

Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

geolina

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #6 am: 04.06.09, 18:15 »
Also ... sorry, kurz zusammengefaßt, es ist offenbar NIE mit diesem Pferd richtig wirklich gründlich und intensiv gearbeitet worden, richtig?

kurz zusammengefasst, so seh ich das auch. ein jungpferd, das eigentlich geritten und gefahren ist und nun steht der rum und es wird bodenarbeit gemacht solange er lust hat *pfiffel*. dem fällt wahrscheinlich vor langeweile die decke auf den kopf.

schön auf den platz mit dem jungen herrn - longieren - alle 2 tage was tun lassen (nicht überfordern, aber unterfordern kann genauso schädlich sein ;) ) und dann wird sich am verhalten schon was ändern.

im alten stall ist dir ja nichts aufgefallen - evtl. weil der herr jungpferd da was getan hat.

wenn ihr alleine nicht mit ihm arbeiten könnt, dann sucht euch doch eine gute betreuung, die euch beim reiten hilft.

noch etwas, nach 3 monaten sollte das hufegeben keine probleme mehr bereiten! ich glaube du musst deine anforderungen etwas anziehen und das tempo etwas steigern. nicht übertreiben, klar, aber ewig an so etwas einfachem herumzumachen, das zahlt sich oft nicht aus.

alex

Offline sasthi

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #7 am: 04.06.09, 18:24 »
für mich hört sich das auch nach unterfordertem Hafeltier an, der seine Bedieneinheiten gut im Griff hat.
Was der m.E. (wie jeder Haflinger ;) ) braucht, ist abwechslungsreiches Training incl. Kopfbeschäftigung.
Platzarbeit muss nicht langweilig sein, man kanns nur nem Haflinger unheimlich langweilig aufbauen, da ist dann die Bedieneinheit gefragt, es für die werten Blondschöpfe interessant zu gestalten. Stangentraining, oder auch mal Pylonen einfach so reinstellen (dann haben auch Schlangenlinien für den Haflinger einen Sinn  ;D ), etc. pipapo. Man muss halt erfindungsreich werden.

Wenn ich meiner 4x die Woche mit Bahnarbeit komme (und womöglich noch 3x das selbe Programm abspule), zeigt mir meine spätestens nach dem dritten Mal den Mittelhuf. 4x mit unterschiedlichem "Gschmarri" ist dagegen überhaupt kein Problem.  ;D
Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

Haflinger sind nicht stur, sie geben ihrem Menschen nur mehr Zeit, über seine Fehler nachzudenken

Offline zaino

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #8 am: 04.06.09, 20:29 »
Nachdem der Kerle gefahren sein soll - gleich mal testen und zusehen, ob der auch wirklich vom Boden gefahren kennt und strangsicher ist!!!!
Oder ob er da auch so ein flinkes HInterbein zeigt... ?
Nicht daß das ein Gschmarri vom Vorbesitzer war und der verhackstückt Euch dann gleich mal die schöne neue Kutsche...
Sollte er beim Anschirren, Bodenfahren, Autoreifenziehen übrigens Terror machen, wäre das gleich Anlass, zum Telefonhörer zu greifen und vom Vorbesitzer ein paar Infos bezüglich seiner Grundausbildung einzuholen... *flöt*

Reitunterricht holen!!! Schon um das eigene Repertoire an Übungen zu erweitern und sich selber bestärkt zu fühlen.
Und wie gesagt, Basics einfordern - man lässt sich als Pferd mit 4 Jahren bittesehr gescheit und artig führen, gibt Hufe, rempelt und drängelt nicht, benimmt sich!
Egal ob man grade Lust hat oder nicht.
Wenn der nach mir als Bedieneinheit treten würde... au weia...  >:(
Das ist flegeliges (hengstiges?) Testen wie weit man gehen kann bis der Watschenbaum umfällt. Unter Pferden fällt der übrigens schnell und mit Krawumm!
Die Bedieneinheit geht täglich seinen Hafer verdienen (worauf sie auch nicht immer große Lust hat...) und hat daher Anspruch auf körperliche Unversehrtheit.
Die halbe Stunde am Tag, die Hafi artig und aufmerksam sein muss, die DARFST und MUSST Du ihm abverlangen,
ganz egal ob er sauer drein schaut oder die Ohren anlegt!

Mei, wir haben übrigens alle unsere Dauerbaustellen und Problemchens. Geb ich auch unumwunden zu.
Also fasse das alles jetzt bitte nicht als Gemecker und Kritik auf.   ;) :)

P.S.: Hafis sind frühreif, und Deiner ist "spät gelegt" - also tendiert er, weil noch hengstig im Verhalten, insbesondere zum Rüpeligen.
Auch das Scheuen draussen ist ein Testverhalten.
« Letzte Änderung: 04.06.09, 20:36 von zaino »

Offline Viki

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #9 am: 04.06.09, 22:28 »
P.S.: Hafis sind frühreif, und Deiner ist "spät gelegt" - also tendiert er, weil noch hengstig im Verhalten, insbesondere zum Rüpeligen.
Auch das Scheuen draussen ist ein Testverhalten.

Das späte Legen erklärt das dominante Verhalten. Ob das Scheuen reines Testen ist, kann man daraus nicht ableiten.

Ich finde vieles sinnvoll, was geschrieben wurde - aber die Vorstellungen von einem Vierjährigen leicht überzogen. Kann ja sein, dass er als "angeritten" verkauft wurde und dass er kaum im Gelände war - dann ist das, was er beim Arbeiten zeigt, völlig normal und noch lange kein Problemfall.
Man muss ihn auch nicht mit Gewalt und voller Montur an der 7m-Longe longieren, wenn er sowieso schon keinen Bock auf Platzarbeit hat - da hat man schnell statt den positiven Effekten eine neue Baustelle mit viel Platz für hengstiges Verhalten.

Zweispänniges Fahren wäre ideal für die Abhärtung im Gelände und zum Luft ablassen. Ausritte mit sicherer Begleitung auch.

wenn ihr alleine nicht mit ihm arbeiten könnt, dann sucht euch doch eine gute betreuung, die euch beim reiten hilft.
und beim Führen, Hufe geben etc. Manchmal hilt schon eine Einheit mit dem 4. Auge und lieber jetzt das Geld investieren in einen guten RL bzw. Trainer, bevor man ewig Kämpfe hat.

Zu dem TA-Problem - es kann sehr wohl sein, dass er einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat und zu Recht Behandlungen mit "unangenehm" verbindet. Nach meiner Erfahrung gehen junge Pferde eher unbedarft an Spritzen, Wurmkuren etc. heran und wehren sich in dieser Art erst dann, wenn sie unsachgemäß behandelt wurden. Die Variante "knebeln" mag bei manchen Problemfällen die letzte Lösung sein - das bleibt aber immer Stress und Tanz. Ich würde mir lieber die Mühe machen, ihm zu zeigen, dass es sich für ihn mehr lohnt, keinen Tanz zu machen. Das erfordert viel Zeit und Geduld, ist aber einen Versuch wert.

Ich habe meinen Haflinger höchstpersönlich das Entwurmen verleidet (durch falsches Abdrücken, Paste im ganzen Gesicht) - danach Kopfschlagen etc. Mit Clicker und Belohnung hat er es nach einiger Zeit wieder vergessen und war problemlos zu entwurmen. Eine Einstellerstute (Isländer) war extrem tierarztphobisch - hat zig TA bei uns verschlissen, Besitzerin kam erst gar nicht dazu und ich hatte keine Zeit/Lust, mit positiver Verstärkung zu trainieren. Als sie in 2 Wochen in der Klinik war und täglich behandelt werden musste, kam sie ohne TA-Phobie (jedenfalls deutlich verbessert) zurück - 2 der Klinikdamen haben sie mit Geduld und Belohnung soweit gebracht.

Haflinger sind intelligent und sensibel - dieser hier außerdem dominant. Wenn man genug Fehler macht, hat man schnell ein Problempferd - wenn man mit klarster Konsequenz und viel positiver Verstärkung arbeitet, hat man ein Traumpferd.

Offline Viki

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #10 am: 04.06.09, 22:34 »
PS: Wenn er nach Menschen keilt, egal warum, muss er SOFORT eine in die Rippen kriegen - ich hab das Knie hergenommen, wenn ich nah dran war oder den Fuß, wenn ich weiter weg war. Danach sofort Ruhe und Belohnung, wenn er sich benimmt. Das war bei meinem Haflinger genau 2 x nötig.
Belohnung heißt einfach Lob, muss nicht immer Lekkerli sein - man neigt bei solchen Pferden dazu, zu viel rumzumaulen, zu vorsichtig zu agieren (wenns krachen sollte) und letztendlich zu wenig zu loben.

Offline zaino

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #11 am: 04.06.09, 23:12 »
Ich finde vieles sinnvoll, was geschrieben wurde - aber die Vorstellungen von einem Vierjährigen leicht überzogen. Kann ja sein, dass er als "angeritten" verkauft wurde und dass er kaum im Gelände war - dann ist das, was er beim Arbeiten zeigt, völlig normal und noch lange kein Problemfall.

Schon klar Viki, und Du hast auch mit vielem recht, was Du schreibst.
Nur - wenn Kugelblitz jetzt nicht die Ärmel aufkrempelt und die Basis in Ordnung bringt - also KEIN Rempeln beim Spazierengehen, KEIN Auskeilen nach Leuten, und von wegen "keinen Spass auf dem Platz" hmpf... auch da kann man dran arbeiten (+ an sich selber!) - dann wirds irgendwann brenzlig.
Man muss ihn halt für die Zusammenarbeit interessieren statt Konflikte zu vermeiden. DAS hab ich gemeint.
Wir haben ja alle nicht von A-Dressuren und stundenlangem drögem Zentrifugieren geredet. Nur von konsequenter angemessener! Arbeit und "Dranbleiben".
Nur - ran muss er, und sie muss sich mit ihm ernsthaft und intensiv beschäftigen, sonst kriegt sie keinen Zugang zu ihm.
Mit so einem Pferd muss man sich halt wirklich viel, auch mit viel Zeitaufwand, auseinandersetzen damit ein Bezug und Vertrauen entstehen.
Den kriegst Du wirklich nur so, und ja, über viel Lob und Beachtung und Mr. Wichtig aus ihm machen. Schrieb ich ja eingangs. Aber auch streng sein wenns nötig wird.
Es wird auch durchaus eine Weile dauern.

Offline Hexle

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #12 am: 04.06.09, 23:20 »
hmmm ich seh den Pferdebub nicht als dominant sondern als verunsichert an - dominante Pferde schlagen nicht!! das haben sie nicht nötig ... geht man mit dem Pferd nun auch noch so richtig grob um *rummsbummsimmerdruff* wird er noch MEHR verunsichert undseinVheralten wird immer aggressiver

er wehrt sich seiner Haut und kennt keine andere Sprache.. je unsicherer die Menschen in seiner Umgebung werden um so unsicherer wird das Pferd und um so aggressiver wird es weil es mitseiner "führungsrolle" die es nie haben wollte nicht umgehen kann  .. wie ein Mensch der ungewollt eine Führuingspostition einnehmen muss und i nseinerVerzweiflung verbal um sich schlägt und meint andere "klein " halten zu müssen weil er jeden als Bedrohung ansieht und total überfordert ist ...  :-[ armer Kerl .. er wäre sicher froh einen ruhigen, konsequenten und erfahrenen Menschen um sich zu haben der weiss was er tut  - hast du jemandem an stall der viel Erfahrung mit jungen Pferden hat und schon einpaar ausgebildet hat die sehr angenehm im Umgang sind? Und der dir zur Hand gehen kann ?

Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Muriel

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #13 am: 04.06.09, 23:42 »
ich fände es auch sinnvoll, den Stresslevel insgesamt niedrig zu halten und stimme Viki im Einsatz von positiver Verstärkung zu.
so kann man das Pferd in kleinen Schritten auf die Anforderung *PIEKS* vorbereiten und jedes Zeichen der Entspannung belohnen. Und zwar lange bevor der nächste TA den Hof betritt.

Halte ich für einen durchaus erfolgversprechenden Weg.

Offline Viki

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Re: Aggressives Pferd
« Antwort #14 am: 05.06.09, 00:05 »
 :-[ armer Kerl .. er wäre sicher froh einen ruhigen, konsequenten und erfahrenen Menschen um sich zu haben der weiss was er tut  

puuh, findest du das nicht reichlich übertrieben? Kennst du Kugelblitz? Aus Kugelblitzens posting lese ich den Wunsch nach Anregungen raus und dass sie ein zweites Pferd der gleichen Rasse besitzt und wohl nicht seit gestern.

Zunächst mal ist das ein junges Pferd, das den Menschen im Zweifelsfall so behandelt wie ein anderes Pferd, weil das für ihn eben naheliegend ist. Arm, verunsichert oder verzweifelt ist das noch lange nicht, blos schlichtweg unpassend für ein angenehmes Zusammenleben.

Das Pieksen kann man mit einer stumpfen Nadel oder ähnlichem sehr gut simulieren und mit oder ohne Clicker positiv besetzen, wie Muriel sagt. Dauert blos länger, als man meint - aber es lohnt sich.