Autor Thema: Vielseitigkeit, wie, was, warum  (Gelesen 63988 mal)

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Vielseitigkeit, wie, was, warum
« am: 23.10.04, 03:54 »
In der Doping Box von Athen wurde angeregt einmal mehr ueber die technischedetails von Training, Fuetterung, Pflege, Sattelung etc. von Vielseitigkeits Pferden und Reitern zu bringen.
Was das Regulat angeht, kann ich entweder ueber FEI oder USEA ( VS-Verband der USA ) und USEquestrian ( US FN ) berichten.
Die verschiedenen Klassen in der VS, die kurzen Nationalen, E,A,L,M,S. Kurz heisst Dressur - Gelaende - Springen.
Hin und wieder werden lange A angeboten, sozusagen als Einsteiger oder Schulungs Klasse fuer die meist Internatinalen Langen.
Dann gibt es die Langen Vielseitigkeiten, die zu 99.9% unter den Regeln und der Schirmherschaft der FEI abgehalten werden, das sind die CCIs, es gibt 4klassen CCI ein Stern bis 4 Sterne. Ofiziel wird ein ein Stern als eine L angesehen und eine 2 Sternals M und 3 Stern als S und eine 4 Stern als S mit Zusatzzahl. Im vergleich zu den Natinalen sind die Anforderungen im Gelaende immer so eine halbe Klasse hoeher.
Das Format der Langen ist Dressur, Endurance ( Phase A = Wegestrecke, Phase B = Hindernis Rennbahn ( Steepelchase ), Phase C = Wegestrecke mit Pflichstop und TA Chek, Phase D = Gelaende Pflichstop und TA Chek vor beginn des Gelaendes und Pflicht Haltebox nach dem Gelaende, Pferde duerfen diese Haltebox nur verlassen wenn sie von den TAs entlassen werden), Springen.
Seit ein paar Jahren gibt es ein kurzes Format unter FEI Regeln die CIC, gleiche Kategorien Einteilung wie bei den langen. Es gibt aber zur Zeit keinen CIC 4 Sterne Veranstaltung.
Der World Cup fuer die VS wird unter dem CIC Format abgehalten und ist eine 3 Sterne veranstaltung.
CICs haben andere Dressuren, anspruchsvollere und die Springen sind 10cm hoeher als die fuer CCIs.

Olympia, WM und aehnliche Veranstaltungen haben ein spezielles Kurzformat der CCI.

VS-Dressuren sind im vergleich zur Standard Dressur immer eine Kategorie niedriger vom Schwierigkeitsgrad, bis auf E und A, da sind sie sie sich ziemlich gleich.
VS-Springen liegen auch unter den Standard Springen, E und A sind sich so ziemlich gleich.

Wieso, wir bilden weder Dressur noch Sprinpferde aus, sondern am Ende der Ausbildung steht ein Gallopierer der die irrsinigsten kompliziertesten Spruenge und Kombinationen im Gelaende Springen kann.
Aber wie gesagt einen Gallopierer, weder der Muskelaufbau von Springpferden noch der von Dressurpferden sind fuer den Gallopierer foerderlich. Deswegen sind Dressurreiter immer bitter entaeuscht wenn sie ein VS Dressur der oberen Klassen sehen und natuerlich gilt das Gleiche fuer dei Springreiter. Aber weder ein Springpferd oder ein Dressurpferd soll 3,4, oder,6,7 Kilometer Gallopieren und dabei so um 30 bis 40 Spruenge machen, die hoechst interessant ins Gelaende gestellt worden sind. Oder bei den Langen noch mindestens 2 Kilometer zusaetzlich mit Hoechstgeschwindigkeit um eine Rennbahn duesen und noch 6 Spruenge huepfen.
Andere Vorrausetzungen, andere Anforderungen.
Damit sind wir beim Pferd.
Fuer eine E und A kann ich so ziemlich alles benutzen. Vom Reitpony bis zum leichten Kaltblueter. Bei uns gibt es einen Clidesdale der mit grossem Vergnuegen durch As tobt. Den fuehlt man schon Kilometer weit entfernt. Da wackelt der Boden. Immer ein Erlebnis den zu sehen.
Man braucht sich auch keine Sorge um Gallopiervermogen, oder ueberdurschnittliche Kondition zu machen. Jedes Pferd das 4 mal die Woche ernsthaft geritten wird ist fit genug dafuer. Gelaende ist unter 2k und Speed nicht mehr als 450 Meter pro Minute. Spruenge in beiden Klassen sind sehr einladend, technisch einfach und von der Sprunghoehe normalerweise kein Problem fuer ein Pferd.
Faktor in diesen Klassen ist meistens der Reiter.
ab L wird es interessant. Aus meiner Erfahrung hier in der USA, schaffen nur so um die 30% aller Pferde und Reiter erfolgriech den Sprung von A nach L.
Der Grund dafuer liegt in der rapiden Zunahme der Durchschitsgeschwindigkeit und an den nun sehr technischen Spruengen und Kombinationen. Gebogene Linien in Kombinationen, bis zu 180 Grad, Kombinationen wo die Spruenge nach rechts oder links versetzt stehen, Kombinationen mit Spruengen die im Winkel stehen, ganz enge Spruenge, In Outs in Kombinationen, ernsthafte Tiefspruenge etc. etc. Nicht nur scheitern viel Paare an der technischen Schwierigkeit, sondern an dem nun ernsthaften Stress, Geschwindigkeit, Zeitdruck und die technischen Anforderungen, sind fuer viele Pferde und Reiter einfach zu viel.
Um in den hoeheren Klassen erfolgreich zu sein braucht man ein Pferd, das nicht nur unendlich Mutig ist, sehr sehr hart ist , ein gewaltiges Springvermoegen hat, eine tolle Gallopade sondern auch dem wahnsins Stress gewachsen ist. Je hoeher die Klasse um so groesser wird dieser Stress.
In meiner persoehnlichen Bewertung eines VS-Pferdes ist das einer der wichtigsten Punkte. Das tollste L - Pferd, zerbricht an M, nicht weil es das Zeuch nicht Springen kann, oder koerperlich ueberfordert ist, sondern weil sie die gestiegenen Anforderungen und Belastungen einfach nicht mehr im Kopf geregelt bekommen. Nimmt man sie zurueck sind sie sehr schnell wieder super L Pferde.
Stressmanagement, fuer mich ein ganz wichtiger Teil.
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #1 am: 23.10.04, 06:18 »
so wie geht das ein VS-Pferd zu trainieren.
Das haengt von den Erwartungen ab. E und A brauche ich eigentlich kein spezielles Training. Sind meine Erwartungen hoeher muss ich von Anfang an auf das Ziel zu arbeiten. das heisst ich orientiere mich an den Anforderungen die auf das Pferd zu kommen, in Dressur Springen heisst das, ich versuche kein Dressurpferd auszubilden oder super Parcour Crak.
In der Dressur arbeite ich mehr an der Disziplin und Promptheit, am fliessigen vorwaertz, in der Springausbildung arbeite ich mehr an den technischen Details und technischen Spruengen und Kombinationen. Mit gruenen Pferden arbeite ich vermehrt im Gelaende und bringe ihnen die Basis Spruenge bei, Wasser, Graben, Tiefspruenge, mit Vortgeschriteneren an den technischen Spruengen im Gelaende. Je weiter eine Pferd Vortgeschritten ist um so weniger Springe ich es im Gelaende
Habe ich ein gruenes Pferd, dass die Veranlagung hat mehr als E und A zu leisten, ist ein sehr wichtiger Teil die Galloparbeit. Die Pferde muessen lernen zu Gallopieren, richtig zu Gallopieren, sie muessen lernen hohe Geschwindigkeiten zu Gallopieren ohne nen abriss zu bekommen. Dabei sollen sie kraeftig in den Zuegel gallopieren. Ich persoehnlich mag so um die 15 Pfund Druck, oder zug am Zuegel. sie meussen dabei baer absolut kontrolierbar sein. Das heisst ich richte meinen Oberkoerper auf, sie muessen verlangsam. Ertaunlicherweise ist es garnicht so einfach fuer ein Pferd, sehr konzentriert und diszipliniert mit sehr hoher Geschwindigkeit zu gallopieren. das ist fuer mich einer der wichtigsten Punkte in der Ausbildung, wichtiger als Dressur. Es gibt fuer mich nichts aetzenderes als ein Pferd mit dem man von Start bis Ziel kaempfen muss, weil es ganz einfach nicht in der Lage ist Diszipliniert mit Vollgas zu gallopieren, ganz abgesehen das es obendrein sau gefaehrlich ist.
so verbringe ich mit Greenies mehr Zeit bei der Galloparbeit als bei der Dressur, Selbsterhaltungstrieb. Dafuer sind meine Pferde aber super laessige und problemlose Galloper, selbst wenn sie absolut das Gaspedal durch getreten haben.
Stark in den Zuegel, aber leicht am Zuegel. das kann man nicht im Dressurviereck machen, total andere Angelegenheit.
In der Dressur arbeite ich an der Disziplin und der Sofortigkeit und Durchlaessigkeit, dass ist mir am wichtigsten. Denn spaeter wenn sie richtig kondition haben, ist es oft, das man auf einem Vulkan sitzt der knap am ausbrechen ist. je frueher man disziplin und promptheit, eine sehr knappe Athmosphaere bei der Dressur schaft, sehr busineslike, um so einfacher ist es spaeter den Vulkan unter Kontrolle zu halten. Deswegen konzentriere ich mich bei meinen VS-Pferden auf das was in dem Level verlangt wird. Grundvorrausetzung sind die Ausbildungskala, das ist ein absoluter Grundstein. aber dann halte ich es so simple wie moeglich.
Keine Schnickschnak, piaff brauche ich nicht oder aehnliche Lektionen. Fliegende Wechsel bei einem M Pferd in der Dressur brauche ich nicht ( Springen und Gelaende gehen sie automatisch ), diese Zeit kann ich fuer etwas besseres benutzen. habe ich nen Pferd mit S Ambitionen muss ich natuerlich bei M die Flischer trainieren und bei L Anfangen.
Aber im Grossen und Ganzen beschraenke ich mich auf das was ich brauche, Minimal System, mit Schwerpunkt Disziplin und Akuratesse.
das heisst endlose wiederholung und stetiger Rueckgriff auf die Basis.
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #2 am: 23.10.04, 20:16 »
Was meiner Ansicht nach noch zu ergänzen ist, ist die Tatsache, daß in den höheren Klassen inzwischen oft die Dressur das Ausschlaggebende ist.
Weltklassepaare machen im Gelände und (meist auch) im Springen keine Fehler, wodurch die Punkte aus der Dressur das Endergebnis bleiben.
Man kriegt ja Minuspunkte, also die erste Verweigerung im Gelände kostet zB 20 Strafpunkte, für jede Sekunde über der Best-Zeit bekommt man Strafe usw.
In der Dressur braucht man um zu gewinnen eine 30er Dressur, sonst hat man normalerweise keine Chance mehr.

Das mit der Best-Zeit versteht in meinem Freundeskreis immer keiner, drum erklär ich das auch noch.
*ich liebe nunmal Wortschwälle, es tut mir leid*
Im Geländeteil hat man in jeder Phase eine vorgeschriebene Geschwindigkeit einzuhalten, die dann durch die Länge der Strecke also eine Best-Zeit ergibt.
Wenn man unter dieser Zeit bleibt, gibt es keine Vergütung oder so und man hat zusätzlich die Kraftreserven des Pferdes "verschwendet", die es in der nächsten Phase oder am nächsten Tag noch braucht.
Wenn ich langsamer bin, kriege ich Strafpunkte, wie gesagt.
Die Reiter haben aber die Geschwindigkeit so gut im Griff, daß sie auf der Rennbahn über 6 Sprünge gehen, meinethalben 4 Minuten Best-Zeit und dann kommen fast alle zwischen 3:50 und 4:05 ins Ziel.

Und noch was: auch auf der Strecke in der Phase D stehen noch TÄ, die den Reiter anhalten können, wenn sie der Ansicht sind, daß das Pferd schon zu müde/ was auch immer ist.

Jetzt noch etwas zum Pferd (und zum angeben ;D )
Mein Pferd war zB ein durchaus sehr gutes VS-Pferd (WM und Olympia-Niveau), das aber immer als etwas zu schlecht angesehen wurde, weil er von sich aus immer gerne etwas langsamer als 550m galoppiert wäre und damit relativ anstrengend war, weil er immer wieder nachgefragt hat, ob 500m nicht auch ok wären.
Dafür war seine Qualität die Tatsache, daß er immer völlig unter Kontrolle blieb, unglaublich viel Sprungvermögen hat und somit also immer für eine Nullrunde im Gelände gut war.
Ich glaube er hatte 2 Verweigerungen in seiner Zeit und die waren (laut Reiter) die Schuld des Reiters.
Und leider waren seine Dressuren immer - wie soll ich sagen - spannig (56er waren schon gut), weil er die Aufgabe (es ist leider immer die gleiche) gut konnte und immer im Schritt losgaloppieren wollte *kurz-lang und Paß geh*
« Letzte Änderung: 23.10.04, 20:21 von Kimble03 »
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #3 am: 23.10.04, 21:46 »
In den klassen E und A gibt es Strafpunkte, wenn man eine gewisse Zeit unterschreitet. Fuer diese Zeit gibt es Formula die sich aus Strecken laenge und Geschwindigkeit zusammensetzt.
Zeitfehler = o,4 punkte pro Sekunde. Ab L gibt es bei ns keine Strafpunkte fuer zu schnelles Reiten. Meistens ist es sehr schwierig an die Optimum Zeit heran zu kommen, geschweige denn schneller als diese Zeit zu sein. Zeitfehler sind die Norm.
das mit der Dressur ist schon richtig, aber solange man innerhalb von 10 Punkten vom ersten ist, ist alles noch drinne. Zeitfehler im Gelaende , Springfehler und Zeitfehler im Springen, das laeppert sich schnell zusammen.

K 03 du schmeisst ziemlich kurz und lang Format durch einander.
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #4 am: 24.10.04, 04:42 »
K03, wenn er 550 von sich aus nicht gemacht hat, fehlt im genau das was ein VS-Pferd ausmacht. 550 ist Durchschnitsgeschwindigkeit fuer ne M. S ist 570. Eine sehr zaehe Angelegenheit, wenn das Pferd nicht von selber den Willen hat den Durschnitt zu halten.

Was bedeuten denn diese Geschwindigkeiten. Sie sind nur der untere Richtwert, reitet man schoen brav den Wert, kann man nach Hause gehen, weil es ohne ende Strafsekunden hagelt so um die 20, 40 Minus Punkte.
Jeder Sprung kostet Zeit, selbst wenn man ihn fliegend nimmt, technische Sachen noch mehr Zeit, 3 fache, 4 fache, kosten unmengen von Zeit. Das heisst wenn 520 ( L ) angesagt ist, muss man bis zu 600 reiten um die Zeit zu schaffen.
das heisst in M und S, dass man zwischen den Spruengen im Rennbahntempo unterwegs ist und viel zu oft trotzdem nicht die Zeit schaft.


wenn man sich hier die Ergebnisslisten anschaut, findet man ganz selten Ritte die die Zeit gemacht haben. Noch knakiker gehts bei den Langen zu, oder beim Kurzformat.
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #5 am: 24.10.04, 11:18 »
K03, wenn er 550 von sich aus nicht gemacht hat, fehlt im genau das was ein VS-Pferd ausmacht. 550 ist Durchschnitsgeschwindigkeit fuer ne M. S ist 570. Eine sehr zaehe Angelegenheit, wenn das Pferd nicht von selber den Willen hat den Durschnitt zu halten.

Sach ich doch, er war nicht wirklich Top, nur Spitze... ;D
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #6 am: 25.10.04, 15:22 »
Ha! Box gefunden - ich danke Euch beiden wirklich sehr!  :D
Also, ich hab mir das jetzt alles genau durchgelesen und verstehe jetzt auch ettliche TV Übertragungen wesentlich besser - vorallem fasziniert mich da immer, daß eben genau die Pferde teilweise wirklich hohes Tempo gehen - mit gespitzten Ohren, voll aufmerksam - und immer noch komplett an den Hilfen sind. Sprich durch minimaler "Kraft"aufwand des Reiters (oft nur Stimmhilfe und Aufrichten des Oberkörpers) kommt das Pferd retour.
Wie baut Ihr jetzt so Euer Training auf? Also in Bezug auf eine ganze Saison? Wie arbeitet Ihr im Gelände? Habt Ihr einen Trainer? Erstellt Ihr einen Plan - oder mehr Gefühlsmäßig?
Bei der Dressurarbeit empfinde ich als angenehm, daß man ja eigentlich rein logisch vorgehen kann, daß sich aus einer erlernten "Lektion" dann einfach die nächste ergibt - Stichwort Ausbildungsskala. Das ist wie ein Zahnradwerk - lass ich irgendwo ein Rädchen aus, wird es mich später irgendwann aufwürfeln.
Welche Trainingsbedingungen stehen Euch zb zur Verfügung? Oder fahrt man um technisch anspruchsvolle Sprünge trainieren zu können zb. auf Kurse um eben auch mal "was NEues, anderes" zu sehen bzw. dem Pferd zeigen zu können? Daheim immer über die gleichen Baumstämme zu gehen, wird ja auf Dauer nicht sinnvoll sein, oder? Ständig neue Hindernisse wird man aber auch nicht bauen...
Bei den Kursen wo ich mitgemacht habe und auch jetzt noch immer gerne zuschauen fahre, achtet der Trainer auf absolute Rittigkeit zuerst im Parcours. Nicht auf die Höhe der Sprünge sondern absolut auf die Rittgkeit, wie das Pferd sich benimmt, wie es zieht, sich aufnehmen läßt etc. Und wie es auf neue Sachen reagiert. Wenn es ihm da gefällt unterm Reiter, darf derjenige ins Gelände gehen. Er ist früher internationale Prüfungen gegangen und hat schon sehr viele Reiter unterrichtet - daher ist er doch sehr vorsichtig geworden. Was wiederum gerade den Reitern eine unglaubliche Sicherheit gibt, weil jeder weiß: der läßt mich nur im Gelände springen, wenn er weiß, daß wir dem gewachsen sind.
Wie schaut dann eine Trainingseinheit bei Euch im zb. Gelände aus?
Wenn ich rausgehe fürs Dressurpferd achte ich auf ruhiges, gleichmäßiges Grundtempo im Galopp, alles rund, schön durchgesprungen - und wenn geht lange Strecken (ok - nicht lang für Euch, aber so 3 km mal galoppieren tut jeder Pferdelunge gut - noch besser wenn man wieder retour galoppiert  ;)) - meine Stute ist nett genug, auf Stimmkommando zu reagieren, will ich wirklich schneller reiten, muß ich es ihr deutlich klar machen - wenn ich allerdings pfeife, kommt sie wieder retour...
Macht man da auch Intervalltraining? Wie baut man so ein Training auf?
Der Muskelaufbau ist ja in diesen Klassen bei den Pferden ja doch komplett anders - wie füttert Ihr da?
Fragen über Fragen!  ;) ;D
Liebe Grüße
Annette
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #7 am: 25.10.04, 15:49 »
ich finde diese box ist ne super idee - sehr informativ  :D *thumbsup*
Disziplin ist am Anfang schwer. Dann macht sie alles leichter. - Edita Gruberova

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #8 am: 25.10.04, 17:04 »
Das Training haengt davon ab auf was man sich vorbereitet. Eine Lnage oder eine Kurze. Die Unterschiede sind Gewaltig.
Harlekin geht M ( Kurz ) und 1 Sternchen Lang. Mit etwas Glueck schaft sie bis ende Maerz die 2 Sternchen Lang Quali.

Unterschied in der taeglichen Arbeit zwischen M-Kurz und 1St Lang ist 1,5 stunden.
Das ist natuerlich auch vom Zeitpunkt der Saison abhaengig. Im Fruehjahr sind die Langen ein wenig leichter und kuerzer im Herbst sind sie absolut max.
Ich habe meine eigene Strecke, mit so allen Standard Spruengen von E bis M. Wenn es schwierigkeiten auf dem Tunier an irgend einem tech Sprung gibt und ich so ein Ding nicht habe wird es gebaut.
Deswegen stehen bei mir Echtische, Chevrons, Skinies und aehnliches Zeuch auf der Weide rum. Aber je weiter ein Pferd vortgeschritten ist um so seltener Spring ich, entweder sie koennen huepen oder nicht. Schwerpunkt liegt auf Kondition und Dressur. Z.B ich habe mit Harlekin seit ihrem letzten Tunier vor 3 Wochen keinen einzigen Sprung gemacht. Werde diese Wochen kurz nochmal mal auffrischen, so 10 Spruenge und dann am Sonnatg verladen.
Schwerpunkt der letzten 2 Monate war Kondition und Dressur. 1,5 Stunden Kondition, wechselweise auf der Bahn oder auf dem Laufband und 1 Stunde Dressur.
Konditions Training besteht aus sehr starkem Trab, 5 bis 6 kilometer und sehr zugigem Gallop fuer 4 bis 7 kilometer und danach wieder 5 bis 6 kilometer starker Trab und danch wieder 4 bis 7 Kilometer gallop, danch so 1,5 kilometer trab zum abbauen und 10 minuten schritt.
So 14 Tage vor nem Tunier check ich die Kondition in dem ich die doppelte Laenge mit rund 600 Gallopiere so 8 Kilometer. Dabei gehts fuer mich nicht nur um die technischendaten, wie Herz und Atmung und Erholung, sondern auch wie stark mein Pferd sich auf den letzten 1000 Anfuehlt. Muss ich auffordern, oder gallopiert es immer noch maechtig in den Zuegel. Pferd kann aussergewoehnlich fit sein, aber im Kopf am ermueden vom konstanten training und dann nicht mehr ganz den Willen haben noch am Ende so richtig zu zerren. Das sollte man schon wissen wenn man auf ein Tunier geht.
Intervall Training bringt nur dann was wenn dabei das System richtig gestresst wird. Das heisst hohe Herz und Atmung erziehlt wird dann wieder kurz erholen lassen und wieder super stressen. Herzwerte um 200 bis 220 muessen schon erreicht werden.
Consuela, Muskeln kann man nicht anfuettern. Die kommen vom Training. Deswegen ist es eben so wichtig, dass wenn man einen youngster anfaengt eine Idee hat wo der youngster einmal hingeht. E-A wenige gedanken, L - S viele Gedanken. Wieso, weil es eben so lange braucht bis sich die Muskeln, Sehnen, Baender, Herz und Lunge bilden und ausbilden. Wobei Muskeln und Sehnen, relatif schnell gehen, Herz ( ist ja auch ein Muskel ) und Lunge dauert viel, viel Laenger. Das sieht man besonders bei so schnell durchstarter wie Harlekin, sie ist in 2,5 jahren von E bis M gegangen.
Wenn ich aber die Vergleichswerte von meinem alten Kaempen Juan Bob zu Rate ziehe sieht man das Ihr Herz und Lunge noch lange nicht die Entwicklung der Koerpermuskulatur nach voll zogen hat. Das wird bestimmt noch ein Jahr dauern.
Sie hat weit aus hoehere Herzwerte bei gleichem Work Out wie Juan Bob gehabt hat. Trotzdem ist Ihre Erholungsphase gleich. Nur muss die zur Zeit noch weitaus hoehere " Drehzahlen " aufwenden, so 20 Herschlaege mehr.
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #9 am: 25.10.04, 18:41 »
*räusper*
Ähm, Consuela, kleines Mißverständnis, mein Trainingsplan interessiert dich bestimmt nicht, ich selber bin mehr oder weniger schisserige hauptsächlich kringelreitende sehr schlecht Springreiterin.

Mein Pferd war so gut, ich kannte ihn schon in seiner aktiven Zeit (habe immer meine Schulferien in dem Stall dort verbracht), aber seine Turnire ist er ohne mich gegangen und es ist schon ca. 8 Jahre her, daß er dabei war.

Deshalb sind die Methoden, die ich "live" mitgemacht habe etwas veraltet, bzw. durch langsame Professionalisierung wie eine Führmaschine etwas verändert.
Habe aber immernoch einen "Spion" in dem Stall, so daß ich den Anschluß wohl nie ganz verlieren werde.

Vielleicht entdeckt ja aber jen noch die Box hier, die ist definitiv dichter dran...

Mein Pferd kommt aus der Nähe von Flensburg. Trotzdem hatte er ca. alle 5 Tage Intervalltraining am Berg.
Für eine lange S mußte er 5x4 Minuten galoppieren, 2x langsam (meine Schätzung ist so 500m-Tempo), 2x schnell (so schnell er konnte ;D), 1x langsam (wie zuerst).
Allerdings mußte nur er 5x gehen, für etwas "geeignetere" Pferde (leichter und rennbegieriger) reichten 4x 5 Min.

Zusätzlich wurde er noch 2-3 mal die Woche (mit mir, wenn ich da war ;D) zum klettern in die Kieskuhle geschickt, was bedeutete, daß wir 10-20 mal einen steilen Pfad hochklettern mußten, dauerte so ne Stunde mit wieder außenrum runter reiten.
Das war dann die Morgenarbeit, Nachmittags wurde er noch Dressur geritten oder ein bischen über bunte Stangen gescheucht.

Bei den anderen Pferden würde ich mich Ghosts Schätzung mit den 1,5h anschließen, meiner lief meistens so 2h rum, viel Schritt im Gelände, echte Arbeit auch nicht mehr als "normale" Pferde.
Heute werden die Pferde dort nicht mehr so viel ausgeritten, das wird jetzt durch die Führmaschine ersetzt.
Sind einfach viel mehr Pferde inzwischen, das wäre nicht mehr machbar.
Übrigens ist es auch im Schritt und Trab möglich, ein Pferd aus lange **** zu trainieren, ganz ohne Galopp, nur so am Rande, man unterschätzt das leicht.

Dort steht eine kleine (15x30) Halle zur Verfügung, ein Gelände mit Sprüngen bis Klasse L, eben der Berg zum Galoppieren und das Wattenmeer in St-peter-Ording wenn man etwas mehr Zeit investiert zur Verfügung.

Mit den Sprüngen ist das so ne Sache, du kannst einem Pferd nicht alles zeigen, weil jeder baumstamm ja dann doch anders aussieht, und sei es nur die Farbe der Blumen. ;D
Grundsätzlich gibt es ja aber verschiedene Typen von Sprüngen, wenn du dein Pferd an die einen Stufen "gewöhnt" hast, dann wird es auch die nächsten springen, obwohl sie anders aussehen, oder eben nicht. ;D
Der Kunst der Parcoursbauer sind ja keine Grenzen gesetzt.
"Alles" zeigen gibts nicht.
ZB kamen irgendwann diese sogenannten Eulenlöcher in Mode, irgendwer hat sich eine Hecke ausgedacht, in die ein großes rundes Loch geschnitten und da muß man dann durchspringen.
Inzwischen gingts solche "Löcher" fast überall, aber damals haben bestimmt einige Pferde blöd geschaut.
Grundsätzlich fährt man aber schon auch gerne mal in ein fremdes Gelände, um neue Baumstämme zu sehen.

Die Saison wird ziemlich genau durchgeplant, man kann ja nicht innerhalb von 2 Wochen 2 lange S gehen, so schnell kriegt man die Krafttanks nicht wieder aufgefüllt. ;D
Also überlegt man sich genau, welche Prüfung man wann wo reitet, ein Trainingsausfall von wenigen Wochen kann das dann "alles" über den Haufen werfen.
Darauf wird dann auch der Trainingsplan abgestimmt, der anfangs bestimmt auch auf Gefühl basiert, aber immer professioneller wird im Laufe der Jahre.

Fütterung ist auch da ganz normal, je nachdem was der jeweilige Reiter darunter versteht ;D
Meiner kriegte zB Hafer, Pellets, etwas Müsli, Mineralfutter, manchmal Rübenschnitzel (im Winter), Heu und Stroh.
Aber inzwischen gibt es in dem Stall auch Maisflocken und was weiß ich noch. Manche kriegen "kompliziertes" Futter, andere nur Hafer, alle laufen erfolgreich.
Ist halt ne Philosophiefrage...

Trainer hat man auch, logisch, sogar viele ;D
Einen für die Dressur, einen fürs Springen, einen für's Gelände, wenn man will.


Auf jeden Fall freue ich mich jeden Tag aufs neue, daß ich ein Pferd habe, das es gelernt hat sich in jedem Tempo und in jeder Lebenslage kontrollieren zu lassen, das egal, was man ihm in den Weg stellt freudig drüber springt und das Vertrauen in den Reiter hat.
Einfach toll.

PS: Sorry für die Tippfehler... ;D
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.

MiaMia

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #10 am: 25.10.04, 20:54 »
Wobei Muskeln und Sehnen, relatif schnell gehen, Herz ( ist ja auch ein Muskel ) und Lunge dauert viel, viel Laenger.

Das scheint mir doch etwas anders:

Muskelaufbau (das Herz macht da keine Ausnahme) geht verhältnismäßig schnell.
Die Sehnen hinken dem Aufbau eher hinterher.
Insgesamt ist eher der Bewegungsapparat der limitierende Faktor (auch wenn man das leicht übersehen und übergehen kann, da sich die Folgen einer Überlastung hier oft erst nach einiger Zeit (Jahre) zeigen). Wenn ein Pferd von Herz und Kreislauf her gesehen an seiner Grenze ist, dann merkt das auch der dümmste Reiter, da das Schnaufen etc. nicht zu übersehen ist. Eine Überlastung des Bewegungsapparates fällt vielen leider erst dann auf, wenn die Hufrollenentzündung o.ä. da ist.

Wobei sich natürlich auch Puls und Atemfrequenz im Laufe der Jahre noch weiter verbessern.
Das Problem ist vielleicht auch, dass man den Aufbau des Bewegungsapparates nicht in dem Maße beobachten kann.

Gruß,
Mia

Offline Kimble03

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #11 am: 25.10.04, 21:27 »
Stimmt.

Aber das Kreislaufsystem ist auch trainierbar, mein Pferd war auch noch nach Jahren noch eher fähig mal eben auf der Rennbahn oder auch so eine Belastung auszugleichen, vergleichbar bzw. höher trainierte Pferde kamen eher ins Schnaufen.
Vielleicht liegt das aber auch daran, daß er gelernt hatte anders zu atmen.
Dagegen spricht aber, daß es mit der Zeit abnahm, wurde immer weniger(, weil er bei mir nicht sonderlich belastet wird?).

Ich habe es mir auf jeden Fall immer so erklärt, daß man eben (wie beim Intervall-Training) den Wert für das anaerobe Training erhöht bzw. das "Umschalten" erleichtert und das das eben noch eine Weile anhält, dafür aber auch mühsam erarbeiten muß.
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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #12 am: 25.10.04, 21:35 »
Mia,
das Volumen von Herz und Lunge aufzubauen dauert weit aus laenger als den Rest des Koerpers aufzubauen.
Das mit dem Herz und Kreislauf an der Grenze zu merken, ist oft sehr schwer zu fuehlen, besonders wenn das Pferd noch wie irre in den Zuegel geht, aber schon lange im Rotenbreich ist.
Uberlastung von Sehnen und Muskeln merkt man dagegen sofort oder sehr schnell.
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MiaMia

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #13 am: 25.10.04, 22:03 »
Nun wie schon gesagt, ich habe bis jetzt aus fachlichen Quellen immer nur anders lautendes gehört.

Ich denke auch, dass viele eben nicht merken, dass sie den Bewegungsapparat ihres Pferdes überlasten. Schließlich haben wir wesentlich weniger Pferde mit Herz-/Kreislaufproblemen als mit Problemen am Bewegungsapparat. Und so schnell kommt eine Überlastung auch nicht immer durch (wenn nicht grade ne Sehne ganz durch ist). Man denke nur an Hufrollenentzündung etc.

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Re: Vielseitigkeit, wie, was, warum
« Antwort #14 am: 26.10.04, 03:55 »
Das mit der Fuetterung ist nicht so simple wie K03 das sagt. Mit der Zosse arbeitet mehr und so kippen wer mehr in den Trog ist es nicht getan. Die Pferde verbrauchen ja mehr als nur Futter bei dem anstrengenden Training das sie machen. Das ist ja jeden Tag sehr schweisstreibend. so gemuetlich wie K03 das beschreibt gehts eben nicht zu.
Diese Pferde sind Schwerarbeiter, 7 Tage in der Woche. Die taegliche Konditionsarbeit besteht nicht aus Schritt reiten, sondern aus harter Arbeit.
Eine Fuehrmaschine bringt garnichts, weil die pferde da mehr als gelangweilt im Kreis rumschlurfen.
Wenn ich von Laufband spreche meine ich tatsaechlich ein Laufband. Meins hat 8% Steigung und meine Pferde gehen da zwischen 30 minuten bis 1,5 Stunden drauf. Harlekins Programm hat 30 minuten Trab, das heist sie trabt 30 Minuten den Berg rauf nachdem sie schon 1 Stunde den Berg im Schritt rauf unterwegs war. Danach geht sie zum Abkuehlen an die Fuehrmaschine und schlurft fuer 10 minuten im Kreis rum. Nach 1,5 Stunden auf dem Laufband ist sie aber klatsch Nass geschwitzt.
Harlekin bekommt zur Zeit 20 liter Mischfutter am Tag, 10% Eiweis 3 % Fett, angereichert wird dies mit Powerhorse, so dass das Futer 14% Eiweis und 16% Fett hat, Zusaetzlich ist Powerhorse sehr hoch in Selen und Potasium und in anitoxidents plus die ganze Palette an Vitaminen und Mineralien.
Rund 14 Tage vor einem Tunier beginne ich mit der Umstellung auf das Tunierfutter, d.h. ich erhoehe das verdauliche Eiweis und Fett langsam so dass es am Gelaende oder Endurancetag 16% Eiweis und 18% Fett hat. Eiweiss hat eine sehr steile Energie Kurve Fett eine flachere.
Jeder hat seine eigene Formula oder Idee wie sein Pferd gefuettert wird aber es ist ganz gewiss nicht normal und einfach.

Mia in den 40 Jahren die ich nun Pferde jeglicher Art, fuer jegliche Art von Hoechstleistung trainiert und benutzt habe, habe ich noch kein Pferd durch Hufrolle verloren oder Hufrolle ueberhaupt gehabt ( 100 Pferde mindestens ).
Die Gruende fuer Hufrolle sind so vielzaehlig, das geht von Vererben ueber falscher Beschlag, Mangelerscheinungen im Futter bis zur gnadenloser Ueberbelastung.
Ueberbelastung von Sehnen oder Muskeln zeigen sich immer im Bewegungsablauf, oder durch Schwellungen oder durch empfindlichkeit etc. sind fuer jeden der ein bischen Ahnung hat offensichtlich. Man siehts man fuehlts. Ueberbelastungen im Kardio bereich sind sehr schwer zusehen und zu fuehlen. Wir wissen als Reiter nicht ob unser Pferd im rotenroten Bereich laeuft, wenn der schiere eiserne Wille dieser Pferde sie vorwaertz treibt. Die Pferde wissen es ja auch nicht. Nim Marathonlaeufer, wieviele von den laufen im Aneroben Bereich bis sie einfach Umfallen?
  Im Wettbewerb sind Herzmonitoren nicht zu gelassen. Wir ( viele ) benutzen sie konstant im Training, fuehren Buch ueber die Werte, die Dinger haben ne Memory und speichern Werte je nach Programierung zwischen 5 und 15 Sekunden ab. Das hilft ungemein im Training sein Pferd verstehen zu lernen. Das Wissen hilft natuelich im Gelaende und besonders am Endurancetag. Aber da wir es ja mit einem Lebewesern zu tun haben heisst das nicht das alle Tage gleich sind.
Ich faende es gut wenn die Dinger zugelassen wuerden.

Auf Grund dieser Erfahrung und was Fachliteratur ueber menschliche Athleten schreibt, weiss ich das Herz und Lunge eben ein bishen laenger brauchen
Koenige und Koenigen werden als Koenige oder Koeniginen geboren, aber es bedarfs eines Koenigs oder Koenigin um sie zu dem zu machen zu dem sie geboren sind.
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