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Vielseitigkeit, wie, was, warum

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ghost:
In der Doping Box von Athen wurde angeregt einmal mehr ueber die technischedetails von Training, Fuetterung, Pflege, Sattelung etc. von Vielseitigkeits Pferden und Reitern zu bringen.
Was das Regulat angeht, kann ich entweder ueber FEI oder USEA ( VS-Verband der USA ) und USEquestrian ( US FN ) berichten.
Die verschiedenen Klassen in der VS, die kurzen Nationalen, E,A,L,M,S. Kurz heisst Dressur - Gelaende - Springen.
Hin und wieder werden lange A angeboten, sozusagen als Einsteiger oder Schulungs Klasse fuer die meist Internatinalen Langen.
Dann gibt es die Langen Vielseitigkeiten, die zu 99.9% unter den Regeln und der Schirmherschaft der FEI abgehalten werden, das sind die CCIs, es gibt 4klassen CCI ein Stern bis 4 Sterne. Ofiziel wird ein ein Stern als eine L angesehen und eine 2 Sternals M und 3 Stern als S und eine 4 Stern als S mit Zusatzzahl. Im vergleich zu den Natinalen sind die Anforderungen im Gelaende immer so eine halbe Klasse hoeher.
Das Format der Langen ist Dressur, Endurance ( Phase A = Wegestrecke, Phase B = Hindernis Rennbahn ( Steepelchase ), Phase C = Wegestrecke mit Pflichstop und TA Chek, Phase D = Gelaende Pflichstop und TA Chek vor beginn des Gelaendes und Pflicht Haltebox nach dem Gelaende, Pferde duerfen diese Haltebox nur verlassen wenn sie von den TAs entlassen werden), Springen.
Seit ein paar Jahren gibt es ein kurzes Format unter FEI Regeln die CIC, gleiche Kategorien Einteilung wie bei den langen. Es gibt aber zur Zeit keinen CIC 4 Sterne Veranstaltung.
Der World Cup fuer die VS wird unter dem CIC Format abgehalten und ist eine 3 Sterne veranstaltung.
CICs haben andere Dressuren, anspruchsvollere und die Springen sind 10cm hoeher als die fuer CCIs.

Olympia, WM und aehnliche Veranstaltungen haben ein spezielles Kurzformat der CCI.

VS-Dressuren sind im vergleich zur Standard Dressur immer eine Kategorie niedriger vom Schwierigkeitsgrad, bis auf E und A, da sind sie sie sich ziemlich gleich.
VS-Springen liegen auch unter den Standard Springen, E und A sind sich so ziemlich gleich.

Wieso, wir bilden weder Dressur noch Sprinpferde aus, sondern am Ende der Ausbildung steht ein Gallopierer der die irrsinigsten kompliziertesten Spruenge und Kombinationen im Gelaende Springen kann.
Aber wie gesagt einen Gallopierer, weder der Muskelaufbau von Springpferden noch der von Dressurpferden sind fuer den Gallopierer foerderlich. Deswegen sind Dressurreiter immer bitter entaeuscht wenn sie ein VS Dressur der oberen Klassen sehen und natuerlich gilt das Gleiche fuer dei Springreiter. Aber weder ein Springpferd oder ein Dressurpferd soll 3,4, oder,6,7 Kilometer Gallopieren und dabei so um 30 bis 40 Spruenge machen, die hoechst interessant ins Gelaende gestellt worden sind. Oder bei den Langen noch mindestens 2 Kilometer zusaetzlich mit Hoechstgeschwindigkeit um eine Rennbahn duesen und noch 6 Spruenge huepfen.
Andere Vorrausetzungen, andere Anforderungen.
Damit sind wir beim Pferd.
Fuer eine E und A kann ich so ziemlich alles benutzen. Vom Reitpony bis zum leichten Kaltblueter. Bei uns gibt es einen Clidesdale der mit grossem Vergnuegen durch As tobt. Den fuehlt man schon Kilometer weit entfernt. Da wackelt der Boden. Immer ein Erlebnis den zu sehen.
Man braucht sich auch keine Sorge um Gallopiervermogen, oder ueberdurschnittliche Kondition zu machen. Jedes Pferd das 4 mal die Woche ernsthaft geritten wird ist fit genug dafuer. Gelaende ist unter 2k und Speed nicht mehr als 450 Meter pro Minute. Spruenge in beiden Klassen sind sehr einladend, technisch einfach und von der Sprunghoehe normalerweise kein Problem fuer ein Pferd.
Faktor in diesen Klassen ist meistens der Reiter.
ab L wird es interessant. Aus meiner Erfahrung hier in der USA, schaffen nur so um die 30% aller Pferde und Reiter erfolgriech den Sprung von A nach L.
Der Grund dafuer liegt in der rapiden Zunahme der Durchschitsgeschwindigkeit und an den nun sehr technischen Spruengen und Kombinationen. Gebogene Linien in Kombinationen, bis zu 180 Grad, Kombinationen wo die Spruenge nach rechts oder links versetzt stehen, Kombinationen mit Spruengen die im Winkel stehen, ganz enge Spruenge, In Outs in Kombinationen, ernsthafte Tiefspruenge etc. etc. Nicht nur scheitern viel Paare an der technischen Schwierigkeit, sondern an dem nun ernsthaften Stress, Geschwindigkeit, Zeitdruck und die technischen Anforderungen, sind fuer viele Pferde und Reiter einfach zu viel.
Um in den hoeheren Klassen erfolgreich zu sein braucht man ein Pferd, das nicht nur unendlich Mutig ist, sehr sehr hart ist , ein gewaltiges Springvermoegen hat, eine tolle Gallopade sondern auch dem wahnsins Stress gewachsen ist. Je hoeher die Klasse um so groesser wird dieser Stress.
In meiner persoehnlichen Bewertung eines VS-Pferdes ist das einer der wichtigsten Punkte. Das tollste L - Pferd, zerbricht an M, nicht weil es das Zeuch nicht Springen kann, oder koerperlich ueberfordert ist, sondern weil sie die gestiegenen Anforderungen und Belastungen einfach nicht mehr im Kopf geregelt bekommen. Nimmt man sie zurueck sind sie sehr schnell wieder super L Pferde.
Stressmanagement, fuer mich ein ganz wichtiger Teil.

ghost:
so wie geht das ein VS-Pferd zu trainieren.
Das haengt von den Erwartungen ab. E und A brauche ich eigentlich kein spezielles Training. Sind meine Erwartungen hoeher muss ich von Anfang an auf das Ziel zu arbeiten. das heisst ich orientiere mich an den Anforderungen die auf das Pferd zu kommen, in Dressur Springen heisst das, ich versuche kein Dressurpferd auszubilden oder super Parcour Crak.
In der Dressur arbeite ich mehr an der Disziplin und Promptheit, am fliessigen vorwaertz, in der Springausbildung arbeite ich mehr an den technischen Details und technischen Spruengen und Kombinationen. Mit gruenen Pferden arbeite ich vermehrt im Gelaende und bringe ihnen die Basis Spruenge bei, Wasser, Graben, Tiefspruenge, mit Vortgeschriteneren an den technischen Spruengen im Gelaende. Je weiter eine Pferd Vortgeschritten ist um so weniger Springe ich es im Gelaende
Habe ich ein gruenes Pferd, dass die Veranlagung hat mehr als E und A zu leisten, ist ein sehr wichtiger Teil die Galloparbeit. Die Pferde muessen lernen zu Gallopieren, richtig zu Gallopieren, sie muessen lernen hohe Geschwindigkeiten zu Gallopieren ohne nen abriss zu bekommen. Dabei sollen sie kraeftig in den Zuegel gallopieren. Ich persoehnlich mag so um die 15 Pfund Druck, oder zug am Zuegel. sie meussen dabei baer absolut kontrolierbar sein. Das heisst ich richte meinen Oberkoerper auf, sie muessen verlangsam. Ertaunlicherweise ist es garnicht so einfach fuer ein Pferd, sehr konzentriert und diszipliniert mit sehr hoher Geschwindigkeit zu gallopieren. das ist fuer mich einer der wichtigsten Punkte in der Ausbildung, wichtiger als Dressur. Es gibt fuer mich nichts aetzenderes als ein Pferd mit dem man von Start bis Ziel kaempfen muss, weil es ganz einfach nicht in der Lage ist Diszipliniert mit Vollgas zu gallopieren, ganz abgesehen das es obendrein sau gefaehrlich ist.
so verbringe ich mit Greenies mehr Zeit bei der Galloparbeit als bei der Dressur, Selbsterhaltungstrieb. Dafuer sind meine Pferde aber super laessige und problemlose Galloper, selbst wenn sie absolut das Gaspedal durch getreten haben.
Stark in den Zuegel, aber leicht am Zuegel. das kann man nicht im Dressurviereck machen, total andere Angelegenheit.
In der Dressur arbeite ich an der Disziplin und der Sofortigkeit und Durchlaessigkeit, dass ist mir am wichtigsten. Denn spaeter wenn sie richtig kondition haben, ist es oft, das man auf einem Vulkan sitzt der knap am ausbrechen ist. je frueher man disziplin und promptheit, eine sehr knappe Athmosphaere bei der Dressur schaft, sehr busineslike, um so einfacher ist es spaeter den Vulkan unter Kontrolle zu halten. Deswegen konzentriere ich mich bei meinen VS-Pferden auf das was in dem Level verlangt wird. Grundvorrausetzung sind die Ausbildungskala, das ist ein absoluter Grundstein. aber dann halte ich es so simple wie moeglich.
Keine Schnickschnak, piaff brauche ich nicht oder aehnliche Lektionen. Fliegende Wechsel bei einem M Pferd in der Dressur brauche ich nicht ( Springen und Gelaende gehen sie automatisch ), diese Zeit kann ich fuer etwas besseres benutzen. habe ich nen Pferd mit S Ambitionen muss ich natuerlich bei M die Flischer trainieren und bei L Anfangen.
Aber im Grossen und Ganzen beschraenke ich mich auf das was ich brauche, Minimal System, mit Schwerpunkt Disziplin und Akuratesse.
das heisst endlose wiederholung und stetiger Rueckgriff auf die Basis.

Kimble03:
Was meiner Ansicht nach noch zu ergänzen ist, ist die Tatsache, daß in den höheren Klassen inzwischen oft die Dressur das Ausschlaggebende ist.
Weltklassepaare machen im Gelände und (meist auch) im Springen keine Fehler, wodurch die Punkte aus der Dressur das Endergebnis bleiben.
Man kriegt ja Minuspunkte, also die erste Verweigerung im Gelände kostet zB 20 Strafpunkte, für jede Sekunde über der Best-Zeit bekommt man Strafe usw.
In der Dressur braucht man um zu gewinnen eine 30er Dressur, sonst hat man normalerweise keine Chance mehr.

Das mit der Best-Zeit versteht in meinem Freundeskreis immer keiner, drum erklär ich das auch noch.
*ich liebe nunmal Wortschwälle, es tut mir leid*
Im Geländeteil hat man in jeder Phase eine vorgeschriebene Geschwindigkeit einzuhalten, die dann durch die Länge der Strecke also eine Best-Zeit ergibt.
Wenn man unter dieser Zeit bleibt, gibt es keine Vergütung oder so und man hat zusätzlich die Kraftreserven des Pferdes "verschwendet", die es in der nächsten Phase oder am nächsten Tag noch braucht.
Wenn ich langsamer bin, kriege ich Strafpunkte, wie gesagt.
Die Reiter haben aber die Geschwindigkeit so gut im Griff, daß sie auf der Rennbahn über 6 Sprünge gehen, meinethalben 4 Minuten Best-Zeit und dann kommen fast alle zwischen 3:50 und 4:05 ins Ziel.

Und noch was: auch auf der Strecke in der Phase D stehen noch TÄ, die den Reiter anhalten können, wenn sie der Ansicht sind, daß das Pferd schon zu müde/ was auch immer ist.

Jetzt noch etwas zum Pferd (und zum angeben ;D )
Mein Pferd war zB ein durchaus sehr gutes VS-Pferd (WM und Olympia-Niveau), das aber immer als etwas zu schlecht angesehen wurde, weil er von sich aus immer gerne etwas langsamer als 550m galoppiert wäre und damit relativ anstrengend war, weil er immer wieder nachgefragt hat, ob 500m nicht auch ok wären.
Dafür war seine Qualität die Tatsache, daß er immer völlig unter Kontrolle blieb, unglaublich viel Sprungvermögen hat und somit also immer für eine Nullrunde im Gelände gut war.
Ich glaube er hatte 2 Verweigerungen in seiner Zeit und die waren (laut Reiter) die Schuld des Reiters.
Und leider waren seine Dressuren immer - wie soll ich sagen - spannig (56er waren schon gut), weil er die Aufgabe (es ist leider immer die gleiche) gut konnte und immer im Schritt losgaloppieren wollte *kurz-lang und Paß geh*

ghost:
In den klassen E und A gibt es Strafpunkte, wenn man eine gewisse Zeit unterschreitet. Fuer diese Zeit gibt es Formula die sich aus Strecken laenge und Geschwindigkeit zusammensetzt.
Zeitfehler = o,4 punkte pro Sekunde. Ab L gibt es bei ns keine Strafpunkte fuer zu schnelles Reiten. Meistens ist es sehr schwierig an die Optimum Zeit heran zu kommen, geschweige denn schneller als diese Zeit zu sein. Zeitfehler sind die Norm.
das mit der Dressur ist schon richtig, aber solange man innerhalb von 10 Punkten vom ersten ist, ist alles noch drinne. Zeitfehler im Gelaende , Springfehler und Zeitfehler im Springen, das laeppert sich schnell zusammen.

K 03 du schmeisst ziemlich kurz und lang Format durch einander.

ghost:
K03, wenn er 550 von sich aus nicht gemacht hat, fehlt im genau das was ein VS-Pferd ausmacht. 550 ist Durchschnitsgeschwindigkeit fuer ne M. S ist 570. Eine sehr zaehe Angelegenheit, wenn das Pferd nicht von selber den Willen hat den Durschnitt zu halten.

Was bedeuten denn diese Geschwindigkeiten. Sie sind nur der untere Richtwert, reitet man schoen brav den Wert, kann man nach Hause gehen, weil es ohne ende Strafsekunden hagelt so um die 20, 40 Minus Punkte.
Jeder Sprung kostet Zeit, selbst wenn man ihn fliegend nimmt, technische Sachen noch mehr Zeit, 3 fache, 4 fache, kosten unmengen von Zeit. Das heisst wenn 520 ( L ) angesagt ist, muss man bis zu 600 reiten um die Zeit zu schaffen.
das heisst in M und S, dass man zwischen den Spruengen im Rennbahntempo unterwegs ist und viel zu oft trotzdem nicht die Zeit schaft.


wenn man sich hier die Ergebnisslisten anschaut, findet man ganz selten Ritte die die Zeit gemacht haben. Noch knakiker gehts bei den Langen zu, oder beim Kurzformat.

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