Autor Thema: Hart im Maul gibt es Möglichkeiten es wieder weicher zu bekommen?  (Gelesen 24728 mal)

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whiskey

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Hallo!
Mich würde mal interessieren ob es eine Möglichkeit gibt ein Pferd im Maul wieder weicher zu machen wenn es etwas hart geworden ist? Ich hab mal gelesen, dass ein Stangengebiß "zur Korrektur maulverdorbener Pferde" (Zitat eines großen Reitsportartikelvertreibers) helfen kann. Kann das stimmen und wenn ja wieso ? Ich hatte bisher immer im Kopf, dass es helfen könnte eine Weile ein Gummigebiß zu benutzen, aber ich weiß nicht wo ich die Vorstellung her hab. Bin mir deshalb auch nicht so sicher ob das nicht Quatsch ist.  :)
Falls jemand ne Idee dazu hat würde ich mich freuen!

Grüße!
Caro

Offline Steffi

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nimmst du regelmäßig unterricht???
mein pferd ging 2 jahre im schulbetrieb und war wirklich hart im maul ... nach viel geduld und weicher hand (manchmal wirklich mühsam, wenn das pferd einfach nicht auf die weiche hand reagiert) haben wir es mittlerweile ziemlich geschafft, dass sie weich im maul wird. sie reagiert sicher noch nicht so toll auf zügelhilfen, aber immerhin schon ein großes eck besser als früher ... das ganze ist halt sehr aufwendig, aber es hat sich gelohnt. reite immer mit einer normalen wassertrense.

Offline LailaKind

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Frag mal C. Penquitt, in seinem Buch schreibt er, dass er harte Pferdemäuler wieder weich bekommt.

Offline Beagle-Petra

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Man kann harte Pferdemäuler durch vermehrtes Treiben, sinnvollere und weichere Arbeit mit der Hand (aber konsequent) und viel Gymnastizierung weicher bekommen, ganz kurz zusammenfaßt.

Mit einem Stangengebiß hat man mehr Einwirkung auf das Pferdemaul, man erhält eine Beizäumung und vermehrtes Nachgeben allein durch die schärfere Wirkung des Bits. Wirklich weicher wird das Pferd nicht, Grundsatzprobleme werden damit übertüncht und nicht beseitigt.

Es bleibt dem ehrlichen Reiter also nichts übrig als die bittere Erkenntnis, besser reiten lernen zu müssen.
Nur echt mit dem Beagle!

Offline Trissa

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Man kann sich in dem Zusammenhang auch mal die Frage stellen, was denn ein hartes Maul überhaupt ist und woher es kommt. Dann wird der Weg zum weichen Maul klarer.

Ein Pferd hat dann ein so genanntes hartes Maul, wenn es durch viel leidvolle Erfahrung "gelernt" hat, dass a) "Einwirkungen" im Maul nichts zu bedeuten haben (z.B. Anfänger hält sich am Zügel fest - Aua!) und dass b) Reaktionen auf "Einwirkungen" nichts bringen (z.B. - plakativ gesprochen - Reiter zieht zum Durchparieren am Zügel, Pferd pariert durch, Reiter gibt nicht nach, sondern zieht weiter, hält Zügel weiter stramm).

Hart=abgestumpft (mit gutem Grund, aus Sicht des Rosses).
Weich=sensibel (wenn das Pferd der Hand anhand seiner Erfahrungen vertrauen kann).

Jedes Pferd, das mit weicher (belohnender und "mitdenkender") Hand geritten wird, wird über kurz oder lang mit weichem Maul antworten. Einen zügelunabhängigen Sitz setze ich jetzt mal voraus.

Meine Erfahrung ist, dass Pferde eine kurze, deutliche (damit ist nicht "brutal" gemeint) Einwirkung im richtigen Moment, wenn es mal sein muss, durchaus verstehen können und nicht übel nehmen, wenn die Hand sofort belohnend nachgibt, sobald das Pferd wieder zuhört. Viel schlimmer ist ewiger Dauerdruck im Maul, der sich in Kilos statt einzelnen Gramm ausdrückt, ohne dass das Pferd irgendeinen Zusammenhang zwischen seinen Reaktionen und dem Zügel erkennen kann.

Beachten sollte man außerdem, dass man selbst hingerittene Fehler (hartes Maul) in der Regel nicht selbst korrigieren kann, es sei denn evtl. mit viel begleitendem Reitunterricht. Da darf und soll man sich durchaus Unterstützung holen.

Und damit wären wir wieder beim Schlussatz meiner "Vorrednerin" angelangt.  ;) Da geht kein Weg dran vorbei.

Gruß
Eva
« Letzte Änderung: 22.10.04, 23:22 von Trissa »

whiskey

  • Gast
Hallo und danke für die Antworten!
Nur um einem Missverständnis gleich mal vorzubeugen, ich habe auf besagtem Pferd noch nie gesessen. Mir ist nur gesagt worden dass es härter im Maul ist als es war, bevor es für kurze Zeit in den Händen anderer Leute war. Ich kann nicht mal sagen ob das wirklich stimmt. Und es interessierte mich ob es spezielle Methoden gibt. Euren Antworten entnehme ich, dass man sich im Grunde nur so verhalten kann wie man es sozusagen sowieso tun sollte. Und dass die Sache mit einem Gummigebiß vielleicht auch nicht so verkehrt ist.

Viele Grüße!

federica

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Trissa hat es ja schon gut erklärt. Ergänzent dazu vielleicht noch den Tipp den ich bekommen habe um das Pferd durchlässiger zu bekommen:  immer wieder mal 10 Meter  traben, in den Schritt durchparieren (und das nicht nur mit der Hand), wenn das Pferd Schritt geht, sofort Zügel überdeutlich nachgeben bis sie durchhängen. Im Galopp das Gleiche. Alerdings nicht nur ein, zwei Mal sondern wirklich intensiv üben. Damit das Ganze nicht zu stumpf wird, das Pferd mit welchselnder Linienführung überraschen. Also zB Schlangenlinien durch die Bahn und am Wechselpunkt durchparieren. Oder durch den Zirkel wechseln. Oder zwischendurch jede Menge verrückter Kringel einbauen damit das Pferd nicht weiss was als nächstes kommt. Steigert die Aufmerksamkeit.

Wichtig ist, die Parade nicht nur über die Hand zu geben sondern aufrichten, Beine ran und dann die Hand. Lieber kurz und deutlich als lang und ziehend. Soll den Effekt haben dass das Pferd merkt, wenn du dich aufrichtest und Beine rannimmst "aha, gleich kommt die böse Hand" so dass diese im Idealfall irgendwann sehr fein einwirken kann. Die Pferde sollen so, wenn man es richtig macht, irgendwann sehr sensibel reagieren.

Ich mach das jetzt seit wenigen Wochen und sehe Erfolge. Voraussetzungen sind von Trissa ja bereits genannt worden (zB unabhängiger Sitz), das fiel mir jetzt nur noch zur belohnenden Hand ein. Bevor mir das so deutlich erklärt wurde habe ich das so nicht umsetzen können. Die Frau reitet Grand Prix und hat mir es auf ihrem Pferd vorgemacht. Da war der Effekt der halben Paraden superdeutlich zu erkennen, das Pferd bewegte sich mit immer mehr Kadenz, war toll zuzuschauen.

Offline Acki

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Nach meiner Erfahrung gibt es (mindestens) 2 Typen von Pferden mit harten Mäulern.
1. Die über die hier schon gesprochen wurde. Solche die verlernt (oder nie richtig gelernt) haben das leichte Zügelhilfen Bedeutung haben, die aber im Prinzip solide ausgebildet sind.
2. Pferde die nie die Gelegenheit hatten sich auszubalanzieren. Die auf der Vorhand laufen und sich auf dem Gebiss abstützen. Bei denen reicht eine weiche Zügelführung oder ein zeitweses wechseln des Gebisses nicht aus, wenn nicht gleichzeitig an der aktiven Hinterhand und der Balance gearbeitet wird. Bei der Korrektur eines solchen Pferdes muß man praktisch mit der Ausbildung von vorn anfangen.

gruß Acki
Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.
Wilhelm II. (1859-1941), dt. Kaiser

Offline Acki

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Nr. 1 würde ich persönlich aber nicht als "solide ausgebildet" bezeichnen, sorry.

Bei denen die es nie gelernt haben hast Du Recht.
Ich meinte aber eher die armen Schlucker die nach 'ner wirklich guten Ausbildung beispielsweise in 'nen Schulbetrieb gekommen sind und denen das Maul dort totgezuppelt wurde.  :(

gruß Acki
Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.
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