Autor Thema: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?  (Gelesen 15181 mal)

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Offline Carlotta67

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #15 am: 13.03.09, 09:46 »

Einzelstunden sind sowas von unwirtschaftlich, die würde ich als Kleinstbetrieb nur in absoluten Ausnahmefällen machen!

Offline Anja

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #16 am: 14.03.09, 11:45 »
Samipuma, nimm es mir bitte nicht übel, aber ich würde mich von dem Angebot wenn ich eine Reitschule suchen würde didaktisch nicht angesprochen fühlen.

Willst Du eher Kinder unterrichten ? Diese Art von Wettbewerb unter den Reitschülern schüren "wenn sie besser sind dürfen sie auch mal auf mein Pferd um feines Reiten zu fühlen" dazu hätte ich keine Lust mehr. Der Wettbewerb der Reitschüler untereinander ist schon schlimm genug, wieso dann noch Öl in die sowieso schon lodernden Flammen schütten ?

Nach Deinen Aussagen, dass Du Dich als Dressurtrainer erst beweisen musst gehe ich davon aus, dass du Dressurunterricht geben möchtest ? Die Dressurtrainer aus meiner Gegend haben meistens keine Schulpferde, da die Reitschüler die besser reiten entweder ein eigenes Pferd oder eine Reitbeteiligung/Berittpferd haben. Da lohnen sich dann auch Einzelstunden bzw. Kleingruppen, oft auch in einer fremden Halle.

Wer Unterricht geben und davon leben will muss eigentlich alle Schüler nehmen, wie sie kommen und bei ihrem Stand abholen und unterrichten. Aufteilen in gut und schlecht wird dazu führen, dass die schlechten sich auch so fühlen und aufgeben.
Herr, wirf Hirn vom Himmel oder Steine, was ist egal Hauptsache Du triffst.

Offline samipumaTopic starter

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #17 am: 16.03.09, 10:45 »
Es ist eben genau die zwickmühle!

Prinzipiell würde ich gerne Dressurunterricht an interessierten reitern machen. Aber um meine Kosten zu decken muss ich ja nehmen was kommt. (Und da gehören eben auch Einzelstunden dazu.) wobei ich aber trotzdem der Meinung bin, dass man sich an einen gewisse Zielgruppe halten und auf diese hinarbeiten muss.
Daher stellt sich mir die Frage, wie ich das dann am besten aufziehe. Ich kann ja für die Propaganda nicht sagen "neue reitschule. angebot je nach nachfrage". und ich weiß eben nicht, ob es wirklich gesccheit ist, ALLES zu machen nur damit Geld reinkommt. Da kriegt man ja erstens nicht unbedingt die (hochgestochen gesagt) erwünschte kundschaft und zweitens schnell mal einen dilettanten-ruf.

Zitat
Samipuma, nimm es mir bitte nicht übel, aber ich würde mich von dem Angebot wenn ich eine Reitschule suchen würde didaktisch nicht angesprochen fühlen.
Hm. Ich nehm dir natürlich nix übel, aber außer der einen oder anderen Idee und den Preisen hab ich ja kein fertiges Programm erläutert.

Zitat
Der Wettbewerb der Reitschüler untereinander ist schon schlimm genug, wieso dann noch Öl in die sowieso schon lodernden Flammen schütten ?
naja, da simma wieder dabei. Ich will ja eigentlich und ursprünglich, dass die auch was lernen, außer auf dem tier rumzuhoppeln. Und auch wenn da schon genug wettbewerb besteht, das spornt ja an. Ist halt auch wieder der quirks dessen, was ich gern hätte und dem was machbar ist. Aber das mit meinem eigenen pferd, das steht ja zu beginn gar nicht im raum. das wär ja nur so ne idee für die wirklich guten.

...

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Offline leonida

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #18 am: 16.03.09, 10:58 »
erwünschte kundschaft

Glaub mir, in den ersten Jahren bist Du erst mal froh über jeden Kunden. Dass Du auswählen kannst, wird ein Weilchen auf sich warten lassen.

Wie gesagt, die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Vor allem, wenn Du dann auf einen Reitplatz angewiesen bist. Rechne mal durch wie viel Du im Frühjahr/Sommer/Herbst verdienen musst, damit Du die Pferde und Dich in den Winterurlaub schicken kannst. Oder willst Du Dir dann in der Zeit, in der auch schon viele andere Saisonarbeiter auf der Straße stehen oder Kurzarbeit haben einen Job suchen?

Ich will nicht schwarz malen, aber ich kenne hier bei uns in der Ecke drei Schulbetriebe, die keine Halle haben und die nur über diesen Winter gekommen sind, weil da noch Ehemänner und restliche Familie mit halbwegs gutem Job oder anderweitige Einnahmen z.B. aus Pensionsstallhaltung und mehr zur Kompensation da waren. Die sind momentan alle eifrig dabei, ihren Reitschülern hinterher zu telefonieren, um die wieder zu mobilisieren.
Glücklich sind die Menschen, wenn sie haben, was gut für sie ist.

Offline McFlower

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #19 am: 16.03.09, 13:39 »
Für die Startphase deines Unternehmens sehe ich fast unlösbare Probleme, falls du nicht über ein recht üppiges, finanzielles Polster verfügst, das du verbraten kannst.

Ich rechne mal grob über den Daumen mit folgenden Eckdaten:
6 Teilnehmer pro Stunde, 3 Unterrichtsstunden am Tag, 6 Tage pro Woche, 75% Auslastung, Preis: 15,- EUR/h

6 Teiln/h * 3 h/Tag * 15,- EUR * 0,75 = 200,- EUR/Tag
200,- EUR/Tag * 6 Tage/Woche * 4 Wochen/Monat = 4800,- EUR/Monat

Auf diese Weise würdest du unter idealen Voraussetzungen mit 6 Schulpferden unter Vollauslastung also einen monatlichen Umsatz von knapp 5000,- EUR erwirtschaften. Davon ab gehen die Kosten für die Schulpferde, die Pacht, die Unterhaltung und Instandhaltung der Anlage und Ställe, Kosten für Werbung, Versicherungen, Strom, Wasser. Die Liste bist bestimmt nicht vollständig.

Und außerdem muss deine Arbeitskraft damit abgegolten sein, denn wenn du 3 h/Tag Unterricht gibst, bist du sicherlich im Minimum 6 Stunden/Tag mit deinem Betrieb beschäftigt.

Unlösbares Problem: Einerseits musst offenbar mindestens 6 Schulpferde (besser 8 ) haben, damit du genügend Umsatz machen kannst, um nicht von den Fixkosten aufgefressen zu werden. Andererseits musst du den Schulbetrieb fast voll auslasten, damit du nicht von den Kosten für die Schulpferde aufgefressen wirst. Das halte ich gerade in den Anfangsmonaten für vollkommen ausgeschlossen.

Ein weiteres k.o-Kriterium ist die fehlende Halle. Mit einem oder zwei Monaten Winterpause ist es hier in Deutschland leider nicht getan. November-Februar = 4 Monate = Winter. Stell dir mal vor, du erwischst sofort einen Winter wie den letzten. Bei Minusgraden kommt kein Schulpferdereiter, um auf gefrorenem Platz Schritt zu reiten. Bei Novemberwetter mit +5 Grad, Nieselregen und Schlammplatz kommt auch niemand. Weitere freche These: Für Theorieunterricht bezahlt kein Mensch Geld, Abzeichenkurse ausgenommen.

Ich sehe eigentlich nur zwei Varianten, um das Projekt zu starten:

Variante 1: Einsteller.
Du pachtest die Anlage und nimmst Einsteller. Wenn du genügend Einsteller hast um über die Runden zu kommen, fängst du langsam an, zusätzlich einen Schulbetrieb aufzubauen. Vielleicht hast du dabei die Möglichkeit, das eine oder andere Einstellerpferd stundenweise für den Schulbetrieb zu leihen.

Variante 2: Tätigkeit als mobiler Reitlehrer
Du fährst zunächst durch die Gegend und gibst Leuten auf eigenen Pferden Unterricht oder eben für Schulpferdereiter von Vereinsanlagen. Dadurch hast du die Möglichkeit, dir nach und nach einen Namen als Reitlehrer zu machen. Wenn dich genügend Leute kennen und gerne bei dir Unterricht nehmen, folgen sie dir zumindest zum Teil, wenn du dann irgendwann auf einen eigenen Schulbetrieb umschwenkst.
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline schneeflo

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #20 am: 16.03.09, 18:02 »
hallo

ich hab das hier schon in ganz kleinem ausmasse probiert: hab auf meinen zwei privatpferden auch unterricht gegeben

folgende probs geb ich zu bedenken:

bei deinen staffelungswünschen: viele kunden haben unterschiedlich freie zeiten .. zb. die hausfrauen und mütter gern am vormittag, angestellte aus der gegend eher um die mittagszeit in der mittagspause, arbeitende eher abends ... Kinder am nachmittag (wer bringt sie hin????)

schon von daher hast eine aufteilung auf den ganzen tag, da noch zu unterteilen in gut und schlecht etc wird schwer. ausserdem war ich so den ganzen tag an den stall gebunden (hab aber das glück dass ich da auch wohn).

Im sommer ist ein unterricht um die mittagszeit - nachmittagszeit eine qual -  im winter auf einem aussenplatz ab 4 wenns finster ist eine ungastliche angelegenheit ... ausserdem sind 2 monate winterpause eine wünschdirwas-vorstellung ... haben hier auch einen aussenplatz und der ist sicher 4 - 5 monate net bereitbar und wenn der sommer so verrechnet ist wie der letzte ... na danke, dann möcht ich nicht davon leben müssen.

ausreiten um 25 euro für zwei stunden find ich aber ok

wegen preise: 13 - 18 euro für eine stunde (mit mehreren reitern) ist hier wien umgebung normal ... ich selbst hab nur 14 verlangt (für einzelstunde) . aber bei mir wars auch nur, damit meine pferde sich etwas selbst erhalten und weil sie dadurch mehr bewegt wurden...

aber nur mit einem viereck seh ich wirklich schwarz für einen schulbetrieb.

hatte in meinem einstellbetrieb auch mal ne zeitlang ne richtige reitschule beheimatet... das war oft ein drama im winter ... unter der woche nix .. am wochenende dann 4 h im sehr schlechten viereckboden .. kein geld für ta und richtiges futter ...

anfangs wärs sicher keinf ehler wenn du noch halbtags arbeitets ...

und nochwas: eine reitschule hat kein Wochenende ... passt das zu deiner familären situation??`?

lg
schneeflo

Offline Carlotta67

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #21 am: 16.03.09, 21:19 »

Und: Ganz ganz wichtig: Erkundige dich vorher nach Krankenkassen-/Rentenversicherungs-/Berufshaftpflichtbeitrag (für dich und die Pferde)! Die BG meldet sich auch umgehend. Ich bin damals schier hintenrüber geschlagen wieviele Behörden sich da melden und was die für Beitragssummen wollen!  :o :o

Offline PonyUschi

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #22 am: 01.01.10, 16:27 »
Ich habe selbst seid 6 Jahren so einen Betrieb.

Rahmen:
8 Pferde/ Ponys
kleiner Reitplatz
4 Ha Weideland verteilt im Dorf

die Ponys arbeiten 4 Tage die Woche ca. 2 Stunden.
Zusätzlich haben alle eine RB (manche auch 2), die Zahlen einen Monatsbeitrag und haben die möglichkeit nach Absprache eine Reithalle zu nutzen (Dürfen reiten wann sie wollen - ein Stehtag - Turnierbesuche, Lehrgänge ect.
Eine Freundin hilft schon mal aus und bekommt was.

Mein Stundenlohn ist sehr niedrig.
Meine Ponys gehen  wenig, dass ich nicht über 12 Stunden die Woche komme, dann muss man nicht der Berufsgenossenschaft angehören (kommt aber irgendwann mal)

Da ich nur einen Reitplatz habe, gibt es an schlechten Tagen Theorie unterricht, wir gehen aber auch viel ins Gelände, Dressur, geschicklickeit, springen, Abzeichen, Ponyclub, richten Kutschfahrten, Kindergeburtstage, geführte Ausritte, Tagesritte, Reiterwochenenden (schlafen im Zelt), kurse (wie Halsringreiten)

Unser land ist leider auch noch nur gepachtet (hoffe ändert sich bald) aber direkt am Haus (mit kleinem Hof und 2 Notboxen).

Die Ponys leben in Offenstall zu zweit oder alleine. teils befestigter Boden, teils strohteppich (wird noch geändert). Im Sommer das ganze Jahr auf den Weiden.

Kosten mon.:
versicherung ca. 160€
Heu/ Stroh ca. 250€
schmied kommt nur 2 mal im Jahr, da ich das in meiner Pferdefachwirdausbildung und durch Erfahrung7 Schmied gelernt habe
Plaketten ca. 300€ im Jahr

Steuer brauche ich keine Zahlen, da ich zu wenig im Jahr verdiene.

hinzu kommt:
Wasser, Strom, Anhänger, Traktor, Pferdeanhänger, Heizung, ständige Reparaturen, weiterbildungen

Räumlichkeiten: Sattelkammer, Notboxen, Werkstatt für geräte, heu/ Strohlager (immer nur für 5 Ballen, da ich beim Bauern hole), Mistanhänger !!!, Stübchen, Stallungen, wiesen

Für den Mist wegbringen muss man auch bezahlen.

Im umkreis bei uns gibt es viele Betriebe, ich mache alles aber auf niedriger Stufe (E-A)- berate aber gerne wenn mehr gewollt wird in welchen betrieb man wechseln kann. Ich unterrichte, eine Trainer c selbständig, und eine Bereiterin selbständig

kaufe günstig ponys/ Pferde reite sie ein, bleiben da oder verkaufe sie.

Für mich ist es neben meiner Familie ein Nebenjob den ich gerne mache und ein zubrot verdiene, aber alles damit zu bezahlen ist schwierig. Habe aber auch keine Einsteller, weil das immer nur Ärger gibt.

Alleine mit Unterricht kann man nicht existieren!!!!!!


Es ist kein zuckerschlecken!!! Wenn Fragen sind Frage gerne.

Offline Binesdiva

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Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #23 am: 09.01.10, 10:36 »
Träumen muss der Mensch ja und ich finde es prinzipiell auch gut, wenn man Ziele hat.

Aber einen Reitschulbetrieb, puh, das ist ja echt eine ganz andere Hausnummer. Kennst Du den Spruch:
"Wie kann man mit Pferden ein kleines Vermögen machen?
Indem man vorher ein großes hatte."

Frage Dich doch einfach mal selbst:
Wieviel wärst Du bereit zu zahlen für eine Gruppenstunde in den Wintermonaten im Freien auf einem Haflinger?
Wie oft würdest Du überhaupt da hin kommen?

Und geführte Ausritte, nun ja, ich weiß nicht, damit zieht man, glaube ich, nur Kundschaft an, die man eigentlich nicht mag und Stammkunden werden das dann wohl auch nicht.

Ich selbst bin als Trainer B und mobile RL unterwegs, das aber als Nebenjob.
Leben kann und will ich davon nicht, es macht mir einfach nur Spaß, Wissen weiterzugeben und wenn dann Schmied, Futter etc. für das eigene Pferd abfallen (mal untertrieben ausgedrückt) bin ich zufrieden.

Mit Schulpferden möchte ich garnicht erst anfangen, aus den bereits vielseitig genannten Gründen, ich unterrichte daher nur Privatreiter.

Und ich weiß jetzt auch nicht, wie ich's schreiben soll, ohne missverstanden zu werden:
Auf der einen Seite willst Du qualifizierten Dressurunterricht geben, auf der anderen geführte Ausritte machen.
Für mich schliesst sich das irgendwie aus, aus eigener Erfahrung machen wirklich gute Trainer keine geführten Ausritte mehr (haben die einfach nicht nötig) und dort, wo's geführte Ausritte gibt (das erinnert mich sowieso immer ein wenig an die Ponies auf den Weihnachtsmärkten) gibt's keinen qualifizierten RU.

Noch ein Tip für die Nischen:
Western ist super, die Leute zahlen sich dumm und dämlich (leider kann ich das auch nicht, sonst wäre ich schon reich).
Klassisch-barock ist auch super.

Mir laufen sie übrigens bei Sitzlongen, Sitzschulungen etc. die Bude ein, das wäre doch auch ein Schwerpunkt.
Reitet ein Cowboy zum Friseur.
Kommt wieder raus:
Pony weg...