Rund ums Reiten > Aus- und Weiterbildung

Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?

(1/5) > >>

samipuma:
Hallo!

Hab heute wieder Luftschlösser gebaut. Ich denke seit einiger Zeit darüber nach, einen Reitschulbetrieb aufzuziehen. Die Idee ist noch sehr unrealistisch, aber dennoch möglich. Ich könnte die Baulichkeiten pachten und müsste -abgesehen von der Pacht (mach dazu noch ne Box auf)- "nur" die Pferde finanzieren.

Wenn man nun die Anschaffungskosten weglässt: hat jemand erfahrungswerte,damit sich das rechnet? wie viele pferde, wie viele stunden am tag gehen die, wie viel muss man pro stunde verlangen ? Kommen leute auch unter der woche so, dass man rechnen kann? Was kostet einem das Schulpferd brutto und wieviel bleibt netto über? Schließlich sollte man die eigene Wohnung auch finanzieren *g* Wie lange dauert es, bis der Betrieb läuft?

Ich hab freilich Überschlagsrechnungen gemacht, aber in wie fern sich die mit dem tatsächlichen Ablauf decken weiß ich halt nicht. In der Gegend hier gibt es durchaus Bedarf an einem Schulbetrieb, da wir viele potentielle Reiter, aber keine Reitmöglichkeit für Anfänger haben. Zielgruppe wären wirklich Anfänger, die erstmalig am Pferd sitzen und so viel lernen wollen, wie fürs ausreiten nötig. Danach geführte Ausritte und so.

Was gibt es zu bedenken, das man gerne vergisst?

Ist mein Anliegen verständlich? Würde mich über Ideen und Anregungen freuen! lg, alex

geolina:
hallo,

wenn ich ehrlich wäre, mit den geführten ausritten - das hört sich für mich immer nach einem absoluten no go für mich an. das verletzungsrisiko der reiter (und auch deiner pferde, die ja jeden tag - oder fast, ok - für dich geld verdienen sollen, so ein verdienstausfall wegen eines kranken pferdes ist ja nicht zu unterschätzen) wäre mir da zu hoch.

lieber rbs an fähige reitschüler für kostenbeteiligung vergeben und die dann auf ausritte (einzeln, dann eben evtl. mal zu zweit) mitnehmen. das hat auch den vorteil, dass man schon mal wirklich regelmäßig die hälfte, ein viertel, wie du das eben machen willst und je nachdem wie oft die mädels reiten dürfen des monatlichen (das ist jetzt wichtig: brutto- ) einstellpreises drin hat. (mehr als eine rb würde ich da im übrigen nicht empfehlen, irgendwann zicken sich die mädels eh sonst nur an, wer denn das lieblingspferd am besten reitet, wen das pferd lieber hat, wen du am liebsten auf dem pferd unterrichtest usw. usw. (streitmöglichkeiten gibt es da ja viele).

wenn man reperaturen, krankheiten, schmied, ausrüstung, futter, usw mitrechnet, dann müssen die pferde schon viel einspielen, auf einen prognose möchte ich mich da aber nicht einlassen ;). das geld ist auf jeden fall schwer verdient und ob du dann davon auch noch gut leben kannst ist fraglich. unsere rl vorher hat es geschafft mit 5 pferden über die runden zu kommen und zwar mit folgender regelung: reitstunden nur monatsweise, 2x die woche pro schüler. außer bei krankheiten wird nichts zurückgezahlt! sonst wird wegen jeder schulaufgabe, omas geburtstag und sonstigem mal auf die reitstunde verzichtet, wenn die leute wissen, die stunde ist gezahlt, dann schafft es das kind doch vorher die stunde zu verlegen oder doch zu kommen ;) - planung wird dann plötzlich möglich und man hat nicht so viele ausfälle und weiss einfach was man für dieses monat hat. die stunden waren relativ teuer, irgendwas um die 200 eus im monat, aber dafür hatte man auch höchstens unterricht zu dritt, auf pferden, die höchstens 3 reiter am tag hatten (inkl. longe - also entweder 2 longen und 1 reiter oder 2 reiter ;) ) und die wirklich in einer schönen gruppe jeden tag außen waren und mind. 1x die woche korrekturgeritten wurden.

es gab immer ellenlange wartelisten - das konzept war also an sich wohl gut.

wieviele reitschüler es nun insgesamt gab weiss ich gar nicht *grübel*, was ich aber weiss ist, dass man auch in anderen ställen wusste, dass die grundlagenausbildung ganz gut war, was für die rl zum problem wurde: ihre schüler wurden ihr für reitbeteiligungen in anderen ställen abgeworben, so fiel es ihr sehr schwer bei uns im stall einen wirklich konstanten stand von guten reitern zu halten. es waren meist anfänger da. (es gab eben nicht genug leute bei uns die rbs vergaben ...)

das ist nun nicht so hilfreich glaube ich, aber eben ein paar gedanken, die mir bei deiner anfrage so kamen.

alex

samipuma:
Das mit den Ausritten stimmt, die gleichen Gedanken hatte ich auch schon. Es ist halt so, dass das bei muns der größte bedarf sein würde, denk ich mal. Ich würd natürlich auf gute vorherausbildung bestehen und nicht - wie so gern praktieziert- den leuten im gelände reiten.

Die Idee wären zuerst verpflichtende Longestunden, die macht ja sonst keiner, dann Platzreiten und für die "guten" dann Ausreiten, sozusagen als Ansporn, und das auch nur hausnummer alle drei mal reiten 1 ausritt.
Hab mir auch schon überlegt, die ausritte zwar nach zeit zu verrechnen, allerdings teurer als die platzstunden. mit der begründung des höheren risikos für mich. die eltern sagen dann vll. auch, dass sich ein ausritt in dem monat finanziell nimmer ausgeht, sie könnten aber am platz reiten. is ja immerhin ein unterschied, ob man 40-50 min platz zahlt oder 2 std ausritt.
weiters dann die wirklich interessierten so weit fördern, dass sie es auch zu was bringen, mit von mir aus rb auf schulpferd, einzelunterricht, ab und zu auf mein privates pferd setzen, damit sie den feinen unterschied kennenlernen (aber nur die wirklich guten) etc.

Außerdem hab ich mir gedacht eine stunde -also 60 min- zu veranschlagen, wobei ja nach tag und den äußeren bedingungen 40-50 min geritten werden und 10 minuten theorie beinhaltet sind.
die theorie je nach lust/laune/bedarf/interesse am pferd in der stunde, also als "belehrende pause", oder auch ohne pferd vor dem reiten so als auffrischung.
hab ja auch überlegt reine theoriestunden anzubieten, die dann sagen wir mal ab fünf leuten um an spottpreis abgehalten werden, bzw. an schlechtwettertagen, für alle die sagen "ich will aber nicht im regen reiten". dann wären nämlich wetterbedingtre totalausfälle nur halbausfälle, weil ich trotzdem was verdien, wenn auch weniger.

wobei ich aber nicht weiß, ob sich das machen lässt. man muss sich ja nach den kunden richten.

mein (ich nenn es mal) traum wäre ja, dass ALLE so viel lernen, dass sie irgendwann mal -sollten sie ein eigenes pferd anschaffen- die grundlagen gut beherrschen. mit max drei reitern zugleich und pro pferd nicht mehr als drei stunden am tag.  inwiefern sich das verwirklichen lässt weiß ich allerdings nicht.

Das konzept von deiner rl is mir net ganz klar. sie hat sozusagen monatsblöcke vergeben, die aber nur in diesem monat gültig waren. und das im vorhinein. versteh ich das richtig? wenn ja, find ichs ne gute idee, eben aus den von dir genannten gründen.

Danke derweil für die Ideen!! lg

leonida:
Hi Alex,

Schulbetrieb aufbauen? Puh. Nicht unmöglich, sollte aber wirklich vorher gut durchdacht und geplant sein. Man sollte aber schon mal mit einem guten finanziellen Polster starten, um die erste Zeit zu überbrücken. Ob es dann rentabel läuft, so dass man halbwegs davon leben kann, steht in den Sternen.

Ich habe bisher einige Schulbetriebe, vornehmlich in Reitvereinen kennen gelernt und kein einziger hat kostendeckend gearbeitet. Da wurde immer durch den Verein ausgeglichen und das obwohl teilweise leider an Ausrüstung und in einem Fall auch an medizinischer Versorgung der Schulpferde mal gerne gespart wurde. :-X

Was Du auf jeden Fall in Deine Gedanken mit einbeziehen solltest, sind entsprechende Versicherungen. Allerdings kann ich nicht genau sagen, wie das rechtlich bei Euch in Österreich ist. Hier in Deutschland brauchst Du auf jeden Fall eine Reitlehrerhaftpflicht, falls einem Schüler mal was passieren sollte und für Schulpferde sind die Haftpflichtversicherungen auch teurer als für Privatpferde. Was hier in Deutschland dann auch noch hinzu kommt, ist die Berufsgenossenschaft. Als Reitlehrer mit eigenen Schulpferden muss man da auch mit einem höheren Beitrag rechnen.

Das System mit dem monatsweisen Verkauf der Reitstunden finde ich auch sehr gut und angemessen. Schließlich hat man ja die laufenden Kosten für die Tiere, auch wenn die Schüler mal nicht kommen. Über so etwas habe ich mit meinem Mann neulich erst gesprochen. Bei meinem Klavierlehrer war das z.B. ganz normal, dass ich einen monatlichen Betrag (auch während der Ferien) gezahlt hab. Die Stunden, die durch ihn ausfielen wurden nach geholt. Hab ich eine Stunde abgesagt, hatte ich eben Pech. Ich weiß nicht, warum da in Schulbetrieben oft so ein riesen Aufhebens gemacht wird. Von den Preisen her war es zur damaligen Zeit absolut vergleichbar. *schulternzuck*


Grüßle
Steffi

carola:
In dem Reitverein, den ich kenne, gibt es auch Monatsabos. Ohne  braucht man gar nicht anzufangen. Macht ja auch Sinn. Zumal es doof ist, wenn ein Schüler nur alle 4 Wochen kommt.
Aber auch für die Planung.
Kostendeckend ist echt so eine Sache. Ich weiß, dass der RV seine Turniere und sonstigen Veranstaltungen braucht, damit man mit den Essenseinnahmen die Löcher stopfen kann.
Ich denke, es kommt auch drauf an, wieviel Pacht man zahlt.
Ich hatte mein Pferd vor Jahren mal einen Winter im Reitverein stehen. Und fand es damals recht teuer (nicht vergleichbar mit heutigen Preisen, aber vermutlich 1:1 umzusetzen). Dann habe ich mich ein wenig mehr reingearbeitet, und dann hat mich gewundert, wie es sein kann, dass der Laden noch steht. Boxenmiete waren damals 350 DM, glaube ich. Davon entfielen DM 60,00 auf reine Stallpacht = DM 290,00. Gemistet wurde, dafür hat einer DM 60,00/Monat/Box gekriegt = DM 230,00. Pro Pferd 1 Ballen Heu/Tag = DM 4,00/Tag = DM 120,00/Monat = DM 110,00. Pro Pferd pro Tag 1 Ballen Stroh = DM 2,00/Tag = DM 60,00/Monat = DM 50,00. Öhm, und davon wurde Kraftfutter gekauft und Strom und Wasser bezahlt... Zäune repariert und der Stall in Schuss gehalten. Und am Futter wurde definitiv nicht gespart.
Nur mal so für die Rechnung. Wenn man schon einen Haufen Pacht bezahlt, ist das immer viel Geld, das von vorneherein weg ist und das man erstmal netto (!) verdienen muss.

Ähnlich wie es mich wundert, dass manche Eisdielen überleben bei EUR 20.000 Miete/Monat in guten Lagen. Aber sie leben. Seit Jahren.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln