Wenn man jemanden beim Unterrichten erklären muss oder will
was man unter Spannung meint, merkt man rasch, wie sauschwer das ist. Und vorallem: für 1 Reiter gibt es 1 Erklärung, jeder hat ein individuelles Körpergefühl und es muss ihm entsprechend erklärt werden. Wenn es einem so erklärt wird, daß sich der Reiter steif macht, dann hat man leider das Ziel als Trainer verfehlt.
Aber die Sache mit der Körperspannung ist nicht Sally oder Mary vorbehalten sondern sollte (!) eigentlich bei jedem Trainer ein Thema sein. Wobei diese Körperspannung in jeder Sportart ein Thema ist und wichtig.
Vor einiger Zeit (obs nicht noch im Alten Agrar war?) wurde mal das Thema Losgelassenheit super toll erklärt - ich werde es versuchen, halbwegs zusammen zu fassen: Losgelassenheit bedeuted, daß jeder Muskel, der für diese Bewegung benötigt wird, verwendet wird - alle anderen sind locker, schwingen mit, sind nicht aktiv - aber sind quasi jederzeit sofort Einsatzbereit - gleichzeitig kann aber der zuvor angespannte Muskel sofort wieder entspannt/losgelassen werden. Unter Körperspannung versteh ich nicht, daß die Muskeln fest angespannt sind - sondern quasi in einer gewissen "Habt-Acht-Stellung" allzeit bereit sind. Sie hängen nicht schlaff rum sondern sind bereit auf den kleinsten Impuls sofort zu reagieren und da zu sein. Es gibt eine positive Spannung - eben wie erwünscht. Und eine negative - das wär dann dieses Versteifen.
Ein Trainer kann sich den Mund fusslig reden - es ist immer der jeweilige Schüler gefordert, da in die Gänge zu kommen. Und wenn der Trainer die falsche Erklärungsmethode für diesen einen Schüler hat - Pech. Für den nächsten mags die richtige sein.
Oft genug hab ich erst im Nachhinein verstanden was Trainer XY von mir wollte nachdem Trainer AB es mir anders erklärt hatte. Erst dann konnte ich das Gesagte umsetzen und mir gingen somit auf einen Schlag 2 Lichter auf.
Diese Körperspannung ist aber nicht - wie soll ich sagen - unanstrengend. Weil man ja quasi immer "allzeit bereit" ist - es ist eine Konditionsfrage. Keine Kraftsache. Sondern man muss Aufmerksamkeit, Muskeln, etc trainieren. Und man soll auch nicht von sich selber erwarten, daß man das gleich mal eben locker 1 h aushält. Mitnichten. Immer wieder daran denken: alles was super leicht aussieht, wurde lange und sicher schwer erarbeitet. Je leichter etwas wirkt um so schwerer ist es.
Wenn man sieht, wie ein Pferd unterm Reiter Musik macht, der Reiter scheinbar ohne irgendwelche Hilfengebungen mit dem Pferd die unterschiedlichsten Lektionen reitet - dann steckt da richtig viel Arbeit dahinter. Bei Pferd und Reiter.
War das halbwegs verständlich?
Netto