Autor Thema: Pferdeausbildung ohne "Rangordnung" - nur mit Clickern etc. möglich?  (Gelesen 22060 mal)

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Muriel

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Pferde in der Gruppe füttern geht mal gar nicht  :o

Bei uns sind die Pferde am lästigsten, die hinreichend gut gelernt haben, daß man wenn man am Menschen rumschnuffelt auch was kriegt. *nääääärv*

Die Clickerpferde aber wissen, daß es was gibt - und zwar in der Regel alles, was in der Tasche so zu riechen ist - und werden stille und höflich. Wenn sie es ordentlich gelernt haben. Deshalb steht bei mir an erster stelle die Höflichkeit zu üben - und je nach Pferd ist das ein immer wieder aktueller Prozess. Meiner fragt auch gerne mal nach, aber auch das tut er recht zurückhaltend.

clickertraining ist dadurch auch erst mal eine Charakterschulung - für Mensch und Pferd. Wenn der Mensch nämlich dabei genauso inkonsequent ist wie in seinem sonstigen Umgang, wird er auch mit CT keinen Erfolg haben. Aber durch das CT kann man das zumindest gut lernen, wenn man sich drauf einlässt.

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
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*murielzustimm* und - also ich habs nur mal ansatzweise probiert, aber wieder aufgegeben wg. zu wenig Hände für alles was man immer so braucht  ;D - aber im Prinzip ist CT toll, weil man selber umdenkt, lernt sich über Angebotenes und winzige Fortschritte ehrlich zu freuen, was Pferde eindeutig SPÜREN, auch über das Leckerchen hinaus. Die eigene Einstellung ändert sich zum Positiven, zu einer besseren Arbeitseinstellung hin.
Und zu mehr Aufmerksamkeit, gegenseitiger.


Offline nuance

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Hi,

Ähm, das kann man schon auch verbinden. Nur ist es dann halt kein reines, pures und echtes und lehrbuchmäßiges Clickern mehr.
*zu Cinni schiel*

Also wenn mich ein Pferd hauen will, dann hau ich es nach Möglichkeit schon bevor es mit der Idee fertig ist.
Aber trotzdem kann ich mit dem Pferd mit dem Clicker Dinge erarbeiten.
Genauso geschummelt ist es, wenn ich dem Pferd "helfe", indem ich mich meinetwegen hinhocke und das Pferd deswegen eher den Kopf senken wird, weil es mal gucken will, was ich da unten so mache.
Rein prinzipiell müsste ich ja einfach nur statisch und beobachtend da stehen und warten, bis der Kopf sich so und von alleine senkt bzw. das Pferd die Idee hat, den Kopf zu senken und einen halben Muskel in die Richtung zucken läßt, damit ich das clicken kann.


Mir ist bis heute nicht klar, warum sich für viele Leute CT rein auf Freies Formen beschränkt. Freies Formen ist für viele Dinge super geeignet und macht auch viel Spaß, ABER viele Dinge kriegt man z. B. mit Target rascher hin (wenn denn das Target vorher trainiert wurde), manche Dinge lassen sich super einfangen, etliche Dinge kann man super über Nachahmung trainieren.
Dieses >nur frei Formen< scheint auch viele Leute - verständlicherweise - abzuschrecken, weil man mit etwas Pech stundenlang vor seinem unbeweglichen Trainee steht.

Ich kann mich nicht erinnern, in irgendeiner Literatur über CT gelesen zu haben, daß man als Trainer auf sich rumtrampeln lassen muß, um den Trainee nur ja nicht zu frustrieren (liegt vermutlich daran, daß die Anhänger dieser Theorie nicht lange genug überlebt haben;)).
Durch gute Planung läßt sich allerdings massive Abwehr oder sehr drastische Hilfengebung meistens vermeiden (eben anfangs über Abgrenzung arbeiten, mit relativem Frischling nicht ausgerechnet bei Sturm erstmals ins Gelände....)

Frust total zu vermeiden, wird auch mit CT nicht gelingen. Etliches an Frust dabei wird allerdings durch (noch) nicht so gute Trainer ausgelöst, wenn die Schritte im Training zu groß gehalten werden oder die Kriterien zu rasch wechseln, und dieser Anteil ist sehr wohl weitgehend zu vermeiden.
Massiven Frust habe ich auch bei meiner weitgehend mittels CT ausgebildeten Stute erlebt, als sie mal von jemand anderem (Praktikant), der ziemlich verwaschen geclickert hat, mal für dies, mal für das und eine total unklare Signalgebung hatte, trainiert wurde. Obwohl sie viel mehr Clicks und Leckers erhielt, als sie von mir kriegte, wurde sie grantig - und begann auch massiv an die Leckertasche zu gehen.

Was anscheinend auch nicht so gut rübergekommen ist: es geht um ClickerTRAINING, also v. a. darum, daß Pferd (oder wer auch immer) etwas LERNEN soll, ohne ständig die Angst zu haben, für Fehlinterprätationen bestraft zu werden. Trainiert wird also gewissermaßen in geschütztem Raum.

Grüße


Carola
die definitiv nicht auf sich rumtrampeln läßt

Offline Kimble03

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Mir ist bis heute nicht klar, warum sich für viele Leute CT rein auf Freies Formen beschränkt. Freies Formen ist für viele Dinge super geeignet und macht auch viel Spaß, ABER viele Dinge kriegt man z. B. mit Target rascher hin (wenn denn das Target vorher trainiert wurde), manche Dinge lassen sich super einfangen, etliche Dinge kann man super über Nachahmung trainieren.
Danke. ;D

Was anscheinend auch nicht so gut rübergekommen ist: es geht um ClickerTRAINING, also v. a. darum, daß Pferd (oder wer auch immer) etwas LERNEN soll
Stimmt, das ist auch noch wichtig bzgl. der Leckerlie-Einforderung.

Das momentan von mir beclickerte Pferd hat zB nun verstanden, dass es meine Faust touchen soll, wenn ich sie ihr auf bestimmte Art präsentiere. Das nutze ich, um sie neben mich zu holen, wenn sie beim Führen zurück bleibt, damit fordere ich sie auf, mir (bzw der Faust) zu folgen, damit habe ich sie auf die Plane gelotst etc.
Das Touchen hat sie mit Clicks gelernt, es lässt sich sicher abrufen.
Warum sollte ich nun bei einer bereits erlernten Übung jedes Mal clicken? Sie weiß ja schon, was sie soll.

Ab und an kriegt sie einen Click (und einen Keks), oft genug, dass die Übung ihr noch genug Spaß macht. Aber den tatsächlichen Click kriegt sie eigentlich dann eben erst, wenn der Huf auf der Plane steht, sie brav anhält, wenn ich anhalte oder was auch immer.
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.