Autor Thema: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2  (Gelesen 127236 mal)

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Offline Beagle-Petra

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #480 am: 27.01.09, 15:54 »
Hab mir grad ein paar Videos angeguckt, und ich teile das Grübeln.

Man kann natürlich auch argumentieren, dass wir erst wieder neu sehen lernen müssen und zu sehr an den altgewohnten FN-geformten Pferden kleben.
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Offline Carlotta67

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #481 am: 27.01.09, 17:03 »

*interessiertguck*
@Mettie: Deine Ausführungen zur Halsform haben mich gerade an etwas erinnert. Ich habe mal ein paar Stunden "nach PK"-Unterricht versucht (bin aber nicht damit klargekommen), wo die RL in der ersten Stunde bemängelte meine ältere Stute hätte zuviel Oberhals, iih und der Mähnenkamm sei "zu stramm". Worüber ich baff erstaunt war, im vorherigen FN-Stall wurde ihre Halsmuskulatur immer ausdrücklich gelobt - und die sagt nun, sie hätte zuviele Halsmuskeln?  :o ??? Sie meinte mit dem Hals könne sie sich nicht gut genug biegen und die Muskeln gehörten seitlich statt obendrauf.
 ??? ???

Offline zaino

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #482 am: 27.01.09, 17:21 »
 ???
Grübel auch schon dauernd - denke mal, so verschieden die Hintergründe waren, vor denen sich Reitweisen über Jahrhunderte entwickelt haben, so unterschiedlich ist das idealbild vom perfekt trainierten und bemuskelten Pferd... für unsereinen sind z. B. Quarterhorses im Arbeitseinsatz, oder nordafrikanische Berber oder Poloponies strange bis gewöhnungsbedürftig, dito erinnert mal die ersten töltenden Wuschelisis... (Tölt wurde anfangs von der Großpferdefraktion für 'ne Lahmheit gehalten, was ich nach mehrern Besuchen auf Isiveranstaltungen auch verstehen kann)  ;D - obwohl sie ihre Jobs alle gut und gerne machen und dabei alt werden.

Was bedenklich ist, sind halt extrem verhärtete vorstehende und verkrampfte Muskelpartien, aufgrund "falscher" Körperspannung, oder Abwehr- oder Ausweichhaltung, oder im Gegenteil gar keine Körperspannung, was sich auf Dauer darin ausdrücken würde, daß die Bewegungsqualität und die Ästhetik des Pferdes nachhaltig leiden?

Werfe ich jetzt mal so in den Raum...

Tekken... hirschen im Freilauf fröhlich rum, am Zügel gehen sie bildschön, scheinen oft sogar sehr rittige Pferde zu sein.
Wo da dann wohl die Halsmuskeln sitzen?


Offline Aleike

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #483 am: 27.01.09, 17:44 »
Kompliziert wird es langsam. Vielleicht sollte man grundsätzliche PK-Fragen doch bei Bedarf in einer eigenen Box besprechen und sich hier auf das IST von konkreten gerittenen Pferden beschränken?
*vorschlag*
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Offline Karotte

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #484 am: 27.01.09, 17:52 »
ähm, also, dann versuch ich das nochmal zu erklären: die pferde auf den vier PK-ausbildungsvideos und der kleine rappe auf dem klassik/classique-video sind für meine begriffe nicht reell ausgebildet. die treten nicht von hinten nach vorne ans gebiss, nicht über den rücken, nicht im takt, die übergänge sind gruselig. aber bitte, das ist MEINE persönliche wahrnehmung und mein persönlicher begriff von reell. jeder PK´ler kann mir vermutlich aus dem effeff erklären, warum das alles doch gut und richtig und reell ist. und das ist ja auch der entscheidende punkt: die pferde auf den videos SOLLEN ja so gehen - sie gehen nicht versehentlich so. es wird auf allen DVDs ja auch erklärt, was PK da macht und mit welcher zielsetzung und wie die erfolge nach einem jahr aussehen usw. da mir aber verwirrenderweise nun schon mehrere PK´ler gesagt haben, dass sie das auf den DVDs gezeigte NICHT gut finden, würd ich halt gern mal sehen, wie das ganze denn nun in gut aussieht.

aber aleike hat vermutlich recht, das wird zu kompliziert ...
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Offline Beagle-Petra

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #485 am: 27.01.09, 18:21 »
@karotte,

danke für die erläuterungen. klar, wenn man diese fixen bedingungen hat, was zu reell gehört, dann wird man reitweisen, die diese bedingungen nicht haben, nicht anerkennen mögen. ist ja auch ok, und deswegen denke ich, dass wir hier keinen generellen konsens in sachen "reell" finden werden. Höchstens einen für "reell innerhalb der FN" - was dann die ganzen nicht-FNler wieder außen vorlässt, vor allem dann, wenn man sie dann gleich wieder in eine eigene box verfrachten möchte. was aber sicher von muriel, die das ganze hier angezettelt hat, ursprünglich eben gerade nicht so gedacht war.

man könnte also dann durchaus die verhandlungen als "gescheitert" betrachten?
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geolina

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #486 am: 27.01.09, 21:46 »
hallo,

so, hab zwar gerade keine zeit groß zu klönen (oder endlich mal bilder herauszukramen - das dürfte dann wohl am wochenende soweit sein, wenn schon das video die woche nix wird), aber ich bin zufällig - man muss sich ja auch mal ablenken dürfen - über jenes video gestolpert.

http://de.youtube.com/watch?v=mf5k-ovwfuQ

das ist auf jeden fall legere, ob es auch ph.k. ist können wohl nur die ph.k. reiter wirklich bewerten, aber da hätte man was handfestes zum diskutieren, ob das nach ph.k. reell wäre oder nicht. wobei ich es hier wirklich spannend fände da einfach den ph.k. leuten mal zuzuhören, als das gleich über fn zu beurteilen  ;).

alex

Offline Beagle-Petra

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #487 am: 27.01.09, 23:28 »
*umfall*
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Offline Aleike

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #488 am: 27.01.09, 23:41 »
man könnte also dann durchaus die verhandlungen als "gescheitert" betrachten?
Nein!
Nur grundsätzliche Reitweisendiskussionensprengen hier den Rahmen - meiner Meinung nach.

Kompliziert wird es langsam. Vielleicht sollte man grundsätzliche PK-Fragen doch bei Bedarf in einer eigenen Box besprechen und sich hier auf das IST von konkreten gerittenen Pferden beschränken?
*vorschlag*
Und dann kann man ja gucken, ob z.B. die Art, wie das jeweilige Pferd mit dem Gebiss umgeht und seinen Hals benutzt, reel erscheint.
U.s.w. ...

das ist auf jeden fall legere, ob es auch ph.k. ist können wohl nur die ph.k. reiter wirklich bewerten, aber da hätte man was handfestes zum diskutieren, ob das nach ph.k. reell wäre oder nicht.

Muriel? Kari? (Wer noch?) *ruf*
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Offline Figonero

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #489 am: 27.01.09, 23:43 »
Auf mich wirkt das Video so, als sollte der Reiter besser die ganze Sequenz ueber Leichttraben. Obwohl das Pferd (Spanier?) offensichtlich relativ bequem zu sitzen ist, wirkt es "klemmig" und fest. Auch scheint er ab-und-zu kurz vor dem abwuergen zu sein. Vor dem PC juckte es mich die ganze Zeit im Fuss, dem Tier mal etwas auf die Spruenge zu helfen. Spaeter, als der Reiter dann Leichttrabt, wirkt es sofort fluessiger.
Im Galopp hemmt ihn der Reiter ebenfalls recht deutlich, weil selbst fest in der Huefte. Wenn er den Galopp nicht sitzen kann....dann sollte er entweder in den leichten Sitz gehen oder es einfach (noch) sein lassen.

Bei der ganzen Diskussion ueber verschiedene Reitweisen darf man einfach auch nicht vergessen, aus welchem "Stall" man selbst kommt, soll heissen, ich selbst bemerke gerade bei der Ausbildung meines Juenglings, dass ich die Parameter des "normalen" Reitens derart verinnerlicht habe, dass mir bei anderen Geschichten irgendwie der Faden fehlt. Das Altbekannte "in den Zuegel ziehen" bewerte ich z.B. als durchaus erwuenschenswert. Weil ichs so gelernt habe.
Auch wenn ich kopfmaessig in der Lage bin andere Ansaetze nachzuvollziehen, fuehlt sich vieles dann so "merkwuerdig" an. Wenn man dann niemand hat, der einen Zielsicher durch den Wirrwar dar Empfindungen leitet, und von dem man sicher ist, "der bringt mich dahin, wo ich hinwill", dann wird es schwierig. Insofern bleibe ich persoenlich schon lieber im Rahmen dessen,was man so verinnerlicht hat. Fuer "besondere Faelle" schadet es aber auch nicht, ueber mehr "Handwerkszeug" zu verfuegen.
Kerstin

Offline unki

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #490 am: 27.01.09, 23:45 »
*umfall*
Erklär doch mal bitte, warum du umfällst.
Dann kann ich entscheiden, ob ich mich lieber wo anlehne oder ob ich auch... *keineahnunghab*  ;)
Woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich noch nicht gehört habe, was ich sage?
unki

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Offline Aleike

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #491 am: 27.01.09, 23:47 »
Ich finde, der Reiter meint es gut und ist nicht grob, aber das Ganze geht nicht über "tust Du mir nichts tu ich dir nichts" hinaus. Mit Tragen hat das nicht so viel zu tun.
Schade, dass nicht mehr dabei steht, wo sie herkommen und wo sie hinwollen, wie der Reiter den Stand sieht.

Ansonsten schließe ich mich unki an.
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Offline kari

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #492 am: 28.01.09, 00:09 »
Zitat
http://de.youtube.com/watch?v=mf5k-ovwfuQ

das ist auf jeden fall legere, ob es auch ph.k. ist können wohl nur die ph.k. reiter wirklich bewerten, aber da hätte man was handfestes zum diskutieren, ob das nach ph.k. reell wäre oder nicht


  ::)

*mitumfall*

Offline Mettie

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #493 am: 28.01.09, 00:51 »
Carlotta, ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster hängen, so viele PK-gerittene Pferde kenn ich auch wieder nicht und auch nur von 2 verschiedenen Trainern. Aber bei den beiden Trainern hat sich eben das gleiche Bild gezeigt mit der beschriebenen Bemuskelung.
Einen gut ausgeprägten Mittelhalsmuskel finde ich persönlich auch erstrebenswert. Warum aber der Oberhals nicht so stark ausgeprägt sein soll (das habe ich aus der PK-Ecke auch schonmal gehört) verstehe ich allerdings nicht so ganz. Der ist halt eher im Vorwärtsabwärts aktiv während der Muskel vor dem Schulterblatt oberhalb der Halswirbelsäule eher in der Aufrichtung beansprucht wird.
Ich hab mir zu meinem Ziel gesetzt, diese beiden Muskeln etwa gleich stark zu trainieren, damit ich eine gleichmäßige Halsform bekomme.
Muskeln verhindern Biegung nicht, wenn sie nicht verkrampft sind. Verstehe jetzt die Bedenken deiner RL nicht so ganz.

geolina, in dem Video stört mich massiv das untertourige, hier kann man ja wirklich kaum noch eine Schwebephase erkennen und das Pferd schiebt sich nur schwunglos voran. Der Rücken hängt durch, die Hinterhand ist heraus gestellt. Die Aufrichtung ist keine richtige, das Pferd hält den Kopf nur hin. Ich hab den Eindruck, als würde es gern mal den Hals dehnen, kann aber aufgrund des kurzen Zügelmaßes und der gesamten Haltung nicht. Viel besser dann in der Dehnung, hier ist ein Ansatz von Schwung zu erkennen, wenn auch sehr vorhandlastig. Aber irgendwie viel flüssiger, runder. Wobei ich denke/hoffe dass das kein gutes Beispiel für die Balancereiterei ist. Das könnte man quasi unter den Titel fassen "wie man ein Pferd trainiert, trotz massiv störend einwirkendem Reiter noch die Balance zu halten" - das Pferd ist einfach weg von jeglichen Hilfen, sieht zumindest so aus.

Aber ne PK'ler Meinung zum Video fänd ich jetz auch mal interessanter als meine eigene  8) ;D
Hat jetzt halt keine Signatur mehr um Schleichwerbung für THM Strahlbalsam zu machen.

Offline brini

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #494 am: 28.01.09, 08:16 »
bzgl. des letzten Videos: *auchmitumfall*

Aber es erinnert mich fatal eine eine Person bei uns im Stall. Vielleicht möchte sie nach PK reiten??? Ihre wahre Intention erschloss sich mir bisher nicht wirklich aber wenn ich sie mit diesem Video vergleiche .........

Davon abgesehen, ich habe PK mal live gesehen - ist schon Jahre her - in einer Vorführung auf einer Messe (erschießt mich aber ich erinnere mich nicht mehr wo).
Damals fand ich den Ansatz ganz interessant. Also Kopf und Hals des Pferdes "leicht" machen und - wenn ich mich richtig erinnere - das Gebiss eher "in die Maulwinkel hängen als auf die Zunge drücken lassen".
Wie er da so vor sich hin ritt wirkte das Pferd eigentlich locker und zufrieden, ließ sich stellen und biegen und zeigte einiges an Seitengängen.
Von diesem Schlurftrab wie auf dem Video war das aber meilenweit entfernt!

Die unterschiedlichen Ansichten zum Thema "wo möchten wir wieviele Muskeln am Hals" könnte m. E. auch etwas mit nur unzureichenden anatomischen Kenntnissen zu tun haben.
Denn:
Nirgends ist das Wachstum einzelner Muskeln und Muskelgruppen so gut zu beobachten wie am Hals. Wie schon beschrieben, werden die Nackenmuskeln eines gut gehenden Pferdes dauernd beansprucht und nehmen wie jeder arbeitende Muskel an Umfang zu. Der Nacken wird breiter, die bei einem jungen Pferd sichtbare dreieckige Vertiefung zwischen Halswirbelsäule und Mähnenkamm füllt sich bei richtig verstandener und ausgeführter Ausbildung auf. Hierbei handelt es sich um eine Art von Muskulatur, die langfristig passive Haltearbeit leisten kann; ganz im Gegenteil zum Beispiel zum bereits erwähnten langen Rückenmuskel. Die Halsbeuger - die Muskeln am Unterhals - dagegen verstärken sich nicht, gehen sogar etwas zurück und lassen die Drosselrinne am unteren Halsteil immer deutlicher erkennbar werden. Im Laufe des Trainings entsteht ein schöner, gleichmäßiger konvexer Bogen. Der Hals wirkt gleichzeitig länger. An der Entwicklung der Halsmuskulatur können wir erkennen, ob ein junges Pferd ausbildungsmäßig auf dem richtigen Weg ist.

Man sollte also die Anatomie nicht der Reitweise anpassen wollen, sondern umgekehrt.