Petra, danke. Dann fängt "über den Rücken" also dort an, wo die Halsmuskeln Tragearbeit zu leisten beginnen.
Ich habe auch nochmal auf die Oliveira-Videos geguckt und auch unsere Kommentare und finde es auch eher fest als lose. Sollte ich Herrn Heuschmann nochmal live erleben, werde ich ihn fragen, wie er lose definiert.
Aleike, ich denke, man sollte diese Videos nicht pauschal gleichsetzen mit dem Reiten von Oliveira als solches. Ich finde die Pferde auf den Videos, die ich gesehen habe, zum Teil auch fest. Man muss sich da kundiger machen, ggf. auch seine Schüler beobachten und gezielt hinterfragen. Ich selbst hab allerdings auch so meine Probleme mit der Balancereiterei, ist für mich eine Reittechnik, bei der man - im Vergleich zu anderen Reitweisen - einfach zu viele Gelegenheiten hat, etwas falsch zu machen und dem Pferd dadurch zu schaden.
Der lose Rücken in "Finger in der Wunde", 2. überarbeitete Auflage 2008, Seite 59:
Der lose RückenEr ist häufig bei schwunglos aber unverspannt trabenden und galoppierenden Pferden anzutreffen. Er lässt den Reiter bequem sitzen. Es wird ihm jedoch nicht das wunderbare Gefühl vermittelt, auf einer Welle getragen zu werden. Bei Pferden mit dieser Rückenposition ist oft eine andersartige Anlehnung zu finden. In diesem Zustand wird eine korrekte Dehnungshaltung, die den Rücken mit hochnimmt, nicht erreicht. Die Pferde geraten beim Vorwärts-Abwärts auf die Vorhand, weil die Nachhand wenig Impuls besitzt. Besonders häufig ist dieser Muskelzustand des Rückens bei Pferden zu finden, die nach sehr feinen Prinzipien der Klassischen Ursprungslehre (à la Guérinière - im Sinne der Légèreté) gearbeitet werden. Auch auf Filmdokumenten von Meistern der neueren Zeit wie z.B. bei Nuno Oliveira lässt sich dieser gelaufene Trab finden. Diese Art der Arbeit ist für das Pferd völlig unschädlich und zeugt aus meiner Sicht lediglich für ein anderes Grundverständnis für die Dressur und von einer Abweichung der Forderungen der HDV 12.
Der getragene RückenEr kommt nur zustande, wenn eine impulsstarke Nachhand Schubkraft über einen unverspannten Rücken bis zur Reiterhand in eine feine, tempoabhängige Anlehnung durchfließen lässt. Der getragene Rücken vermittelt das Gefühl, je nach Gangmaß, auf einer mehr oder weniger hohen Welle zu sitzen. Die Ausbildungsskala ist nur mit diesem Rücken zu erfüllen, da schwungvolle Gänge davon abhängig sind.
Weiter hinten auf Seite 88, nach einem Exkurs über die Bedeutung der oberen Halsmuskeln: "Mit dem Begriff "getragener Rücken" wird der losgelassen arbeitende, nicht aber der schlaffe, aufgelöste Rücken bezeichnet."