.. und wie sieht das "weg vom Gebiss geritten" dann optisch aus, Beagle-Petra?
Dann doch ein durchhängender bzw. loser Zügel am Ende?
Finde das VIEL besser als ein versuchter konstanter Kontakt, der aber dauernd abreisst, sozusagen, also das typische Zügelspringen.
Insgesamt ein schwieriges Kapitel.
Demnach würden die Pferde ja auch vom Zügelbaumeln bei Bosal oder Sidepull u. ä. irritiert und abgestumpft werden?
Der Unterschied zum einfach losen Zügel ist, dass beim Wegreiten vom Gebiss auch erst einmal das Maul geschult wird. Wobei wie bei der Balancereiterei die Schulung auch statt über Herstellung von Kontakt und dann Anlehnung nur kurz ein Kontakt hergestellt wird und dann rasch "durchgezupft" - das Pferd soll dadurch lernen, der Handhilfe zuvorzukommen und entsprechend nachzugeben, bevor der - bewusst kurze und scharfe - Zupfer kommt. Das klappt aber nur, wenn man das korrekt, kontrolliert und vor allem schnell genug macht. Die allermeisten können das nicht und schaffen sich Probleme. Ich bin auch definitiv zu langsam in meinen Aktionen und Reaktionen, um so was durchziehen zu können. Leute wie Dysli können das. Wobei Dysli früher lehrte: langsam kontakt aufbauen, bei kontakt kurz zupfen, dann schnell loslassen. auf meinem letzten kurs bei ihm lehrte er, dass das zupfen ohne langsames vorbereiten erfolgen muss, also quasi blitzartig, als überraschungsmoment, um das pferd aufmerksam zu halten. er räumte aber ein, dass nur wenige es lernen können, solche paraden geben zu können, und dass es sehr lange dauert, bis selbst sie es können, und dass die allermeisten so was halt nie lernen. ich hab mir damit erfolgreich in 10 tagen ein jungpferd versaut. das kommt davon, wenn man sich für was besonderes hält ...
Wenn das Pferd fein eingestellt ist, dann reicht das bloße Einleiten der Absicht, gleich den Zügel annehmen zu wollen. Insgesamt lernt das Pferd gewissermassen, auf alle Handhilfen zu reagieren, bevor die Hilfen die Hand des Reiters erreichen und natürlich deutlich bevor die Hilfen das Maul des Pferdes erreichen. Bezeichnenderweise gibt es halt auch im Westernreiten keine halben Paraden. Wichtig ist dabei aber unbedingt, dass das Pferdemaul vorher geschult wurde, die Hilfen auch direkt willig anzunehmen. Ist also eine Art "Freiheit auf Ehrenwort".
Und die Zügel sind dann wirklich ganz lang, der so genannte slack, nicht nur ein bisschen lang. Aber natürlich muss die Länge konstant bleiben, damit eine Veränderung der Länge / des Zügelgewichts vom Pferd auch wahrgenommen wird. Und man verwendet deswegen spezielle schwere Lederzügel, die von sich aus schon nicht in der Gegend rumschlackern.
Beim korrekten Reiten mit Bosal ist es ebenso: Entweder ganz los lassen, beim Entspannten Reiten im Schritt z.B., oder man nimmt die Mecate so weit an, dass der Knoten unterm Kinn so weit hoch kommt, dass er frei getragen werden kann, aus dieser Handposition heraus wird gearbeitet. Also auch hier: Entweder lang oder Kontakt, nicht irgendwas halbes dazwischen. Und ob man das kann oder nicht, das macht den Unterschied aus zwischen einem braven Pferd, das mit der Bosal-Hackamore artig daherläuft, und einem fein eingestellten Hackamore-Pferd.