Autor Thema: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2  (Gelesen 127117 mal)

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Wieselchen

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #105 am: 08.01.09, 23:18 »
Ok, mir ging es allerdings ums reiten.

Ich hatte noch nie Probleme mit meinem Pferd wegen steigen oder beißen oder sonst irgendwas.

Sorry,aber ich hab jetzt einfach mal ein gut erzogenes und seinen Platz wissendes Pferd vorausgesetzt. Mein Fehler.

Beim reiten meinte ich die Gewalt und genauso wie ich es geschrieben habe, von wegen Schlaufis,Sporen,Gerte und so weiter und so fort. Ich möchte es jetzt nicht nochmal wiederholen.

Meine Trainerin und ich auch sind halt der Meinung, daß Gewalt beim reiten nichts zu suchen hat und das hat es auch nicht. Die Probleme mit steigen oder beißen oder weiß ich was löst man ja nicht beim reiten,sondern eher mit Dominanztraining und Erziehung bevor man sich da dann drauf setzt,ist ja wohl auch zu gefährlich sonst.

Ich hab mich jetzt nur auf den Boxentitel bezogen,für mich gehört zu reellem reiten keinerlei Gewalt. Ich hoffe ich hab mich jetzt etwas verständlicher ausgedrückt,ansonsten.... egal,hab mein Bestes gegeben....  ;)

Offline Mettie

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #106 am: 09.01.09, 01:03 »
Hm, wenn ein Pferd nur unterm Sattel steigt lässt sich das Problem schwer vom Boden klären.
Gehört Problemlösen nicht zum reellen Reiten?

Zitat
Beim reiten meinte ich die Gewalt und genauso wie ich es geschrieben habe, von wegen Schlaufis,Sporen,Gerte und so weiter und so fort. Ich möchte es jetzt nicht nochmal wiederholen.
Und Mikrodosierungen von Gerte und Sporen sind für dich auch unakzeptabel? Reitest du ohne Gerte und Sporen?


Sorry wenn ich dich so festnagle aber mich interessiert das ehrlich.
Hat jetzt halt keine Signatur mehr um Schleichwerbung für THM Strahlbalsam zu machen.

Wieselchen

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #107 am: 09.01.09, 08:28 »
Kein Problem....  ;)

Aber dann lies doch bitte aufmerksam meine postings,da hab ich genau geschrieben was ich meine und wie ich die Gerte einsetze und was ich genau dabei unter Gewalt verstehe und das ich Nicht mit Sporen reite....

Hab ich alles ausführlich beschrieben auf der letzten Seite......

Wieselchen

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #108 am: 09.01.09, 08:29 »
Och mensch.... nicht schon wieder die Goldwaage.

Mit Gewalt meine ich auch Gewalt.

Mit Schlaufen feste ziehen (wenn se durchhängen können kann man sie ja auch ablassen) harte Zügelhand mit immer vielen Kilos in der Hand,die man gegenhält..... Fette lange Sporen,die einfach mal reingebolzt werden.....

DAS meine ich und ich denke auch die meisten,wenn sie von Gewalt sprechen. Und auch schon 3 Kilo in der Hand die ich permanent gegenhalte sich für MICH persönlich nicht akzeptabel,sondern nur die Verbindung zum Pferdemaul,die das Pferd suchen kann. Ich reite ohne Sporen aber mit langer Dressurgerte und Gewalt ist für mich,daß Pferd ständig so richtig mit schmackes mit der Gerte zu "züchtigen",aber nicht in bestimmten Momenten als treibende Hilfe mal zu ticken... (kein streicheln,schon dranticken,das es verständlich ist für's Pferd)... der eine schnallt es schon beim anlegen der Gerte,der andere braucht einen deutlichen Tick.



So, diesen Post meinte ich.  ;)

Offline anchesa

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #109 am: 09.01.09, 09:03 »
@ Aleike: Wenn der Zügel so leicht durchhängt, wie Du das meinst, dann schlackert er aber auch nicht.  ;D

Ich kann doch nicht von meinem Pferd verlangen auf feinste Hilfen zu reagieren - was ja nun mal unser aller Ziel ist, oder nicht? - und dann ein ständiges "Störgeräusch", sprich schlackernden Zügel, senden. Für ein fein gerittenes Pferd muss das doch total irritierend sein!
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Man muss keine Trakehner reiten - aber es hilft!

Wieselchen

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #110 am: 09.01.09, 09:21 »
Im Prinzip denke ich auch,eine ganz leichte aber dafür stetige Anlehnung ist das Ideal.

Wenn man diesen Ideal-Zustand (noch) nicht hinbekommt finde ich einen etwas zu lockeren Zügel besser als zu festen Zügel. Wenn man weich ist in der Hand haut man dem Pferd ja auch nicht ins Maul,wenn dann doch mal eine Verbindung zustande kommt.

Meinst Du,daß es wirklich sooo schlimm ist für ein Pferd das fein ausgebildet ist? Man gibt doch auch andere unbewusste "Hilfen" wenn man z.B. ein unruhiges Bein hat oder die lange Dressurgerte auch mal im falschen Moment ans Pferd kommt und trotzdem bleibt das Pferd fein an den Hilfen und ist nicht verunsichert.

Offline Aleike

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #111 am: 09.01.09, 10:09 »
ich finde, auch ewige halbheiten sind eine form von gewalt.

Ja! Von Reitern, die vom Boden und aus dem Sattel fortwährend an ihren Pferden herumnörgeln, krieg ich Ausschlag, weil ich mir da immer vorstelle, wie sich die armen Pferde wohl dabei fühlen.

@ Aleike: Wenn der Zügel so leicht durchhängt, wie Du das meinst, dann schlackert er aber auch nicht.  ;D

Sehe ich auch so. Allerdings meinen ja viele Leute, wenn der Zügel keine schnurgerade Linie bildet, gehe das Pferd ohne Anlehnung.
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Offline Beagle-Petra

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #112 am: 09.01.09, 10:48 »
und ebenso wird loser zügel gern mit "mit weicher hand reiten" verwechselt. aus einem losen zügel kann man keine anlehnung herstellen, das geht nur bei angenommenem zügel. selbst westernreiter gebrauchen den angenommenen zügel, um von da aus "weg vom gebiss" zu kommen. und selbstverständlich sind unruhige schenkel etc. genauso störgeräusche wie springende zügel - nur ist jedem bewusst, das unruhige schenkel und klappender sitz ja nun mal gar nicht gehen - weswegen ja z.b. nuno oliveira von einigen hier im teil 1 der box ja auch gleich abqualifiziert wurde.  ::) Aber der springende Zügel fällt eben vielen nicht so unmittelbar ins Auge. Wobei - um mal wieder auf Oliveira und JP (?) zurückzukommen - es immer noch ein Unterschied ist, ob der Reiter grundsätzlich nicht anders kann oder ob solche Momente hingenommen werden, weil gerade in dem Moment nicht alles so tadellos passt. Oder anders ausgedrückt: Man muss auch immer unterscheiden, ob das Gezeigte ein Endprodukt darstellen soll, wie eine Dressurprüfung, ein überzeugendes Verkaufsvideo oder eine andere Demonstration, oder ob das Gezeigte Sequenzen aus dem Weg dahin dokumentiert.
Nur echt mit dem Beagle!

Offline Aleike

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #113 am: 09.01.09, 10:53 »
und ebenso wird loser zügel gern mit "mit weicher hand reiten" verwechselt.
Auf dem Trip war ich auch mal ...

Es gibt übrigens sogar so nette Pferde wie meins, die unterscheiden können, ob mein Schenkel unabsichtlich wackelt :-[ oder ich etwas von ihm möchte.

Nicht, dass das den Fehler an sich besser machte. :-\
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Offline zaino

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #114 am: 09.01.09, 11:07 »
.. und wie sieht das "weg vom Gebiss geritten" dann optisch aus, Beagle-Petra?
Dann doch ein durchhängender bzw. loser Zügel am Ende?
Finde das VIEL besser als ein versuchter konstanter Kontakt, der aber dauernd abreisst, sozusagen, also das typische Zügelspringen.
Insgesamt ein schwieriges Kapitel.
Demnach würden die Pferde ja auch vom Zügelbaumeln bei Bosal oder Sidepull u. ä. irritiert und abgestumpft werden?

Offline Friedrich

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #115 am: 09.01.09, 11:22 »
Was ich noch sagen wollte........steht in meiner Signatur.
Das ist nur die bescheidene Meinung eines Bären von geringem Verstand.

Wieselchen

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #116 am: 09.01.09, 11:25 »
Und das sind sie ja eigentlich nicht. (also abgestumpft bei Bosal oder Sidepull)

Vielleicht kann man auch unterscheiden,ob man einem lockeren,sich selbst tragenden Pferd mal ohne Verbindung reitet,sowie beim überstreichen,wo ja auch die Verbindung für kurze Zeit komplett aufgegeben wird um zu testen ob das Pferd sich selbst trägt. Nur eben länger das Pferd in Selbsthaltung gehen zu lassen.

Bei einem noch nicht so weit ausgebildetem Pferd wird es dem Pferd nicht viel nützen,die Verbindung aufzugeben,wenn es die Anlehnung noch mehr braucht.

Ich geben z.B. zwischendurch (allerdings nur kurz) die Verbindung auf,wenn meine Stute sich auf den Zügel "lümmeln" will,weil das selbst tragen ja soooo anstrengend ist. Dann ist erstmal die Stütze weg und danach wird sie wieder "ordentlich" an die Anlehnung herangebracht. In solchen Fällen finde ich es auch sinnvoll mal die Verbindung ganz aufzugeben.

Für längere Zeit ist es gar nicht möglich,da meine Stute auch die Verbindung zur Anlehnung braucht und ich merke wenn ich da nicht aufpasse und ihr keine konstante Verbindung biete fängt sie an sich auf den Zügel zu legen und auseinanderzufallen.

@ friedrich:   :D Ganz genau.  :)

Aber besser ausgebildete Pferde haben's da leichter,wenn sie es denn kennenlernen,daß sie in Anlehnung bleiben auch wenn keine gerade Verbindung zur Zügelhand besteht. Sowie Pferde ja auch lernen,andere Hilfen zu verstehen und sich danach zu richten.

Offline Beagle-Petra

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #117 am: 09.01.09, 12:14 »
.. und wie sieht das "weg vom Gebiss geritten" dann optisch aus, Beagle-Petra?
Dann doch ein durchhängender bzw. loser Zügel am Ende?
Finde das VIEL besser als ein versuchter konstanter Kontakt, der aber dauernd abreisst, sozusagen, also das typische Zügelspringen.
Insgesamt ein schwieriges Kapitel.
Demnach würden die Pferde ja auch vom Zügelbaumeln bei Bosal oder Sidepull u. ä. irritiert und abgestumpft werden?

Der Unterschied zum einfach losen Zügel ist, dass beim Wegreiten vom Gebiss auch erst einmal das Maul geschult wird. Wobei wie bei der Balancereiterei die Schulung auch statt über Herstellung von Kontakt und dann Anlehnung nur kurz ein Kontakt hergestellt wird und dann rasch "durchgezupft" - das Pferd soll dadurch lernen, der Handhilfe zuvorzukommen und entsprechend nachzugeben, bevor der - bewusst kurze und scharfe - Zupfer kommt. Das klappt aber nur, wenn man das korrekt, kontrolliert und vor allem schnell genug macht. Die allermeisten können das nicht und schaffen sich Probleme. Ich bin auch definitiv zu langsam in meinen Aktionen und Reaktionen, um so was durchziehen zu können. Leute wie Dysli können das. Wobei Dysli früher lehrte: langsam kontakt aufbauen, bei kontakt kurz zupfen, dann schnell loslassen. auf meinem letzten kurs bei ihm lehrte er, dass das zupfen ohne langsames vorbereiten erfolgen muss, also quasi blitzartig, als überraschungsmoment, um das pferd aufmerksam zu halten. er räumte aber ein, dass nur wenige es lernen können, solche paraden geben zu können, und dass es sehr lange dauert, bis selbst sie es können, und dass die allermeisten so was halt nie lernen. ich hab mir damit erfolgreich in 10 tagen ein jungpferd versaut. das kommt davon, wenn man sich für was besonderes hält ...  ::)

Wenn das Pferd fein eingestellt ist, dann reicht das bloße Einleiten der Absicht, gleich den Zügel annehmen zu wollen. Insgesamt lernt das Pferd gewissermassen, auf alle Handhilfen zu reagieren, bevor die Hilfen die Hand des Reiters erreichen und natürlich deutlich bevor die Hilfen das Maul des Pferdes erreichen. Bezeichnenderweise gibt es halt auch im Westernreiten keine halben Paraden. Wichtig ist dabei aber unbedingt, dass das Pferdemaul vorher geschult wurde, die Hilfen auch direkt willig anzunehmen. Ist also eine Art "Freiheit auf Ehrenwort".

Und die Zügel sind dann wirklich ganz lang, der so genannte slack, nicht nur ein bisschen lang. Aber natürlich muss die Länge konstant bleiben, damit eine Veränderung der Länge / des Zügelgewichts vom Pferd auch wahrgenommen wird. Und man verwendet deswegen spezielle schwere Lederzügel, die von sich aus schon nicht in der Gegend rumschlackern.

Beim korrekten Reiten mit Bosal ist es ebenso: Entweder ganz los lassen, beim Entspannten Reiten im Schritt z.B., oder man nimmt die Mecate so weit an, dass der Knoten unterm Kinn so weit hoch kommt, dass er frei getragen werden kann, aus dieser Handposition heraus wird gearbeitet. Also auch hier: Entweder lang oder Kontakt, nicht irgendwas halbes dazwischen. Und ob man das kann oder nicht, das macht den Unterschied aus zwischen einem braven Pferd, das mit der Bosal-Hackamore artig daherläuft, und einem fein eingestellten Hackamore-Pferd.
Nur echt mit dem Beagle!

Muriel

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #118 am: 09.01.09, 12:50 »
Wenn das Pferd fein eingestellt ist, dann reicht das bloße Einleiten der Absicht, gleich den Zügel annehmen zu wollen. Insgesamt lernt das Pferd gewissermassen, auf alle Handhilfen zu reagieren, bevor die Hilfen die Hand des Reiters erreichen und natürlich deutlich bevor die Hilfen das Maul des Pferdes erreichen. Bezeichnenderweise gibt es halt auch im Westernreiten keine halben Paraden. Wichtig ist dabei aber unbedingt, dass das Pferdemaul vorher geschult wurde, die Hilfen auch direkt willig anzunehmen. Ist also eine Art "Freiheit auf Ehrenwort".

"Freiheit auf Ehrenwort" wird aber in der klassischen französischen Reiterei auf einer ganz anderen Grundlage für das Pferd verstanden. Hier klingt mir das eher nach einem "wehe wenn du nicht....." weil wenn es auf die Idee der Anfrage nicht reagiert, bekommt es eben den scharfen Wummsdich ins Maul.  :P
Das Geheimnis zwischen einem guten Trainer und dem, bei dem das Pferd dann so richtig Angst vor dem Zügel bekommt, ist dann wohl nur die Schnelligkeit der Belohnung durch Nachgeben.  :P

Offline Beagle-Petra

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Re: Von reellem und unreellem Reiten...Teil 2
« Antwort #119 am: 09.01.09, 13:15 »
Muriel,

wenn man möchte, kann man das natürlich so verstehen.
Nur echt mit dem Beagle!