Die Show- und Zuchttiere werden soweit ich weiß genauso trainiert wie Fohlen auch. Mit denen wird auch im Vorfeld schon der Ablauf und das Gehen bei Fuß geübt.
so ist es - die LW, die es wirklich BRAUCHEN, dass ein Tier nicht nur einmal in seinem Leben läuft (auf den LKW zum Schlachthof), die üben es auch.
Auch mit Schweinen (wär ein extra Thema - die hohe Kunst, mit 2 schlanken Triebstöcken einen erwachsenen Zuchteber von A nach B dirigieren, ohne Halfter oder sowas, und es muss zwanglos aussehen - wenn man das Tier also nicht kennt und es einem was pfeift und in die falsche Richtung geht, tut man einfach so, als wollte man rechtsrum statt linksrum - ist mir mal in einem großen Vorführring passiert und ich hab Blut und Wasser geschwitzt, der Eber hat mich die ganze Zeit boshaft angelinst und ich war heilfroh, als die Runde erledigt war
Oder eine Zuchtsau mit dem Gewicht eines Kleinpferdes davon überzeugen, dass sie NICHT da lang soll, wo man grad steht oder wo irgendwas steht, das zerlegbar ist
Wir laden Monty ein und er soll eine Sau zähmen
Wenn man also Jungzüchterclubs einlädt und hat was zu bieten, wie man mehr Erfolg hat beim Führen einer Kuh, wird das auf reges Interesse stoßen. Wichtig wär da blos, dass man die Leute nicht für doof hinstellt, weil sie einen Haselnussstecken verwenden statt einer weißen Gerte mit 1.20 (oder blaugelb
) - also ich meine so: Unter den Züchterfamilien gibt es viel altes und bewährtes Wissen, das sich nicht soo furchtbar von dem unterscheidet, was man mit Pferden macht. Und anderes wissen sie eben nicht - Führpositionen etc. Mit solchen Leute Kurse machen stell ich mir toll vor.
Was ich meine mit "nicht lohnend" ist natürlich nicht, dass das Tier es nicht verdient. Jedes Rind, jedes Schwein und auch jedes Meerschwein ist mir persönlich genauso wichtig wie ein x-beliebiges Pferd. (Meerschweinchen zähmen ist, wie wenn man ein wildes Pferd zähmen wollte und wäre selber so groß wie ein Haus!).
Sondern ich meine, dass ein Landwirt tendenziell nur Dinge tut, die sich auch lohnen im Sinn von mehr Geld oder weniger Arbeit - es heißt ja Landwirtschaft und nicht Landhobby. Man müsste also alles, was man anbietet, drauf prüfen, ob es unterm Strich in diesem Sinn etwas bringt.
Beispiel Schwein verladen (oder Kuh): Ich weiß also, dass ein Schwein, das ein mal in seinem Leben außerhalb seiner 4 Wände gelaufen ist, später beim letzten Verladen auch besser läuft. Daraus könnte man nicht den Schluss ziehen, dass jeder Schweinemäster oder FE jede Tiergruppe einmal oder öfter rausnehmen sollte und im Hof rumtreiben. Das wird kein LW tun. Wenn ich aber einem Ferkelerzeuger klarmachen kann, dass man dann, wenn ein Ferkel sowieso von A nach B muss (von der Mutter weg ins Aufzuchtabteil), es keinesfalls tragen oder fahren sollte, sondern es auf seinen eigenen Füßen laufen lässt, dann leuchtet ihm das ein und wenn sichs einmal bewährt hat, bleibt er dabei.
Manchmal reichen auch bauliche Maßnahmen - Schweine aus Kaltställen, die Licht und Luft kennen, laufen um Dimensionen besser als Schweine aus Warmställen mit 0.8 m2 / Tier.
Oder Kuh: Es muss sich lohnen, das Einzeltiertraining. Nicht in dem Sinn, dass die Kuh profitiert, sondern der LW muss auch profitieren. Ich hab mir das jetzt so vorgestellt, dass man eine Kuh ins Roundpen nimmt und mit ihr Bodenarbeit macht wie mit einem Pferd: Führen, Führpositionen etc. Selbst, wenn da eine Einheit was dauerhaft bringen würde (was ich nicht glaube), könnte ein LW mit 60 oder 80 Kühen das nicht leisten - blos, damit das Tier auf einer Show noch eine Nummer besser läuft als mit dem üblichen Landwirts-"Primitiv"training.
Oder man macht "Join up" - wieder ein Mann, eine Kuh im Roundpen - eine oder mehrere Stunden Arbeit. Das Ziel wäre, dass diese Kuh (Kalb, Jungkuh) auf Dauer den Schrecken vor dem Menschen verliert und ein Leben lang (= im Schnitt 5 Jahre, nicht 20 wie beim Pferd!) im Laufstall besser zu händeln wäre. Das könnte lohnend sein, wenn es hilft, die tägliche Melkarbeit zu verbessern. Bei Melkständen könnte es sein, dass der Zutrieb besser geht - beim Roboter entfällt dieser Vorteil. Es könnte sein, dass es weniger Unfälle gibt - oder auch nicht, denn die meisten Unfälle passieren, weil Menschen (Landwirte) im Stress sind und Dinge falsch machen, von denen sie genau wissen, wie sie richtig gehen. Außerdem hab ich im Alltag immer mit der Herde zu tun - und diese Dynamik krieg ich mit Einzeltiertraining nicht in den Griff. Extra für Anbindehaltung Konzepte zu entwickeln dürfte nicht besonders lohnend sein, weil diese Haltungsform im gleichen Zug verschwinden wird, wie kleinere Betriebe aufgeben (und das wird sich in den nächsten Jahren dramatisch beschleunigen).
Funktioniert "Join up" ala Monty bei Kühen? Keine Ahnung... Ich krieg die Krise, wenn ich an den späten Monty denke mit seinen unsäglichen Kommerzveranstaltungen. Das geld, das der verdient, kriegt er vor allem, weil irgendwelche Mädels oder alte Weiber ihn anhimmeln - so wie andere Gurus auch. Dieser Effekt wird bei ökonomisch denkenden Landwirten nicht eintreten, selbst wenn die (eigentlich ja gute) Methode funktionieren würde. Nachdem eine Kuh kein reines Fluchttier ist, galube ich, dass auch ohne Montykram die Methode als solches nicht oder nur eingeschränkt funktioniert. Sie ist bei der Kuh auf jeden Fall ungleich gefährlicher und am Ende käme genau das Gegenteil von dem raus, was man eigentlich wollte.
Ich glaube, dass es Sinn macht, alle Dinge rauszufinden, die sowohl dem Tier als auch dem Landwirt helfen und die gleichzeitig ökonomisch gesehen effektiv sind. Wenn Carlotta z.B. einem Mutterkuhhalter (oder Kuhhalter mit Weidebetrieb) sagt, er soll die Zaunkontrolle damit verbinden, mal durchzugehen und jeden kurz anzufassen - dann hab ich einen Tipp, der genau diese Kriterien erfüllt - sowas gehört in jedes lehrbuch für Rinderhalter.
Man macht es auch bei den (sehr sensiblen und scheuen) Jungsauen so - man sagt den LW, sie sollen die Stallkarte, wo Infos über diese Jungsauengruppe draufstehen, so in die Bucht hängen, dass man durch die Tiere durch muss, um was draufzuschreiben. Und schon sind die Tiere nebenbei zahmer. Oder man gibt den Sauen ein Medikament einzeln auf Toastbrot und sie werden zahmer. Diese Sauen sind bessere Mütter - sie akzeptieren ihre Ferkel und haben weniger Stress, wenn im Stall irgendwas Ungewohntes passiert.
Oh mein Gott - wer liest eigentlich diese ellenlangen Beiträge außer den schon vorhandenen Menschen hier?
Terra, ich hätte auch Angst um den Hund. Das wär aber ein sehr lohnendes Kapitel - dass eine Kuh den gut bekannten und evtl. harmlosen Hofhund ignoriert, ist klar. Aber ein Border, der bis obenhin voll ist mit Treibegenen - da wär ich mir nicht sicher. Er müsste sehr gut aufpassen - dann könnte es gehen.