Autor Thema: Kennzeichen von Reellem Reiten - oder wie gut muss gut sein?  (Gelesen 109112 mal)

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Offline McFlower

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Ich finde es ja echt niedlich hier, wenn wir uns darüber unterhalten, ob Dr. Klimke und Ingrid Klimke ihre Pferde reell reiten. Wer von uns erhebt eigentlich an sich selbst den Anspruch, reell zu reiten? Alle? Oder niemand?

Ist reell etwa ein unerreichbares Ideal?
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Offline anchesa

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@ McFlower: Wo hast Du das denn gelesen??? Für mich sind die beiden das absolute Beispiel dafür, was eben REELL ist! SO soll es sein.

@ Karo: Zu Sandro Hit: Seh ich anders, macht aber nichts ;D Das kann man nicht nur auf den Hengsthals schieben, sonst wär die Nase auch weiter vorne.

Wenn Du dann irgendwann nach nem netten WB suchst, sag Bescheid - zumindest bei den Traks kenn ich mich halbwegs aus  ;)

"Richtig reiten reicht!" Paul Stecken

Man muss keine Trakehner reiten - aber es hilft!

Offline zaino

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Stimmt, McBlume, hier war eigentlich durchgängig nur die Rede davon, daß alle hier vor der Klimke-Family und ihrer Reiterei ehrfürchtig niederknien und sonst gar nix. Weil das eben traumhaft schön ist, und v. a. vorbildlich, wie die reiten, und was ihre Pferde so ausstrahlen.  ;D

Und nein, ich tu mir nicht anmassen, "reell" oder nicht so unterscheiden zu können. mancher reitet reell nett seinen Zausel durch die Grundgangarten v/a, und wenns weiter gehen soll, greift er zu hm, Kniffen und unbewussten Grobheiten aller Art? SElber kann ich von aussen nur sagen, gefällt mir, oder gefällt mir nicht, ob ich da öfter richtig liege? weiss ich nicht. Geb ich zu.


Offline Kaijsa

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Ne, wir alle träumen vom reelllen Reiten, und darum war die Startfrage ja auch: Woran erkenne ich´s?

Und genau solche Unterschiede in der ANsicht der VIdeos (jetzt das von Sandro Hit) finde ich zur eigenen Meinungsbildung echt nützlich!
Mein erster Eindruck: finde ich toll
Dann kam : falscher Knick
Ich *grübel* naja, wäre möglich, guggst noch mal -naja,das Nase vor ginge auch noch aber würde Fährt so locker laufen, wenn total falsch? (und Gedankliche Notitz an mich selbst: was war noch mal das schlimme am falschen Knick?-Nachlesen!)
Karott: ist nix falscher Knick, ist Hengsthals
anchesa: finde schon

Und daraus kann ich mir selbst, wenn ich nachgelesen habe, für meine eigene Meinung und meine eigene Ansicht überreelles Reiten oder nicht viel herausholen.

Ich habe ja auch nichts gegen die tollen WB´s, ich weiß eben bloß über mich, dass es mir dafür einach an Fähigkeit mangelt, sowas zu sitzen, das ist einfach ne Nummer zu groß/zu gut für mich. Ein auf Rittigkeit gezüchtetes mit weniger Gang ist für mich einfach besser. AUf einem Gangwunder würde ich mangels SItz einfach nicht weiter in die Nähe des reellen Reitens kommen-auf einem mit weniger Gang kann ich weiter an mir und Fährt arbeiten, denn schließlich hat Reelles Reiten ja nicht nur mit dem Potential des Pferdes zu tun.

Von der EInstellung hängt es für mich auch davon ab, ob ich mir als Reiter etwas in meiner "Größenordnung" suche, oder mir selbst den Weg verbaue, indem ich mir mehr (höher, größer, fähiger) hole, als ich reiten kann. Reell Reiten ist auch, das gemeinsame Potetial von Reiter und Pferd als Paar auszuschöpfen, zu beiderseitigem Nutzen.
Und darum habe ich mich eben gefragt, ob es vielleicht auch so viele unschöne Bilder gitb, weil sich manche Leute zu viel vornehmen.
Man lernt nie aus....

Offline donau

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hmm... nennt mich überkritisch, aber ich finde die pferde aus den neueren videos alle zu eng im hals. und sehe leider keinerlei rahmenveränderung an der oberlinie zwischen versammlung und starkem trab. vielleicht bin ich da so pingelig, weil zu eng meine ewige baustelle ist (zuviel "rittigkeit" reingezüchtet *ähem* ;D) und mir in den jahren, in denen ich sehen gelernt habe, ein schwund an eben jener beliebigen rahmenveränderung entsprechend gangmaß aufgefallen ist. in den videos sieht man das meist nur an der nase des pferdes, wenn man das aber live sieht, kommt einem bei 90% aller höheren bewerbe das k****.

in meinem bemühen mein pferd reell zu reiten, steh ich öfter mal an, speziell in den verstärkungen, daher merke ich sehr genau ob ein pferd in diesen dingen richtig oder nur auf show ausgebildet wurde. und ich denke mir auch bei den jetzt gezeigten videos, dass die pferde daheim gaaaanz anders geritten werden, und bloss für den showeffekt dann im bewerb so hingestellt. und das ist der punkt, wo´s aushakt- wenn ich am turnier anders reiten muss als daheim um zu punkten, sollte man das doch überdenken... aber solange spektakulär besser bewertet wird als reell ::)
dann sieht man eben locker laufende pferde, die gern arbeiten in einer haltung, die dem eigentlich entgegen steht *schulterzuck*.

meinen beweis, dass ich brav geritten sein dürfte in den letzten 1,5 jahren (seit die madame arbeitbar ist) habe ich vom pferd bekommen- die hat den rückenmuskel so umgebaut und soviel aufgebaut, dass sie 5 kammerweiten mehr hat und flacher im rücken wurde. die blüter-typischen verlängerten dornfortsätze sind gänzlich verschwunden. kann also nicht falsch gewesen sein ;D

vielleicht sollte man zur überprüfung einfach ohne sattel reiten, um die muskulatur direkt zu spüren- denn reell über den rücken heisst, dass das pferd in spannung am rücken breiter wird, die muskeln arbeiten und man trotz viel schwung sehr bequem sitzt (hab ich heut getestet, schönes gefühl). entferne die sitzproteste, und viele, viele reiter werden plötzlich einen anderen stil bevorzugen ;)
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

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Offline McFlower

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Wir haben uns darüber unterhalten, ob die beiden Klimke-Videos "reelles reiten" zeigen und sind zu dem Ergebnis gekommen: Ja, das ist reelles reiten. Alleine schon die Tatsache, DASS wir uns darüber unterhalten, ob diese beiden Jahrhundert-Reiter und -Ausbilder unter unseren Augen Gnade finden, finde ich sehr lustig.

Es kann doch nicht sein, dass niemand ein normalsterbliches Beispiel für reelles Reiten und Ausbilden findet.

Überhaupt: Reelles Reiten heißt doch nicht "fehlerfreies Reiten" Wenn ein guter Ausbilder reitet, dann kann das Pferd schief werden, es kann komplett hinter die Senkrechte kippen und es kann *ohgraus* seinen Rücken festhalten. Aber wenn der Weg der Richtige ist und die Fehler dem Ausbildungsstand angemessen sind, dann ist das, was er tut, doch trotzdem reelles Reiten.

Ich würde das so sehen:
Wer reiterlichen Sachverstand hat UND motorisch in der Lage ist, das Wissen auf dem Pferd umzusetzen UND nach bestem Wissen und Gewissen reitet, der reitet reell.
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Offline anchesa

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@ donau: Reich mir die Flosse!  ;D Sach ich doch  ;D

@ McFlower: Das Problem ist ein Video zu finden, von jemandem Normalsterblichen. Wenn die Leute nen Namen haben sind nun mal mehr Videos im Netz und auch leichter zu finden!

Zitat
Reelles Reiten heißt doch nicht "fehlerfreies Reiten"

Absolute Zustimmung, aber:

Zitat
Wer reiterlichen Sachverstand hat UND motorisch in der Lage ist, das Wissen auf dem Pferd umzusetzen UND nach bestem Wissen und Gewissen reitet, der reitet reell.

nur mit Einschränkung, denn

AvG hat bestimmt reiterlichen Sachverstand (sonst könnte sie ihre Pferde nicht so weit abrichten),

kann ihr Wissen offensichtlich motorisch umsetzen

und reitet bestimmt nach ihrem besten Wissen und Gewissen (propagiert ja fleissig den "happy athlete").

Aber keiner von uns würde auf die Idee kommen DAS als reell zu bezeichnen! (sag ich jetzt mal so)

Reell heisst für mich, dass korrekt nach "klassischer" Lehre im Sinne des Pferdes und mit dem Ziel dieses lange gesund zu erhalten ausgebildet wird. Sprich: ein reell ausgebildetes Pferd kann seinen Reiter lange gesund tragen, egal ob dieser nun mit seinem Pferd western oder "englisch" oder nur durchs Gelände reitet, oder was weiss ich  ;D Und es ist dabei locker und zufrieden.

Den Anspruch hab ich auf jeden Fall an mich selber - egal, welches Niveau ich irgendwann mal mit meinem "Kleinen" erreiche!
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Offline sasthi

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*hmlaus*

Was aber ist denn die "klassische Lehre"? Hat ein Westernreiter auch eine "klassische Lehre"?
Würde sich ein "streng nach FN" Reitender ebenfalls der "klassischen Lehre" anschließen?

Oder gehts um das, was Müseler so gerne propagierte?

Für mich hat reelles Reiten viel mit der Ausbildungsskala zu tun, in ALLEN Reitweisen ist das Ziel ein losgelassenes, an den Hilfen stehendes Pferd.

Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

Haflinger sind nicht stur, sie geben ihrem Menschen nur mehr Zeit, über seine Fehler nachzudenken

Offline anchesa

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Wer lesen kann, ist klar im Vorteil! ;D Steht doch da. Deswegen das "klassisch" in Anführungszeichen. Weil eben nicht an eine Reitweise gebunden, sondern

klassisch = im Sinne des Pferdes
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osch

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Zitat
Reell heisst für mich, dass korrekt nach "klassischer" Lehre im Sinne des Pferdes und mit dem Ziel dieses lange gesund zu erhalten ausgebildet wird. Sprich: ein reell ausgebildetes Pferd kann seinen Reiter lange gesund tragen, egal ob dieser nun mit seinem Pferd western oder "englisch" oder nur durchs Gelände reitet, oder was weiss ich   Und es ist dabei locker und zufrieden.

Den Satz finde ich so in Ordnung nur mich stört das Wort klassisch. Wenn man nach "klassischer" Lehre weglässt steht da dass korrekt im Sinne des Pferdes...
Es gibt zu viele Reitweisen und nachvollziehbare argumente für das eine oder andere und natürlich zu viele Rassen mit unterschiedlichen Bedürfnissen (Friesen mit hohem Halsansatz gegen nen Quarter).

Offline felis

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@Petig, das von dir eingestellte Video fand ich übrigends kein Beispiel für relles Reiten. Das ist kein v/a wie es sein soll, sondern ein auf die Vorhand und hinter die Senkrechte "dressiertes" Pferd. Für einen fünfjährigen sicher kein angemessener Ausbildungsstand.
@McBlume - was spricht dagegen die Klimkes als Beispiele für reelles Reiten einzustellen? Als definitorische Helfe (sprich kleinster gemeinsamer Nenner: alle einigen sich darauf, das das reell ist und es so in etwa aussehen sollte auf gehobenem Niveau) finde ich nicht verwerflich.
@Karo Ingrid klimke und Damon Hill haben da allerdings ne M gezeigt, keine L wie du in der Überschrift angegeben hast.  ;)
@Donau - eine deutliche Rahmenerweiterung in der Verstärkung, auch was den kopf angeht, da geb ich dir leider recht - hab ich auch nur bei Ahlerich erkennen können...
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Offline Petig2002

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Hm... also, dass das Pferd manchmal hinter die Senkrechte kommt und etwas mehr Schwung von hinten haben könnte, habe ich auch gesehen. Allerdings finde ich schon, dass die beiden ein sehr harmonisches Bild abgeben

Muriel

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naja, aber darum geht es doch. Harmonisch ist eben nicht immer reell.  :-\

Offline Petig2002

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Aber vielleicht die Vorstufe?

Muriel

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nein, eben gerade nicht. Weil es ja schon nicht korrekt und damit nicht reell ist. Wie soll sich denn etwas darauf aufbauen, was dann richtig ist?

Genau das ist ja die Frage. Wenn es von Anfang an nicht richtig ist, fehlt später was. Und das muss dann mühsam über die Basics wieder erarbeitet werden, ist aber auch viel schwerer als es von Anfang an richtig zu machen.

Ein Pferd was ich kenne war von Anfang an "sehr leicht am Zügel". Besitzerin war sehr angetan von Jungpferd, sie hätte noch nie ein so leichtrittiges Pferd gehabt. Nun, inzwischen versuchen sie sie vergeblich seit sechs Jahren, an den Zügel heranzureiten.
das geht nur über "Tief einstellen" und vorwärts und Rücken hoch. Aber das gibt trotzdem nix reelles, weil es von Anfang an verkehrt war und dem Pferd eine grundlegende körperliche Erfahrung fehlt.
« Letzte Änderung: 21.11.08, 15:08 von Muriel »