Autor Thema: Kennzeichen von Reellem Reiten - oder wie gut muss gut sein?  (Gelesen 109091 mal)

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Offline Karotte

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ich hab das ganz geguckt, aber irgendwie ist das bei mir total krisselig und kaum zu erkennen.

auf L-niveau, aber halt auch wieder spitzen-reiterin und überflieger-pferd.

http://de.youtube.com/watch?v=Gkgq6YhVeNo
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Offline Cinnamon

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dieselbe diskussion gab es übrigens (ergebnislos) kürzlich bei www.klassikreiten.de. die hab ich angezettelt, weil ich völlig irritiert von dem video von anja beran war (die feine dressur), indem für meine begriffe kein pferd auch nur ansatzweise "reell", also von hinten nach vorn, über den rücken, mit durch den körper schwingender bewegungen geht - ihre reiterei aber von sehr vielen leuten als das nonplusultra der reitkunst betrachtet wird.

also ging`s bloß nicht nur mir so  8)
ich fand das video eigentlich recht nett, aber mir war das zuviel biegerei bei zuwenig gerade aus + vowärts, ergo auch nicht wirklich reell.
ad videos: mir gefällt eigentlich das meiste von i. klimke, l. zierer und s. ikle.
Tradition does not make a statement true. Hans Senn

Offline Petig2002

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Offline Karotte

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cinnamon - tja, so unterschiedlich kann man das sehen. viele, viele leute finden es wunderschön, wie sie reitet.

ich hab noch was gefunden. da war ich live dabei ;-) und habe selten ein pferd so offensichtlich SPAß an seinem job haben sehen. fehlte nur noch, dass er ins publikum winkt. und das fand ich auch ein beispiel für reelle ausbildung. das pferd war erst 7-jährig und sowas von nicht überfordert von dieser aufgabe, das war schon beeindruckend. nur an seiner reaktion auf den applaus hat man dem jungen seine jugend angemerkt.

http://de.youtube.com/watch?v=FeZ71BdX9MQ
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Offline Cinnamon

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jö, die vicki  8)
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Offline brini

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*Auch mal meinen Senf dazu geb*

Was mich gerade wieder deprimiert ist die "junge Generation" Bereiter.

Bei uns im Stall sind zwei neue Gesichter aufgetaucht, einmal männl. einmal weibl. jeweils Anfang/Mitte 20 und ihres Zeichens Bereiter.

BEIDE kommen mit ihren Berittpferden ohne Decke über den Rücken in die Halle, steigen auf (natürlich ohne die Aufsteighilfe - man(n)/frau ist ja sportlich!!), nehmen die Zügel auf, reiten eine Runde Schritt und exerzieren dann ca. 20 - 30 min, 1/2 Runde Schritt, Pferd wieder weg.

OHNE vernünftige Lösungsphase, OHNE wirklich erkennbaren Ansatz des Sinnes der dahinterstecken soll.

Aber ihre Kunden sagen AHHH und OHHH..................

DAS hat für mich so rein gar nichts mit reellem Reiten zu tun. Aber wahrscheinlich haben sie für diese Art der "Ausbildung" sogar noch Argumente.

 Ich hoffe, die beiden sind lediglich unrühmliche Ausnahmen.

Offline Kaijsa

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Habe mir die Videos jetzt angeguckt (i klimke und die  von Karotte, die victoria wie-hieß-sie-noch-doppelname)
Beide Pferde/Reiter Paare haben schon diese Leichtigkeit ausgestrahlt, die mir gefällt. Ich fand auch, dass in den Verstärkungen die Hinterbeine gut mitkamen, der versammelte Schritt jetzt nicht passig wurde und das die Pferde auch in den Galoppverstärkungen nicht panisch abdüsten sondern trotzdem locker wirkten. Gefallen hat mir außerdem,dass die Reiterinnen im Trab nicht 20 cm mit ihren Schenkeln ausgeholt haben und nicht mit dem Kopf genickt haben...
Bei I Klimke fand ich aber die fliegenen Wechsel generell noch nicht so mit "leichtigkeit" geritten,das Pferd hat immerdavor gestockt ,man hat also die Paradenwirkung und das "neue Angaloppieren" deutlich gesehen- das konnte der andere besser..

Ich fand aber beide Pferde im Hals recht eng - liegt das an mir und ist das AUfgrund des hohen Versammlungsgrades normal oder fandet ihr das auch?
Der Sandro Hit gefiel mir gut- ich hätte ohne Hinweis von ??? gar nicht den falschen Knick bemerkt *Austausch hier sehr nützlich find!*

Was ich mich in letzter Zeit auch immer frage: Kann mir jemand mal das prizip loser Rücken erklären? (ist jetzt nicht herablassend gemeint, ich habe es wirklich noch nicht begriffen!) Also die "herkömmliche Methode Hinterhand tritt unter und hilft Dornfortsätze im hinteren Rücken aufrichten + "runder Hals" vorne Dornfortsätze auseinander ergibt schwingenden, tragfähigen Rücken (vereinfacht ausgedrückt, weiß ichdoch  8) )
Und wie ist das Prizip des losen Rückens? Wie funktioniert der anatomisch und warum ist der nicht schädlich?

(Mir ist z.B. auf einer Messe eine Vorführung von Ph.K. und einigen seiner Schüler aufgefallen, dass ich immer gedacht habe "reiten die nicht vorwärts? Warum nicht? Irgendwie steht der Hintern bei diesem Pferd hoch...?" Klar,waren ja auch Schüler und keine Meister und die Pferde waren auch sichtbar zufrieden und locker...aber s.o. wie funktioniert der lose Rücken (ohne dass ich jetzt den ganzen Schinken von Karl lesen muss *gg*)
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Offline anchesa

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@ kajisa: Damon Hill ist da aber auch noch ein wenig jünger als Augustin... Kann man vom Ausbildungsstand her so gar nicht vergleichen.

Ich finde sowieso, dass nicht die perfekte Ausführung von Lektionen zählt, sondern die Leichtigkeit mit der das Pferd geritten wird. Man sieht doch, ob ein Reiter generell mit viel oder wenig Kraftaufwand reitet. Ob Paraden geritten sind oder gezogen zum Beispiel. Deshalb finde ich es auch jedes Mal einen Genuss, einer I. K. oder auch K. Kyrklund und noch einigen anderen zuzuschauen.

Generell ist mir bei den Videos aufgefallen, dass ein Großteil der Pferde zu eng geht (egal, wo man hinschaut) - wenn die Nasenlinie senkrecht ist, dann ist das schon gut!!  ::) Sie sollte aber vor oder an der Senkrechten sein! Und nicht senkrecht oder dahinter. Daraus resultierend haben diese Pferde dann auch meist einen falschen Knick.

Anscheinend weiss auch keiner mehr, dass zu jeder Verstärkung eine RAHMENERWEITERUNG gehört. Sucht mal danach! Sieht man kaum noch  :-\

Das sind für mich Indizien, ob ein Pferd reell geritten und ausgebildet ist. Denn nur dann funktioniert das!

"Leider" sind unsere WBs mittlerweile mit so einem genialen Gangpotential ausgestattet, dass sie auch ohne eine korrekte, klassische Ausbildung beeindruckend laufen können. Da muss man dann schon genau hinschauen, ob's wirklich reell ist oder nicht.
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Offline zaino

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*anchesahandreich* *seufz*. Ja, und da wird man in der Jungpferdebox so ein bisschen schräg angeschaut, wenn man mal ein paar Zweifel erhebt, ob die Abgabe des Pferdes an einen Profi zumindest für einen Freizeitreiter immer so das Nonplusultra ist.
Hängt immer von den Zielen ab. Wenn ich alsbald Erfolge in Form von Schleifen haben will - ok. Wenn ich einen, ja von mir aus SPORTpartner für viele Jahre inkl. Spass haben will, muss ich mir wen suchen, der die gemässigte oder die "altmodische" Linie vertritt.

Finde I. Klimke sowas von genial UND sympathisch.... :D

Und stimmt, anchesa, die WBs sind wirklich so toll, teilweise, die täten auch gegen den heftigen Widerstand des Reiters noch was gewinnen. Obs ihnen auf Dauer gut tut, sich jeder Behandlung zu fügen.... ?

Offline Kaijsa

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Ihr fandet die Hälse also auch zu eng?
Gut, das mit dem Alter des Pferdes weiß ich doch nciht *g*- kenne die ganzen Daten der bekannteren Pferde nicht auswendig (liegt vielleicht daran, dass ich es mir nicht mehr angucken mag...)
(Den einzigen Namen, den ich mir gemerkt habe war mal S. Ikle: hab mir Dressur im Fernsehen angesehen und beim ersten Reiter gedacht: uarg. Beim Zweiten Reiter: uarg... und dann kam auf einmal ne Reiterin und ich dachte: heee, das Pferd piaffiert ja richtig?! den habe ich mir dann gemerkt...)

Was verstehen denn die Leute in der Jungpferdebox unter "Profi"- einen echten Bereiter? Einen Trainer mit Schein? Jemanden, der schon x Jahre reitet? Jemanden, der sich RL nennt? Oder nur einen bekannten Namen?

Zaino: bei dem Gangpotential der heutigen WB habe ich beschlossen, dass WB´s absolut nie was für mich sein werden- kann ich gar nicht sitzen. :)  Und wieviel des grottigen Reitens mag wohl daran liegen, dass man so extrem damit beschäftigt ist, die Wahnsinnsbewegung auszugleichen und darum nicht zum feinen EInwirken kommt?
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Offline zaino

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OT: Nee, nee, Kajisa, ich beschwer mich ja gar nicht, um Hümmels Wüllen, war eine interessante Box, "Was muss man für ein Jungpferd können", es hiess nur mal, es würde pauschal auf Profis geschimpft, dabei hatte ich das nicht so gemeint, ich hab nur auch Profis = RL, Bereiter - schon großen Murks machen sehen, was mich einfach lehrte: Trau schau wem.

Ja ich weiss nicht wann wer ein Profi ist. Wenn jemand definitiv besser reitet als ich (ca. 98% der Menschheit  ;D) UND wenn mir das was der Mensch da auf/mit dem Pferd macht, gut gefällt, und es dem Pferd auch gefällt im Sinne von, seine Entwicklung physisch wie mental fördert, dann hab ich 'nen Treffer gelandet, was die  Hilfe bei der Ausbildung betrifft. Es ist letztlich egal was der Mensch für eine Ausbildung hat.

Hm, ich hatte neulich auch die grössten Schwierigkeiten, ein Schweres WB zu sitzen vom alten Schlag. Von unten gesehen sehen auch DIESE Gänge wirklich schön aus, schicker Trab, gut durchgesprungener galopp. von oben fühlt es sich wuchtig und so rumpelig an.... zu Hülf! Bin da oben nur noch rumgespritzt wie ein Tropfen Wasser auf 'ner heissen Herdplatte. Kann man das sitzen lernen? MUSS man das lernen?  :'(
Bequeme Pferde werden meistens nimmer als Dressurgeeignet eingestuft: Gänge "zu flach" - wie mein Tersker. Oder, der Gipfel des De-Luxe-Reitens: Ein Achal-Tekkiner - da kann man auch sitzenbleiben, wenn man zu faul zum Leichttraben ist.
Das hochblütige "Offizierspferd", Allrounder, vom alten Schlag, nicht viel über 1,60 Stm, meistens, handlich, fix, drahtig, sensibel und doch zäh, bequem und flott ohne sich groß dafür anstrengen zu müssen, das punktet im Viereck nimmer. Oder halt bei den Buschreitern?

Offline anchesa

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Täuscht Euch mal nicht, WENN diese WBs mit den gigantischen elastischen Gängen WIRKLICH locker sind, dann sitzen die sich ganz weich. Man muss nur beweglich genug in der Hüfte sein  ;D

Deshalb: Reiter mit Sitzprothese - da werd ich misstrauisch! Da stümmt meist war nicht...  ::)

Zitat
die täten auch gegen den heftigen Widerstand des Reiters noch was gewinnen.

@ zaino: Sie täten es nicht nur, sie tun es *seufz*
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Offline zaino

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Anchesa, Sitzprothese? Du meinst diese Dressursättel, die einen total festschrauben mit extrem gestrecktem Bein wie einen Rittersmann im ganzkörper-blechkondom?  ;D

Glaubt es oder nicht, auf der Bayern Pferd sah ich schon Döschen mit Klebstoff im wühltisch - Haftcreme für "besseren Sitz" ---- was machst dann aber wennst seekrank wirst? Schnell die Hose zurücklassen oder direkt über Bord r****ern?

Ja, das ist sicher richtig - wenn die sich im Rücken festmachen, haste ausgespielt - kriegt man sie locker, sitzt man auch de luxe. Nur wenn man sie im Viereck so spannig traben sieht WIE SITZT man das? Die Köpfe wackeln, die beine wippen... schaut nicht gesund aus, mal ehrlich. Laufen sie auf Dauer so, tun sie sich auch nur selber weh, egal wie gut und willig sie sind.

Offline Karotte

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ahem, der sandro hit hat mmn. mitnichten einen falschen knick. der hat nur einfach einen hengsthals mit etwas kamm obendrauf, der in der beizäumung etwas mehr hochsteht als das genick - das ist aber kein halswirbel, sondern einfach "fleisch". das ist bei den meisten hengsten so, hat aber meist nix mit falschem knick zu tun.

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Offline Karotte

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ach ja, und ich würde als nächstes pferd (so in zehn jahren) SEHR gern einen richtig tollen WB haben. einfach weil die so gut auf rittigkeit durchgezüchtet sind, dass die meisten sachen, für die man bei nem krummen iberer endlos lange braucht, denen viel leichter fallen und weil ich immer weniger lust auf mühsal habe ;-)
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