Autor Thema: Ausbinder bei Schulpferden  (Gelesen 10943 mal)

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Offline CäsarTopic starter

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Ausbinder bei Schulpferden
« am: 26.10.08, 14:30 »
Unsere Schulpferde (6) laufen alle mit Dreieckszügeln. Immer. Ich bin kein prinzipieller Gegner von Ausbindern oder Dreieckszügeln aber ich finde sie für den Schulbetrieb nur bedingt nützlich. Wir haben z.B. einen Tinker, der eh dazu neigt, sich sehr auf dem Zügel/Ausbinder abzustützen. Wenn ich ihn ohne reite, dann kennt er nur ganz langer Zügel und hat den Kopf etwas vor der Senkrechten, geht fleißig, aber der Galopp fällt ihm unheihmlich schwer, da ihm die Stütze fehlt. Nimmt man den Zügel nur leicht an, neigt er zum Einrollen und Abstützen. Dieses Pferd ist noch nicht lange im Schulbetrieb und ich fürchte, dass durch den Einsatz von Dreieckszügeln dieses Abstützen verstärkt wird.
Ich bin im Vorstand und würde gern den Rest überzeugen, dass zumindest einige Schulpferde ohne Dreieckszügel gehen dürfen. Auch wenn ich fürchte, dass der Kampf zwecklos ist, denn ich hab mal  vorsichtig eine Ausbilderin darauf angesprochen und die meinte, ohne Ausbinder ginge nicht ::) In England auf dem Hof wo ich war gingen alle Schulpferde immer ohne Ausbinder und das klappte wunderbar.
Ich zähl mal die Pro und Contra Argumente auf (sind nicht unbedingt meine) und würde gern eure Meinung dazu hören. Ich bin durchaus bereit, mich von Dreieckszügeln im Schulbetrieb überzeugen zu lassen::
Pro-Ausbinder:
Pferde gehen über den Rücken (wenn ich mir die Unterhälse so angucke glaub ich davon nix. Das ist meiner Meinung nach wieder der Irrglaube, dass das Pferd über den Rücken geht, sobald es die Rübe unten hat. Die Kinder können aber nicht nachtreiben und so latschen die ganzen Schulpferde auf der Vorhand.)
Pferde werden begrenzt, können also nicht so schnell durchgehen/bocken/etc (bin ich nicht von überzeugt)
Kinder können sich besser auf ihren Sitz konzentrieren
Anfänger haben oft eine unruhige Hand, dadurch reißen die Pferde den Kopf hoch. Mit Ausbindern wird dies unterbunden und ist besser für die Pferde  ??? (Die Hände sind doch immer ncoh unruhig, man sieht es nur nicht mehr so deutlich)

Contra-Ausbinder:
Pferde stützen sich auf den Ausbindern ab
Pferde sind mit Ausbindern oft triebiger
Da die Ausbinder nie abgemacht werden, lernen die Anfänger nie, ohne Ausbinder zu reiten (wenn sie ganz selten mal doch abgemacht werden, ist es selbst für Fortgeschrittene schwierig die Pferde zu reiten, da die Pferde einfach so an die Ausbinder gewöhnt sind
Pferd kann sich ohne Ausbinder besser ausbalancieren
Pferd hat die Möglichkeit sich zu dehnen und warm zu werden. (Ausbinder werden direkt zu Beginn der Stunde draufgemacht und am Ende erst wieder abgemacht.

Das wars von mir

geolina

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #1 am: 26.10.08, 15:42 »

Pro-Ausbinder:
Pferde werden begrenzt, können also nicht so schnell durchgehen/bocken/etc (bin ich nicht von überzeugt)
Kinder können sich besser auf ihren Sitz konzentrieren

Contra-Ausbinder:
Pferde stützen sich auf den Ausbindern ab
Da die Ausbinder nie abgemacht werden, lernen die Anfänger nie, ohne Ausbinder zu reiten (wenn sie ganz selten mal doch abgemacht werden, ist es selbst für Fortgeschrittene schwierig die Pferde zu reiten, da die Pferde einfach so an die Ausbinder gewöhnt sind
Pferd kann sich ohne Ausbinder besser ausbalancieren
Pferd hat die Möglichkeit sich zu dehnen und warm zu werden. (Ausbinder werden direkt zu Beginn der Stunde draufgemacht und am Ende erst wieder abgemacht.)

ich würde die obigen argumente anführen. (auch wenn dich da eines nicht überzeugt *g*)

mit ausbindern reiten finde ich für blutige anfänger, die sich erstmal auf ihren sitz konzentrieren müssen eigentlich sehr gut und auch meine rb fing mit dreieckszügeln an, weil es mir sicherer war. erst sitzen, dann reiten find ich gar nicht so schlecht (auch wenn es hier bestimmt viele gibt, die ausbinder komplett ablehnen)

die ausbinder nie ausschnallen finde ich relativ schwachsinnig. das sind hilfszügel, die nur dann sinn machen, wenn ich irgendwann auch ohne reiten kann.

ausbinder vor einer schrittphase zum aufwärmen einzuschnallen und am schluss strecken ohne nicht zu erlauben finde ich auch reichlich daneben. dagegen hätte ich v.a. etwas ... das geht für mich aus tierschutzrechtlichen gründen so gar nicht. meine rb hat das mal gemacht und obwohl sie eine gute freundin ist und genauso alt wie ich gab es eine deutliche ansage meinerseits, das geht einfach gar nicht.
(sie hat das ganze ohne böse absicht und ohne besseres wissen gemacht, deshalb klar, dass es passieren kann, ausbilder sollten mehr ahnung haben und wenn die pferde dann eben am anfang 5 min geführt werden, auch ok, hauptsache bissl strecken ist drin.)

noch ein punkt für`s ausschnallen (erst am ende der stunde, dann ganz, wenn man denn vorsichtig sein will):

absolut motivierend für die reitschüler dahin zu trainieren, dass man endlich "ohne" reiten kann. und evtl. auch ein grund in der reitschule zu reiten und nicht zu wechseln - wenn tierschutz nicht überzeugt, dann eben kundenbindung  ::).

alex

Offline gelberFerrari

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #2 am: 10.11.08, 19:55 »
Dreieckszügel (korrekt verschnallt) sind für die Schulpferde ein Segen. Dann zerren da keine unwissenden Reiter den armen Pferden im Maul herum um sie "durchs Genick" zu bekommen. Und die Pferde laufen auch nicht mit total verkrampftem weggedrücktem Rücken. Natürlich kann man bei gut fortgeschrittenen Reitern die Hilfszügel auch wieder weglassen, aber das würde ich persönlich nur in Einzelstunden machen, damit der Rl genau im Blick behalten kann, was der Reiter da so macht.

Offline CäsarTopic starter

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #3 am: 12.11.08, 14:09 »
Zitat
Dann zerren da keine unwissenden Reiter den armen Pferden im Maul herum um sie "durchs Genick" zu bekommen. Und die Pferde laufen auch nicht mit total verkrampftem weggedrücktem Rücken.
Meienr Erfahrung nach tun es die meisten trotzdem.
Die Diskussion wegen den Ausbindern hat sich in meinem Stall eh erledigt. Ich hab das auf einer Vorstandssitzung mit den Ausbildern mal vorgeschlagen, erstmal nur wegen einem einzigen PFerd, dass sich immer unheimlich auf die Ausbinder drauflegt und viel besser ohne Ausbinder geht (hab ich vorher bei mir selbst und mit Anfängern getestet). Die anderen Ausbilder guckten mich an, als wollte ich die Kinder demnächst auf Löwen reiten lassen und eine RL, die halt schon älter ist als ich meinte, sie würde schon seit 15 Jahren unterrichten und wäre in der lage, sowohl Schulpferde als auch Reitschüler besser einschätzen zu können als ich.
Ich finde ihren Unterrichtsstil furchtbar, aber wenn die meinen, dass es ohne Ausbinder auf keinen Fall geht, dann sollen sie machen. Es bleibt aber eine Tatsache, dass die schulpferde immer schlechter werden und die Reitschüler nur dann lernen, ohne Hilfszügel zu reiten, wenn sie ein Privatpferd als RB bekommen.

Offline samipuma

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #4 am: 12.11.08, 21:39 »
Missstände heutiger Reit"schulen"...

Die Ausnahmen zur Regel werden leider immer seltener. Ärgerlich sowas.
Du hast ein Problem? Dann löse es!

Offline terra

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #5 am: 13.11.08, 11:03 »
Ohne gehts zu Anfang einfach nicht, schon alleine deshalb, weil keiner mehr so lange an der Longe reitet, bis er wirklich unabhängig sitzt. Wenns mal zehn Longestunden sind, wird doch schon rumgejammert. Einzelunterricht ist teuer, also gehts von der Longe in die Gruppenstunde und da hilft dann der Ausbinder/Dreieckszügel dem Reiterlein, das Pferd unter Kontrolle und in einer dem Reiter angenehmeren Körperhaltung zu halten. Das sind eigentlich alles noch "Nicht-Runterfallen" Stunden, in denen der Anfänger mit dem Vorwärtsgang finden und Lenken vollkommen ausgelastet ist. Richtige Reitstunden fangen erst wesentlich später an, dann sollten allerdings auch Schulpferde ohne alles zumindestens halbwegs durchs Genick reitbar sein. Den Übergang schafft man durch Längerschnallen der HZ. Leider wirds dann für den Reiter recht anstrengend ;)

Cäsar, ohne regelmässige Korrekturritte wirst Du das normale Vereinsschulpferd, das sich ja eher durch einen gewissen Stoizismus und nicht durch Rittigkeit auszeichnet, nicht dahin bringen, den normalen Vereins-Reitschüler (eher kein besonderes Talent zum Reiten, wenig Ehrgeiz) von Anfang an "ohne alles" akzeptabel durch die Gegend zu schleppen. Und da fängt der Teufelskreis an - auf dieses gute Pferd wirst Du dann nicht den typischen Anfänger setzen, sondern es dem besten Fortgeschrittenen unter den Hintern klemmen, damit der endlich mal ein aha-Erlebnis hat.

Dass die Reitschüler sich oft sprunghaft verbesern, wenn sie eine RB auf einem Privatpferd bekommen, habe ich auch schon öfters erlebt. Aber mal Hand aufs Herz, im Endeffekt sind das die Einser-Schüler im Schulbetrieb, die da abgeworben werden. Und die dann auf ein "ordentliches" :-[ Pferd gesetzt  :-*
Wir haben letztes Jahr ein wirklich gutes Schulpferd gekauft, mit dem könnte man ohne weiteres sofort in eine A-Dressur reinreiten - leider hat gerade dieses Pferd noch keinen Liebhaber gefunden....

dieNeue

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #6 am: 13.11.08, 11:23 »
bei uns wird auch häufig (reitanfänger, oder berittpferde. lonigeren) mit ausbindern gearbeitet!
allerdings "bauen" wir uns spezial-ausbinder!!! wir kaufen uns halsverlängerer (nicht erschrecken!!!!) und brechen das schwarze plastik in der mitte raus. die gummischnurr wird dann unten am Gurt an einer lederschlaufe am ring durchgeführt und oben durch die gebiss-ringe  und dann hinten am sattel/longiergurt befestigt!
durch den gummi haben die pferde noch immer die möglichkeit sich zu strecken und sind nicht so eingezwängt!! durch den ring untem am gurt kann der hilfszügel frei nach links und recht "rutschen" je nachdem wie die stellung ist.
allerdings denke ich auch dass man nicht vergessen darf, dass das alles hilfsmittel sind die nur eine gewisse zeit eingesetzt werden sollen.
aber ich denke auch das gerade bei anfängern (ob mensch ob tier) solche hilfen sinnvoll sind!
Alles mit Maß und Ziel würd ich sagen!!!!


Offline zaino

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #7 am: 13.11.08, 12:19 »
Neulich eine Reitschule besucht und geguckt, wo es KEINE Ausbinder gab - furchtbar!

Mit Ausbindern: oft GENAUSO furchtbar, weil die Jahr und Tag im Kreise eiern, ohne je per Gefühl testen zu dürfen wie es ist das Pferd "an die Hand" zu reiten.

Ja Mist, wieso wollen die alle von der Longe gleich weg? Warum verklickert das keiner, daß das NICHT GEHT?

Gut, mein Freund hat auch gemosert weil ich ihn als absoluten Nichtreiter an die Longe nahm. Habs ihm aber plausibel gemacht. Zwischendrin hab ich ihm Zügel in den labberigen Kappzaum geschnallt, denn er wollte  mal "selber ausprobieren". Mein Pferd ist recht brav. Er wollte einfach testen, wie das ist mit "Anhalten", "Anreiten", Reaktion vom Pferd auf das was er so tut. Konnte er so tun ohne im Maul zu rupfen.
Ab jetzt täte ich ihn wieder eisern an die Leine nehmen, weil er trotz Sportlichkeit einfach noch nicht Leichttraben im Gleichgewicht kann, mit allen Folgen...  :P Ist normal. Und dafür, daß er mit 54 das erste Mal im Sattel war, stellt er sich gut an, entspannt, Angstfrei u.s.w.

Schulpferde stumpfen halt ab, wenn man sie NUR ausgebunden gehen lässt. Ich täte blutigen wackelnden Anfängern keine Verbindung zum Gebiss erlauben. Da werden die Pferde stumpf im Maul. Umgekehrt, wenn sie nicht über den Rücken gehen, göppelt der Reiter auf ihnen rum und roppt auch wieder im Maul.

Bin keine RL, und kann und weiss lange nicht genug, und muss auch nicht davon leben - aber warum lässt man Anfänger auf braven Pferden nicht erst piano auf Halfterzäumung üben? Warum verkauft man nicht ausreichend Longenstunden bis eins nimmer wackelt? Warum müssen Schulpferde starr und ohne Aufwärmphase sogar Stunde um Stunde ihren Striemel gehen? Warum sind manche RL zu faul, jedem Schulpferd eine Ausbinderform zu verpassen die demjeweiligen Pferd taugt?

Meiner ging mal kurzzeitig im Schulbetrieb mit. Den grässlichen Halsverlängerer duldete er nicht und find das Steigen an - war halt zu stramm, ich weiss nicht. Schlimm genug. Woraufhin er ganz ohne was, und dabei brav und willig und der Liebling der Reitkinder war - leider tat ihm nach ein paar Wo dann das Kreuz weh und die Hinterbeine schleppten nach. total verklemmt. Mei, die liessen ihn halt herumhirschen, denn ein Pferd korrekt v/a reiten kriegt man im 0815-Betrieb auch nicht beigebracht.  Zog einen Rattenschwanz von TA und THP und und und nach sich. Wäre man nicht zu faul gewesen, aus dem Fundus mal einen Thiedemanns oder Dreiecker zu ziehen, wäre das eher nicht passiert, denn das hätte er geduldet.

Offline McFlower

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #8 am: 13.11.08, 12:34 »
...weil die Leute nicht bereit sind, gute Schulstunden auch gut zu bezahlen.

Bei mir im Einzugsbereich schaffen immer mehr große, alteingesessene Vereinsställe den Schulbetrieb ersatzlos ab, weil die Leute nicht bereit sind, mehr als 10,- EUR pro Reitstunde zu bezahlen. Es ist vollkommen klar, das für den Preis riesengroße Gruppen gebildet werden müssen und die Schulis ewig viele Stunden am Tag laufen müssen, damit sich die Sache wenigstens trägt.

Aber wehe, der SB entschließt sich, ein altes, dauerlahmes Athrose-Schulpferd in den Pferdehimmel zu schicken. Dann machen die Reitschüler einen Riesenaufstand und schalten Presse und Tierschutzverein ein, um das arme Pferd zu retten. Wenn sie bereit wären, 12,- oder 14,- EUR für die Reitstunde zu bezahlen, dann könnte der SB so kalkulieren, dass den alten Schulpferden ein Gnadenbrot ermöglicht wird. Aber soweit denkt natürlich keiner.

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Offline zaino

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #9 am: 13.11.08, 12:47 »
McFlower, hier zahlt man zwischen 20 Euro über 27 Euro für Schulpferdstunden, und noch mehr für Einzelstunden auf dem eigenen Pferd sogar... klar, wenn man davon leben muss, ist das bitter, wenns einen alle auf 10 Euro runterhandeln wollen oder gehen. Aber den 27-Euro-Stall kenne ich, tolle Anlage, tolle Pferde (Freiberger) und brechend voll mit Reitschülern in allen Größen und Altersstufen, auch grad viele Erwachsene, auch viele Anfänger!
Vielleicht mal die Verkaufsstrategie dann überdenken? Sagen, da Lebewesen beteiligt sind, darf am Anfang nicht gespart werden - ihr wollt doch alle brave ungefährliche zufriedene Pferde, und reiten lernen ohne denen weh zu tun? Und anständige Ausrüstung, und gepflegten Hallenboden und und und???
Wer schon mit der Einstellung kommt, daß das nur Geräte sind, den tät ich echt wieder heimschicken... Kundschaft, die ich nicht fürs Pferd wirklich interessieren kann, IST keine Kundschaft.

Offline Kaijsa

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #10 am: 13.11.08, 12:54 »
Ich sehe zwischen den beiden Varianten eigentlich nicht die Lösung.
 Ohne Ausbinder müsste man diese Schulpferde erstmal korrigieren und zwar so nachhaltig und regelmäßig, dass sie nicdht bei schlechten Reitern sofort ins alte Muster zurückfallen.
Mit Ausbindern werden schwere Probleme nur kaschiert und die Schüler können das grundlegende Gefühl nicht entwickeln.
Da beißt sich die Schlange in den Schwanz: Kein Anfänger kann ein Pfer dazu bringen,die richtige Haltung einzunehmen, in der bequem gesessen werden kann und gefühlt werden kann. Also Ausbinder dran. Mit Ausbindern dran entwickelt der Schüler aber nicht die notwendige Technik, die zum Reiten ohne Ausbinder führt. Er ist also im Moment, wo die Ausbinder runterkommengenauso hilflos wie zu ANfang. Und dann?
Man lernt nie aus....

Offline McFlower

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #11 am: 13.11.08, 13:00 »
Bei uns gibt es echt viel Konkurrenz von den ... wie soll ich sie nennen ... alternativen Pröddelhöfen: Die haben keine Halle, keinen drainierten Reitplatz, keine Reitlehrer (16-jährige Mädchen mit großem Hufeisen tun´s auch). Dazu eine Horde undefinierbarer Ponys ohne oder mit unpassendem Sattelzeug. Hufpflege wird selbst gemacht, der Tierarzt ist das unbekannte Wesen.

Dass diese Ställe für ´nen Appel und ´nen Ei Reitstunden anbieten können, ist völlig klar. Dabei rumkommen tut natürlich nichts, die Kinder sind nach ein, zwei Jahren nicht in der Lage, auf einem braven Pferd ganze Bahn zu traben.
Aber die Ställe haben einen riesigen Zulauf, weil es ja alles soooo naturnah ist und die Schulponys ganz artgerecht in Schlammlöchern im Offenstall gehalten werden. ALLE meine Nachbarskinder reiten auf solchen Pröddelhöfen und die Eltern sind superzufrieden damit. "Die aaaaarmen Pferde in den Boxen" können sie gar nicht ertragen. Ich habe mich jahrelang bemüht, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Leute auch mal mitzunehmen an einen "ordentlichen Stall". Das hat alles nichts gefruchtet, ich hülle mich jetzt in eisernes Schweigen.

Ach übrigens, Hilfszügel werden dort natürlich nicht verwendet.
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Offline CäsarTopic starter

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #12 am: 13.11.08, 13:05 »
Kaijsa, du hast das Problem gut zusammengefasst.
Zitat
aber warum lässt man Anfänger auf braven Pferden nicht erst piano auf Halfterzäumung üben?
Ach zaino, wenn ich das den anderen RLs erzählen würde, die meinen doch schon, die Schulpferde fressen die Kinder, wenn sie bloß mal keine Ausbinder drauf haben. Da ich nur Anregungen geben kann und die meisten andern nicht mal bereit sind, was Neues auszuprobieren, werd ich in Zukunft einfach den Mund halten.

Offline zaino

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #13 am: 13.11.08, 13:17 »
Kajisa, sowie die Leut besser sitzen, tät ich ihnen die ersten Einzelstunden auf dem "naggischen" pferd empfehlen und verkaufen - wo sie unter Anleitung dann mal versuchen, Gefühl in der Hand zu kriegen.
Ärgern tut mich immer - ich hab so vieles alleine, auf teils verrittenen RB-Pferden oder auf kosten vom Eigenen lernen müssen, was man als Kind evt. richtig gemacht hat, was dann wieder verlorenging.
Jahrelang als Zwerg gelernt, erst Longe, dann mit Ausbinder, dann ohne... dann kam neuer RL, der machte auf ALLES wieder Ausbinder weil Pferde sonst lääääbensgefährlich. Machte dem einen mal das Ding ein Loch länger weil der so aufgerollt und verkrampft dastand. RL kam zum Nachgurten, entdeckte das und brüllte mich erstmal an, daß das Hallendach sich fast hob.

Das mit dem Reiten auf Halfter am Anfang ist auch nicht meine Erfindung. Aber gut ists. Kein Pferd wird pampig wenns mal ohne eisen im Maul geritten wird, die sind dann eher was lockerer. Fauler auch? Weil weniger "Spannung". Ist ja nicht schlecht für den Anfängerunterricht. Und wenn eins dann mal am Zügel zieht, fordert das das Pferd nicht heraus. Evt. geht es dann DOCH in SEINE Richtung, da lernt man dann gleich, daß man auch Beine und 'nen A*** und notfalls eine Gerte hat. Ohne am Unterkiefer des armen Viechs zu zerren.

Offline CäsarTopic starter

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Re: Ausbinder bei Schulpferden
« Antwort #14 am: 13.11.08, 18:51 »
Zitat
Das mit dem Reiten auf Halfter am Anfang ist auch nicht meine Erfindung. Aber gut ists.
Glaub ich dir sofort. Unsere Pferde würden das auch mitmachen, aber eben die anderen Ausblder nciht.
Wieso glauben eigentlich so viele, dass Ausbinder Pferde bremsen können? Unsere Schulpferde sind brav, die gehen nicht einfach ab und wenn doch, dann geht das auch prima mit Ausbindern