Autor Thema: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?  (Gelesen 31665 mal)

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Offline traber79Topic starter

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Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« am: 08.05.08, 23:11 »
Weiß nicht obs die richtige Rubrik ist, aber ich bräuchte auf jeden Fall mal Meinungen von "Außenstehenden" ;)

Situation ist folgende:
Traberwallach, 13 Jahre, wird momentan aufs Westernreiten umgestellt.
Ich selber komme aus der klassischen FN-Ecke, wir lernen also quasi gemeinsam mit Hiilfe der Trainerin.

Die Entscheidung zur Umstellung kam aus mehreren Gründen.
Zum einen hat es mich schon immer gereizt, und nun am "neuen" Stall (wir sind seit gut 6 Monaten da) gibts die Möglichkeit für uns da Unterricht zu nehmen.
ZUm anderen hat das Pferd Probleme mit dem Gaumensegel und ihm scheint eine Reitweise, die auf Dauer eher vom Gebiss weg geht, entgegenzukommen.

Nun muss ich aber direkt dazu sagen, dass das Pferchen sich zwar beim Reiten gerne wie ein Extremschnarcher anhört, aber mit der Luft selber keine Probs zu haben scheint (kein Gepumpe, übermäßiges Schwitzen oder Laufunwillen).

So, soviel zu der Ausgangssituation.

Heute hatten wir unsere 4. (oder wars die 5.?) Reitstunde.

Da Herr Pferd nicht richig locker zu kriegen war und auch nicht wirklich zum nachgeben zu bewegen war hat sich die RL draufgeschwungen (find ich auch gut und ok).

Nun kenn ich es von der Dressur her so, dass man zB von den Zügelhilfen her Paraden im Sinne von annehmen/nachgeben gibt.
Klar, Pferd soll an den äußeren Zügel treten etc.

RL vermittelt nun folgendes:

Pferd will nicht nachgeben.
Sie baut langsam Druck auf, Hand UND Bein (also, NICHT vorne zerren und sonst nix, bitte also nicht falsch verstehen).
Bis er nachgibt.
Sie HÄLT also.

Das hat sie heute also getan, Herr Pferd fands ganz grausam und hat schon sehr versucht sich zu entziehen.
Auf der Stelle hampeln, loszackeln, Kopf hoch, rückwärts.
Sie hats quasi ausgesessen (im wahrsten Sinne des Wortes).
In dem Moment in dem er nachgegeben hat hat sies auch.

Und das immer wieder, bis er nicht mehr versucht hat sich zu entziehen.
Seis beim Antreten, antraben oder überhaupt während der Arbeit.

Nun ist mir schon klar, andere Reitweise, andere Hilfen oder Vorgehensweise.

Sieht aber natürlich alles andere als gut aus. :-\

Ich muss aber dazu bemerken, dass der Traber im Laufe der (ich nenns mal so) Korrektureinheit besser lief und nachgegeben hat.
Zum Schluss bei mir dann auch, er hats dann besser angenommen.

Trotz alledem frage ich mich obs für uns so der richtige Weg ist.
Kein Besitzer findet es wahrscheinlich schön, wenn er beobachtet, dass das eigene Pferd sich wehrt und sich anscheinend nicht wohlfühlt in dem Moment.
Mir ist aber auch klar, dass es ab und an mal sein muss etwas wirklich klar zu machen ohne Hutschigutschi.

Trotzdem bin ich verwirrt, ich kenn das halt nicht.
Mal mehr Druck, ja, aber so?
Auch wenns ja darauf hinausläuft dem Pferd das Richtige bequem zu machen.

Ich bin einfach verunsichert und hoffe mal auf ein paar Inputs von euch ;)




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Offline samipuma

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #1 am: 09.05.08, 07:25 »
Find ich ok. Ich bin ja in letzter Zeit auch bei einer Westerntrainerin obwohl ursprünglich englisch-reiterin- und ich habs ganz gleich gelernt. sie hat es mir auch so erklärt. reiten sieht oft alles andere als schön aus. doch geht es darum dem pferd zu vermitteln (ganz fies ausgedrückt) "du tust was ich will und keine widerrede. wenn dus nicht tust, dann mach ich dir die arbeit immer noch unangenehmer solange bis dus tust. dann darfst du entspannen=stehen." immer mit dem ziel, dass pferd nachher locker wird. ist es das nicht, lief etwas falsch.

hatte/habe slebst ein nennen wir es "problempferd" und muss sagen dass er damit richtig glücklich ist, weil er weiß, was sein job ist und dass er sich auf mich verlassen kann, immerhin bin ja ich die, die das sagen hat.

so viel zu meiner erfahrung. lg

PS: wenn dir was nicht klar ist, warum fragst du die rl nicht? ich hab meine gelöchert, weil ich mir am anfang die gleichen fragen gestellt hab!
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Offline Mutzel

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #2 am: 09.05.08, 08:18 »
Seh da auch kein problem drin. Was hättest du den getan? Die Diskussion mit ihm vertagt oder gar abgebrochen, damit ers schön bequem hat? Und dann das nächste mal noch eher sagt/zeigt, dass ihm etwas nicht passt, damit du dann wieder nachgibst? was machst du, wenn er solche debatten mal beispielsweise im Gelände an ner Straße zeigt?

Wg dem "weg vom Gebiss": hast du es schon mal gebisslos probiert?

Offline Ilustre

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #3 am: 09.05.08, 08:25 »
Dein Pferd muß zuerst lernen, das es ihm bequemer gemacht wird wenn er nachgibt (RL gibt auch sofort nach).
Das ist m.E. bei allen Reitweisen der gleiche Weg.
Klar verscuehn manche Pferd anfangs sich zu entziehen aber wenn sie merken, das es sich lohnt mitzumachen weil es dann gleich wieder nett wird werden diese "Widersetzlichkeiten" schnell aufhören. Der Grad zwischen dem Pferd etwas positives vermitteln (selbst wenn es anfanfs "steinig" ist) und das pferd überfordern kann allerdings schmal sein.
Du hast geschrieben, das dein Pferd bei zunehmender Reitdauer der RL besser nachgegeben hat.. dann scheint sie doch ihre Sache gut zu machen..
Zu Anfang muß man immer deutliche (damit meine ich nicht "brutal") Hilfen geben. Kennt das Pferd die hilfen kann man sie immer mehr verfeinern bis man irgendwann als Außenstehender nicht oder wenig sieht.
Grüßle
Ina
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Offline spiritrider

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #4 am: 09.05.08, 08:54 »
Ich finde das genauso wie alle anderen völlig okay.

Er muss lernen, dem Druck nachzugeben, je schneller er das versteht, desto weniger Druck ist beim nächsten Mal nötig. Der Druck baut sich von Mal zu Mal mehr ab, je nachdem, wie gut er mitarbeitet. Es ist nur meiner Meinung nach für ihn neu, daß er seinen Kopf nicht durchsetzen kann, sondern erst dann seine "Ruhe" hat, wenn er nachgibt und nicht der Reiter.

Das wird schon noch ein bisschen dauern, bis er das verdaut hat, aber was Besseres kann dir und deinem Pferd eigentlich nicht passieren. Nur so bekommst du irgendwann ein Pferd, das auf feine Hilfen reagiert und gelernt hat, seinen Reiter als "Chef" anzusehen.
Bewußtsein ist der lästige Zustand zwischen zwei Nickerchen.

Offline zaino

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #5 am: 09.05.08, 10:16 »
Hatte auch mal die Situation, allerdings bei einer Klassik-RL. Sie longierte meinen, übte jedoch zu viel Druck aus, und strafte das pferd extrem hart ab für Nichtreagieren. Konsequenz, ok, aber erwarten dass Pferd sofort die "neue Sprache" versteht, ist zu viel.
Druck machen, auf Reaktion warten, noch mehr Druck machen, bis Reaktion kommt, dann auslassen und loben - wäre die richtige Reihenfolge. Erst wenn er sich wirklich dagegenstemmt und damit sagt: Hab verstanden was du willst, mag aber nicht, DANN kann man mal streng werden.
Die hats deutlich übertrieben, Pferd ging sauer, verunsichert und rachsüchtig aus der Einheit raus, ich sammelte meine (oben abgebrochene! sah ich da erst"!) Gerte ein u. beschloss: Mit DER nimmer.

Ansonsten: Wenn die Frau einfach nur konsequent reitet und eben nicht grob dabei ist, (wobei wie gesagt, auf einen groben Klotz auch mal ein grober Keil muss, aber eben nur KURZ und ohne Zorn) ist es klar, dass das Trabertier seine "Position" nicht aufgeben und ganz weiter das kOmmando behalten möchte. V. a. wenn er damit bislang gut und bequem gefahren ist.
Wird ihm das dann mies gemacht, grummelt er natürlich und ja-abert umeinander. Das sieht dann ätzend aus, bis er "Ja gut ok, dann spiel ich halt mit, hab verstanden" signalisiert.
Du bist vor Ort und musst entscheiden, wie das für Dich aussieht. Ob er sich nach den Raufereien zufrieden fügt ins neue Muster und sich gut dreinfindet, oder ob er immer weiter fightet. Bei Letzterem hiesse das, er fühlt sich insgesamt unbehaglich bei dieser Reitweise oder unter dieser Reiterin.
So wie Du das schilderst, ist das aber gar nicht der Fall.
aaalso - keep cool und viel Spass noch!  ;)
LG

Offline Rübe

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #6 am: 09.05.08, 10:28 »
Finde ich auch völlig OK. Die Pferde lernen das nach einer Zeit der Auflehnung und du hast dann eine Verständigung mit dem Pferd, die ihm absolut klar ist.

Ich finde es sogar logischer als das "Annehmen und Nachgeben" ohne Sinn, d.h. Nachgeben, ohne dass das Pferd auch nur einen Millimeter nachgegeben hat, um es aufmerksam zu halten oder ihm das Festmachen zu erschweren. Das kann man aber eben auch, indem man immer mal wieder durch Annehmen nachfragt "Bist du noch locker im Hals/Genick?" und dann sofort wieder los lässt, wenn das Pferd nachgibt. Wie gesagt, wenn es das Pferd nach ein paar Lektionen gelernt hat, wird es immer leichter.

Ich bin auch Umsteigerin und man muss sich davon verabschieden, dem Pferd jede Muskelaktivität durch Hilfen zu zeigen und es damit einzurahmen. Zeigen und machen lassen ist eher die Devise.
« Letzte Änderung: 09.05.08, 10:31 von Rübe »
Manchmal ist das Ungesagte das Aussagekräftigere.

Offline zaino

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #7 am: 09.05.08, 11:21 »
Übrigens, auch in der klassischen Reitkunst sollte man irgendwann "vom Zügel wegreiten" können - das wird nur immer vergessen. bzw. es WURDE von vielen längst vergessen. Ich hab das erstmals von Isländer-Leuten gehört, nach einem Kurs bei Reynir Adalsteinson (der übrigens ein GUTER RL ist, sehr sympathisch, und top kompetent! auch Nicht-Isländerleute sollten mal zuhören oder in einem Buch von ihm schmökern, lohnt sich!)
Von FN-RL hatte ich mein Reiterleben lang nur "Zügel kürzer, Zügel kürzer" gehört.
Das mit der "Anlehnung" konsequent hinzukriegen so wie es gelehrt wird, üblicherweise, ist WAHNSINNIG schwer.
Reitweisen, die noch mehr vom Gebrauchsreiten her kommen, oder auch ältere Reitliteratur von uns hier, vermitteln das ganz anders. Logischer. Griffiger. Und fürs Pferd auch besser zu kapieren.

Offline Aleike

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #8 am: 09.05.08, 12:52 »
Wenn das Heftige bei der Aktion vom Pferd ausging und die Hilfen per se nicht grob waren, nur deutlich, finde ich es ok, um dem Pferd die gewünschte Reaktion beizubringen. Er hat es ja offensichtlich auch verstanden und umgesetzt.

Wobei mir persönlich Druck und Nachlassen auch sympathischer wäre als immer mehr und mehr - aber wenn das Pferd sich gegen die normalen Hilfen sperrt, kann das vorübergehend bestimmt mal angemessen sein, sollte sich dann nur möglichst rasch verfeinern, finde ich.
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

Offline samipuma

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #9 am: 09.05.08, 13:20 »
Man fängt ja trotz allem möglichen widerwillen auch IMMER mit der feinsten Hilfe an und steigert erst bei Nicht-Reaktion des Pferdes.
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Offline traber79Topic starter

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #10 am: 09.05.08, 14:24 »
Danke schon mal für das Feedback, das bringt mich schon sehr weiter :-*

Versuche dann mal die aufgekommenen Fragen zu beantworten:

Die RL hab ich befragt, sie hat auch gut erklärt (eben das was ich schrieb und das was ihr auch sagt), sie hat auch als sie geritten ist kommentiert.
Und angeboten, dass sie wenn wir Unterricht haben sich auch erstmal mit draufsetzt (also, nicht wir beide zusammen, schon klar ;D), also quasi Mitberitt.
Find ich auch sinnvoll, da ich selber Umsteiger bin und somit noch schwammig in der Hilfengebung, klar.

Gebisslos, ja, auch probiert, Hackamore mag Herr Traber zB gerne.
RL sagt allerdings, jetzt für die Umstellung ist es besser mit Gebiss, so kann man erstmal besser klar machen was man vom Pferd will.
Sofern das installiert ist, gehts auch gebisslos.
Wobei ich für die Gymnastik es auch einfacher finde mit Gebiss.

Nein, ich hatte nicht den Eindruck, dass sie ungerechtferigt grob vorgeht.
Einfach nur sehr konsequent und setzt sich halt in aller Ruhe da oben durch.
Was halt-wie ihr auch sagt-nicht immer schön aussieht.

Ich hab bisher so Diskussionen nicht wirklich mit Herrn Pferd führen müssen, versteht mich also nicht falsch, ich bin nicht der Typ, der ihm alles durchgehen lässt, nein.
Ich achte schon darauf dass er mir nicht auf der Nase rumtanzt.
Allerdings habe ich bisher nicht soo gefordert wie die RL, klar, Besitzermemme halt ::) ;D

RL sagte "Ich frage an:Möchtest du dir Mühe geben?"
Tut ers, alle klar.
Meint er nöööö, zu anstrengend, ok, dann halt deutlicherer Druck.
Aber auch Ruhe wenn Reaktion.

Und diese Reaktion kam zum Schluss dann schon wesentlich schneller.






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Offline Eva

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #11 am: 09.05.08, 14:28 »
Ich finde noch wichtig, dass nicht nur "Druck weg" allein das Lob ist, sondern auch zumindest noch mit Stimme gelobt wird, wenn er nachgibt - ich finde, das schafft deutlich motiviertere Pferde.
Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)

Offline Mim

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #12 am: 09.05.08, 15:02 »
Hallo,

ich denke, es sind zwei Dinge hier zu beachten.

a) was passiert emotional bei dir? Ist es dir / wäre es dir unangenehm solch einen Druck aufzubauen? (oder zuzusehen, wie die RL es tut)? Mir geht es so, dass ich jahrelang hier eher "gewichen" bin und eine Situation gegen den Willen eines Pferdes nicht stand (da nur Vollblüter zu Hand). Ergo lies sich mein Blüter auch von mir allein nicht verladen - obwohl wir sonst eine gute Vertrauensbasis hatten (aber wenn´s halt drauf ankam - wurde es offentsichtlich). Erst ein Trainer hat hier Konsequenz gezeigt und der "Pferdeshow" standgehalten hat (nein das sah auch nicht schön aus) - voila, dann lies er sich auch von mir verladen.

Bei einer Pferdetrainerin, deren Quater auf das bißchen Dynamik was ich kannte - nur mit einem Schweifwedeln reagierten: Lernte ich auch mal konsequent Impulse zu setzen und auch bei mir emotional die Sache zu stehen - auch wenn das Feedback vom Pferd kommt: Es paßt mir (erstmal) nicht - was du da tust. Das "bin-ich-lieb-zu-dir-bist-du-lieb-zu-mir" ist ein bißchen ein Wendy-Wunschtraum wie du als "Besitzermemme" schreibst.

 Nun gut, muss ihm auch nicht "passen", in einer Herde paßt es den Mitgliedern manchmal auch nicht, was die Leitstute sagt. Manche Pferde reagieren darauf eben mit "mach-doch-was-du-willst" & sitzen die Situation aus, manche bauen eine Show auf - und natürlich kommt man dann auch in den Focus: Was sagen bloss die anderen, wenn sich mein Pferd unter mir so dagegen wehrt - und weichen dem lieber aus. *wink*  ;) du bist nich allein!

b) ich kenne es von vielen blütigen Tieren - grad Araber, dass sie sich mit "Gehampel" und Tralala und Unwillenszeichen: Korrekten Hilfen (oft erfolgreich) entziehen zu suchen. Das ist aber die Herausforderung, dass sie dies Lernen anzunehmen: Einen "atmenden Schenkel" - eine ruhige Zügelanlehnung. Letztendlich tut ihnen dies dann besser, als ständige Diskutiererei.

Ich finde euren Weg gut. Ich bin 15 Jahre sitzmäßig "blütergeschädigt"  und muss nun erstmal in Longenstunden lernen, mein Kreuz ans Pferd zu bringen. Oder z.B. das Pferd "auf den äusseren Zügel abzulegen". Andersherum ist meine RL grad dabei einen Araberwallach nun mit 5 Jahren  dazu zu bringen, an den Zügel zu kommen - dasselbe Spielchen was du beschreibst: Haben sie´s erstmal begriffen - geht es für Reiter und Pferd besser. Das dies ein Anfänger schafft - wäre eine sehr hohe Karotte.

alles Gute!

Mim
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Jezabel76

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #13 am: 09.05.08, 15:54 »
Hallo Traber ;-)

Ich muss vielen meiner Vorredner(innen) hier recht geben. Und ich bin auch eine Besitzermemme mit blütigem Pferd. Mim, ich hab mich in deinern Schilderung sehr wiedergefunden. Bei meiner Haflinger - RB, die echt ein Dickkopf sondersgleichen war, da hatte ich gar keine Skrupel härter durchzugreifen - aber bei meinem kleinen halbarabischen Mausibärchen, da scheue ich die Konfrontation, arbeite aber an mir. Zum Glück ist sie so lieb und brav und tut das notwendige meistens eh mir zuliebe *g 

Auch ich habe seit kurzem Reitunterricht bei einer Reitlehrerin, die die klassische Reitweise lehrt. Auch meine Reitlehrerin hat sich vor 2 Stunden auf mein junges Pferd gesetzt, das noch nicht wirklich viel kann. Es ging darum, dass mein Pferd sich auch im Trab an den Zügel herandehnen soll. Im Schritt gehts schon ganz gut. Im Trab war bei ihr nix zu wollen. Auch mir ist es recht schwer gefallen, zu sehen, wie konsequent sie da Druck aufbaut.
Dazu kam, dass mein Pferd dann anfing, sie zu testen und sich zu entziehen. Erschreckte sich von 1000 Gespenstern, haute die Bremse rein usw.  Das war gar kein schöner Anblick für mich.
Aber sie war nur konsequent, nie zornig, ganz ruhig..... und ich bin eher ein Warmduscher, der sich bemüht, Situationen aus dem Weg zu gehen, in denen ich sie zu sehr unter Druck setzen muss...

Gestern saß meine Reitlehrerin nochmal drauf und mein Pferd schien sich zu erinnern, denn plötzlich gab sie sich total viel Mühe, alles richtig zu machen und es sah richtig toll aus.

Mein Pferd macht denke ich sehr große unterschiede zwischen Reitern - meinen Freund, der noch fast gar nicht reiten kann, den trägt sie durch die Halle wie ein rohes Ei... bei meiner Reitlehrerin war es das genaue Gegenteil - sie hat wahrscheinlich sofort gemerkt, dass die da oben wirklich weiß was sie tut und das fand sie wohl blöd.


Ich habe eigentlich nur ein "ABER":

Ich habe schon ein Problem mit dem bedingungslosen Gehorsams- und Dominanzgehabe mancher Westerntrainer.

Bei manchen (nicht allen!!!) Westerntrainern hab ich das Gefühl, dass sie die Pferde regelrecht "brechen". Hab z.B. mal eine Reitstunde bei einer im Umkreis bekannten Trainerin zugeschaut (wollte ja eigentlich Westernreiten *g), wo die Pferde endlos oft hinternander irgendwelche Wendungen um Pylonen herum machen sollten. Das ging ewig, immer die gleiche Übung. Bis die Pferde es im Schlaf können. Keine Entspannungsphase zwischendrin, kein Lob, kein Sinn, kein gar nix. Die sollten einfach nur funktionieren und es drängte sich mir die Frage auf, warum die nicht lieber Motorrad fahren. Was soll das?
Irgendwer hier im Forum hat doch diesen Spruch in der Signatur: "Wenn es mein Pferd als Belohnung empfindet, wenn ich es in Ruhe lasse, dann habe ich was falsch gemacht."

Darauf würde ich halt achten bei den Westernleuten. Vielleicht bin ich da ja seltsam, aber ich habe bei den Westernpferden schon so einige gesehen, die sehr abgestumpft aus der Wäsche gucken. ABER  die gibt es sicher bei jeder Reitweise.


Alles Liebe

Jez
« Letzte Änderung: 09.05.08, 16:10 von Jezabel76 »

Offline Carlotta67

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Re: Unterricht: weitermachen oder abbrechen?
« Antwort #14 am: 09.05.08, 16:01 »
Irgendwer hier im Forum hat doch diesen Spruch in der Signatur: "Wenn es mein Pferd als Belohung empfindet, wenn ich es in Ruhe lasse, dann habe ich was falsch gemacht."
:o ::) Welch weiser Mensch ist'n das?!  :)
Nein, das war nicht ironisch gemeint.