Autor Thema: Schlachten oder Vermitteln?  (Gelesen 11985 mal)

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Offline FritziTopic starter

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Schlachten oder Vermitteln?
« am: 21.04.08, 13:45 »
Hi,

mein SB will im Herbst die Pferdehaltung aufgeben. Er möchte seine Stuten schlachten lassen, hat mir aber quasi eingeräumt, dass ich noch nach anderen Lösungen suchen darf. Ich weiß jetzt auch nicht was besser wäre. Schlachten, um sicher zu gehen, dass sie nicht später geschlachtet werden  :-\ , oder doch naiv hoffen einen schönen Platz für sie zu finden?

Es sind zwei Stuten, eine 22, die andere 16. Sie wurden noch nie getrennt, die Tochter eigentlich nie richtig erzogen. Die Mutter ist ganz umgänglich. Er hat zumindest die letzten 5 Jahre nicht wirklich was mit ihnen gemacht. Sie standen nur auf der Koppel, maximal 10 mal sind wir in der Zeit gemeinsam spazieren gegangen. Dadurch hat besonders die Mutter ziemlich Muskeln abgebaut. Die ganze Situation ist echt :-X . Einerseits verstehe ich seine Ängste, andernseits denke ich es ist echt zu früh für die Pferde. Besonders wenn ich an die letzten Stunden denke wird mir schlecht. Die junge Stute lässt niemanden an sich ran, TA-Besuche sind spektakulär. Hängerfahren haben sie seit 10 Jahren nicht mehr gemusst. Ruhiges Einschlafen ist da nicht! Mir bleiben jetzt quasi noch 5 Monate um entweder einen Platz für sie zu finden oder sie so zu erziehen, dass sie geschlachtet werden kann. Was für ein Wahnwitz! Ich habe mir geschworen dass er den letzten Gang alleine gehen muss. Den Scheiß nehme ich ihm nicht ab. Die Alpträume darf er alleine haben! Einschläfern geht ja wohl nicht, weil beide Pferde gesund sind und das dann ja kein TA machen würde. Der SB ist auch pro Schlachten, weil dann "alles verschafft ist".

Sorry, bin halt etwas sauer auf ihn, auch wenn ich ihn auf ne Weise verstehe.
« Letzte Änderung: 21.04.08, 13:52 von Fritzi »
Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens: durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens: durch Nachahmen, das ist der leichteste. Drittens: durch Erfahrung, das ist der bitterste.
Konfuzius

Offline Hexle

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #1 am: 21.04.08, 14:02 »
Pferde leben im hier im Jetzt  also im Augenblick .. ICH bin mittlerweile etwas weniger verklärt, als ich noch vor 20 Jahren war - deswegen würde ich die Stuten schlachten lassen, um ihnen ein ungewisses Schicksal, das möglicherweise viel viel schlimmer wäre als ein schmerzloser Tod,  zu ersparen . Gerade wenn die Pferde nichts und niemanden gewohnt sind, keine Erziehung haben etc. ist die Chance groß, dass sie irgendwann zum Wanderpokal beim Händler werden  :-[ DAss sie in wirklich gute hände kommen und dann auch dort bis ans Lebensende bleiben können ist mehr als unwahrscheinlich.

Wenn sie auf LKW verladen werden, dürften sie deutlich weniger Stress haben, als wenn sie in einen normalen Pferdeanhänger sollten ...

ausserdem muss man sein Pferd nicht einschläfern lassen nur weil man es nicht wegfahren will, man kann auch den Bolzenschuss auf dem eigenen Hof anwenden lassen
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline FritziTopic starter

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #2 am: 21.04.08, 14:06 »
Zum Bolzenschuss gehört aber das Ausbluten lassen. Und das im Wohngebiet, auch wenns der Hinterhof ist, stell ich mir quasi unmöglich vor.
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Offline Hexle

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #3 am: 21.04.08, 14:09 »
ausbluten nur wenn das Fleisch verwertet werden soll.. Bolzenschuß + Tierverwertung geht m.W. auch
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline Viki

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #4 am: 22.04.08, 00:03 »
Bolzenschuß tötet aber nicht. Ausbluten auf der Koppel ginge doch sicher, wenn der Wille da ist (und er auf das Geld verzichtet). Dafür würde reichen, wenn sich die Pferde am Kopf anfassen lassen.
Evtl. kann man sie über das Futter sedieren.

Offline Medanos

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #5 am: 22.04.08, 08:23 »
Manchmal ist der Tot nicht die schlechteste Lösung :-\

Eine TA hat unlängst bei einem Kurs gemeint das sie ihr Pferd nur erschießen lassen würde - gibts bei euch keinen Jäger/Metzger?
LG Manu

Offline Mutzel

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #6 am: 22.04.08, 09:08 »
Jäger dürfens nicht. Hab selbst mal bei nem bekannten Jäger angefragt, ob er im Falle eines Falles meine Pferde aufm Hof zu hause erschiessen würde. nein, in Dtl darf nur "jagbares Wild", also keine Haustiere oder domestizierten Tiere erlegt werden.

Offline Redlucy

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #7 am: 22.04.08, 09:08 »
Irgendwen, der schießen kann würde ich für sowas nicht holen.
Das muss schon ein routinierter Pferdemetzger oder Schlachter sein und nur in Kombi mit einem Pferd, dass sich von Fremden an den Kopf fassen lässt und still hält, so dass es wirklich mit einem gezielten Schuß vorbei ist....sonst wird das schnell zu Blutbad und Quälerei.

Offline Viki

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #8 am: 22.04.08, 09:30 »
Blutbad sicher nicht bei Bolzenschuß (da blutet nichts). Und genau genommen reicht es, wenn das Pferd es verträgt, wenn ein Fremder mit einer zügigen Bewegung einen Gegenstand Richtung Kopf bewegt. Das Aufsetzen und Abdrücken geht bei routinierten Metzgern in Sekundenbruchteilen.
Wenn sich ein netter Mann findet, der normale Kleidung trägt, das Pferd vorher krault etc., wäre das sicher die angenehmste Lösung.

Schon heftig, dass Leute jahrelang die Tiere vergammeln lassen und dann anderen die Lösung des "Problems" aufhängen.

Offline Redlucy

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #9 am: 22.04.08, 09:39 »
Wenn es nicht richtig gemacht wird und die falschen Stellen erwischt werden, gibt es leider doch ein Blutbad...daher würde ich nur jemanden nehmen für sowas, der routiniert und korrekt einen Bolzenschuss setzen kann.

Offline Viki

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #10 am: 22.04.08, 11:19 »
Wovon sprichst du denn - ein zugelassener Metzger kann wohl mit einem Bolzenschußgerät umgehen  ??? Einschläfern kann beim falschen TA bzw. unter bestimmten Bedingungen auch danebengehen.
Irgendwie eine blöde Entwicklung, dass Fritzi sich mit solchen Eventualitäten aueinandersetzen soll - verantwortlich ist der Besitzer.

Offline FritziTopic starter

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #11 am: 22.04.08, 13:44 »
Schon heftig, dass Leute jahrelang die Tiere vergammeln lassen und dann anderen die Lösung des "Problems" aufhängen.

So ist es ja auch nicht. Er hat die beiden Pferde für seine Töchter angeschafft, weil er es wichtig fand, dass Kinder mit Tieren aufwachsen. Leider haben die Töchter nie das wirklich Interesse für die Tiere entwickelt, oder entwickeln können, weil er ständig Angst hatte, dass ihnen etwas passiert. Jetzt ist der Mann über 50, hat 4 Pflegefälle an der Backe, ist Alleinverdiener und die Töchter haben immer noch kein Interesse an den Pferden. Gefüttert und gemistet wird zwar, aber Putzen oder Knuddeln seh ich sie nie. Jeder fragt ihn, warum er die Vieher überhaupt noch hat, die kosten doch nur Geld und seine Frau nervt, dass er ihr lieber in der Zeit mit der Pflege der Alten helfen soll.

Ich glaube ihm ist die Problematik mit dem Töten lassen noch überhaupt nicht bewusst. Er sieht nur, dass sie dann weg sind, verschafft halt. Wie der Weg dort hin ist, das sieht er wohl nicht. Er selber hat ja Tränen in den Augen, wenn er mit mir redet, aber er meint er kanns einfach nicht mehr. Er wird nicht jünger. Wenn ich meinen nicht im Stall hätte, dann wären die Stuten sicher schon lange weg. Da ich mich aber jetzt quasi auch um die Stuten mitkümmere, habe ich ihre Vor- und Nachteile kennengelernt. Und das ist für mich halt das Problem. Ich sehe es irgendwie nicht ein, warum zwei Pferde, die nun wirklich nicht krank sind einfach geschlachtet werden sollen, weil der Mann kein Selbstvertrauen hat, dass er dass schaffen kann und auch mal wieder bessere Zeiten kommen.

Die Töchter interresiert das aber irgendwie auch nicht wirklich. Ich hätte erwartet, dass sie jetzt vielleicht mal anfangen die Stuten zu putzen oder so. Nö, nichts. Alles wie immer.  :(
Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens: durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens: durch Nachahmen, das ist der leichteste. Drittens: durch Erfahrung, das ist der bitterste.
Konfuzius

Offline Redlucy

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #12 am: 22.04.08, 13:54 »
@Viki
Von einem mir bekannten Fall, als sich ein (in meinen Augen stümperhafter TA) an einem Bolzenschuß versucht hat...
Daher eben, wenn, dann einen kompetenter Metzger auswählen, aber eben nicht ein Jäger, der sich nur mit Jagdwild auskennt oder sonstwer mit Waffe/Waffenschein.
Darauf sollte man achten, wenn man sich zu diesem Weg entschließt.

Offline Lucie

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #13 am: 22.04.08, 13:57 »
Das ist sicherlich alles Mist und keine Lösung ist wirklcih befriedigend. Bevor die Pferde zum Wanderpokal werden, wäre ich aber auch für Einschläfern / Schlachten, wie auch immer.

Aber vielleicht kannst du ja auf den Besitzer irgendwie einwirken, das er sich das noch mal überlegt. Was hat sich denn jetzt geändert, das er sie wirklcih los werden will? Vielleicht kannst du ihm ja mehr helfen, so dass er weniger Zeit in die Tiere investiert (aber das scheint er ja jetzt schon nicht wirklich zu machen...).


Offline sasthi

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Re: Schlachten oder Vermitteln?
« Antwort #14 am: 22.04.08, 14:05 »
Ich kann den Landwirt schon verstehen.
4 Pflegefälle sind körperlich und auch nervlich sehr belastend und irgendwann kommt ein Punkt, wo es einfach nicht mehr geht.

Sind die Pferde jemals geritten worden?
Einfach so hält sich ja heutzutage wohl keiner mehr Pferde, weshalb wahrscheinlich ein Beistellpferd etc. auch ausfällt.
Trotzdem würde ich es wahrscheinlich versuchen, die zwei als Beisteller zu vermitteln; vorrangig Platz vor Preis.

Fritzi, wie alt sind denn die Töchter jetzt? Ansonsten würde ich diese versuchen, in die Sache mit hineinzuziehen und sie durchaus auch etwas "mitverantwortlich" für die Zukunft der beiden Rösser machen.
Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

Haflinger sind nicht stur, sie geben ihrem Menschen nur mehr Zeit, über seine Fehler nachzudenken