Sehr interessante Diskussion!
Im brasilianischen Fernsehen wurde zur Zeit der Fußball-WM jeden Abend ein Schwank aus dem Leben der Deutschen gesendet: Was sie essen, wie sie leben, was es für Eigentümlichkeiten und Besonderheiten gibt, ein wenig Politik, Verkehr und Bürgermeinungen. Immer positiv und mit viel Sinn für Humor.
Und nun senden sie jeden Abend einen Schwank aus dem Leben der Chinesen: Was sie essen, wie sie leben, was es für Eigentümlichkeiten und Besonderheiten gibt, ein wenig Politik, Verkehr und Bürgermeinungen. Durchweg sehr kritisch, es wird viel hinterfragt und es werden auch Misstände gezeigt: Z.B. ein Bericht über Bauarbeiter, die einst aus ihren Dörfern zwangsverpflichtet wurden, in Peking auf den Baustellen zu arbeiten. Nun müssen sie von jetzt auf gleich nach Hause in ihre Dörfer, haben aber kein Geld für die Rückfahrt und campieren am Straßenrand, bis der versprochene Lohn eintrifft. Da dürfen sie aber nicht bleiben und werden von der Polizei vertrieben. Alles vor den Kameras de brasilianischen Fernsehens.
Es wurde auch darüber berichtet, dass in China das Individuum nichts wert ist.
Ich frage mich allerdings, wie sich die zukünftigen Generationen, von denen die Mehrheit - nehme ich an - Kinder der Ein-Kind-Politik sind, den Zwang zum Kollektiv gefallen lassen. Mir hat mal jemand erzählt, dass die "neuen" jungen Chinesen, die z.B. in Europa als Touristen herumreisen, "alles total verwöhnte Einzelkinder" mit entsprechend egoistischer Einstellung wären.
Ich bin auch mal gespannt - und mit einem gewissen Schaudern im Bauch - wie die wirtschaftliche Entwicklung Chinas weiter geht. Insbesondere, wie der Energiehunger des Landes gestillt werden wird. China hat ziemlich viele Kohlevorkommen. Fossile Energie, die den CO2-Gehalt in der Atmosphäre noch in exorbitante Höhen jagen kann...
Neulich dachte ich, wie mich als Kind und Jugendliche Olympiaden fasziniert haben. Der fernsehe lief die ganze Zeit, und wir hingen gebannt davor. Da wusste ich (man?) noch nichts vom Doping, da gab es noch echte Amateure, denn wer mit seinem Sport Geld verdiente o.Ä. (z.B. Schwimmanzüge eines bekannten Herstellers als Geschenk annahm), galt als anrüchig, war daher ein Profi und hatte als solcher nichts bei Olympia zu suchen. Allgemein wurde eine "sportliche" (= idealistische, faire) Einstellung zum Sport vermittelt, und die Olympiade galt als Gipfel fröhlichen, fairen und sportlichen Wettkampfes...

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Die Entwicklung, die der Sport genommen hat, hat mir ziemlich gründlich die Lust an den Spielen verdorben, insbesondere das Interesse am Spitzensport.
Schade eigentlich.
Irgendwie glaube ich, dass ich mich an den persönlichen Erfolgen irgendwelcher Athleten aus kleinen unbekannten Drittweltländern (bzw. großen Schwellenländern in Südamerika

) mehr freuen werde als an Goldmedaillen für Deutschland (auch wenn ich natürlich den Athleten ihre persönlichen Erfolge nicht schmälern will).