Autor Thema: Reitunterricht auf Schulpferden  (Gelesen 4591 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline SweetJonaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 13
Reitunterricht auf Schulpferden
« am: 05.10.04, 10:50 »
Hallo zusammen!

Ich habe mal eine Frage und würde mich über viele praktische Tips freuen:

Also, ich reite schon seit ca. 3 Jahren in einer Reitschule. Ich bin auch ganz zufrieden und hab schon viel gelernt. Nur hat man halt zu den Pferden nicht so eine enge Beziehung wie zu einem eigenen Tier. Sie werden von verschiedenen Schülern und auch Bereitern geritten und sehen den ganzen Tag über unzählig viele Menschen.

Jetzt würde mich interessieren, ob es spezielle Übungen (z.B.Bodenarbeit) gibt, die die Bindung zum Pferd verstärken und das gegenseitige Vertrauen stärken?

Vielleicht fehlen mir auch einfach nur die Ideen...
Ich würde mich auf jeden Fall über jede Antwort freuen!

Grüessli

Offline McFlower

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 879
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Reitunterricht auf Schulpferden
« Antwort #1 am: 18.10.04, 10:51 »
Hallo SweetJona,

eine besondere Bindung entsteht über die Menge an Zeit, die ihr miteinander verbringt. Was ihr in dieser Zeit macht, ist eigentlich zweitrangig.  ;D

Wer kümmert sich denn in deiner Reitschule um die Schulpferde? Ich meine - wer verzieht die Mähne, verliest den Schweif, kümmert sich ums Sattelzeug und sowas? Bei uns im Schulbetrieb machen das die "Pfleger". Jedes Schulpferd hat einen Pfleger, der sich um Mähne, Schweif und Hufe kümmert, es im Sommer auch mal duscht, eben alles macht, was über das "normale Putzen" vor dem Reiten hinausgeht. Dafür darf der Pfleger dann am Sonntag (da sind keine Schulstunden) irgendwas mit dem Pferd machen: Bodenarbeit, Reiten, Longieren...eine hat mit Zirkuslektionen angefangen.

Ich glaube schon, dass die Schulis zu ihren Pflegerinnen eine Beziehung haben. Alleine schon dadurch, dass die Pflegerinnen so viel mehr Zeit mit ihnen verbringen als all die anderen Reitschüler. Vielleicht gibt es ja diese Möglichkeit bei euch auch.

McFlower
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

snickers

  • Gast
Re: Reitunterricht auf Schulpferden
« Antwort #2 am: 27.10.04, 12:47 »
Hallo!!!

Also, wenn ich dich richtig versthe, dann bist du mit dem reiten glücklich bei deiner REitschule, nur du möchtest eigentlich viel mehr kontakt zu dem Pferd selbt?

Das finde ich richtig schön, dass du so denkst und nicht das Pferd als Sportmaschine benutzt.
Nun ist es leider so, dass die meisten schulpferde keine wirklichen Bezugspersonen haben, manche Pferde kommen gut damit klar, manche gar nicht.

Du kannst ja mal mit der Reitlehrerin sprechen, ob du vielleicht an den Tagen, an denen kein Unterricht ist, mal dich mehr mit einem Pferd beschäftigen darfst.. (Putzen, führen etc) --> mach dir da aber mal jkeine zu großen Hoffnungen...

Ansonsten könntest du mal schauen, ob du eine REitbeteiligung an einem Pferd annimmst, vielleicht kannst du das ja uach anstelle eines Schulpferdes in der Stunde reiten. Wenn du einen guten Besitzer findest, wird er sich freuen, wenn du mit dessem Pferd auch Bodenarbeit oder sowas machst, und bei sowas wächst das vertrauen von ganz ganz alleine!! ;)


Viel erfolg!

Offline SweetJonaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 13
Re: Reitunterricht auf Schulpferden
« Antwort #3 am: 27.10.04, 13:44 »
Ja, also danke erstmal für die Antworten!!
Stimmt schon, eigentlich bin ich glücklich mit der Situation...

Also, Fazit ist glaub ich, dass ich erst mal abwarte und im Frühjahr wahrscheinlich das Brevet mache. Dann werde ich mich mal nach einer zusätzlichen Möglichkeit zum Reiten umhören, neben den Reitstunden.

Niinsche

  • Gast
Re: Reitunterricht auf Schulpferden
« Antwort #4 am: 30.10.04, 15:37 »
Tu dem Pferd was Gutes! Nimm dir Zeit, es vor und nach der Reitstunde richtig zu versorgen, sitz nicht einfach deine Reitstunde auf dem Pferd ab, sondern arbeite MIT ihm, d.h. zu gegebener Zeit Loben und Motivieren nicht vergessen. Finde heraus, wo und welche Berührungen das Pferd besonders gerne mag. Fellkraulen ist nicht nur unter Pferden ein Freundschaftsbeweis, es funktioniert auch zwischen Mensch und Pferd. Ein Pferd, das sich von dir ausgiebig kraulen lässt, wird besser mitarbeiten.
Ich bin übrigens überzeugt, dass Pferde jeden einzelnen Reitschüler wiedererkennen, aber in der Regel gibt es ja keinen besonderen Grund weshalb sie sich deswegen anders verhalten sollten. Mal ehrlich: Wieviele Reitschüler könnten einem Schulpferd ein freudiges Wiehern wert sein? Angesichts dessen, was es meist über sich ergehen lassen muss, werden es wohl wirklich sehr wenige sein - auch wenn die Reitschüler dem Pferd nicht mit Absicht unangenehm sind.

Offline SweetJonaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 13
Re: Reitunterricht auf Schulpferden
« Antwort #5 am: 01.11.04, 07:49 »
Also, meine wiehern da schon mal, wenn ich komme  8)
aber das ist dann meistens die Begrüssung für den Apfel in meiner Tasche  ;D

Ja klar, erkennen die Pferde die Reitschüler. Nur möcht ich halt, dass ich für "mein" Pferd was besonderes bin. Aber wer möchte das nicht?!
Ich nehm mir auch immer viel Zeit vor und nach der Stunde. Schmusen ist selbstverständlich!!
Nur irgendwelche Bodenarbeit oder Übungen kann ich halt ausserhalb der Stunde nicht machen...

Aber ich hab letztens schon gemerkt, dass mich die Pferde gut kennen. Ich hab etwa 2 Jahre lang immer das selbe geritten und vor etwa einem Monat dann mal gewechselt. Also hab ich das neue Pferdchen von der Weide geholt, stand mit dem "alten" zusammen. Die war dann schön beleidigt  ::) hat mich ein paar Wochen nur mit dem Hintern angekuckt...
Aber mittlerweile haben wir uns versöhnt und sie freut sich mich zu sehen (mit Apfel) auch ohne, dass ich sie zum Reiten mitnehme.

So, dann wolln wer mal...

Offline Oberlauser

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 26
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Reitunterricht auf Schulpferden
« Antwort #6 am: 13.11.04, 20:34 »
Also ich habe auch viele Jahre geglaubt, dass richtig harmonisches Reiten nur mit einem Pferd möglich ist, zu dem man selbst eine Beziehung aufgebaut hat und die armen Schulpferde schon deshalb unsensibel sind, weil jedermann auf ihnen herumjokelt.

Inzwischen habe ich mich ein Stück weit korrigiert. Zum einen gibt es tatsächlich -  wenn auch selten - Reiterhöfe und Ausbilder, die es sich leisten, ihre Pferde tatsächlich zu Lehrern der Schüler zu machen. D.h. der Reiter hat nicht "dem Bock die Beine in den Bauch zu knallen", sondern solange an sich zu arbeiten, bis er zuerst das Pferd ohne Störung reiten und später behutsam einwirken kann. Interessanterweise ist bei solchen Höfen die Fluktation sehr gering und jeder Neuling findet wieder fein reagierende Pferde vor. Und dort beginnt die Ausbildung auch schon beim Holen von der Koppel und dem richtigen Umgang.

Zum anderen - und das erstaunt mich eigentlich noch viel mehr - beobachte ich seit einem Jahr in meinem Verein, dass selbst altgediente Schulpferde äußerst klare Unterschiede machen. So gibt es zum Beispiel schon beim Holen oder Putzen deutliche Aversionen gegen bestimmte Reiter, während die Pferde anderen freundlich entgegenkommen. Abwehrhaltungen, Ignorieren oder Festmachen auch beim Reiten auf der einen Seite, während andere - und nicht etwa immer nur die "besten" Reiter - es innerhalb von zehn Minuten schaffen, das Pferd zu entspannen und zur Mitarbeit zu motivieren.

Und beileibe nicht jeder Pferdebesitzer - und wenn er noch so viel putzt, lektioniert oder hineinfüttert - übermittelt seinem Pferd wirklich verständliche Regeln und Signale. So mancher reitet ein Leben lang auf der Suche nach Harmonie ewig an seinem Pferd vorbei, während ein bei Laune gehaltenes Schulpferd auch unter verschiedenen Nutzern immer sein Bestes gibt. 

Die private Beziehung zum Pferd ist eigentlich schon wieder ein anderes Thema. Eines, was Menschen meist ganz anders sehen als die Perde. Die folgen auch jemanden, der nur zweimal die Woche kommt, wenn er es nur versteht, mit ihnen zu kommunizieren. 

Ich habe selber vor zwölf Jahren auf einem "mich nicht verstehendem" Schuli wild ackernd über die Schulpferde geflucht. Inzwischen ziehe ich vor ihnen dreimal den Hut. Sie verdienen nicht nur die beste Behandlung, sondern sollten endlich als "Lehrer" und nicht nur als dröge Reitinstrumente ernst genommen werden. Wenn ein Schulpferd nicht mehr vorwärts läuft oder nicht mehr bremst, nur auf den Menschen in der Mitte, aber nicht den obendrauf hört, wenn es beißt oder schlägt oder sich vor den Menschen in der Box verkriecht - dann sollte man als Reitschüler den Stall wechseln, denn dann sind es nur noch unwillige und abwehrende Sklaven, auf denen man reitet     

Gruß Oberlauser

           

Zum zweiten