Falsche Entscheidungen einsehen ist ja schon mal was
Ich hatte, als ich mein Pferd bekam, überhaupt keine Erfahrungen, bewegte mich in der Isländer"blase" (die, wo alles supereasy ist und Spaß macht) und hatte kaum Vergleichsmöglichkeiten, weils damals im Rheinland kaum Trainerauswahl gab und man recht hofgebunden war. In der Blase lebte es sich zunächst ganz gut.
Mein Pferd war schwierig, kaum ausgebildeter passiger Fünfgänger von der Sorte wo sich kein Trainer drum reißt. Daß das gesundheitliche Gründe hatte, daran denkt man bei einem 7-jährigen lebenssprühenden Knackpopo nicht. Ich als Späteinsteiger war sicher auch ne spezielle Nummer
- zusammen waren wir ein Traumpaar *spei*
Das was ich an Kursen und Beritt mitgemacht habe, war aus heutiger Sicht wirklich bullshit, mein Pferd hat vor allem gelernt sich zu entziehen und festzumachen, damit unpassender Sattel/Trainersattel und Druckdruckdruck irgendwie erträglich blieb. Für mich waren es hauptsächlich Frusterfahrungen, weil sich nichts, aber auch garnichts verbesserte.
Was da genau schief lief, war mir damals nicht klar - ich sah wohl, daß mein Pferd sich quälte und mir war unwohl dabei, aber mein Respekt vor den Trainern war zu groß weil ich selber ja keine Ahnung hatte und irgendwie noch an den großen Zusammenhang glaubte und daß bald - nächstes Jahr alles gut werden wird.
Niemals hätte ich den Mut aufgebracht, jemanden zu bitten abzusteigen oder das Pferd vor der Zeit abzuholen
Es hat mich zB viel gekostet zuzugeben, daß ich Angst habe, einen steilen Berg volles Tempo runterzutölten. Die Trainerin lachte mich aus und meinte, das sei aber wichtig für die Hinterhand und ich müsse das machen. Also hab ich mich zusammengerissen und diesen Schwachsinn mitgemacht.
Aus heutiger Sicht weiß ich aber auch, daß die guten Isitrainer nicht unbedingt im Rheinland sitzen
Aus der Not heraus, weil ich mit dieser Art zu reiten und das Pferd zu sehen, so gar nicht klarkam, habe ich mich dem Unterricht komplett verweigert und mein eigenes Ding durchgezogen.
Hab mich auf eine Art (für die mich viele auslachen und für bescheuert erklären) verbissen selbst schlau gemacht und probiere soviel wie möglich selber aus - das Pferd hat wieder genug Vertrauen gefasst, mir zu sagen, was richtig ist, und was falsch, und es lässt sich auf alles ein. Anderen beim Reiten zuschauen, auf gut ausgebildeten Pferden selber reiten (leider nur selten möglich) um fühlen zu lernen, hinschauen und probieren, probieren, probieren.
Das was ich bei den "Légèristen" sehe und lerne, gefällt mir sehr gut und mein Pferd spricht gut darauf an, er bietet sich an, was er früher NIE gemacht hat. Je weniger ich an den Tölt denke (und dran tu), desto mehr wird er mir geschenkt. Alles was dieses Pferd leistet, ist ein Geschenk, denn eigentlich ist er aufgrund seiner Erkrankungen nur bedingt belastbar.
Für Unterricht hätte ich so langsam wieder Mut und Vertrauen, leider leben wir am A*** der Welt und ohne jede reiterliche Infrastruktur, und ein gesundes Pferd, mit dem man richtig lernen kann, liegt in weiter Ferne.
So habe ich theoretisch mehr drauf als praktisch und muss das halt akzeptieren bzw daraus umsetzen wies eben geht.
In meinem nächsten Leben werde ich vieles anders machen.
In jedem Fall hätte ich mehr Mut, die Notbremse zu ziehen.
Wo mir aufgrund meiner Erfahrungen der Mut fehlen würde, wäre mich auf Dinge einlassen, deren Sinn ich nicht sofort verstehe. Dazu gehört, glaube ich, eine andere Vergangenheit.
Es gibt nur einen Menschen, dem ich (m)ein Pferd noch mal geben würde *zwinker*