Das kranke Pferd > Atemwege

Probleme mit dem Gaumensegel

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traber79:
Hallo!

Mal sehen, evtl hat hier jemand von euch Erfahrungen mit folgender Situation:

Mein Traberwallach fing vor ca. 14 Tagen mit Gerassel (oder Gestöhne, kann ich schlecht beschreiben) beim Reiten an.
Da er auch klaren Nasenausfluss nach Bewegung zeigte und ein paar Tage etwas lurig war, ging ich von Verschleimung / Erkältung aus.
Er hat eine große Außenbox, die etwas zugig war (jetzt sind Lamellen vor dem großen Fenster, das hat sich also gegeben), und ich dachte er hat sich was weggeholt (waren auch noch 2 oder 3 andere Pferde am Stall die aufgrund des Wetters etc husteten).
Pferd einige Tage mit ACC behandelt, dann auf Teemischung (ich arbeite in der Apotheke) und Kaschmieder Bronchialbalsam umgestiegen.

Pferd zeigte weiterhin die Geräusche, hustet(e) aber nicht, kein Anstoßen, gar nix.
Gestern war der TA da (wegend den Bronchien und noch anderen Dingen) und hat abgehört.

Er sagt, Verschleimung ja, aber nur leicht, nicht dramatisch.
10 Tage ACC geben.

Hab ihm die Geräusche geschildert und das das Pferd nicht hustet etc.
Er meint (was wohl bei Trabern seiner Aussage nach öfter vorkommt), dass es am Kehlkopf und einem zu langen / lockeren Gaumensegel ligen würde, was halt die Luftzufuhr einschränkt (deswegen auch kein Husten, weils ja gar nicht die Ursache ist).
Häufiger Schrittpausen am langen Zügel zum Luftholen lassen, naja klar, halt aufs Pferd hören.
Die Geräusche treten auf, sobald man das Pferd aufnimmt und etwas "unter Spannung" setzt, nicht am langen Zügel.Hat der TA auch so beschrieben.

So, nun meine Frage:
Kennt ihr solche Fälle?
Wie werden die Pferde gearbeitet?
Werden gebisslose Zäumungen verwendet (Gebiss kann ja wohl auch eine Rolle soielen)?

Danke schon mal für die Erfahrungen!

Gruß
D


Manu:
Die Erkrankung, die Du beschreibst, heißt DDSP (dorsal displacement of the soft palate), in Deutsch Dorsalverlagerung des weichen Gaumens.
Hier sind zwei Links:
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=96555077x&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=96555077x.pdf
http://books.google.com/books?id=BV4Y4vmSRCoC&pg=PA153&lpg=PA153&dq=Dorsalverlagerung+Gaumen&source=web&ots=wqfHRyMWTu&sig=Y4USPS0WiLZw2nNIYLoOLuyDEHE

Gearbeitet können die Pferde normal werden, soweit es die Kondition zuläßt. Durch das Flattern des Gaumens ist die Luftzufuhr halt etwas beeinträchtigt. Ein Problem stellt die Möglichkeit dar, daß beim Fressen Futter in die Luftröhre geraten kann, wenn die Verlagerung auch nach der Arbeit bestehen bleibt. Ist daher wirklich etwas unangenehm. Medikamentös kann man da wohl wenig machen. Meist wird es chirurgisch angegangen. Man kann ein Stückchen aus dem weichen Gaumen herausschneiden und ihn dann enger wieder zusammennähen. Das führt zu einer Straffung und die Epiglottis bleibt in den meisten Fällen danach wo sie hingehört. Die Nähte stören aber nach der OP enorm beim Fressen. In den USA wurde jetzt ein neues Verfahren entwickelt, wo an der Unterseite des Halses ein Schnitt gesetzt wird und ein Muskel durchtrennt wird, der den Kehlkopf nach unten zieht (so hab ich jedenfalls den Professor der Cornell University verstanden, der letzte Woche einen Vortrag über dieses Thema gehalten hat). Dadurch kommt der Kehlkopf etwas höher zu liegen und meist passiert danach keine Verlagerung der Epiglottis (bzw. des weichen Gaumens) mehr. Man kann das simulieren, indem man beim Reiten etwas so zwischen den Unterkieferästen befestigt, daß es den Kehlkopf nach oben drückt. Ist etwas fummelig und man muß genau wissen, wo der Kehlkopf sitzt. Erwürgen darf man das Pferd natürlich auch nicht.  ;) Wenn dann das Geräusch weg ist, dann lag es sicher tatsächlich an DDSP.

traber79:
Hallo Manu,

danke für die Antwort, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt.

Nachdem ich das Gefühl habe , dass die Beschwerden schlimmer werden, kommt am Montag der TA und macht eine Endoskopie.
So können wir uns wenigstens von innen mal ein Bild machen :-\ und Kehlkopf betrachten.
Mal sehen was dabei rauskommt... :-\

Danke für die Links, hab auch schon gegoogelt und bisschen was nachgelesen.

Kann sowas in jedem Alter auftreten?
Mein Wallach wird jetzt 13, vorher hatte er solche Beschwerden nie. ???

Was auffällt ist die Tatsache, dass er mit einer gebisslosen Zäumung um einiges weniger Probleme zu haben scheint wie mit Gebiss.
Gibts dazu auch Erfahrungen?

Er hat beim Fressen (Mash) zwischendurch mal gehustet, das hörte sich genauso an als obs die falsche Röhre war.
Hab ihn jetzt öfters mal beim Fressen beobachtet (Silage oder auch Heucobs, Möhren), gab aber in letzter Zeit keine Probleme mehr.
Mash hab ich dann weggelassen, Heucobs gehen anscheinend ohne Probleme.


Naja, auf den cm genau finde ich den Kehlkopf wahrscheinlich auch nicht :-[

Epiglottis bzw. weicher Gaumen, zählt man das anatomisch schon direkt zum Kehlkopf oder gilt es als vorgelagert?
Bestimmt ne blöde Frage.

Keine Ahnung ob ich ihn operieren lassen würde bzw. werde (sofern sich der Verdacht bestätigt).
TA soll mich mal genau aufklären.
Da ich mit meinem Traber "nur" Hobbyhoppler bin, kann ich ja meine Arbeit dem Pferd anpassen.
Solange er nur unter höherer Belastung Probs hat.
Sofern es sich aber weiter zum schlimmeren entwickeln würde muss ichs wohl in Erwägung ziehen.

Wundert mich nur, wenn man durch "anheben" des Kehlkopfs die Probs quasi ausschalten kann, dass noch nix "mechanisches" dafür entwickelt wurde an Zäumung... ???

Naja, jetzt warte ich die Diagnose am Montag ab und kann ja dann gerne nochmal berichten falls es dich interessiert!





Manu:
Deine Fragen kann ich Dir leider garnicht beantworten  :-[ Ich weiß selber nicht allzu viel drüber. Ich habe halt letzte Woche Dienstag zufällig den Vortrag von Prof. Duchamp von der Cornell University (NY) besucht und fand sehr interessant, was er berichtet hat. Ich hatte vorher von dieser Erkrankung noch nichts gehört, war aber sehr interessiert, da ich die Möglichkeit nicht ausschloß, daß mein eigenes Pferd das auch haben könnte. Mittlerweile glaube ich das aber nicht mehr. Leider fehlen mir die Vorkenntnisse, daß ich alles verstanden hätte. Ich weiß z.B. nicht, welchen Muskel er da durchtrennt. Soviel Ahnung von Anatomie hab ich noch nicht. Bin noch am Anfang meines Studiums.
Da er vor allem über diese neue OP-Methode erzählt hat, hat er nichts darüber gesagt, ob gebißlos reiten eine Lösung wäre. Seine Patienten sind in der Mehrzahl Rennpferde. Da ist das dann wohl keine Alternative  ;) Dafür werden die alle operiert, weil es da natürlich um viel Geld geht. Ist bei einem Freizeitpferd sicher etwas anders gelagert. Ich wär natürlich sehr interessiert dran, was Dein Tierarzt noch so erzählt. Berichtest Du dann hier, oder schreibst mir ne KM oder Mail?
Das Anheben des Kehlkopfs bringt schon was, weil normalerweise die Epiglottis (Lappen vor dem Kehlkopf), die zum Kehlkopf gehört, über dem hinteren Ende des Gaumensegels liegt und somit die Öffnung zwischen Nasenhöhle und Maulhöhle verschließt. Gerät nun das Gaumensegel über die Epiglottis, ist diese Öffnung offen und Luft kann in die Maulhöhle und Futter in den Kehlkopf gelangen. Ich vermute mal, das ist genau das, was beim Husten passiert. Da kommt beim Husten die Luft ja aus dem Maul raus. Bei einem gesunden Pferd sind aber Epiglottis und Gaumensegel spätestens beim nächsten Schlucken wieder an ihrem Platz. Ein Pferd mit DDSP hat Probleme, das wieder zu sortieren. Drückt man nun den Kehlkopf etwas hoch, kann die Epiglottis nicht mehr so leicht unter das Gaumensegel geraden, bzw. das Gaumensegel über die Epiglottis. Hab leider gerade kein Bild. Aber ich hoffe, man kann es auch so verstehen. In der Doktorarbeit, die ich oben verlinkt habe, sind aber ein paar Bilder drin, zumindest von Röntgenaufnahmen, wo man das ganz gut sieht.

traber79:
Hi,

ja klar, kann dich gerne auf dem Laufenden halten!

Studierst du Vet-Med im Ausland, oder war der Dozent Gast hier an einer Uni?

Ich kann mir sowas immer besser mit Bildern vorstellen.

Ich hatte soweit aber schon nachgeforscht, dass im Grunde durch diese "Verschiebung" die Luftzufuhr eingeschränkt ist bzw. die Luftröhre nicht so zugänglich ist wie sie sollte weil halt da im Grunde das Gaumemsegel einengt (sofern richtig verstanden).

Naja,ich bin auf Montag gespannt und dann werde ich wieter sehen.
Ansich wirkt Herr Pferd recht munter (heute Schrittausritt, ja, auch da kann man Meter machen und losbrezeln :P ::) ;D...
...aber lieber so, etwas "übermotiviert" weil kälter und länger nicht draußen als lurig ;)

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