Thema: Belastungssteigerung nach Boxenruhe?

[whiskey]

Hallo!
Folgender Sachverhalt: Stute hatte eine Sehnenüberdehnung hinten rechts -->6 Monate Boxenruhe. Dannach wurde sie einen Monat longiert dann 2 Monate Beritt --> Ödeme an beiden Sehnen vorne, der Tierarzt sagt sie wurde im Beritt zu hart rangenommen (war wohl auch so, nach dem was ich gehört habe...die Besitzerin ist echt fertig...da gibt man sein Pferd voll Vertrauen in den Beritt und bekommt es mit dicken Beinen zurück, traurig)  --> 1 Monat Boxenruhe. Das Positive ist allederings, dass das Hinterbein trotz der (zu) großen Belastung völlig in Ordnung ist.
Jetzt ist die Frage, wie fängt man am besten wieder mit der Belastung an, bzw. wie steigert man sie, damit sie sich nicht wieder überanstrengt? Wie würdet ihr das machen? Ist klar dass das Pferdchen Hummeln im Hintern hat... der erste Ritt könnte das reinste Vergnügen werden  .
Ich freue mich über Eure Ratschläge!
Grüße!
Caro

[Inky]

Hi Whiskey,

ich bin da folgendermassen vorgegangen:

- Viel Schritt reiten im Gelände (anstrengendste Gangart!), zwischendurch fleissigen Schritt verlangen und wenn möglich auch bergauf, bergab - das ganze würde ich täglich eine bis eineinhalb stunden machen und ca. 2-3 wochen durchziehen (der winter kommt ja eh). Auch Hallenzeiten einlegen; viel Biegung im Schritt üben; nicht zu kleine Volten am Anfang! Lieber Zirkelarbeit....

- dann immer wieder Trabphasen einlegen, mit seeeeehr geringem Tempo, das gibt Muckies in den Beinen UND auf der Hinterhand, wenn sie gelernt hat, sich wieder zu tragen

- mit Gallopp würde ich unterm Reitergewicht ruhig noch 2-3 Monate warten, dann sind, bei ausreichendem Training, ganz gute Muskeln da und ihr habt das hotti nicht zu schnell überfordert.

Alles Gute

[Figonero]

Also auf ein Pferd, dass insgesamt 7 Monate gestanden hat (wenn auch mit unterbrechung durch den Beritt) wuerde ich mich erst mal gar nicht drauf setzten. Erstens sind alle Ruecjkenmuskeln die ja den Reiter tragen sollen, zurueckgebildet und zweitens muss man ja mit Bocken usw. rechnen. Was genau mit der Stute machbar ist, haengt davon ab, wie sie sich verhaelt. Gut fuer Sehnenpatienten ist zum Beispiel Schritt auf hartem Boden. Also Spazierengehen im Gelaende auf ebenen, festen Wegen, sogar Asphalt, wenns keine vielbefahrene Strasse ist. Klar, wenn sie siech anstaendig fuehren laesst.
Zirkelarbeit (Longieren) ist fuer die Sehnen nicht so doll, ausserdem neigen viele Pferde dazu, an der Longe "den Baer" tanzen zu lassen. Dann schon lieber draufsetzen.
Insgesamt sollte sie aber vorwiegend im Schritt arbeiten, sofern irgend moeglich. Die Spaziergaenge immer weiter ausdehnen, angefangen mit ner halben Stunde, langsam steigern. Spaeter dann Reiten z.B. nach nem ausgedehnten Spaziergang 10 min. mit etwas Trab. Das musst Du halt abwaegen. Um die Oedeme in den Beinen wegzukriegen ist viel Bewegung (im Schritt) angesagt, die Sehnen vertragen dass aber noch nicht. Zwischen diesen beiden Extremen musst Du halt jonglieren.
Kerstin

[KimT]

HI

also ich find das bissl krass - 6 MOnate stehen, dann nur 1 Monat 'Aufbauphase' longieren und dann gleich 2 Monate Beritt? war das nicht vielleicht etwas blauäugig - haben die Bereiter denn gewusst, wie lange und aus welchem Grund das Pferd gestanden war?

also ich hab mal gehört, dass man grob sagen kann, dass die Aufbauphase in etwa so lange wie die Stehpause sein sollte, bis das Pferd wieder voll belastbar ist (und das sollte es ja für einen Beritt sein) - das wären in diesem Fall 6 Monate - und da es sich um eine Sehnengeschichte handelt, wäre ich da doppelt vorsichtig, weil Sehnen WESENTLICH länger zum Aufbau brauchen als Muskeln.

Die Sehnen trainiert man eigentlich über Jahre hinweg und nicht innerhalb von ein paar Wochen...

mein Tipp wäre daher:

viel Schritt auf erstmal eher härteren Böden - auf keinen Fall tiefen Hallen- oder Platzboden! also Ausreiten auf harten, nicht zu 'welligen' Wegen... Ausreitezeit langsam steigern, bzw. mit spazieren gehen kombinieren (so über mindestens 3-4 Wochen)

wenn man bei 1:30h Schritt im Gelände angelangt is, kann man vorsichtig mit Trabarbeit beginnen, anfangs nur kurz, später etwas mehr, bis auf 'Normalmaß' (auch das über mindestens 3-4 Wochen)

dann nach einer langen Aufwärmphase - also etwa 30min auf härteren Wegen - kann man sich dann auch mal auf etwas schwierigere Wege wagen, um die Sehnenflexibilität langsam trainieren --- das is ne kritische Phase und sollte besonders lange dauern - da darf kein Stress aufkommen und lieber auf den 'schlechteren' Wegen nur Schritt reiten und weiterhin auf den etwas härteren Wegen (damit is jetzt kein Teer gemeint) traben (über 6-8 Wochen immer öfter mal auf schwierigenren Wegen reiten)

dann erst - finde ich - sollte man ans Platz- oder Halle reiten denken (je nach Boden - es gibt ja weniger tiefe Reitböden, aber die meisten sind doch recht tief) --- dann hat das Pferd nämlich durch die Geländearbeit schon Muskeln aufbaun können und kann langsam wieder in die normale Arbeit eingebunden werden....

in der Halle/Platz zunächst auch viel Schritt und fast nur ganze Bahn - maximal Zirkel, enge Wendungen sind tabu --- und auch da eben langsam steigern und lieber zu vorsichtig rangehen, als schnell-schnell machen (aucn hierfür würd ich in Kombination mit weiterhin Gelände etwa 6-8 Wochen veranschlagen, bis ich mit Galopparbeit und engeren Wendungen anfangen würde)

Viel Glück und Spaß
LG Kim 

[Just for Fun]

@whiskey:
eines verstehe ich nicht ganz: warum hatte sie wegen der Ödeme Boxenruhe?
Ödeme brauchen doch (kontrollierte) bewegung zur Besserung?
Zum Thema "Wiederanfangen" wurde ja schon einiges geraten, Fakt ist, dass Sehnenrekonvaleszenten NICHT longiert werden sollten (aus den beschriebenen Gründen), sondern kontrolliert auf festen Boden Schritt gehen sollen... (fragt ja keiner, wie man das mit so einem Powerpaket hinkriegen soll, seifz...)

Wenn es Ödeme waren, könnte man auch (zumindest phasenweise) bandagieren und/oder mit durchblutungsfördernden Mitteln massieren. Nach der Bewegung gut kühlen, sonst warm einreiben z.B.

[Jada]

Hallo,

ich fange jetzt auch wieder an mit meinem Pferd zu arbeiten. Mein Pferd ist jezt ca. 2 Jahre nicht geritten worden, wegen Gelenkproblemen etc.. Er hatte allerdings keine Boxenruhe sondern, lebte "ganz normal" mit anderen Pferden in einem großen Offenstall mit mehreren Hektarn Weide, bzw. täglichem Weidegang mit großer Box. Während dieser Zeit bin ich aber regelmäßig mit ihm spazierengegangen. So ca. 20-30 min. was für das Pferd natürlich nichts besonderes war, da es auf den Koppeln natürlich weitaus mehr lief. Aber als zusätzliche Beschäftigung und Erziehungsmaßnahme war das Spazierengehen nicht schlecht. Meiner ließ sich allerdings dabei sehr gut händeln, da er auf der Weide ja Bewegung hatte, außerdem hatten wir früher sehr viel Bodenarbeit gemacht, die mir in der vergangenen Zeit dann sehr zu gute kam.

Mit einfach mal 5-10 min draufsitzen während des Spazierengehens habe ich angefangen mein Pferd zu "belasten". Das war vor ca. 5 Wochen. Dann habe ich begonnen mit ihm kleine Schrittrunden auf einfachem Boden im Gelände zu reiten. Das waren so ca. 15-20 min. Jetzt reiten wir immer noch fleißig Schritt im Gelände so ca. 20-30 min. Zweimal sind wir auch schon etwas getrabt und galoppiert, aber nur so ca. 100 m ganz gemütlich. Klar, auf der Koppel rennt er ein vielfaches rum, aber ich wills mir halt mit der Rückenmuskulatur nicht verscherzen.
Ich stelle mir das von der Belastung von Muskeln, Sehnen, Bänderen, Gelenken usw. immer so vor, als wenn ich jetzt ein junges Pferd anreiten würde.
Ich war auch schon 2 mal so 5-10 min auf dem Reitplatz mit meinem Hottl, davor etwas Schritt im Gelände. Auf dem Platz waren hauptsächlich ganze Bahn oder Zirkel angesagt, allerdings wird meiner gern sehr eifrig auf dem Platz, bietet sich toll an, würde auch echt Spaß machen, aber er soll ja noch nichts so viel tun.  Mir wurde auch empfohlen, ich solle mein Pferd ruhig auf dem Platz (nach der Schrittrunde im Gelände) noch etwas Schritt reiten und dann auch mal 1-2 Runden galoppieren, da es ihm leichter fallen würde als Trab.
Damit möchte ich aber noch ein bissl warten, da wir einen neuen Reitplatzbelag bekommen haben, der sich erst noch etwas setzen sollte, bevor ich mit meinem Pferd drauf gehe.

[whiskey]

Das hab ich vergessen dabeizuschreiben, laut Tierarztanweisung soll sie jeden Tag 20 Minuten Schritt gehen, außerdem wird sie mit einer Salbe behandelt und bandagiert.
Ob der Beritt wußte wie lange sie stand und warum weiß ich nicht, ich gehe aber davon aus, dass schon.
Ich werde also mit Spazierengehen weiter machen und ganz langsam steigern.
Außerdem hat meine Schwester so eine Zwei Phasen Creme die kühlt erst, danach wärmt sie. Das dürfte dann doch ganz gut sein, oder?
Danke für Eure Antworten!