Hallo, ich würde sagen, es hängt nicht nur vom Pferd ab, sondern auch von dem Wanderritt. Wenn es ein selbstorganisierter Wanderritt ist, an dem nur wenige Personen teilnehmen, die sich auch sonst kennen, würde ich einfach den Ritt so planen, dass ein Barfußpferd ihn gut laufen kann, und während des Ritts ständig ein bisschen Rücksicht auf das Barfußpferd nehmen. Das geht durchaus, wenn man nicht so im Stress ist, jeden Tag seine 35 km runterreißen zu müssen. Die Frage ist ja nicht unbedingt, kann mein Barfußpferd nach den ersten zwei harten Wanderritttagen nicht mehr laufen und breche ich den Ritt dann ab, sondern, wie kann ich so reiten, dass ich von Anfang an die Beine schone und dieses Problem gar nicht auftritt. Und beim Training geht das genauso.
Wenn es ein bezahlter Wanderritt mit fremden Mitreitern ist, geht das natürlich eher nicht.
Ein erfahrenes Barfußpferd wird sich seine Untergründe selbst suchen und sein Tempo von selbst der Wegbeschaffenheit anpassen. Wenn es auf Schotter nicht traben will oder langsamer wird, heißt das nicht unbedingt, dass er schon so fühlig ist, dass der Ritt abgebrochen werden sollte, sondern vielleicht einfach, dass ein gesunder Instinkt ihm sagt, dass es seine Hufe hier schonen sollte, damit es gar nicht erst so weit kommt. Das sind wichtige Hinweise für den Reiter, auf die er achten sollte. Ich persönlich will meinem Pferd gar nicht alle Verantwortung für sein Wohlbefinden abnehmen, das tun wir sowieso schon viel zu viel.
Schließlich geht es ja nicht nur um die Hufe, sondern auch um die Beine und die Gelenke. Mit einem Eisenpferd gerät man schon mal in die Versuchung, auf Wegen zu traben, die dafür eigentlich ungeeignet sind, oder stundenlang mitten auf einem befestigten Weg Weg zu gehen, obwohl ein weicher Randstreifen vorhanden ist. (Viele Eisenpferde bevorzugen sogar aus Faulheit harte Untergründe, weil das Laufen dort weniger Kraft kostet.) Da leiden dann halt nicht die Hufe, sondern die Gelenke. Auch durch den Schwung, den die Eisen entwickeln, also die mangelnde Dämpfung. Aber das merkt man dann erst ein paar Jahre später und kann es auf alles mögliche andere schieben. Ich weiß nicht, ob es Langzeitbeobachtungen dazu gibt, ob Barfußpferde im Alter weniger Beinprobleme kriegen als Eisenpferde, aber ich könnte es mir vorstellen.
Nicht das Pferd ist ein gutes Barfußpferd, das barfuß genauso läuft wie mit Eisen. Denn das wäre unnatürlich. Der Mensch setzt hier einfach den falschen Standard.
Vieles ist auch Auffassungssache: Würdest Du auch beschlagen, wenn Deine Freundin mit ihrem Pferd übers Wochenende zu Besuch kommt und Du mit ihr am Samstag und Sonntag je einen fünfstündigen Ausritt unternimmst, um ihr die schönsten Runden in Eurem Gelände zu zeigen?
Und noch was zum Technischen:
Wenn schon Eisen, dann würde ich sie nach dem Wanderritt so schnell wie möglich wieder runtermachen, wenn feststeht, dass ich dieses Jahr nichts Größeres mehr unternehme. Das Problem sind ja nicht nur die Löcher, sondern dass die Hornqualität leidet: Jeder Tag mit Eisen verschlechtert die Qualität des nachwachsenden (nicht des vorhandenen) Horns. Das heißt, nach einer sechswöchigen Beschlagsperiode habe ich oben unter der Krone einen ewa 1 cm breiten Ring mit schlechterem Horn. Das stört erst, wenn dieser Ring auf den Boden runtergewachsen ist, und wenn das übige Horn gut ist, macht das auch nicht so viel aus. Die Löcher dürften bei diesem ersten Beschlag noch nicht groß ausbrechen, weil die ersten Eisen ja in gesundes, festes Horn genagelt wurden. Bei zwei oder drei Perioden in Folge sieht das dann schon langsam anders aus.
Ein weitres Argument dafür, die Eisen schnell wieder runterzumachen, ist der "Zwanghuf", der beim beschlagenen Pferd entsteht (zu sehen daran, dass die mittlere Strahlfurche mit der Zeit immer enger wird).
Gruß, Calvados