Autor Thema: Durchparieren und Tempokontrolle im Gelände - brauche dringend Rat  (Gelesen 45105 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline LillithTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 26
  • Geschlecht: Weiblich
Mein Süßer ist eigentlich ein echtes Gemütstier und ganz brav. In der Halle auch gerne eher mal faul. Durchparieren und auch Tempokontrolle sind da absolut kein Problem.
Im Gelände sieht es da leider etwas anders aus. Schritt am längeren Zügel ist kein Problem. Aber im Trab und Galopp hapert es da noch. Ist jetzt nicht so, dass er durchgeht, aber er macht sich schon ziemlich fest, so dass der Bremsweg recht lang ist. Auch innerhalb einer Gangart kann ich das Tempo meißt nur mit etwas mehr Zügeleinsatz halbwegs regulieren. Ach ja, Gebiss habe ich von doppelt gebrochenem KK-Ultra auf einfach gebrochenes Turnado umgestellt. Ein viel schärferes Gebiß möchte ich eigentlich nicht (das würde ja nur auf die Symptome wirken). Ich würde das Problem lieber mit Erziehung lösen. Aber wie?

Ratlose Grüße   Lillith ???
Unsere Entscheidungen können immer nur so gut sein wie die Kenntnisse und Informationen die wir haben.

Offline schnegge78

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 321
  • Geschlecht: Weiblich
Quidam war anfangs auch so, mittlerweile haben wir es gelernt über den Sitz und Knie zu und einen kleinen "brrrt" in die untere Gangart zu wechesln oder bei stärkerem Einsitzen dann auch ins Stehen zu kommen. Hat ne zeitlang gedauert, aber es funktioniert. Hatte aber auch eine Reitlehrerin die echt klasse ist!!

Wenn er mal der Meinung ist er hätte das gar nicht gelernt, dann üb ich wieder und mach das auch unter Zugabe von Leckerli. Dann klappt plötzlich wieder  ;)

Offline Sugar-for-Rick

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.709
  • Geschlecht: Weiblich
Hallo

Ich wende die gleiche Methode an wie @mari, und es klappt super.

Das Pferd merkt schnell, dass es viel mühsamer ist und vor allem länger geht, wenn es die Parade "überhört", als wenn es sofort wie gewünscht reagiert.  ;)
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
(Charlie Chaplin)

Liebe Grüsse von Simone

Offline Sugar-for-Rick

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.709
  • Geschlecht: Weiblich
Ok, in einem bin ich noch ein bisschen strenger als mari. Bei mir gibt's nämlich grundsätzlich nix Leckerli vom Sattel aus.

Die Belohnung ist ein Streicheln am Hals und eben, dass es endlich vorwärts geht nach der gewünschten Reaktion.
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
(Charlie Chaplin)

Liebe Grüsse von Simone

Offline Monet20

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 831
  • Geschlecht: Weiblich
Aber sieht das rückwärtsgezerre dann nicht unglaublich hässlich aus  ???

Nicht dass es schöner aussieht zu versuchen das Pferd durchzuparieren aber wie macht ihr das mit dem Rückwärts???

Mein Pony hat nämlich auch momentan diese Probleme......
Total oberätzend, sobald ich nach Anfragen zum durchparieren nur mit Sitz und Stimme die Zügel annehme reisst er den Kopf hoch (ich kann dann sein Stirnband sehen  ::)) und wir düsen mit Maul offen, Birne oben durch die Gegend und "diskutieren".

Ich kann mir jetzt nur nicht vorstellen wie ich den dann angehalten und rückwärts kriege !?!

Offline AndreaT.

  • Arabitis behaftetes
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 4.856
  • Geschlecht: Weiblich
Es funktioniert genau wie Mari das beschrieben hat. Sogar bei meinem wüsten Araber - es hat zwar länger gedauert, aber unterdessen kann ich mit Stallhalfter alle Gangarten gehen. Er ist sehr auf Stimmkommandos trainiert - es funktioniert sogar, wenn er frei als Handpferd mit geht (nur im Wald fernab aller Strassen) und vor mir am galoppieren ist, Tempo reduzieren, schneller laufen, anhalten.
Ich verwende auch Leckerlis zum konditionieren.

Zum anlernen für solche Sachen darf man die Pferde NIE ins rollen kommen lassen. Also durchparieren, ehe sie durchgegangen sind. Ehe sie Adrenalin schütten. Immer ein paar Minuten stehen lassen, damit eventuell ausgeschüttetes Adrenalin wieder abgebaut ist. Wenn das Pferd erst einmal ins Laufen gekommen ist und aufgeregt ist, macht es überhaupt keinen Sinn mehr zu üben, es kommt nicht im Hirn an.

Also zuerst im Schritt und viel viel loben, bis man merkt, dass sie gerne anhalten. Mit oder ohne Leckerli. Kommt ja aufs Pferd an.
Wenn das gut funktioniert, dann im Trab - Tempo reduzieren, anhalten, nie richtig schnell !
Nicht zwischendurch Gas geben lassen und das Pferd das Tempo bestimmen lassen ! Alles ganz gemach und gemütlich.
(Ich bin 2 Jahre im Gelände ÜBERHAUPT nicht galoppiert). Es lohnt sich, sich wirklich viel Zeit zu nehmen um die Bremse wirklich ganz positiv zu besetzen und Fehlverhalten rigoros zu unterbinden. Und das IMMER.
Bei den meisten Pferden geht das in relativ kurzer Zeit und die Arbeit die man sich vielleicht einmal über ein, zwei Monate gemacht hat - von der profitiert man den Rest aller Zeiten.
Darfs ein Sprickel mehr sein ?

Offline Sugar-for-Rick

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.709
  • Geschlecht: Weiblich
Mein Wallach ist auch ein "Adrenalin-geprägtes" Pferd. Er darf auch im Alter von 14 Jahren immer noch nie wirklich schnell ins Rennen kommen, sonst tickt er aus.  ::) Ich bin auch im ersten Jahr nicht galoppiert draussen, weil er immer gleich auf Flucht umgestellt hat. Er musste erst lernen, dass Galopp eine ganz normale Reisegangart ist, auch im Gelände.

Hmm, wenn das Rückwärtsrichten allgemein nicht gut klappt, ist es vermutlich nicht praktisch, dieses als Korrektur-Lektion zu verwenden. In dem Fall würde ich das Pferd umkehren lassen und im Schritt zu der Stelle zurück reiten, wo es hätte anhalten sollen, und dort wieder in die ursprüngliche Richtung drehen und einen Moment stehen lassen zum Nachdenken.

Mein Motto ist jeweils, dass es umso länger geht, bis das Pferd z.B. zurück im Stall ist, je länger es herumzickt.
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
(Charlie Chaplin)

Liebe Grüsse von Simone

geolina

  • Gast
hallo,

wenn das pferd in der halle zu faul ist, dann klappt auch da die tempokontrolle nicht wirklich, nur bekommt man bei herumgeschlurche eben keine angst  ;D.

egal wo du bist, das tempo das du gehen willst, ist zu gehen, nicht ewig mit dem tempo anfreunden, das das pferd anbietet! egal ob zu langsam oder zu schnell. sofort reagieren, nur so kann das pferd überhaupt lernen ab wann es sich falsch verhält. (aber so oder so ähnlich hat das ja schon mal jemand geschrieben)

wie du dann reagierst, ob rückwärtstreten, zurückreiten, anhalten, leckerli ohne leckerli - hm, das ist dann egal. hauptsache es ist schnell und das pferd kann es mit seinem fehlverhalten in zusammenhang bringen und sich so auch selbst korrigieren.

wenn er zum beispiel 2 km über tempo gehen darf und dann plötzlich gesittet soll ist klar, warum das pferd unwillig reagiert. das kann (weiss nicht, ob es das in deinem fall auch so ist) das eigentliche problem sein.

alex

Offline Rübe

  • Ausbindende
  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 2.513
  • Ha!!!
Ich habe vor zwei Wochen einen westerngerittenen Criollo geritten. Das Pferd war nicht besonders fein, aber man hat in den 1. Gang geschaltet und er hat das Tempo gehalten bis man in den 2. Gang geschaltet hat oder auf die Bremse getreten ist. Ohne Beschleunigen oder langsamer werden, erstaunlich! Es geht also. Natürlich nicht bei Rennschimmeln.  ::) das nochmal länger ausdiskutieren muss

Und ich habe mal wieder gelernt, Stopp heisst Stopp und nicht Stöööööpchen....., irgendwann..., irgendwie... :P 
Egal welches Marterinstrument (10 cm Zungenfreiheit nenne ich so) man im Maul hat, dann fällt das Stopp halt einmal deutlicher aus, bis das Hirn wieder freigeschalten ist.
Manchmal ist das Ungesagte das Aussagekräftigere.

Offline donau

  • pferde-allein-unterhalter
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6.356
  • Geschlecht: Weiblich
möglichkeit eins- pferd hat gelernt, im gelände darfs laufen, und tut das auch. die lösung: wir gehen nur das tempo, aus dem sich das pferd sicher anhalten lässt. führt meistens zu länger dauernden schritt-ausritt-phasen. am besten noch kombinieren mit "fürs brav anhalten gibts leckerli", und dem von mari beschriebenen rückwärts richten. ist für den reiter ein bissl fad, aber lieber fad als verletzt, und pferd lernt, aufzupassen. braucht geduld und konsequenz, ist aber leicht nach zu machen.

möglichkeit zwei- ein grundsätzliches rittigkeitsproblem *zugeolinazwinker*. ein pferd, dass auf zügelkontakt den kopf hochreisst oder nicht sauber rückwärts geht, hat auch auf dem reitplatz ein problem, nur äusserst sich das eben anders ;) das problem ist aber immer gleich: pferd tut nicht, was reiter anschafft. in dem fall würde ich erst auf dem reitplatz die tempokontrolle installieren, genauso wie das annehmen von paraden (sprich: sich in die anstehende hand treiben lassen). und dann einfach diese übungseinheiten ins gelände verlegen, und dort paraden und tempokontrolle am zügel üben. am besten in kombination mit lösung eins, also vorerst draussen nur schritt, bis da die paraden weich durchgelassen werden, und schneller oder langsamer drin ist. dann antraben, aber IMMER am zügel, konzentriert und arbeitend.
und bevor jetzt jemand wegen der paraden und dem "in die anstehende hand treiben" schreit, weil er ist ja westernreiter (ich glaubs zwar nicht, weil die westerner, die hier unterwegs sind, arbeiten ihre pferde durchaus klassisch ;) ) : eine parade, die nicht blosses bremsen auf der vh ist, ist immer von hinten nach vorne vorwärts geritten, gegen die zügelverbindung (zwecks spannungsaufbau, rücken wölben, hh unterschieben und so)

freies laufen gibts nur, wenn das pferd da auch entsprechen durchlässig ist, und sich auch am durchhängenden zügel parieren lässt.

nach den schilderungen von lillith (tempokontrolle ist kein problem- tut er denn auch SOFORT schneller, wenn du das sagst?) und monet (anfrage mit stimme und sitz, und dann nur (??) zügel zum bremsen, worauf das pferd unterhals rausdrückt und erst recht losrennt) hätt ich auf 2. getippt, und schlicht schritt ritte mit arbeiten im gelände und intensives rittigkeits/durchlässigkeitsprogramm am platz empfohlen ;)

Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

Authorised WEIGUMS Desillusionator

Offline McFlower

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 879
  • Geschlecht: Weiblich
Das mit dem Rückwärtsrichten würde ich nur machen, wenn

(a) Das Pferd noch niemals mit Reiter versucht hat zu steigen. Denn nach "zurück" kommt dann oft "vorne hoch"
(b) Das Pferd noch nie versucht hat, sich durch rückwärtskriechen den Hilfen zu entziehen
(c) Wenn Rückwärtsrichten in der Situation im dressurmäßigen Sinne als Lektion abrufbar ist.

Ich würde nicht rückwärtsrichten als "rückwärtszerren" strafend einsetzen. Wenn sich das Pferd so aufgeputscht mit moderatem Druck zivilisiert rückwärts richten lässt, ist das okay. Das setzt aber eigentlich schon eine gewisse Durchlässigkeit voraus. Aber wenn man dafür vorne wie blöde ziehen muss (egal ob vom Sattel oder vom Boden), würde ich davon abraten.
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline Rübe

  • Ausbindende
  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 2.513
  • Ha!!!
Mein Pferd hat sich heute verkauft!!!  :o Für ein paar Leckerlis hat er alle seine Prinzipien (schneller, kürzer, früher) verraten. Vor lauter Angst, ein Leckerli zu verpassen musste ich ihn vorwärts treiben, damit er nicht permanent stehen bleibt.
Manchmal ist das Ungesagte das Aussagekräftigere.

Offline Sugar-for-Rick

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.709
  • Geschlecht: Weiblich
Deshalb gebe ich grundsätzlich vom Sattel aus keine Leckerli.  ;)
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
(Charlie Chaplin)

Liebe Grüsse von Simone

Offline Rübe

  • Ausbindende
  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 2.513
  • Ha!!!
Deshalb gebe ich grundsätzlich vom Sattel aus keine Leckerli.  ;)
Ich normalerweise auch nicht, aber die Motivation durch "ich kriege ein Leckerli" ist ungleich stärker als ein blosses Lob.

@mari, das wird sich ganz schnell geben, es war nur die neue Sache für ihn.
Manchmal ist das Ungesagte das Aussagekräftigere.

Offline AndreaT.

  • Arabitis behaftetes
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 4.856
  • Geschlecht: Weiblich
Ja so sind sie. Hochgradig bestechlich.
Darfs ein Sprickel mehr sein ?