Autor Thema: Turniere reiten sinnvoll?  (Gelesen 20120 mal)

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Offline CäsarTopic starter

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Turniere reiten sinnvoll?
« am: 04.06.07, 16:18 »
Bei unserem verein war dieses WE Reit-und Springturnier und ich habe viel zugesehen und zugehört: im Viereck, auf dem Springplatz, beim Abreiten, im Richterhäuschen. Habe selbst übrigens gar nichts genannt.

Nach meinen Beobachtungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich allerhöchstens noch Zeitspringen reiten würde. Sowohl bei den Spring- als auch bei den Dressurrichtern standen die Noten teilweise nach den ersten zwei Sprüngen oder nach der ersten Hälfte Prüfung fest, es wurde ganz oft nicht ordentlich hingeschaut, etc. Es gab Kommentare wie: "Der läuft aber nicht gut, aber ist ja schon ein süßes Pferd, da steckt sonst bestimmt mehr drin, 7,6" oder "So wie die auf dem Gaul hängt sitzt sie gleich nach dem nächsten Sprung auf ihrem fetten Hintern", "Das ist doch die so und so, oder? Hat heute aber keinen guten tag. Aber ich hab die letztens noch auf einem anderen Turnier gesehen, da war sie super. 8,3" und ähnliches.

Es gab auch löbliche Ausnahmen. Zwei Richterinnen haben immer sehr genau hingeschaut und sich alle selbstgefälligen Kommentare verkniffen und auch bekannten Lokalmatadoren schlechte Noten gegeben wenn es verdient war. Aber leider hat das die negativen Sachen für mich nicht aufwiegen können.

Ein Richter hat einen Springreiter vor dem Start zu sich gerufen und ihm gesagt, er dürfe nicht mit Pullriemen über der Kandare starten (Warum ist das dem Richter auf dem Abreiteplatz nicht aufgefallen?) Abreiteplätze sind eh immer am Aufschlussreichsten. Da hatte einer eine Schlaufzügelkombination drin unglaublich: Zwei dünne Stricke ähnlich verschnallt wie Schlaufen, aber noch durch den Kehlriemen durch um die Hebelwirkung zu verstärken und dann durch ein Mörderteil von Springkandare plus eine grobe Reiterhand. Der ist damit sogar über das Aufwärmhindernis gesprungen. Auf die Frage von einer Mitreiterin hin meinte er, der Bock wäre eben sehr fest im Maul. Wundert mich nicht.

Es gab viele sehr ordentliche Springreiter, die ihre Pferde auch vernünftig Dressur reiten konnten, aber auch genug, die gar nichts konnten außer mit ihren Pferden durch einen Pacours zu scheuern. Dressur? ist doch langweilig.

Dann noch ein letztes: Die Notengebung. Mir ist klar, dass es bei den vielen Pferde nicht möglich ist, immer gerecht zu beurteilen, aber wie kann es sein, dass ein Springreiter, der seinem Pferd die Trense fast komplett durchs Maul zieht und das arme Tier nur mit hochgerissenem Kopf und weggedrücktem Rücken springt in einem Stil L eine 7,2 bekommt?

Wie kann es sein, dass meine Freundin in einer Prüfung bei der die Richter an getrennten Stellen saßen, von einem in ihrer L-Dressur eine 6,4 und bei dem anderen eine 7,7 bekommt? Was sagen solche Noten aus?

Wieso bekommt ein Haflinger in einer A-Dressur eine 5,5 ("Was will die mit dem Trampel in einer Dressur?") und in der anderen A-Dressur am nächsten Tag (selbes Pferd, selber Reiter nur andere Richter) eine 6,9 ("Schönes Pony, sehr schwungvolle Gänge")?

Mein Höhepunkt war der Führzügelwettbewerb. Einige Kinder aus unserem Verein haben auf den Schulpferden mitgemacht und sind von ein paar älteren Schulkindern geführt worden. Alle ordentlich angezogen, aber keine Tunrierkleidung, trotzdem einheitlich und sauber. Pferde eingeflochten und alles. Nutzte aber nix weil einige mit ihren komplett durchgestylten Kindern und Ponys (Blümchen und Schleifchen, volle Turniermontur, etc) da waren und immer diese Kinder gewannen, unabhängig davon, dass die Kinder manchmal erst vier waren und sich so gerade halten konnten, hochgezogene Knie hatten usw.

Bei unseren Reitkindern wurde unteranderem bemängelt, dass die Longierbrille farblich nicht zum Führstrick passen würde! Da frage ich mich doch, was wird auf einem Turnier eigentlich beurteilt? Wie ich reite? Was ich aus einem Pferd herausholen kann? Oder wie viel Geld ich in Pferd und Ausrüstug gesteckt habe? Ich ich mit Nachnamen heiße? Wer mein Trainer ist? Welche Farbe mein Pferd hat?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich eigentlich ein sehr ausgeglichener Mensch bin aber an diesem Wochenende mehrmals vor Wut geschäumt habe. Ich gebe mein Geld für so etwas nicht mehr aus. Mein Pony hat schon viele Schleifen gesammelt (wobei ich mich jetzt frage, ob die verdient waren oder ob den Richtern die Farbe meines Haares gefallen hat) und wir brauchen so was nicht mehr.

Weshalb ich das alles schreibe? Weil ich es los werden musste und es mich sehr interessiert, ob hier jemand ähnliches beobachtet hat

Offline samipuma

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #1 am: 04.06.07, 16:56 »
All das, was du gerade beschrieben hast, ist der Grund, warum ich ans Turniergehen überhaupt nicht denke. Ich würde es gerne tun, coole Atmosphäre, Abwechslung, gucken, was man selber kann im Vergleich zu anderen, etc. Aber es interessiert mich nicht im Geringsten, mir erst einen "Namen" machen zu müssen -eben durch viel Vitamin B und/oder teure Ausrüstung, oder aber ihn geerbt zu haben- bevor die mich überhaupt ansehen. Und hat man diesen "Namen" erst mal, dann ist es egal, welchen Stuß man zammenreitet, man ist sicher vorn dabei.

Na, das is nix für mich. Und ich muss leider sagen, dass ich bis jetzt noch nichts anderes gesehen habe, egal auf welcher Art Turnier. Die Ausnahmen an Richtern sind doch sehr gering.
Du hast ein Problem? Dann löse es!

Offline CäsarTopic starter

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #2 am: 04.06.07, 19:46 »
Es gibt auch gute Richter, hab ich in meinem Beitrag auch erwähnt. Und das nicht immer fair bewertet werden kann ist schon klar. Nur bei allem was ich bisher so gesehen habe überwiegt das Negative einfach.

Und ich finde es einfach nicht richtig, wenn ein Richter, der selbst so an die 150 Kilo wiegt sich über ein übergewichtiges Mädchen bei einem E-Springen lustig macht. Wenn es die Zuschauer machen ist es zwar auch nicht in Ordnung, aber immer noch was anderes als wenn es ein Richter tut. Der sollte meiner Meinung nach qualifiziert urteilen und nciht so.


Offline Carlotta67

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #3 am: 04.06.07, 20:53 »

In meinem Ex-Verein war dieses Wochenende auch Turnier und ich habe nur im Vorbeifahren einen kurzen Blick auf die vielen schwarz-weißen Männchen geworfen, genau an diese Erfahrungen die du schilderst zurückgedacht -und mich gefreut, dass ich damit nichts mehr zu tun habe.

Davon abgesehen, dass dort genug Spezies von Leuten sind mit denen man sich ganz bestimmt nicht messen möchte
braucht man nur oft genug Protokoll geschrieben zu haben um das ganze System nicht mehr ernst zu nehmen.

"Was geben wir der denn?" -"Weiß nicht, hab auf meinen Kuchen geguckt." -"Ich auch. Geben wir ne 7,2, hatten wir schon länger nicht mehr."

"Na, das war ja keine Glanzleistung." -"Stimmt, aber die haben letzten Monat 500 Euro gespendet." -> 2. Platz

"Was soll man zu SO einem Kind sagen..??" (Führzügelklasse) - "Aber die Mutter ist hübsch!"

Zitate noch um einige erweiterbar.

Wenn doch wenigstens als Ausgleich für solche "Wertungen" verschärft grobe Behandlung der Pferde gerügt würde!!
aber die wollen doch alle keinen Ärger und natürlich nicht den Wochenend-Job bei diesem Verein fürs nächste Jahr riskieren.
Ist doch komisch: Auf jedem Turnier wird von widerlichen Szenen auf dem Abreiteplatz erzählt. Hat schon EINmal jemand erlebt, dass da wirklich mal zwei, drei pro Turnier disqualifiziert wurden??

Jaja, ist schon klar. Es gibt ja auch soooo faire und gute Richter. Aber mir braucht keiner zu erzählen, dass die nicht nur eine kleine Minderheit sind. Auf ländlichen Turnieren zählen als erstes: der Name, das Geld und bei den Kleinen die Ausstaffierung. Ein normales Mädel mit einem normalen Pferd, welches es selbst mit viel Zeit, Geduld und Nerven überhaupt zur Turnierreife geritten hat, kann sein Leben lang vergeblich starten.

Offline feuerblitz

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #4 am: 04.06.07, 21:12 »
Fahre ich auf ein Turnier muss ich gewisse Spielchen mitmachen.
Dazu gehört dass ich mich in Dressuren oder auch Stilspringen der Wertung von Menschen aussetze. Dabei gibt es Exemplare die nicht an den Richtertisch gehören - keine Frage.

Allerdings geht der Trend der Turnierteilnehmer immer mehr dahin die Richtung dass die Fehler bei den Richtern gesucht werden...


Stromberg: » Ich bin ja quasi die perfekte Mischung aus jung, aber sehr erfahren. Gibt's in der Form ja sonst nur auf dem Straßenstrich. «

Offline donau

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #5 am: 04.06.07, 21:47 »
tja, ich bin auch eine "von denen", die da hie und da in montur herumgurken. bin weiss gott keine leuchte, aber: mir macht das spass, ich ärgere mich zwar, wenn wie letztes wochenende um die noten gewürfelt wird (hauptsache, der gaul schmeisst die haxen, und geht seinen mitteltrab), aber die videos /bilder von den ritten zeigen mir dann deutlich was gut oder nicht war.
und selbst das ärgern über die note dauert nicht lang- zu gross ist die freude drüber, überhaupt turnier fahren zu können, weils pferd gut geht.

klar, objektiv ist was anderes, wenn der hafi ständig in der ecke scheut, keine versträkungen zeigt und dann 6,2 bekommt (weil die richter haflinger mögen), oder der warmblüter im trab auf der tour vor verspannung angaloppiert, und mit 7,5 rausgeht, weil "der hat sooooooviel potential" (der, und die geldbörse der eltern, die dem mädel das pferd, die trainerin und den hänger finanzieren). so what? was meine leistung wert ist, beurteile immer noch ich.. (und wenn ich finde, es schaut gut aus, ists mir reichlich egal, was andere denken...)

vielleicht bekomm ich auch abzug in der b-note, weil meine schabracke ist dunkelblauer samt, mein warmblüter hat lange mähne und bauernzopf, und keinen sperrriemen.. tztz.. ;D

warums für mich sinn macht ist einfach- ohne turniere fehlt mir der ehrgeiz, wirklich zu arbeiten, ich möchte gelerntes/erarbeitetes zeigen können. sonst bin ich auf dauer frustriert, weil ich kein ziel habe, auf das ich hinarbeiten könnte. "nur" ausbilden für mich allein ist mir persönlich zuwenig, deswegen jag ich trotzdem nicht den schleifen nach.
aber starten können möcht ich schon ;)
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

Authorised WEIGUMS Desillusionator

Offline Eureka23

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #6 am: 04.06.07, 23:32 »
Hallo,

also starten können möchte ich auch schon. Wir arbeiten dran (Westernturniere im Freizeitreiter-/ Einsteiger-Breich). Wir haben es früher schon gemacht und oft ein wenig gelitten unter: Araber sind keine "richtigen" Westernpferde". In Araberklassen sah das dann plötzlich ganz anders aus.

Wir sind auch nie reichlich "beschleift" worden, aber wenn, dann war ich extra stolz, da ich es mit einem gerade angerittenen Pferd + RU erreicht habe, ohne Beritt, Trainerbegleitung, reichlich Kohle etc.

Sollten wir es je wieder in Angriff nehmen können, nach der jahrelangen Krankheitsarie meines Pferdes, werde ich mich freuen. Sollte ich mich dabei irgendwie ungerecht bewertet fühlen, denke ich an Carlottas Beitrag.  Die Richter haben mein Gereite bestimmt nicht gesehen, sie haben auf den Kuchen geguckt...  ;D ;D ;D

Die Spielchen kenne ich schon lange (nur kann ich heutzutage nicht mehr drauf zurückgreifen), zu Schulpferd-Dressur-Reitzeiten beim Vereinsturnier gab es Schleifen für:

- "Ihr Vater hat den Verein vor zig Jahren mitgegründet und die Jugendarbeit aufgebaut..." oder
- Ich: "Ich habe einen 2. Platz!" Papa: "Kein Wunder, ich habe letzte Woche den Kompost für die Blumenbeete gebracht..."

Ist eben so.

Wenn man auf sowas gar nicht kann, sollte man besser wegbleiben. Ich denke, auf objektive Beurteilung kann man nicht unbedingt hoffen...


Liebe Grüße

Eureka23




Offline CäsarTopic starter

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #7 am: 04.06.07, 23:39 »
@ Carlotta: Solche Richtersprüche sind es, die mich echt wahnsinnig sauer machen

@feuerblitz: Klar, wenn den Leuten scheiße geritten sind ist immer der Richter schuld. Aber in meinem Fall war es so, dass ich das ganze Turnier über nix genannt hatte. Ich rege mich nicht über Richter auf, weil sie MICH schlecht beurteilt haben, sondern über die Art wie sie überhaupt beurteilen.

@donau: Ich weiß was du mit dem hinarbeiten meinst. Bei mir war es auch immer so, dass ich zeigen wollte was ich kann und ob ich auch im Vergleich zu anderen noch gut bin. Aber genau das können mir Turniere eben nicht mehr sagen. Ich hab mit dem Pony immer gut abgeräumt, aber mittlerweile frage ich mich, ob es wirklich meine reiterlichen Fähigkeiten waren, oder die Kombination sportlicher Haflinger + kleines Mädchen mit blondem Zopf.

@Eureka: Wenn man nicht auf eine wenigstens halbwegs objektive Beurteilung hoffen kann, worauf dann? Dass demnächst alle Papas Blumenerde ankarren? :)

Ich würde wirklich gerne wieder Turniere reiten, aber nicht unter solchen Bedingungen. Vielleicht würde es schon helfen, wenn die Richter keine Namen mehr vor der Nase hätten, sondern nur noch die Kopfnummer


Offline Lori

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #8 am: 05.06.07, 00:29 »
Also ich weiss ja nicht ... scheinbar bewege ich mich auf anderen Turnieren als ihr ... bzw. genauer gesagt haben wir scheinbar andere Richter bei unserem Turnier.
Ich sass schon Stunde um Stunde im Richterhäuschen und habe Protokolle geschrieben. Von Reiterwettbewerb bis M/A-Dressur. Ich habe - bis auf eine Ausnahme (ein Richter, der einen Deckhengst besass, Nachkommen dieses Hengstes hatten immer Bonus) - immer faires Richten erlebt. Klar fallen auch mal bissige Kommentare, vor allem, wenn ungepflegte Paare ins Viereck reiten oder wenn deutlich sichtbar ist, dass sich hier jemand um 2 Klassen überschätzt hat ... Aber oft kommt das nicht vor.
Dinge wie "Die hat neulich 500 EUR gespendet" kommen schlicht nicht vor, da die Richter nix mit unserem Verein zu tun haben, woher sollten sie solche Details dann wissen?
Bevorzugung eigener Schüler habe ich nicht erlebt, da die Richter zumindest beim gemeinsamen Richten immer gesagt haben "Das ist ne Schülerin von mir", "Die ist aus meinem Verein" oder "Die kenne ich privat". Da hat dann immer der andere Richter alleine bewertet.
Ich habe erlebt, wie Richter Reiter/innen abgeläutet haben weil Pferde lahm waren - als sie mal nen Araber in einer A-Dressur abgeläutet haben, da er sichtbar lahm ging, fauchte die Reiterin "Das ist halt ein Araber, war ja klar, dass ich keine Chance damit habe hier". Die Erklärung, dass das Pferd lahm sei, wurde abgetan mit "Der läuft immer so". Die Prüfung damals wurde übrigens von einem Knabstrupper (Tigerschecke) gewonnen - soviel zu rasse/farbbedingten Vorurteilen. Einmal haben die Richter ne Reiterin nach der Aufgabe zu sich gerufen, um ihr zu sagen, dass sie ein viel zu tief verschnalltes Reithalfter (hannoversches) hätte, so wollten sie sie bitte nie mehr sehen ...

Als wir früher noch aktiv auf  Turnieren unterwegs waren, waren die Beurteilungen i.d.R immer ok und nachvollziehbar.

Lebe ich in einem Richterparadies? Oder ist es bei der Richterschelte auch so wie so oft? Die wenigen schwarzen Schafe fallen auf und bleiben im Gedächtnis, die vielen, die sich bemühen, einen guten Job zu machen, vergisst man??
Wie gesagt, meine Erfahrungen sowohl von Veranstalterseite als auch von Teilnehmerseite sind überwiegend gut.
Grüssle, Annette

Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte.
Petrarca

Offline Carlotta67

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #9 am: 05.06.07, 07:17 »
Du lebst in einem Richterparadies  ;), ganz klar.

Bei uns in der Gegend ist es ganz klar so, dass das nur unter "jeder kennt jeden und das schon seit Ewigkeiten" läuft. Das ist ja das Elend. Die Richter auf den Turnieren ringsum sind teils seit Jahrzehnten  :o die gleichen und trinken auch schonmal einen mit den "wichtigen Leuten". Selbst der Tierschutzbeauftragte des Kreises war ein Richter und der, zu dem man ihn wöchentlich hätte hinschicken sollen war ein guter Saufkumpan von ihm...  >:(
Wer dem Verein eine nette Spende hat zukommen lassen wurde anscheinend vom Vorstand rechtzeitig irgendwie gesteckt.
Vielleicht ändert sich da was, wenn eine neue Generation von jüngeren, idealistischeren Richtern anrückt und dieses
"Verschwieger-Verwandt-Bekannt-Gekungel" aufhört.
« Letzte Änderung: 05.06.07, 09:37 von Carlotta67 »

Offline McFlower

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #10 am: 05.06.07, 08:55 »
Ich finde, die Richter und die Turnierreiterei kommen bei euch zu schlecht weg.

Ein einzelnes Turnier und eine einzige Bewertung sagen nicht viel aus, da gebe ich euch vollkommen recht. Aber wenn man mindestens eine Handvoll Turniere übers Jahr verteilt reitet, bekommt man schon ein einigermaßen klares Bild über seinen Leistungsstand - finde ich.

Ein bekannter Name und gute Pferde machen die Sache leider deutlich einfacher, das ist schon wahr. Aber wenn man gut reitet und das Pferd wenigstens durchschnittliche GGA´s hat, landet man früher oder später ganz sicher in der Platzierung, auch wenn man ein No-Name ist. Meine RL hat mit ihrem ersten selbst ausgebildeten Pferd serienweise Dressurpferde-A und L gewonnen, obwohl sie bis dahin absolut keinen Namen hatte, nicht viel Geld und auch keine bekannten Eltern. Im Moment ist bei uns eine Reitbeteiligung(!) - die sehr genial reitet - auf einem 1000-EUR-Pferd auf dem Sprung in Klasse M.

Ich habe auch schon viele Stunden beim Protokollschreiben verbracht, und hatte zugegebenerweise manchmal einen echt dicken Hals über die arroganten und abfälligen Bemerkungen einiger Richter. Aber - es sind immer die gleichen Richter und es sind Ausnahmen. Die meisten bemühen sich, gerecht zu bewerten.

Das ganze Gelaber Der-hat-viel-gespendet und Der-hat-den-falschen-Verein und Das-Pferd-hat-die-falsche-Abstammung ist einfach nicht wahr! Die Richter haben in aller Regel nur die Kurzversion der Starterliste vorliegen. Auf der steht weder ein Verein noch die Abstammung des Pferdes. Die Richter haben mit dem Verein nichts zu tun und wissen folglich nicht, wer was gespendet hat. Überlegt mal, was für eine Fließbandarbeit das Richten von Dressurprüfungen ist! Alle drei Minuten kommt eine neuer Reiter rein (bzw. sogar 4 Reiter) und im Pinguinoutfit sehen alle gleich aus. Das Jeder-kennt-Jeden-Argument trifft bei uns auch nicht zu - in einer durchschnittlichen Trensen-L tummeln sich meistens über 50 Starter und auf ländliches Wochenend-Turnier hat deutlich über 1000 Nennungen.

Sehr bekannte Gesichter (regionale Profiszene und deren Kinder) werden deutlich bevorzugt, das ist schon so. Außerdem die lieben Richterkollegen und ihre Kinder. Aber wenn man als No-Name dauerhaft schlechte Noten bekommt, dann liegt es nicht (nur) daran, dass man ein No-Name ist und es liegt auch nicht an der Rasse oder an der Farbe des Pferdes.
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline maatsch

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #11 am: 05.06.07, 09:25 »
danke mcflower - diese erfahrung habe ich auch gemacht und es sind nicht immer nur die bösen richter schuld (auch wenns ausnahmen gibt).

bin voll deiner meinung  :D
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Offline Carlotta67

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #12 am: 05.06.07, 09:56 »
Das ganze Gelaber Der-hat-viel-gespendet ist einfach nicht wahr!

Verallgemeinere dies nun bitte auch nicht. Du hast es noch nie gehört. Ich schon. Mit den Kurz-Infos auf Starterlisten hat das (s.o.) nichts zu tun, die jahrzehntelang gewachsenen Bekanntschaften in den ländlichen Verbänden sitzen im Kopf drin.
Ich denke, es wäre schon deutlich anders wenn nur noch fremde Richter aus anderen Kreisreiterverbänden geholt würden.

P.S.: Mich persönlich betrifft das schon ewig nicht mehr, aber mir taten oft die 08/15-Mädchen ohne reiche und/oder in der Szene bekannten Eltern leid.

Offline maatsch

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #13 am: 05.06.07, 10:05 »
also ich hab weder reiche eltern (die haben mit pferden nix am hut) noch ein überflieger pferd und ausserdem starte ich für einen "sammelverein", der alle auffängt, die nicht bei einem gewissen reitstall mitglied sind.

beschissene voraussetzungen also...  :-X

trotzdem bin ich seit ich turnier reite (seit 2003, zuerst lizenzfrei, dann E, A und jetzt L dressur) immer wieder platziert.

und wenn nicht dann weiss ich auch warum. dann lags an unserer leistung. und ich hatte seit 5 saisonen noch nie was im protokoll stehen wo ich sagen musste "das stimmt aber überhaupt nicht  >:( "...

aktuell steht gerne drinnen "versammlung im galopp muss noch verbessert werden" - stimmt absolut, im trab kann ich ihn viel besser setzen... aber das weiss ich und das bestätigt nur erneut dass ich hier noch was tun muss...
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Offline wolkennavigator

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Re: Turniere reiten sinnvoll?
« Antwort #14 am: 05.06.07, 10:14 »
Ihr sprecht mir aus der Seele  :-\!

Vorletztes WE auf dem Turnier mit einer Berufsreiterin und ihren zwei jungen Pferden, 3 und 4 Jahre alt. Die Bewertung war fair, sie wurde 2  ;D! Auch wenn die Bewertung für das Gebäude unserer Meinung nach etwas zu hoch war.
Seltsamerweise hat aber jemand gewonnen, dessen Pferd schon keine schlechten Gänge hatte, wenn es dann mal entspannt lief. Schon auf dem Abreiteplatz wurde das arme Tier heftigst sproniert, im Maul gerissen und wenn es gescheut hat ordentlich verdroschen. Ausserdem hat diese Reiter die anderen Teilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes als "Bremsbock" benutzt, ist ihnen mehrfach wüst in den Hintern geritten und dies mehrfach auf dem Abreiteplatz und in der Prüfung. Das Tier war ziemlich ausser Kontrolle  ::)! Dieser Reiter war einer vom Verein und hat den ersten Platz belegt und mit seinem 2. Pferd den dritten Platz.  ??? ???

Ich gebs zu, ich hab vor Wut geschäumt. Nichtmal weil der Mann gewonnen hatte, sondern weil ich mir überlegt habe, was das für ein Bild für die anderen Reiter/Freizeitreiter abgibt. Es sah leider so aus, als wenn hartes Spornieren, reissen im Maul und verdreschen mit der Gerte in Ordnung ist und eine gängige Ausbildungsmethode. Warum sollte sich der Reiter denn noch Mühe einer schonenden Ausbildung machen, wenn man mit so einem Verhalten platziert wird.

Turnier letztes Wochenende, andere Richter. Beide jungen Pferde nicht platziert, der eine hat eine Wertnote (vorletztes Turnier 8,0) bei diesem Turnier von 6,5 bekommen  ??? ::) Das es etwas Geschmackssache ist, ist mir auch durchaus klar, aber so ganz begreifen tue ich es nicht. Hat das Pferd in der einen Woche plötzlich krumme Füsse, einen Senkrücken und Unterhals bekommen  ???

Bei den Westernturnieren ist es aber übrigens auch nicht besser  ???! Da propagiert man schon seit längerem taktreine und klare Gänge und in der Pleasure gewinnen immer noch die "fusskranken" Hoppler, die eher Tralloppeln, anstatt zu galloppieren.

Bei einer Fortbildung kam auch das Thema der neuen Skala der Ausbildung der Westernreiter aufs Tablett. Es wurde ausführlich diskutiert. Anschliessend wurde ein Video angeschaut und die Teilnehmer durften ihren Kommentar abgegeben. Die Seminarleiterin (eine amtierende Richterin) hat dann ihre Beurteilung abgegeben. Das schlurfende und schleichende Geschöpf hätte bei ihr gewonnen. Auf meine provokante Frage, warum? hat sie mir geantwortet. "Weil er bequem aussieht", die Reiterin toll angezogen ist und es ein harmonisches Bild abgibt und das Pferd am losen Zügel läuft. Ich habe dann gefragt, warum XYZ Reiter keine gute Noten bekommen hat? Ihre Meinung war: Das Pferd zeigt einen starken Trab (wohlgemerkt, es war ein ganz normaler Trab, die Hinterbeine fussten in die Spur der Vorderbeine), hat zuviel Aufrichtung (der Kopf war in der Senkrechten, es lief gut am Zügel und das Genick war auf Höhe Widerrist) und ausserdem ist der sicher unbequem, weil er zuviel Schwung hat (die Reiterin hat schön mit dem Becken mitgeschwungen, sass locker drauf und das Tier zeigte normale und korrekte Gangarten. Ich gebe zu, es sah nicht wirklich bequem aus, aber ist das ein Kriterium einer Beurteilung?

Wohlgemerkt keine halbe Stunde vorher wurde die neue Skala der Ausbildung diskutiert und auch befürwortet!  :-[

Ich gebe meinen Vorschreibern Recht, ich reite gelegentlich ein Turnier, einfach so, ohne grossen Ehrgeiz. Ich bin schon zufrieden wenn mein Pferd gut läuft, wenn es für eine Schleife reicht, freut mich das natürlich. Aber ehrlich gesagt, kann ich mich nicht wirklich darüber freuen, weil ich nie weiss, ob ich die Schleife bekommen habe weil mein Pferd gut gelaufen ist, wir dem Richter gefallen haben oder weil ich zufällig den Trainer C-Schein habe  :-[ :-X! Und nach dieser Fortbildung frage ich mich auch ernsthaft, in wieweit ich dem Scoresheet glauben darf!

Ich glaube für uns Freizeitreiter ist das alles nicht sooo schlimm, aber ich habe mich mal gefragt, wie das für die Profis ist, die ihr Geld damit verdienen  >:( >:(

Eine Teilnehmerin ist mal in der Pleasure gestartet um ihr Pferd zu korrigieren, der rannte immer los, sobald er die weissen Hüte gesehen hat. Er hat es auch prompt diesen Mal getan, worauf sie ihn deutlich korrigiert hat, mit der zweiten Hand "reingelangt" hat, was im Bit zum Ausschluss führt. Ganz offen, auch vor den Richtern und sie hat ihn wirklich konsequent korrigiert. Schlussendlich hat sie die Prüfung gewonnen, was ihr seeehr peinlich war. Sie ist dann zum Richter hin und hat ihm dies gesagt, aber der Kommentar war nur, dass es so entschieden wurde und man dies nicht mehr rückgängig machen kann.

Auch Richter sind nur Menschen......aber ehrlich ihrem Urteil traue ich nicht mehr....
Ein Pferd galloppiert mit seiner Lunge,
hält durch mit seinem Herzen,
gewinnt mit seinem Charakter