Ich halte vom Ablongieren ziemlich viel. Aber nur dann, wenn es ruhig und zivilisiert vonstatten geht. Eher zum lösen als zum "müde machen". Die oft beobachtete "wilde Sau" - bei der das Pferd unkontrolliert in Endgeschwindigkeit um den Longenführer rumrast, halte ich für kontraproduktiv und hat mit Longieren eigentlich auch nichts zu tun.
Ein Pferd, das rumhampelt und "heiß" ist, würde ich deshalb nicht über einen längeren Zeitraum ablongieren, höchstens mal über einen kurzen Zeitraum aus Sicherheitsgründen. Aber gerade bei dem Pferd, das relativ lange zum warm werden braucht, würde ich das mit dem Ablongieren unbedingt probieren. Erst 10 Minuten Schritt ohne Hilfszügel geradeaus spazieren gehen, dann ausgebunden (mit Ausbindern oder Dreieckszügeln) auf großem Zirkel longieren, im ruhigen Trabtempo, eher etwas untertourig als zu eilig, schön gleichmäßiges Tempo. Galopp an der Longe muss eigentlich gar nicht sein, es sei denn, er löst sich im Galopp einfacher als im Trab. Ich würde so lange longieren, bis er an der Longe der Hals fallen lässt. Das wird nicht länger als 10 Minuten dauern.
Dann würde ich die Hilfszügel abmachen, zwei Runden Schritt führen und dann aufsitzen und dort weitermachen, wo du an der Longe aufgehört hast - mit kontrollierter Trabarbeit.
Bedenken wegen der Belastung auf der Kreisbahn hätte ich keine, auch nicht bei täglichem Longieren. Wir reden ja nicht von 30 oder 40 Minuten, sondern eher von 10 Minuten. Ein großer Longenzirkel ist vom Durchmesser nicht anders, als wenn ich auf dem dem zweiten Hufschlag auf dem Zirkel reite. Die Belastung der Gelenke an der Longe ist dann noch eher geringer, weil das Reitergewicht fehlt.
Wegen der Konzentration: die 10 Minuten Longe musst du natürlich Konzentrationsmäßig bei deiner "Gesamtreitzeit" berücksichtigen. Vielleicht hilft es, nach 10 Minuten Reiten (also insg. 20 Minuten Arbeit) ein paar Minuten Schrittpause am hingegebenen Zügel zu machen.
Also gerade für den, der lange zum warmwerden braucht, finde ich das Ablongieren gut. Ohne Reitergewicht, mit der ganz ruhigen Anlehnung an einen Hilfszügel, fällt es ihm vielleicht leichter, den Rücken herzugeben und sich zu lösen.