Hi ihr,
Ich schreibe einfach mal meine Meinung und meine Erfahrungen:
Parelli wettert tatsächlich gegen das Longieren. Und wenn man sich in vielen Pensionsställen mal umschaut, dann hat er auch wirklich recht damit. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel! Und wer mit einer DL arbeitet, zeigt ja schon dadurch, dass er sein Pferd intensiver arbeitet - und nicht mit der Kippe im Mund 30 Minuten telefoniert während er das Pferd schleudert.
Parelli polarisiert sicherlich manchmal ein bißchen, und gerade wenn wir uns bemüht haben, es besser zu machen als der Durchschnitt, fühlen wir uns ein bißchen angemacht davon.
Wenn wir es aber schaffen, unssere Emotionen an diesem Punkt ein bißchen zur Seite zu schieben, dann kann man oft feststellen, dass die Kritik letztlich zumindest irgendwie berechtigt ist.
Bei Parelli kommt das, was wir unter gutem Longieren kennen, im L2/L3/L4. Nimmt man es genau, handelt es sich dabei nicht um ein circle game, sondern um ein driving game auf Abstand. Dieser Bereich bekommt anscheinend bei Parelli im Laufe der Zeit immer mehr Gewicht.
Wenn man es sehr kritisch sieht (und das sollte man ab und zu - einfach um etwas verändern zu können), dann sind auch viele Leute an der DL fürs PFerd langweilig. Für Pferde ist es letztlich nur dann nicht langweilig, wenn wir wirklich ein Ziel haben.
Beispiel: mein Pferd fände es sehr langweilig, wenn ich einmal Stangen legen würde, und einmal verladen üben würde, und einmal Bahnfiguren reiten... Denn all das kann sie schon, und zwar ziemlich gut.
Interessant wird es für sie, wenn wir den Anspruch leicht anheben. Statt 3 Stangen im Trab vielleicht 2 im Galopp, statt normalem Verladen, rückwärts verladen, statt Bahnfiguren echte Biegung....
Fazit also: wirklich gutes Longieren widerspricht Parelli nicht. Aber man sollte immer wieder überdenken, ob das was man für super hält, nicht in Wirklichkeit nur nett ist.
Es wird oft bezweifelt, ob das was Parelli da tut wirklich Spiel ist. Ich habe das früher auch sehr kritisch gesehen.
Inzwischen bin ich der Meinung: gut genug gemacht, ist es tatsächlich Spiel! Echtes Spiel.
Leider sind wir oft nicht gut genug, und aller Anfang ist schwer. Und die ersten Jahre war es bei mir sicherlich auch nicht wirklich Spiel.
Aber langsam wird es immer mehr dazu. Woran man das merkt? Mein Pferd lebt im Pferdeparadies, Offenstall, große Koppeln, ziemlich perfekt. Trotzdem kommt sie ans Tor wenn ich komme (fast immer), und wenn ich mit dem Halfter komme, dann will sie aufgehalftert werden. Und wenn wir dann spielen, dann hat sie tatsächlich diesen fröhlichen, glücklichen Ausdruck in den Augen. Leider schaffe ich es noch immer wieder, den kaputt zu machen

. Aber wenigstens ist er immer wieder da - so schlimm kanns also nicht sein ;-).
Photos davon könnt ihr sehen unter:
http://de.pg.photos.yahoo.com/ph/sigi_146/album?.dir=6c9e&.src=ph&store=&prodid=&.done=http%3a//de.photos.yahoo.com/ph//my_photosIch weiß nicht ob ihr es sehen könnt, aber auf manchen von den Photos sieht man, wie sie sich für mich schön macht (Hals wölbt). ZB. beim circle game at liberty.
Die Phase 4:
Wird nicht ins unermeßliche gesteigert, sondern wird gehalten bis es dem Pferd zu viel wird. Allerdings sollte sie schon so ausfallen, dass sie deutlich unangenehm fürs Pferd ist.
Da ich nun schon eine zeitlang unterrichte, kann ich auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen. Manche Pferde sind sehr empfindlich, und ich würde ihnen NIEMALS den Haken um die Ohren hauen. Aber andere Pferde sind echte Büffel. Und sie haben überhaupt gar keine Hemmungen, ihren Besitzern irgendwas um die Ohren zu hauen, sie über den Haufen zu schubsen, sie zu drängeln, ihnen auf die Füße zu hüpfen. Und wenn du dann ein bißchen Seil schackerst, dann interessiert manche davon das nicht sehr viel. Und wenn dabei mal der Karabiner fliegt - ich habe noch nie bemerkt, dass eines dieser Pferde dauerhaft geschockt gewesen wäre.
Solche Mittel wären bei keinem Pferd notwenidg, wenn wir sie von Fohlenalter an ordentlich erziehen würden. Leder werden viele Fohlen von Anfang an erfolgreich desensibilisiert.
Aber wenn dass Kind nun schon in den Brunnen gefallen ist, und das Pferd für seinen Besitzer latent gefährlich wird, dann muss man anfangen, sich durchzusetzen. Für ein beiderseitiges Überleben.
Jede gute Beziehung besteht aus: Vertrauen, Respekt und Kommunikation. Erst wenn hier eine gewisse Basis vorhanden ist, kann Spiel entstehen.
So einige Pferde nehmen ihre Besitzer keinen cm ernst.
Ich bin wirklich niemand der Gewalt favorisiert oder der dafür ist grob zu sein. Aber ich kann - ganz ehrlich - nicht verstehen, warum viele soooo bestürzt sind, wenn mal ein Karabinerhaken fliegt. Schon mal gesehen wie die Pferde untereinander eine Phase 4 austeilen...??! Bei einem unserer Pferde fehlt gerade 10cm Fell....
Ich habe bis jetzt noch nie gesehen, dass ein Pferd von einem Haken verletzt gewesen wäre.
Allerdings gebe ich euch insofern recht: ich habe schon oft gesehen dass zu viel Druck angewendet wurde.
Honza ist ein toller Lehrer :-). Und ein toller Horseman.
Man muss aber genau schauen, ob die Kurse die er anbietet auch für einen "Anfänger" passen. In den Kursen an denen ich teilgenommen habe, waren fast alle Teilnemer minimalst Parelli Ende L2. Teilnehmer Anfang L2 hatten durchaus Probleme, zu folgen.
Man darf nicht vergessen, dass bei Parelli das System wirklich von A ab gelehrt wird. Vielleicht (noch) nicht bis Z. Aber ganz von Anfang an. Ob das bei Honza inzwischen auch so ist, weiß ich nicht.
Liebe Grüße