Hi
ich hab eine 7jähr Araberstute, die auch nich immer ganz einfach was/ist -
ich hab sie als RB angefangen, da war sie fast 5, stand NUR in der Box (ohne Weidegang, Besitzerin kam nicht mehr) und kümmerte mich 2 Tage in der Woche um sie --- sie war eine Katastrophe -- dass das aber mehr an den besch*** Haltungsbedingungen lag, war mir klar, deswegen hat sie auch nie für ihr Verhalten die 'Schuld' bekommen. An der Longe kannte sie nur Renntrab und Rodeogalopp und unterm Reiter nur Zackelschritt und Renntrab (Galopp hatte ich sowieso gestrichen)
mit der Umstellung auf die 24h Sommerkoppel und dann auch 24h Winteroffenstall und fast überhaupt kein Kraftfutter mehr (1 Handvoll nachm Reiten) wurde es insgesamt schon etwas besser... wenigstens konnte ich jetzt anfangen 'richtig' mit ihr zu arbeiten, weil eben die Ausrede "zuviel Bewegungsdrang" oder "zuviel Kraftfutter" nicht mehr vorhanden war
im Galopp hatte ich sowohl im Gelände als aufm Platz komplett gestrichen - ich wollte erstmal Ruhe ins Pferd bringen - aufm Platz also am Anfang nur Schritt und viel stehen lassen (ala Westernart, obwohl ich sonst Englisch reite), damit sie checkt: "Ruhe wird belohnt bzw. Reiten ist NICHT GLEICH Rennen"
das erste Jahr bin ich nur in Begleitung ins Gelände geritten, und fast nur Schritt und gaaaanz wenig Trab --- hochblütig ist sie immer geblieben, das ist auch gut so, weil ich faul bin
und einen flotten Marsch-Schritt dem Schlurfen vorziehe
und wenn das Pferd das von selber macht - umso besser
na jedenfalls wurde es durch viel ruhige Ausritte besser und mit der Zeit fing ich auch an, mal hinter meinen Begleitern zu galoppieren - da zog sie sich zwar sehr auf, und es war nicht wirklcih entspannend, aber wenigstens hatte ich immer nen 'Bremsblock' vor mir (Danke an meiner Schwester und ihre RB, dem das aufreiten aufn Po nix ausmacht)
dann hab ich irgendwann angefangen, alleine auszureiten - anfangs nur paar Minuten, dann immer größere Runden, bei Gefahr oder extremer Unruhe (oder Angst meinerseits) bin ich abgestiegen und hab geführt bis sie (oder ich) sich wieder beruhigt hatte...und dann wieder drauf. Aufm Heimweg war sie immer schneller und manchmal auch echt ganz schön nervig... aber mit der Zeit wurde es immer besser, die Rennschrittanfälle immer seltener und wenn, dann nur kürzer...
gegen diesen Rennschritt hab ich ALLES ausprobiert und NIX hat geholfen... egal ob beschäftigen mit Seitengängen, schimpfen, versuchen stehen zu lassen *harhar* oder einfach nur Zügel lang und Schritt rennen lassen (das war noch das beste, zusammen mit ganz viel schieben mit der Hüfte) wie gesagt, ein Geheimrezept gibts nich - ich mach dann meist eine Mischung aus Seitengängen und im Schritt rennen lassen und beruhigend auf sie einlabern --- irgendwann wird sie von sich aus langsamer und geht wieder normalen Schritt...
nachdem ich unsere sicher 'Leib- und Magenstrecke' alleine ausreiten konnte, hab ich auch mal nen kleinen Galopp gewagt und siehe da: alleine war sie viel bräver und angenehmer zu galoppieren --- auf einmal machte das Ganze Spaß *wow*
heute sind wir so gefestigt, dass wir ohne Probleme auch fremde Wege erkunden können und so oft bis zu 2h im Wald unterwegs sind -
ich hab jetzt auch angefangen, längere Strecken (wo sichs halt anbietet, unser Ausreitgelände besteht leider NICHT aus kilometer langen, breiten Sandwegen
) zu traben - sie darf dann auch gern so schnell wie sie will, allerdings muss ich trotzdem immer am Ball bleiben, weil ständig links und rechts 'BÖSE' Baumstämme, Sträucher oder Natursprünge auftauchen, vor denen sie stockt, zur Seite weicht oder sich sonstwie albern aufführt
(kein Problem für mich, sie is halt eine besorgte Arabärin, die sich und ihre Reiterin vor den bösen Dingen der Umwelt beschützen will
)
das gefällt ihr richtig gut - und sie fängt auch nach einer gewissen Einlaufphase auch richtig das Rücken aufwölben und schieben an *freu* am Anfang saust sie schon ziemlich los, aber da ich immer am Zügel bleib, kommt sie so langsam in ihren Rhythmus und rennt dann auch nicht mehr so schnell...
das ist schon so ähnlich wie beim Distanzreiten, obwohll ich wie gesagt, selten länger als mal höchstens (wenn ich Glück hab) 1km durchtraben kann - oft muss ich durchparieren, oder ich galoppier mal auf einem besonders schönen Weg (sie galoppiert von sich aus relativ 'gesetzt', neigt aber dazu sich aufzurollen und dann loszurennen, also Galopp immer ruhig und in Maßen - mit viel Aufmerksamkeit meinerseits)
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doch jetzt mal zum eigtl Thema *öhöm*
es gibt auch so Tage, da könnt ich sie aufn Mond schießen - da zieht sie sich so auf und sieht überall Monster, an denen sie sonst problemlos vorbeigeht --- oder sie buckelt im Galopp los und ich hock dann wie der Affe aufm Schleifstein oben, brüll und zerr ihren Kopf am Zügel wieder hoch und muss sie am strammen Zügel ordentlich vorwärtstreiben (leider das einzigste was hilft) damit sie nicht wieder zum buckeln kommt...
ich stempel solche Tage immer als "schlechte Tagesverfassung" oder ähnliches ab - und auch wenn ich mich manchmal echt über ihre Faxen ärgere versuch ich es locker zu sehen und über sie zu lachen - ich find es so 'menschlich', dass sie sich eben nicht jeden Tag gleich verhält und manchmal ihren 'spinnerten' hat
ich habe eigtl immer so mein Langzeitziel vor den Augen und so machen mir so kleine - tagesbezogene 'Rückfälle' überhaupt nix aus --- ich denk mir immer: ich hab alle Zeit der Welt, ihr noch so viel beizubringen - und ich hab schon so viele kleine Ziele geschafft, dass ich alles andere auch als Abwechslung ansehe
ich brauche diese Herausforderung total und würde auf einem absolut braven, ruhigen, lieben Pferd ohne nennenswerte Zicken (OK, sowas gibts wohl kaum) total eingehen -
meine Maus ist halt relativ berechenbar und wenn sie scheut oder stehenbleibt oder buckelt oder sonstwas macht, dann hat das meist einen Grund und wenn der abgestellt is, dann führt sie sich auch ganz anständig auf...
wenn andere mit mir ausreiten, dann sagen sie zwar oft, dass sie mit so einem 'heißen Ofen' nix anfangen könnten, aber sie bleibt eben immer kontrollierbar und ist nie 'bösartig', sodass ich mich dennoch sicher fühle...
LG Kim