Autor Thema: Im Namen des Sports?  (Gelesen 37295 mal)

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Offline SilverRoper

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #15 am: 28.08.04, 10:33 »
Im Namen des Sports....

rechtfertigt das die angewandten Praktiken / Techniken ?
Ist es nicht das Geltungsbedürfnis des Menschen...seine Anerkennungsgeilheit ?

Alles nach dem Motto...wenn der Bock das bringen kann, warum dann nicht ?

Ein Gespräch über die Kopfhaltung zu führen und zu arrgumentieren:
"Während des Imponierens trägt das Pferd den Kopf auch so"...nene
Es trägt den Kopf nur für kurze Zeit so und es bedingt auch eine Anspannung des Körpers..damit es auch schön und stark aussieht  ;D
Eben "Imponieren"...sowas wie BMW fahren  ;)
Das hat Sinn....für's Pferd!
Ansonsten, es ist besser man ( Pferd ) schaut hin wo man läuft.
Ich müßte so immer über meine Brille schauen, irgendwie wird dann alles schwieriger und unschärfer  ;D

Techniken
Für den feinfühligen "Freizeitfuzzi" zählt, was das Pferd geben kann oder auch möchte..unumstritten.
Heiligt es aber die Mittel eines Profis? Und das ist jeder, der mit der Reiterei sein täglich Brot verdient.
Diese Profis müssen aber nicht die besten Ausbilder sein, es reicht häufig wenn sie nur Hart genug sind.
Dann bringt das Pferd schon Leistung.
Hier wird ein Wesen eigendlich verachtet, obwohl es doch alles für einen tut...oder spielt hier Angst die große Rolle ?
Respekt aufgrund von Herzklopfen?

Nutzen wir unseren Verstand nur noch im Sinne von Erfolg ?
Oder beeinflußt uns unser Umfeld so stark, das wir nicht mehr denken sondern wir denken lassen ?

Ich hab mir Gestern den "modernen 5 Kampf" angesehen.
Gut das es Pferde gibt, die das reiterliche Unvermögen kompensieren und Selbstspringer sind.
Das waren die Profis....nicht ihre Reiter, obwohl sie es sein sollten.

Das nachfolgende Springen..naja.
Ich hab mir die Springen in meiner Gegend noch nicht so oft angesehen, da ich aus einem anderen Lager komme...interessiert mich nicht so brennend  ;D.
Aber werden da auch immer die Pferde zum TA gefahren, weil sie sich verletzt haben ? Ich hab da so meine Zweifel.
Sorry...aber jedesmal wenn ich mir die Springen angeschaut hab, mußte ein Pferd "abgeschleppt" werden  :-[

Alles................ Im Namen des Sports  :P

Silver

Offline Beagle-Petra

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #16 am: 28.08.04, 12:27 »
@EEK

ich bin Dir zwar keine Rechenschaft schuldig, aber: Das Pferd ist knapp drei Monate unter dem Sattel. 3-4x die Woche, von anfangs 5 Minuten bis derzeit auf ca 30 Minuten je Einheit, Galopp die ersten zwei Male unterm Reiter an der Longe, jeweils 2, 3 Runden auf jeder Hand, danach ca 6 Wochen Grundaufbau Schritt und Trab, seit 4 Wochen am Ende etwa jeder zweiten Einheit ein paar Runden Galopp, und zwar seit sie von selbst angefangen hat zu galoppieren. Pferd ist eine Paintstute, geb. 28.2.2001, derzeit 1,42 cm gross, woran sich nicht mehr viel ändern wird, eher drahtiger Typ, sehr ausgewogen gebaut, mit einem für Westernpferderassen ungewöhnlichen Gangvermögen: locker, lang und schwungvoll, aber flach. Sie hat so viel Grundkontrolle in allen Gangarten, dass wir seit 2 Wochen das Reiten mehr und mehr ins Gelände verlagern, Schwerpunkt sich an alles gewöhnen und verschiedene Böden etc. kennen lernen. Derzeit lasse ich sie sehr untertourig laufen, weil mir sowohl die sichere Erfahrung als auch die Kraft (im Sinne von notwendiger Spannung und daraus resultierender Effektivität) fehlt, um überschäumende Reaktionen bei einem noch nicht sicheren Pferd zu provozieren, aber wenn sie von selbst wach wird, dann soll sie man machen. Halte ich eh für den besseren Weg, da kommt alles harmonischer zusammen. Was aus ihr mal wird? Weiß ich noch nicht so recht. Sie ist ein Reining-Talent, wenns mit meinem Plan, mal ne E- oder dann vielleicht sogar A-VS zu gehen nix wird (wobei ich das eher als verschärfte Spielerei und noch nicht als Leistungssport bezeichne), weil sie kein Talent oder keine Lust dafür hat, dann werden wir uns also da tummeln, vielleicht mit ein wenig Kuh dabei. Aber das findet sich alles ab dem nächsten Jahr.

@esge
ich stimme dir völlig zu. Zu dem Spruch: "Mach das doch erst mal selber, bevor Du urteilst": Hat mich früher auch angekotzt. Und ich hab viele Male beim Training von Pferden zugesehen und gedacht, wenn man das so oder so anfangen würde, ginge es bestimmt viel besser/harmonischer/pferdefreundlicher etc. Bis ich dann mal auf solchen Pferden gesessen habe. Und festgestellt habe, dass manche dieser Pferde einfach ganz anders denken und empfinden und beschliessen, als ich das von außen gedacht hatte. Dass man als Reiter eine unglaubliche Energie und Entschlossenheit aufbringen muss, um zu diesen Pferden überhaupt durchdringen zu können, ohnedem hatte man für sie in etwa eine Bedeutung wie die Fliege auf der Kruppe. Wobei Entschlossenheit auch beinhalten kann, mal den Sporn oder die Gerte knallhart einzusetzen oder das Pferd mal so richtig auf den Arsch zu setzen, auch wenn es Aua schreit. Manche Pferde sind wie meine Beagles: sie akzeptieren erst dann eine Grenze, wenn es so richtig weh getan hat. Die große Schwierigkeit ist, den passenden Punkt und die passende Massnahme zu finden, im Bruchteil von Sekunden, und sie durchzusetzen. Schafft man das nicht, hat man bei dem Pferd ausgeschissen und sollte besser absteigen. Sieht man nicht ein, dass man verloren hat, und macht weiter, dann gibt es sehr unschöne Bilder, und das Pferd macht letztendlich völlig dicht. Kann man mit diesen Punkten umgehen, dann steht einem das Leistungspotential dieses Pferdes voll zur Verfügung, und zwar weil das Pferd es auch so will.
Ich sehe das heute alles differenzierter und hüte mich vor allem davor, mich mit Kritik allzu weit aus dem Fenster zu hängen. Ich erlaube mir - vor allem aufgrund von Fernsehübertragungen und kurzen Eindrücken live genossen - bestenfalls ein: "Das gefällt mir / gefällt mir nicht."

Ich finds im allgemeinen auch recht witzig, wie sehr viele immer alles in Schwarzweiss-Schubladen stecken muessen. Es gibt für alles Abstufungen. Wenn ich beispielsweise ein Pferd, das stark gegen das Gebiss geht, mal so weit ranhole, dass es hinter die Senkrechte kommt und da auch ein paar Meter laufen muss, mache ich noch lange keine Rollkur mit Schlaufis und Brustbeissen über lange Zeiträume und dauerhaft. (Hab ich auch alles schon gesehen, keines dieser Pferde ist jemals was geworden, weder Turniercrack noch Freizeitpferd, die Reiter haben den Sprung in den großen Sport übrigens auch nicht geschafft.) Für manche Sachen ist es aber gar nicht schlecht, das Pferd mal kurz übertrieben zusammenzustellen.
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Offline ghost

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #17 am: 28.08.04, 15:06 »
Escape
Ich reite zur Zeit Vielseitigkeit M und wenn es meine Knochen noch aushalten koennte es noch mal S werden.

Ich sags nochmal, du kannst E und A erzwingen, vielleicht auch L aber nicht darueber. Wenn die Pferde es nicht wollen geht es nicht, zwingt man ein L Pferd in die M, hat man Null komma nichts nen E oder A Pferd, das gilt fuer Springen, fuer die Dressur und ganz besonders fuer die VS ( wobei bei der VS noch dazu kommt das es dann tatsaechlich lebensgefaehrlich wird, wenn es erzwungen wird ).

Wo hoert die Trickkiste auf, ganz einfach wenn es Tierquaelerei ist, brutal, verletzend, unmoralisch.

Wie gesagt man kann ein Pferd noch in einer A druber oder durch zwingen aber wenns hoeher geht wirds beschissen bringt nichts, ist die Sache nicht wert. es gibt genug Pferde die es wollen, wieso sollte man sich mit so etwas abgeben.
Koenige und Koenigen werden als Koenige oder Koeniginen geboren, aber es bedarfs eines Koenigs oder Koenigin um sie zu dem zu machen zu dem sie geboren sind.
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Offline Kimble03

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #18 am: 28.08.04, 15:09 »
@esge: Genau, in Elfenbeintürme reinschauen und aber auch raus, das ist es was fehlt.
Danke!

Und darum @SilverRoper: Genau der Satz mit Profi ist, was hart genug ist, das ist das, was ich in deiner Argumentation schlecht finde, denn es ist einfach NICHT richtig, daß ein Pferd, daß ich "unterwerfe" und mit unsauberen Methden zwinge wirklich seine Höchstleistung bringt.
Nein.
Das stimmt nicht.

Deswegen springt eine Goldika unter McLain Ward nicht mehr so gut (gebe zu, daß das jetzt eine Unterstellung ist, daß der gnädige Herr seine Tiere evtl. nicht so sanft anfaßt, aber mir persönlich drängt sich der Verdacht stark auf) wie früher.

Man kann wenn man gegen das Pferd reitet und nicht seine Mitarbeit hat nicht alles vom Pferd kriegen.
Das ist einfach so.
Obwohl sie duldsam sind.

Ich kenne zB ein Pferd, das ein Pferdehändler mit allen unsauberen Mitteln die er so hatte dazu gebracht hat, daß es sich beim satteln sofort hingeschmissen hat vor Angst.
Von seiner Panik vor Mistgabeln, Sprüngen, Gamaschen und dem Mensch im allgemeinen möchte ich nicht reden.

Das Pferd hatte eine tolle Abstammung, war so aber nur noch ein Butterbrot wert und kam in einen VS-Stall.

Der Profi dort hat sich erstmal einen langen Sattelgurt gekauft, lange daran gearbeitet das Pferd milimeterweise nachzugurten, stieg immer erst nach langem Führen (sicherheitshalber auf weichem Boden, damit dem Pferd nichts passiert) auf usw.

Nach 2 Monaten ging es schon halbwegs problemlos ihn zu reiten, auch über kleinere Sprünge, alles ganz langsam, NIE mit Zwang, immer alles ganz easy, nach ca. einem Jahr bis L VS.

Mehr war aber nicht mehr drin mit diesem Pferd, weil er leider kein endgültiges Vertrauen mehr fassen konnte, die Angst holte ihn immer wieder plötzlich ein.

Er konnte problemlos 2 Stufen auf einmal hochspringen, er hat regelmäßig im Gelände erfolgreich In-Outs (also mit Aufkommen und gleich wieder abspringen, sorry falls du das weißt, aber wenn Springen nicht so deine Sparte ist dachte ich mir ich erklärs lieber) mit einem Sprung überwunden, war nach dem Gelände normalerweise noch nichtmal außer Atem und hat mit Rissen und Cuts (von der Koppel oder von seinen Kamikaze-Sprüngen), wegen denen andere stocklahm wären noch nicht mal was gesagt.

Also die Fähigkeiten (auch für S, locker!) waren da, aber er war einfach nicht immer sicher einschätzbar (Ich sage bewußt nicht kontrollierbar, denn das wäre nicht nötig und angestrebt gewesen), was sowohl für ihn als auch für den Reiter lebensgefährlich war.

Deshalb wurde er (wie ihr so schön vorgeschlagen habt) an einen Amateur, der bis L mit ihm gehen wollte verkauft, eigentlich auch ein anständiger Reiter, so wie es schien.
Man sah ihn aber nie mit dem Pferd auf Turnieren.

Irgendwann rief eine Pflegerin aus einer Tierklinik an, die wußte, daß der Profi mal ein solches Pferd gehabt hatte und fragte ihn, ob das Pferd, das sie in der Box mit dem Blasrohr betäuben mußten um es untersuchen zu können evtl. "sein" Pferd sein könnte.
Er war vom Tierschutz völlig verwahrlost beschlagnahmt worden, nachdem er seinen Reiter anscheinend mehrfach ins Krankenhaus befördert hatte.

Seine weitere Geschichte kenne ich leider nicht, es hieß damals eine Tierfreundin wolle es nochmal mit ihm versuchen, als reines Freizeitpferd.
Ob er sie umgebracht hat, ob sie es geschafft hat, oder ob er 2 Monate später in der Salami gelandet ist weiß ich nicht.


Natürlich ist das keine normale Geschichte, aber ich bin sicher, daß das Pferd, wenn es nicht gezwungen worden wäre ein ganz toller Partner gewesen wäre.
Wäre er gleich bei dem Profi gelandet, dann hättet ihr ihn alle in Sydney bei Olympia gesehen, das wette ich.

Aber der "normalo" Reiter kam mit diesem starken Charakter einfach nicht klar.
Und Höchstleistung unter Zwang bringt eben kein Pferd.

Und EEK, um's noch mal klarzustellen:
1. Ich toleriere NUR Version eins und 2, auch bei Profis.
2. Paul Schockemöhle war derjenige, in dessem Stall die ganzen schönen Barr-Berichte heimlich gefilmt wurden, er ist der "Meister" des Barrens, anscheinend bist du zu jung für die Geschichte. ;D
3. Ich gebe zu, daß man es sich aussuchen kann, ob man Profi wird, aber nicht immer kann man wenn man seinen Lebensunterhalt damit verdient so einfach aussteigen.
4. Die Rollkur finde ich als permanente Reitweise auch schlecht (hatte ich ja schon ganz am Anfang geschrieben), das hat aber nichts mit meiner Einstellung zum Barren zu tun, wobei ich wie BP denke, daß es pferde in Phasen geben kann, bei denen es angemessen und angeraten ist, sie hinter die Senkrechte zu holen, zumindest für einige Zeit.

Und ich bin ganz verwundert, ich bin bis jetzt noch gar nicht beschimpft worden ,D
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.

Offline Beagle-Petra

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #19 am: 28.08.04, 18:15 »
Und ich bin ganz verwundert, ich bin bis jetzt noch gar nicht beschimpft worden ,D

Bist halt viel zu verbindlich in Deinen Äußerungen. Mitschreiben bei den AGs reicht nicht als Training dafür.


@Silver Roper:
Hast halt den falschen Trainer erwischt für Dein Pferd. Ich fand den damals schon unmöglich, wie er so krumm und schief auf seinen Zossen über die Abreiteplätze geeiert ist, und ich find ihn heute unmöglich, wenn ich sehe, mit welch angstgeweiteten Augen seine Pferde durch die Prüfungen krampfen. Verdientermaßen ist er nicht sehr erfolgreich.



Bedauerlicherweise ist es gerade im Westernsport möglich, Pferde durch allerlei Schikanen so kirre zu machen, dass sie mental abgestorben durch die Prüfungen "zombien". Im Gegensatz zu dem, was so gern behauptet wird, Wünscht man keinesfall (mehr) eine Mitarbeit des Pferdes, sondern erwartet bedingungslosen Gehorsam. Und abgesehen von den Rinderprüfungen ist man auf die Mitarbeit des Pferdes auch nicht angewiesen. Und selbst da wird den Pferden auf ausgesprochen rüde Art klargemacht, dass sie bedingungslos zu funktionieren haben.

Selbstverständlich gibt es auch andere Westerntrainer, meiner Meinung nach sind die aber in der Minderheit. Der Punkt ist nämlich, dass es beim Westernreiten keine Prüfung gibt, bei der der Reiter so auf die Mitarbeit und das Wollen seines Pferdes angewiesen ist wie in VS, Dressur und Springen ab L. Und auf die Ausstrahlung des Pferdes im Sinne von Energie, Kraft, Wollen kommt es beim Westernreiten nirgendwo an. Ganz im Gegenteil, es geht nur um Gehorsam und Kontrolle.

Ich kann also Silver Roper die Erbitterung nachfühlen. Obwohl ich es genauso wie das Triumvirat unangebracht finde, alle Profis pauschal zu verdammen, noch dazu mit so dummen Sprüchen.
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Offline ghost

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #20 am: 28.08.04, 21:01 »
Barren halte ich in jeder Form fuer Tierquaelerei. Es geht auch ohne. Das Barren wird immer so in den Fordergrund gestellt, dabei bringt es im grossen und ganzen sehr wenig und hat nur einen Kurzzeiteffekt.
Wenn ein Pferd so stur ist, dass es permanent die Stangen runterpruegelt, denn das tut weh, erreicht man mit barren auch nicht viel, kurzzeitig ja, aber langzeitig absolut nichts.

Esge natuerlich kann man nicht mit Scheuklappen rum rennen, aber man kann sich auch nicht mit dem begnuegen was herr X oder Frau Y geschrieben haben und nur das machen was die geschrieben haben
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esge

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #21 am: 28.08.04, 22:16 »
BP und z.T. auch Ghost: Ich weiß nicht, ob so richtig durchgedrungen ist, dass ich auch den Blick IN den Elfenbeinturm hinein, nämlich seitens der Sportreiter, äußerst wünschenswert fände und nicht nur umgekehrt.
Hält man im großen Sport denn manchmal inne und fragt sich, ob man dies oder jenes auch feiner, leichter freundicher erreichen kann, oder steckt man dieses Potenzial dann lieber gleich immer in eine Stufe schwerer, höher, weiter? Echte Frage. Selbst beim Elfenbeinturm-Reiten kenne ich dieses Phänomen nämlich. Da geht mit allem Aufwand meinetwegen die Trabtraversale. sobald sie einigermaßen flüssig geht, gäbe es jetzt zwei Möglichkeiten: Die Trabtraversale mit minimierten Hilfen zu reiten oder direkt zur Galopptraversale überzugehen.

Hinkt ein bisschen, das Beispiel, aber vielleicht versteht ihr was ich meine?
wenn L ganz nett geht, geht man zu M über - anstatt L erstmal wunderschön zu reiten.

also, so ganz wegreden kann man es glaube ich nicht: Im Namen des sports, der Leistung, wird einiges schön geredet und man kneift auch mal vor sich selbst beide Augen zu!  Ich will nicht sagen, dass Pferde da immer gleich kaputt gehen dran (wobei man bitte auch mal die nicht vergessen sollte, die es rein mental nicht packen!) aber das sollte doch nicht entheben, immer mal inne zu halten und über Minimierung nachzudenken.

Übrigens ein Phänomen: eine Krankheit der Freizi-Szene ist, die Leistung so lange zu minimieren, bis sie zu den Hilfen passt. Eine Krankheit der Leistungsszene mag sein, dass sie die Hilfen so lange maximieren, bis sie zur Leistung passen.
Beides sollte nachdenklich stimmen.


Offline Beagle-Petra

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #22 am: 28.08.04, 23:31 »
Jupps, Esge, zu mir ist es durchgedrungen, dass das gucken über den tellerrand wechselseitig sein sollte.

Und die Punkte, die Du anschneidest, treffen zwei wichtige Nerven bei mir.

"eine Krankheit der Freizi-Szene ist, die Leistung so lange zu minimieren, bis sie zu den Hilfen passt." was man an sooo vielen fotos hier bei agrar wunderbar sehen kann. ist ja ok, wenn man es nicht besser kann und wenn pferd und reiter zufrieden sind, es nervt nur unglaublich, wenn diese art der reiterei zum mass aller dinge erhoben wird. Wenn ich mich nicht traue, ein pferd mal aufzufordern, mal richtig vorwärts zu gehen statt immer nur lasch daherzulaufen, weil ich es dann nicht mehr geritten kriege, ist es eine sache, leute zu verdammen, die das pferd fragen und mit den antworten umgehen können, eine andere. ist wohl gerade im reiten schwer, die grenzen der eigenen fähigkeiten anzuerkennen.

im leistungslager stört mich weniger die maximierung der hilfengebung als das schnellstmögliche vorwärtsgehen auf der leiter nach oben. wie du schon sagtest - man nimmt sich oft nicht die zeit, übungen zu verfeinern, um eine bessere grundlage für die darauf aufbauenden lektionen zu schaffen. Ich denke mal, gerade in der Dressur wäre das sehr von Vorteil. Ob im Springen, weiss ich nicht, weil - was gibt es da gross zu verfeinern? Die Sache hat eine andere Eigendynamik. Ein talentiertes Pferd langweilt sich, wenn es ein Level gut beherrscht, es zwingt einen dazu, das nächst höhere Level in Angriff zu nehmen. Ein sich langweilendes Pferd wird unvorsichtig und damit gefährlich. Und dann kommt noch hinzu, dass wegen der enormen Belastung man ja nicht unbegrenzt springen kann, sich also sehr genau überlegen muss, was man wie springt. Dressur ist natürlich immer angesagt und absolut notwendig, aber irgendwie ist das eine eigene Geschichte.
Besonders schlimm ist es beim Westernreiten, wo innerhalb von 18 Monaten das gesamte Programm ins Pferd reingepaukt werden muss. "muss" in dem sinne, dass man es für die 3-jährigen-prüfungen zum ende des jahres fertig haben will, "muss" aber auch in dem sinne, dass jeder glaubt, jedes westernpferd könne und müsse sein programm in dieser zeit erlernen.
in allererster linie fordert dieses hochziehen der leistung am unteren zeitlimit seine opfer - sei es, dass die pferde so über die uhr geritten werden, sei es, dass so gesundheitliche schäden entstehen.
das ist auch der grund, warum ich derzeit keinen unterricht nehme - ich kann nicht so schnell, und dem pferd bekommt zu viel stress auch nicht. schon gar nicht in diesem alter. so sehe ich denn gleichaltrige und jüngere leistungsmässig mit kondensstreifen an mir vorbeiziehen. nun ja, schaun wir mal in ein paar jahren.

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Offline SilverRoper

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #23 am: 29.08.04, 00:03 »
Hi @Petra

Ich kann also Silver Roper die Erbitterung nachfühlen. Obwohl ich es genauso wie das Triumvirat unangebracht finde, alle Profis pauschal zu verdammen, noch dazu mit so dummen Sprüchen.

Du brauchst nicht in deinem Namen für oder gegen mich zu sprechen. Ist nicht nötig...das können auch die anderen!

Ob du es glaubst oder nicht...ich verdamme nicht alle Profis  ;D
Ich nehme auch gerne Unterricht bei denen. Nur auf mein Pferd kommt keiner mehr  ;D, dafür hab ich zu lange gebraucht um sie wieder gerade zu bekommen.
Das ein Pferd erst zu Höchstleistungen gebracht wird, wenn es mitarbeitet, wird wohl dem letzten Hasen klar sein.
Du hast aber einen anderen Weg wie ich.
Was für dich somit gut ist, ist es für mich noch lange nicht. Mein Glück das ich nicht solche Pferde reiten muß, wie du sie beschrieben hast.
Bei einem Punkt gebe ich dir aber Recht, auch mein Pferd muß mir gehorchen, ohne wenn und aber...und...es tut es sogar.


Übrigens ein Phänomen: eine Krankheit der Freizi-Szene ist, die Leistung so lange zu minimieren, bis sie zu den Hilfen passt. Eine Krankheit der Leistungsszene mag sein, dass sie die Hilfen so lange maximieren, bis sie zur Leistung passen.
Beides sollte nachdenklich stimmen.


Das Freizeitreiter ihre Pferd rumstrampeln lassen...nö. Nicht alle  ;D

@Kimble03
Nimms mir nicht ganz so übel. Alle sind bestimmt nicht schlecht. Viele besitzen auch etwas, was sie von der breiten Masse abhebt.
Ich hab auch nichts gegen die VS...nur gegen ein paar Hindernisse  ;)

Man kann dieses Thema schön reden.
Am Ende kommt es aber immer auf das Gleiche raus.
Einige kennen sich besonders gut aus und das in allen Richtungen...müßten die Profis sein.

Silver

Offline ghost

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #24 am: 29.08.04, 02:16 »
Esge,

Die Frage ob das auch alle immer so richtig ist, stelle ich mir sehr oft. Ich weiss, dass viele Profies und top Amatoere sich sehr haeufig diese Frage stellen. Kenne kaum einen  der im spitzen Sport ist, der das nicht macht. Natuerlich wenn ich nen Teen oder Twen bin, ful of pis and vinegar, stelle ich mir die Frage kaum, es sei denn wenn ich aus dem OP komme.

Wie weit und wie schnell puscht man, puschen tun wir immer, das ist ne Frage des Naturells, wenn man nicht gierig ist unterzieht man sich nicht dem staendigen Zwang zum Training. Als Teen und Twen habe ich die Bremse eines Erfahrenen gebraucht, weil es ging ja noch hoeher, noch schneller und noch weiter. Dafuer sind dann Trainer, Reitlehrer etc. da und die die ich hatte waren vernuenfig und anstaendig genug, das Talent, den Willen in richtige Bahnen zu lenken. Das ist was ich Heute noch sehe, der Grossteil der Trainer sind sich ihrer Verantwortung sehr bewust und gehen wenigstens in meinem Sport als Beispiele vorne weg. Gibt es die ohne Ruecksicht auf Verluste, aber klar viel zu viele.

Pusche ich heute noch, klar und zwar kraeftig bin immer noch sehr, sehr gierig, ohne Ruecksicht auf das Pferd, nein, denn das waere ja ziemlich dumm, allein vom persoehnlichen Standpunkt, denn meine Knochen brechen erstaunlicher weise schneller als die der Pferde. Das ist eine Erfahrung die alle im Spitzensport machen.
Von den Verletzungen der Reiter hoert man ja ganz selten, die meisten Unfaelle passieren ja sowieso im Training. Da lernt man ganz schnell, dass wenn man es uebertreibt man irgendwan die Knochen hinhalten muss.

Kann man Pferde verheisen ohne ein persoehnliches Risiko einzugehn, klar. Wirds gemacht, jup ohne ende. Kotzt mich das an, ja klar. Rege ich mich darueber auf, noe, bringt ja auch nichts.
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Offline Kimble03

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #25 am: 29.08.04, 09:22 »
EEK, das freut mich, wenn wir sympatisch werden *g*

Noch eine Frage die ich nicht ganz verstehe:
Einerseits sagt ihr, man kann ein Pferd nicht dazu zwingen, bessere Leistung zu bringen oder vorsichtiger zu sein, anderereits stimmt ihr härteren Methoden zu um die Pferde zu mehr Leistung zu überreden. Ist das nicht etwas widersprüchlich?


Und härtere Methoden kurzzeitig angewandt, um z.b. einen gewissen Punkt zu überspringen, finde ich auch nicht so schrecklich. Manchmal hängts ganz einfach, weil das Pferd blockiert und sich auf stur stellt. dann packt man es einmal härter an und kommt über diesen Punkt hinweg und das Problem ist beseitigt (habe ich auch schon gemacht und nach dem einmaligen Zwingen ist dieser Knackpunkt nie mehr aufgetaucht bzw mir die Frage "muss das sein" vom pferd nciht mehr gestellt worden).
Aber bei einigen Reitern (ob Freizeit oder Turnierler) habe ich das Gefühl wird sowas dann leider zum "Dauer-Wundermittel"


Und jetzt hast dir deine Frage schon fast selbst beantwortet:
Derjenige, der die härtere Maßnahme als "Dauer-Wundermittel" einsetzt, derjenige ist in meinen Augen ein schlechter Reiter und verdient den Namen Profi höchstens unter dem Geldverdien-Aspekt.
Wobei es auch den mit (Western- oder blanker) Kandarrrrre rumreißenden Freizeit-Fuzzi gibt, der für mich unter diese Kategorie fällt. *gg*

Und dann gibt es den guten Reiter, der es schafft sich in sein Pferd hineinzufühlen, dabei feststellt, ob es "keinen Bock" auf die Übung hat, oder ein echtes Problem, und der dann so hart wie nötig und so wenig wie möglich und so kurz wie möglich einwirkt.


Und esge, ich kenne auch nur Profis, die sich immer wieder über ihre Reitweise Gedanken machen.
Außerdem denken immer mehr von denen, die es sich leisten können auch darüber nach, wie sie es ihrem Pferd so angenehm wie möglich machen können, Koppelgang, etc.
Denn auch hier setzt sich immer mehr das Wissen durch, daß ein ausgeglichenes Pferd ein leistungswilligeres ist.
Kann aber auch sein, daß ich mir das einbilde, denn ich habe nur Kontakt zu den Buschreitern, und die sind sowieso ganz anders. *g*
« Letzte Änderung: 29.08.04, 09:34 von Kimble03 »
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.

esge

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #26 am: 29.08.04, 09:36 »
Meine Aussage bezüglich Freizi- und Leistungsszene war generalisisert, wie immer, wenn man Schubladen aufmacht.
Da ich mich selbst natürlich *grins* als eine der Ausnahmen betrachte, die trotz überzeugtem Freizi-tum ständig nach mehr streben, sehe ich durchaus die vielen, vielen, vielen Ausnahmen. Und ebenso hoch schätze ich den Prozentsatz bei den sportreitern ein, die "anders" denken und tun.
Abgesehen davon sind die Grenzen zwischen ambitioniertem Freizi und sportreiter ohnehin fließend und letztlich ist es wohl mehr eine Frage der inneren Einstellung.

Kimble: Die wenige Erfahrung die ich mit Buschreitern sammeln konnte, sagt mir tatsächlich, dass die anders ticken. Am schlimmsten ist eigentlich die Dressurszene (springer kenne ich einfach nicht).

Offline Kimble03

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #27 am: 29.08.04, 10:08 »
Ja, die spinnen, die Dressurler! *g*

Ich hatte neulich eine Unterhaltung mit einer aus meinem Stall, die ein Buch hat, in dem die ungefähren Trainingspläne und die sonstigen "Freizeitaktivitäten" von Sportpferden stehen.
Die sagte, es sei total witzig, die VS-Reiter stellen ihre Pferde IMMER raus, die Springreiter MEISTENS und die Dressurreiter NIE.
Natürlich wieder streng vervorurteilt. *g*

Ich hab hr gleich erklärt, daß ich das Buch brauche ;D


Und genau so isses, die Grenze ist fließend, bin ich jetzt nur Freizeitreiter, obwohl ich "ganz normal" trainiere um voranzukommen, nur weil ich am WE nicht mein Pferd auf den Hänger stelle um mich mit anderen zu messen?
(Bei mir persönlich liegt es daran, daß ich wirklich unglaubliches Lampenfieber habe, und mir außerdem dieses ganze Turnierzeugs zu teuer kommt)

Und bin ich nicht wesentlich stärker sportlich (und am Weiterkommen) interessiert aus der Turnierreiter, der seit 25 Jahren seine A-Dressur mit 5,8 beendet?

Ach ja, und noch was, ich bin mir sicher, daß bei den Springern das Barren häufiger vorkommt als bei den Buschlern, zumindest bei denen, die Pferde verkaufen wollen.
Falls ein anderer Eindruck aufgekommen sein sollte.
« Letzte Änderung: 29.08.04, 10:47 von Kimble03 »
Entgegen allen anders lautenden Meinungen und Darstellungen ist es wirklich überraschend, dass so ein Junggemüse-Keks das allgemeine Gedöns, das mit dem Werden und Sein eines Reitpferdes zusammen hängt, so unglaublich einfach, willig und großartig umsetzt und dabei auch noch wahnsinnig gut aussieht.

Offline Beagle-Petra

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Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #28 am: 29.08.04, 11:58 »
@Kimble,

das glaube ich auch, dass Barren besonders dann eingesetzt wird, um Pferde gut zu verkaufen. Und ich weiß, dass Insider so was sehen, wenn gerade die jungen Pferde im Freispringen vorgestellt werden. Soweit ich das mitbekommen habe, ist immer dann Mißtrauen geboten, wenn die Pferde nur so über die Sprünge fliegen, dass man noch gut nen Kleinwagen zwischen oberer Stange und Pferdebein schieben könnte (na ja, leicht übertrieben). Der Kenner bevorzugt die Pferde, die eher sparsam springen, vom Kraftaufwand und der Höhe her, die ein niedrigeres Hindernis mit dem gleichen Abstand nehmen wie ein höheres, die also nicht "überspringen". Weil bei denen kann man davon ausgehen, dass die wirklich den Sprung springen, der da steht. (Wobei es junge Pferde gibt, die allein aus ihrer Mentalität heraus gern "überspringen", da muss man dann eben genau hingucken und seine Pappenheimer auch kennen, sonst wärs ja zu einfach.)

@EEK

Es ist im Westernreiten durchaus üblich, ebenso wie im normalen Reiten, die Pferde von Anfang an auch zu galoppieren. Im Buch von Podhaijski steht, dass - zumindest zu seiner Zeit - in der Spanischen auch von Anfang an galoppiert wird, also nicht erst Seitengänge bis zur Traversale und Piaffe an der Hand und dann erst Galopp.

Allerdings wird beim Westernreiten für meine Begriffe der Arbeit im Trab eine zu geringe Bedeutung zugemessen, vor allem im Bereich Reining. Der Trab konditioniert ein Pferd sehr gleichmässig, man kann sehr viel besser zusammenstellen und biegen und aufbauen und das Pferd durchlässiger machen und zwischen Beine und Zügel stellen und und und als im Galopp. Wenn ich mein junges Pferd im Schritt so richtig durchknete - halbe Volten, ganze Volten, achter, Zirkel vergrössern, verkleinern, immer nur kurz, aber immerhin, übertreten lasse, innenstellung, aussenstellung usw., fast schon seitengänge, das ganze auch kurz im Trab durchziehe, selbst wenn ich nur 4, 5 minuten trabe und dann angaloppiere, dann kriege ich einen wunderbar leichten, runden, balancierten galopp - auch mit antritt - ohne dass ich den galopp selbst groß trainieren muss. Ich hab dann mehr Galopp als jemand, der sein Pferd 20 Minuten im Galopp "trainiert" hat.  Jean Claude Dysli trainiert beispielsweise den Stopp fast nur aus dem Trab, im fleissigen Trab das Pferd zusammenschieben, mit den Schenkeln gegen das Gebiß, Nachgiebigkeit vorn fragen ohne ende, bis das pferd sich locker zusammenschiebt wie eine ziehharmonika. dann im galopp das pferd entspannt reiten, wenn es schön gerade ist, aufnehmen, whoa, tief und entspannt einsitzen, hand runter - und das pferd schmilzt in den Boden. dann macht der zosse das auch noch mit 20 und 25 jahren - während die Pferde denen man einen sliding stop nach dem anderen aus dem leib genudelt hat, oft genug noch im jungpferdealter mit spat und chronischen rissen in der hinterhandmuskulatur ausgesondert werden.

Zitat
Noch eine Frage die ich nicht ganz verstehe:
Einerseits sagt ihr, man kann ein Pferd nicht dazu zwingen, bessere Leistung zu bringen oder vorsichtiger zu sein, anderereits stimmt ihr härteren Methoden zu um die Pferde zu mehr Leistung zu überreden. Ist das nicht etwas widersprüchlich?

Also ich meine das so: Nehmen wir einfach mal eine Trabverstärkung. Wenn ich die Leistung an meinen Hilfen ausrichte, dann lasse ich das Pferd brav im Arbeitstrab daherlaufen, es ist entspannt und taktrein und geht auch so was wie am zügel. ich fordere das pferd dann auf der langen seite auf zuzulegen, es verlängert ein wenig die tritte und lässt sich vor der kurzen seite wieder durchparieren bzw. wird von selbst langsamer. alles nett, brav, artig und nicht irgendwie falsch oder so. das pferdchen läuft nett untertourig daher und reiter ist zufrieden.

Nur fehlt dem Ganzen der Schwung, der Pepp. Dazu muss ich erst mal den Motor des Pferdes ziemlich aktivieren, das Pferd wird "wach", bekommt eine ganz andere Lust vorwärtszugehen, tritt aktiver, kraftvoller durch. Je mehr wille zum vorwärts da ist, desto schwieriger ist dieses vorwärts zu kontrollieren. Es braucht mehr Spannung, mehr Wachheit, mehr Entschlossenheit vom Reiter, er muss kurz gesagt mehr reiten, mehr beim Pferd sein. Ist schon wie beim Autofahren, ich kann eine Kurve schön langsam im 3. Gang durchfahren, ich kann auch runterschalten, mehr gas geben und die Sache mit Schmackes angehen, bin aber immer in der Gefahr zu übersteuern, wenn da was nicht genau passt. jedenfalls so ungefähr.
Das ist so ein Punkt, den unser Reiter scheut, der die Leistung an seine Hilfengebung anpasst, weil er nämlich in dem Moment die richtigen Hilfen nicht mehr geben kann und daher sozusagen auch eine Vermeidungsreittaktik pflegt.
So, und nun müssen wir den so begeistert trabverstärkenden zossen auch wieder runterholen. Da mehr schwung da ist, brauche ich auch energischeres Einsitzen und energischere Schenkelhilfen und wohl auch mal eine energischere Parade, um das Pferd vor Erreichen der Ecke wieder in Arbeitstempo zurückzuholen. Kommt meine Hilfe nicht durch, weil ich zu lasch bin, rennt das Tier völlig auseinandergefallen und über tempo um die Ecke, und mir gehts dreckig da oben drauf. so würde es unserem vermeidungsreiter gehen, der auch deshalb lieber den turbo vermeidet.
der forschere reiter kriegt das hin. aber es kann sein, dass das pferd sagt: ich lauf grad so schön, macht spass, du kannst mich mal. dann  muss die aufforderung zum tempoverkürzen so energisch kommen wie es nötig ist um dem pferd klarzumachen, dass es solche eigenmächtigkeiten nicht gibt. wenns sein muss, setzt man das pferd da ziemlich drastisch auf den arsch. westernreiter lassen ein pferd, das einfach durch die paraden läuft, auch mal geradeaus gegen die wand laufen. ist sehr effektiv, wenn richtig gemacht.
soll heissen, je mehr ich den turbo eines pferdes aktiviere (ok, viele pferde haben den gar nicht, andere geschichte), desto mehr muss ich in der lage sein, den auch zu kontrollieren. und ich muss manchmal zu sehr harten massnahmen greifen, um dem pferd klarzumachen, dass immer noch ich obendrauf die letzte entscheidung habe. das pferd muss immer bei mir bleiben. ist wie bei kindern die was ganz tolles sehen und einfach dahin wollen, da hilft es auch nicht mehr zu säuseln "aber egon, bleib schoen bei mami"; das hört egon doch gar nicht mehr.
lange rede, kurzer sinn: ich muss als reiter spass daran haben, den turbo eines pferdes zu nutzen, und ich muss das können und die entschlossenheit haben, meine forderungen auch unter diesen bedingungen durchzusetzen. nur dann kann ich von dem pferd leistungen erfragen, die den turbo benötigen. zu nem e-springen brauch ich das nicht, das sind bessere galoppsprünge, bei L geht das richtige Springen los, da komm ich mit einem brav daherlaufenden Pferd schon möglicherweise nicht mehr durch. Ebenso bin ich bei der L-Dressur mit brav daherlaufend wohl regelmässig eher ausser der Wertung zur Platzierung. In einer Reining bin ich in dem Bereich, in dem ich keine Pluspunkte sammeln kann.

Mir fehlt bei den rein um der Kunst willen reitenden Reitern oft ein wesentliches Element: die Brillanz. Fällt mir ganz besonders bei Vorführungen von Nathalie Penquitt immer wieder auf. Halt der Schritt über die Grenze, der brav von brillant unterscheidet.
Um den Schritt machen zu können, muss ich mir aber darüber im klaren sein, dass ich dann ggf. ganz andere Kräfte zu bändigen habe, auch mal hart durchgreifen muss. Wenn ich dazu willens und in der Lage bin, kann ich die Leistung vom Pferd erfragen, zu der es imstande ist. Bin ich das nicht und frage ich trotzdem, gibts bestenfalls extrem unschöne Bilder.
Nur echt mit dem Beagle!

esge

  • Gast
Re: Im Namen des Sports?
« Antwort #29 am: 29.08.04, 12:31 »
Ob nun ausgerechnet Nathalie Penquitt das Maß der Dinge sein muss...?? Puh

Die Frage, ob der "Kick" die Sache brillanter oder gequälter macht, ist die des richtigen augenblicks.
Es gibt Momente, wo ein Piek mit dem sporen die Leistung verbessert und es gibt Momente, wo derselbe Piek das Pferd verkrampft.
die Häufigkeit, den richtigen Moment zu treffen unterscheidet gute, mittelmäßige und schlechte Reiter.
Es unterscheidet aber auch den guten vom schlechten Reiter, diesen Piek im rechten Augenblick eher selten zu brauchen.
Selbstverständlich steht der Sporenpiekser symbolisch und stellvertretend...