Autor Thema: Kein Platz?  (Gelesen 33450 mal)

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geolina

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Re: Kein Platz?
« Antwort #90 am: 17.02.07, 15:28 »
hallo,

miranda, dir macht die geschichte sorgen und das versteht hier ja auch jeder. das pferd sieht gut aus - ihm fehlt in deinen augen ja auch fast nichts, weshalb, die entscheidung ihn einzuschläfern noch schwerer fällt. ist auch jedem klar. aber deinem pferd ist es relativ egal, ob es noch 10 jahre lebt oder jetzt stirbt. es hat keine vorstellung davon, was tod oder das ende ist.

pferde haben natürlich gefühle, aber eben eher auf das jetzt bezogen, also geht es mir jetzt gut, bin ich in der lage wegzulaufen, wenn ich angegriffen werde. wenn das alles stimmt, dann ist ein weiterleben für ein pferd toll, wenn nicht, dann sollte man einen schlussstrich setzen.

warum?

schau dir mal pferde an, was sie in kauf nehmen, an schmerzen, herzproblemen, usw. um normal zu wirken, sich keinen krankheit ansehen zu lassen, dann weisst du wie wichtig einem pferd gesundheit ist. (ich hoffe, du verstehst, was ich meine) pferd mit schlimmen herzfehlern, sterben plötzlich unter dem reiter - wie kann das sein? warum fällt das nicht vorher auf? weil das pferd die probleme unterdrückt - auf normal macht. krankheit ist für ein pferd das schlimmste was passieren kann.

zudem, verträge sind schall und rauch. ein pferd, das gut aussieht, sieht gut aus und kann geritten werden. eine freundin von mir hat gerade eben ihr pferd mit schutzvertrag weitergegeben (aber in erreichbarer nähe), da hat man dann auch schon was von kann man ja mal ein mädel (na nur ein leichtes) zum führen draufsetzen gesagt. freundin sagte - klar, das geht. ... ich bin gespannt, ab wann so ein kurzer ausritt nichts macht, ab wann man ja auch mal traben kann und ab wann eigentlich irgendwas gegen einen kurzen galopp spricht, denn das pferd ist ja erst 12 und es schaut ja noch so gut aus. hm, kann sein, dass ich das ganze einfach zu negativ sehe, aber jemand, der ein pferd aufnimmt, alle rechnungen für es zahlt und sich auch gefühlsmäßig voll für ein pferd engagiert, den zieht es eben irgendwann auch drauf. (also ich könnte/würde darauf nicht verzichten, außer es ist mein pferd und ich wüsste ganz genau, warum es nicht mehr reitbar ist. sonst würde wahrscheinlich selbst ich irgendwann mal probieren, denn man hat ja schon von so vielen geschichten der urplötzlichen gesundung gehört, ein paar kügelchen globuli und dann versuchen *hust*, huch, das war off)

warum willst du an den traum glauben, dass es menschen gibt, die dir alles abnehmen und die dann nichts dafür erwarten und dir auch noch die entscheidung überlassen, ab wann eine tötung notwendig ist.

setz die rosarote brille ab.

es gibt keine 2 möglichkeiten, du musst DICH um DEIN pferd kümmern, so einfach ist das.

alex

Offline Viki

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Re: Kein Platz?
« Antwort #91 am: 17.02.07, 18:19 »
Das spricht mir in jeder Hinsicht aus der Seele.

Dominachen

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Re: Kein Platz?
« Antwort #92 am: 17.02.07, 19:21 »
Zitat
Ich kann statt einem Kauf- und Schutzvertrag einen Nutzungsvertrag machen, mit der Klausel, dass ich mein Pferd selbst sehen muss, bevor diejenigen, die es nehmen und wo es dann steht, es einschläfern lassen.

Wenn man wirklich nicht möchte, dass es seinem Pferd schlecht geht, es beim Schlachter landet oder sonstwie verwendet wird, bleibt nur eine Möglichkeit, nämlich es bleibt auf dem Hof.  Wenn du dich durch die Foren, oder durchs Netz surfst, hört man immer wieder von Leuten die Pferde mit einem Nutzungsvertrag weggegeben haben und es plötzlich weg war.
Natürlich kann man dann klagen und vielleicht bekommt man eine Entschädigung, aber was nützt dir das dann noch? Das Pferd ist dann meist weg und beim demjenigen der das Geschäft gemacht hat, ist nix zu holen.

Aber es ist nunmal so, wenn ich nicht mehr bereit bin, die Kosten für ein nicht reitbares Pferd übernehmen kann oder möchte, kann ich es dann von anderen verlangen. Kann ich verlangen, dass die neuen Besitzer die Fürsorge, das Geld, die Zeit, die Arbeit investieren, damit das Pferd sein ganzes Leben lang behält und pflegt! Ich behaupte mal, dass es diese Plätze wirklich sehr dünn gesäht sind....und wie schnell steht so ein junges Pferd beim Händler und wird als Reitpferd verhöckert. Und ich persönlich möchte dafür dann nicht verantwortlich sein, wenn evtl. dieses Pferd an einen ahnungslosen verkauft wird, der vielleicht einen schweren Unfall mit diesem Pferd erleidet....und dann ist meist der Weg vorprogrammiert.


Offline Mim

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Re: Kein Platz?
« Antwort #93 am: 17.02.07, 19:28 »
Hallo Alex,

auch ich kann bei dir unterschreiben. Wir Menschen gehen einfach davon aus, dass Tiere wie Pferde & Co. einfach ihr Unbehagen oder Schmerzen genau so zeigen würden wie wir.

Wenn nicht - dass das Unwohlsein oder Schmerzen ja nicht soo schlimm sein können.

Ein Tierverhaltensbuch (Temple Gradin) hat mir hier (auch in Hinblick auf Schweine) die Augen geöffnet: Beutetiere verhalten sich bzgl. Schmerzen ganz anders als Jäger.

Ein Beutetier - dass seine Schmerzen zeigen würde - dem wäre dick auf die Stirn geschrieben für alle Jäger: Ich bin krank - friß mich!

Aus diesem Grund "verstecken" diese Tiere ihre Schmerzen viel besser, haben das einfach gelernt "still" zu leiden im Vergleich zum Jäger Mensch oder Hund die gleich ganz anders "jaulen" = Aufmerksamkeit/Rücksicht. Wenn ein Pferd, Schwein mal vor Schmerz einen Laut von sich gibt - da muss es schon weit sein...  :-[

So muten wir diesen "Beutetieren" wie Pferde, Kühen, Schafen, Schweinen viel mehr zu - weil sie nicht "unsere" Schmerzsignale" zeigen.

Und ich scheu mich auch selbst nicht, dies Leuten ins Gesicht zu sagen, die von der Tierproduktion leben und kann auch mit dem betreten-unwilligen Schweigen danach ganz gut leben.

Gruß Mim
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline Viki

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Re: Kein Platz?
« Antwort #94 am: 20.02.07, 11:56 »
kein "normaler" Pferdemensch mit dem  nötigen Wissen und Sachverstand wird sich bewußt so ein Tier kaufen! Diejenigen, die sich soetwas zulegen, wissen genausowenig wie Du anfangs, was es heißt, so ein Pferd zu haben. Und Geld übrig, um die TA-kosten zu zahlen, den Hufschmied, eine sachgemäße Krankengymnastig etc... haben die Leute, die "sowas" nehmen, in der Regel auch nicht. Entweder verlottert das arme Tier irgendwo oder es wird dennoch "geritten", weil die neuen Besitzer schlicht zu blöde sind, das Ausmaß solcher Schädigungen zu kapieren.

Ich frage mich grundsätzlich, ob es überhaupt einen vernünftigen Abnehmermarkt für "Beistellpferde" gibt. Vernünftig heißt, dass das Pferd mit allem Nötigen versorgt wird (in der Regel mehr Aufwand, weil das Pferd krank oder alt ist) und idealerweise Lebensstellung hat.
Solche vernünftigen Leute, die einen Beisteller brauchen, wissen genau, dass die Einsparung beim Anschaffungspreis bei einem geschenkten Pferd nicht zählt. Wenn ich die Kosten von 2 oder 3 Monaten Haltung nehme, kriege ich dafür in jeder Gegend problemlos eine Auswahl günstiger Pferde mit Zukunft (Jungpferd, Pferd ohne Papiere, Händlerpony etc.). Warum sollte ich mir dann eine Zeitbombe, die ich nicht nutzen kann und nie mehr guten Gewissens loswerde, antun, nur um 500 oder 1000€ zu sparen?

Offline zaino

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Re: Kein Platz?
« Antwort #95 am: 20.02.07, 14:52 »
Hm, einen MARKT? Kann man so glaub ich nicht sagen, Viki.
Andererseits, wenn ich mir den Münchner Rossmarkt so angeschaut habe... gruselig.
Ganz viele "arme Pferde" und denen gegenüber "ganz viele Ahnungslose die ein armes Pferd zum Retten suchen"...

Nach Moggalas Bericht da oben dacht ich mir, mei, diese Stute hat doch jahrelang ein sauschönes Herdenleben gehabt, kann da nun beim Weitergeben wirklich was BESSERES nachkommen?  :'( :-\ *zweifelhab*....

Offline thyrie

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Re: Kein Platz?
« Antwort #96 am: 20.02.07, 15:16 »
Wenn ich mir die Seiten von Beistellpferde.de anschaue, dann gibt es einen solchen Markt. Leider bekomme ich immer wieder mit, was mit diesen Pferden passiert  >:( Da werden äußerlich gesunde, aber trotzdem unreitbare Pferde abgegeben in der Hoffnung, einen guten Platz gefunden zu haben (ich unterstelle einfach mal, dass die meisten um das Wohl ihrer Pferde besorgt sind). Diese Hoffnung wird häufig bitter enttäuscht, weil das Pferd spurlos verschwindet, weiterverkauft wird. Es gibt immer wieder Leute, die es drauf haben, den Leuten ein X für ein U vorzumachen und auf diese Art Pferde "erschleichen", um damit Gewinne zu machen. Teilweise sind es Händler, die Transporte nach Belgien oder Italien zusammenstellen (hier in der Gegend inseriert einer immer wieder von dem ich es ganz genau weiß).
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Offline Mim

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Re: Kein Platz?
« Antwort #97 am: 20.02.07, 18:58 »

wo wir nun bei der Kernfrage sind: Gibt es etwas schlimmeres als den Tiertod?

Ich hadere alleweil mit der gelungenen Selbsttäuschung von uns Tierhaltervolk ...

Gruß Mim
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline Viki

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Re: Kein Platz?
« Antwort #98 am: 20.02.07, 19:27 »
wo wir nun bei der Kernfrage sind: Gibt es etwas schlimmeres als den Tiertod?

Ja, natürlich - aber es gibt nichts Endgültigeres und es ist schon eine Entscheidung für immer. Dein Posting oben fand ich gut und wichtig - Tiere denken nicht voraus und planen, was sie mit ihrem leben so noch anstellen könnten. Die Last der Entscheidung trägt der Mensch und deine Ausführungen können es leichter machen, von den eigenen Emotionen abzusehen.

Genaugenommen fängt das Drama nicht bei Miranda an, sondern bei der Züchterin. Wenn sie das Pferd aus Kostengründen loshaben wollte, wäre sie verpflichtet gewesen, dem Leben, das sie sozusagen verursacht hat, ein Ende zu setzen. Miranda ist sozusagen der erste "Beistellpferdkäufer" in dieser Pferdegeschichte. Die Züchterin ist die Verantwortung elegant losgeworden und wenn mich etwas ganz besonders ankotzt, dann sind es Züchter, die keine Verantwortung für "selbst geschaffenes" Leben übernehmen.

Offline thyrie

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Re: Kein Platz?
« Antwort #99 am: 20.02.07, 19:29 »
Ich hadere auch ab und zu   :-\

Bei meinen eigenen Pferden steht fest, dass sie nur noch mit den Füssen nach oben vom Hof gehen. Jedenfalls wenn es um ein unreitbares Pferd geht.

Die entdgültige Entscheidung zu treffen ist schlimm, aber ich möchte mir nie vorwerfen müssen, ein Pferd in eine ungewisse und nicht zu beeinflussende Zukunft zu entlassen.
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Offline Nici1970

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Re: Kein Platz?
« Antwort #100 am: 24.02.07, 01:00 »
Hab mich grad durch den Thread gekämpft und kann euch nur sagen, das die Stute zu einer sehr verantwortungsbewußten und erfahrenen Pferdefrau kommt. Sie darf dort in Offenstallhaltung und Pferdegesellschaft leben und niemand wird sie jemals reiten oder gar weiterverkaufen.

Sicher gibt es jede Menge "böse" Menschen, die den Beistellpferdemarkt nutzen und ihren Reibach machen aber bitte nicht alle über einen Kamm scheren.

Nicht jeder der Pferde aus schwierigen Situationen aufnimmt oder gar alten, ausgedienten Pferden ein paar schöne Restjahre ermöglicht hat keine Ahnung oder ist gleich Pleite. Es soll auch Leute geben, die sich ihrer Verantwortung einem Tier gegenüber sehr wohl bewußt sind und auch wissen, wann es besser ist ein Tierleben zu beenden und wann nicht!

Offline Viki

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Re: Kein Platz?
« Antwort #101 am: 24.02.07, 10:03 »
Es soll auch Leute geben, die sich ihrer Verantwortung einem Tier gegenüber sehr wohl bewußt sind und auch wissen, wann es besser ist ein Tierleben zu beenden und wann nicht!

Ja, genau darum ging es hier.

Schön, wenn es bei Miranda geklappt hat mit der Vermittlung.

geolina

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Re: Kein Platz?
« Antwort #102 am: 24.02.07, 10:35 »
hallo nici,

es gibt solche menschen, ganz klar. und wenn man sojemanden gefunden hat, dann ist das gold wert. nur: um dir sicher zu sein, musst du den platz schon gut kennen. und das tut hier eben niemand.

ein fader beigeschmack bleibt meines erachtens immer noch. wie ich es schon mal in einer box zum kauf eines pferdes geschrieben habe. meiner meinung nach MUSS man sich beim kauf eines pferdes schon gedanken darüber machen, wie es weitergeht, wenn das geliebte pferd eben nicht mehr reitpferd ist.

dann einfach jemanden zu suchen, der einem die last der verantwortung abnimmt finde ich den zu leichten weg. v.a. da das risiko einen guten platz zu finden hier das pferd trägt und zwar ganz allein.

zum thema böse menschen, sag doch einfach wie es ist, menschen, die zwanglagen und nöte der anderen (pferde oder menschen) noch in kohle verwandeln wollen. und die gibt es nicht nur ab und an, sondern zuhauf. wenn ich mir ansehe, was so in den schlechteren pferdeverkaufsställen noch so alles als dressur- oder springcrack verkauft wird. leute aus unserem stall waren gerade bei so einem typen - da wurde ein schöner fuchs im internet angeboten, im stall war das dann plötzlich ein rappeldürrer, blutjunger brauner  ???. den der kerl dann nicht mal probereiten wollte...da sollte gleich das junge mädel drauf, das das pferd kaufen wollte. ich will gar nicht immer nachvollziehen können, woher die solche pferde haben.

nochmal zum thema nicht-mehr-reitbar und blutjung. ich werde am sonntag mit einer freundin offenställe anschauen fahren, da ihr 7jähriger dressurwallach leider die diagnose austherapiert bekommen hat. auch sie hat sich gedanken gemacht, über eine abgabe als beistellpferd. ich war da immer dagegen und finde es nun irgendwie richtig, wenn sie selbst für ihr pferd weiterzahlt...man kann die verantwortung nicht einfach abgeben, weil das wunschpferd eben plötzlich nicht mehr das wunschpferd ist. mal sehen, ob sie das nun auch liest, da ich sie auf diese box hier aufmerksam gemacht habe ;)

selbst, wenn es leute gibt, die wirklich nur das beste wollen und kompetent sind. es ist und bleibt eine ausflucht.

alex

Offline Viki

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Re: Kein Platz?
« Antwort #103 am: 24.02.07, 10:43 »
Von wegen "böse Menschen": Dann ist Miranda auch ein "böser" Mensch, weil sie das Pferd loswerden will.

Es gibt auch genug Leute, die schaffen sich ein Pferd an und haben dann kein Geld mehr - wie stuft man das ein?

geolina

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Re: Kein Platz?
« Antwort #104 am: 24.02.07, 11:05 »
hallo viki

die nennt man pferdeverkäufer  ;D. das ist aber was ganz anderes, als ein pferd zum nulltarif loswerden zu wollen, weil es nicht mehr reitbar ist. man bietet ein reitbares pferd zum verkauf an, weil man selber es eben nicht mehr halten kann. muss dann ja kein supersportcrack sein, evtl. älter, aber eben auch kein chronischer patient.

alex