Autor Thema: Rapseinstreu - giftig?  (Gelesen 15461 mal)

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Rapseinstreu - giftig?
« am: 10.01.07, 22:46 »
Wer hat Erfahrungen mit Rapseinstreu gemacht, fressen die Pferde davon?

Ich habe dazu folgendes gefunden, und mache mir jetzt Gedanken, weil in dem Stall, in den ich bald zurückgehe, neuerdings gehäckseltes Rapsstroh (gedroschen, d.h. eigentlich (?) ohne Samen) zum Einstreuen des Offenstalls benutzt wird. Zwar gibt es auch Getreidestroh aus der Raufe, aber mein Pferd ist verfressen ...  ???:

"-- Giftige Teile:Besonders Samen und Rückstände der Ölherstellung (Extraktionsschrote)
Rapsmehl, Rapskuchen und Rapsschrot im Futter ebenfalls giftig
-- Dosis: ?, auch Todesfälle bekannt
-- Vorsicht auch bei Rapsstroh- Einstreu, sowie Verunreinigungen mit Raps oder Rapskomponenten im Mischfutter. Lieferungen immer kontrollieren (kleine, tiefschwarze, kreisrunde Samen)"
Quelle: http://www.giftpflanzen-fuer-pferde.de/Raps.htm

Erfahrungen?
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Offline unki

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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #1 am: 11.01.07, 00:26 »
Um was für ein Gift soll es sich denn handeln?
Ich habe außer Erucasäure nichts gefunden.
Zu Erucasäure findet sich bei Wikipedia folgendes:
"Sehr hohe Dosen von Erucasäure führen zu Herzmuskelverfettung. Insbesondere aus Versuchen mit Ratten, die aber vermutlich einen anderen Fettstoffwechsel als Schweine, Primaten und Menschen haben, sind Schäden des Herzens bekannt. Es gibt aber keinen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Rapsöl und Herzschäden beim Menschen, so dass die Obergrenze für die empfohlene Tagesdosis anhand von Tierversuchen abgeschätzt wird. Sie liegt bei 500 mg Erucasäure pro Tag für einen Erwachsenen. Selbst beim häufigen Verzehr von Rapsöl, der aufgrund des hohen Anteils von ungesättigten Fettsäuren vorteilhaft sein kann, und von Rapsölprodukten wird diese Dosis nicht erreicht, wenn der Anteil von Erucasäure an den Fettsäuren kleiner ist als 2%."

Allerdings sind die heutigen Rapssorten schon seit langem frei von Erucasäure.
Woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich noch nicht gehört habe, was ich sage?
unki

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Offline Esprit

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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #2 am: 11.01.07, 08:33 »
Habe auch noch nie gehört, das Raps irgendwie giftig sein soll. Rapskuchen etc. sind in ganz vielen Futtermitteln drin.
Bei dem Link wird ja auch nicht erwähnt, was giftig ist, ausser Nitrate. Und die sind ja wohl in (fast) allen Futtermitteln
drin dank unserer modernen LAndwirtschaft.
" ... doch schätze ich sehr die Berberpferde für die Reitkunst, wegen ihrer besonderen Fähigkeit
sich gewandt und anhaltend in schwierigsten Galopplektionen zu bewegen" Antoine de Pluvinel

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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #3 am: 11.01.07, 10:46 »
Auf der Seite geht es speziell um Gefahr für Pferde, ich zitiere nochmal:
Zitat
Rapsmehl, Rapskuchen und Rapsschrot im Futter ebenfalls giftig (...) 00-Raps zwar nicht so bitter,
bezieht sich die Bitterkeit auf diese Erucasäuren?
Zitat
dennoch gleich giftig, deshalb Vergiftungsgefahr erhöht.(...) Raps enthält große Mengen Nitrat, Vergiftungen und Koliken häufig!.
Immerhin ist diese Auskunft von
Zitat
Dietbert Arnold
öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Pferdezucht und -haltung
da macht mich das schon unruhig. :-\
Wahrscheinlich meint er also die Nitrate? ???

Hat vielleicht auch noch jemand praktische Erfahrungen?
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Offline unki

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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #4 am: 11.01.07, 12:07 »
Ich erinnere mich an die Zeiten, als Erucasäura-arme Sorten eingeführt wurden: Da wurde hin und wieder von Rehen und Hasen berichtet, die sich im Winter/Frühjahr an dem leckeren Raps gütlich getan hatten und daraufhin an Pansentympanie bzw an Kolik gestorben sein sollen.
Aber - Nitrate im Rapsstroh (von 00-Raspssorten) - das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Nitrate kommen aus den Stickstoffverbindungen in der Pflanze (Eiweiß)und im Reifestadium sind die bereits abgebaut/umgesetzt. Getreidestroh enthält hauptsächlich Gerüstsubstanzen wie Zellulose und Lignin, jedoch Nährstoffe wie Kohlenhydrate und Eiweiß praktisch nicht mehr. Das dürfte auch bei 00-Raps nicht anders sein, denn der wird ja auch erst dann gedroschen, wenn die Rapskörner reif sind. Da ist in normalem Heu sicher  mehr Nitrat enthalten, weil es ja dabei eigentlich um "unreifes" Gras handelt, aber darüber redet irgendwie niemand.

Vorsicht allerdings bei Erucasäure-reichen Industrierapssorten (Öl für chemische Industrie):

"Öle und Fette finden in größerem Umfang in der chemischen, der Waschmittel- und der Kosmetikindustrie Verwendung. Die Rohstoffe werden vorwiegend aus Kokospalmen gewonnen (Kokosöl, Palmkernöl). Als mitteleuropäische Ölpflanze hat nur Raps eine größere Bedeutung für die Industrie (Jahresbedarf der EG ca. 60 000 t). Rapsöl wird in der Waschmittelindustrie z.B. als Schaumbremser verwendet. Benötigt wird dazu eine Sorte, die viel Erucasäure enthält (66%). Diese kann aber wegen negativer Folgen für die Tiergesundheit nicht als Futtermittel genutzt werden. Um Raps als Futtermittel verwenden zu können, wurde neben anderen Bitterstoffen gerade die für die Industrie interessante Erucasäure herausgezüchtet (0/0-Raps). Derzeit wird versucht, auf gentechnischem Wege einen hochwertigen Industrieraps mit einem Erucasäure-Anteil von 80-90% zu züchten (Trierucin-Raps)(12). Das Hauptrisiko besteht dabei in einer unerwünschten Genverbreitung. Futtermittelraps muß wegen der toxischen Inhaltsstoffe des Industrierapses räumlich gut getrennt von diesem angebaut werden."
(Quelle)

Überall ist die Rede von Raps - womit die Körner als marktfähiges Erzeugnis gemeint sind. Man muss immer sehen, wovon genau die Rede ist. Was für die Körner gilt, muss nicht unbedingt auch für das Srtoh gelten
« Letzte Änderung: 11.01.07, 12:11 von unki »
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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #5 am: 11.01.07, 19:14 »
Das war ja nun wirklich eine tiefschürfende Auskunft. :-*
Warum bist Du eigentlich so klug, machst Du sowas beruflich?

Da bin ich erstmal halbwegs beruhigt und werde ich mich dann unauffällig erkundigen, was für Raps das ist.
Und die anderen Pferde machen ja die Versuchskaninchen :-X.
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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #6 am: 11.01.07, 19:26 »
Das war ja nun wirklich eine tiefschürfende Auskunft. :-*
Warum bist Du eigentlich so klug, machst Du sowas beruflich?
Danke für die Blumen...
Das muss genetisch bedingt sein bzw. mit dem Alter etc. *gg*
Und: Ja, sowas ähnliches

In welcher Form wird denn das Rapsstroh bei dem Stall angeliefert und von wem? Ich weiß, das größere Futtermittelhändler sowas (entstaubt etc.pipapo) im Angebot haben.
Ich würde mich an Deiner Stelle mal beim Hersteller bzw. Lieferanten erkundigen, was das für Material ist und wenn es ausdrücklich für die Einstreu von Pferdeboxen hergestellt wird, dann müssen die ja auch sowas wie eine Produkthaftung haben, oder nicht? Und über die Inhaltsstoffe Auskunft geben?
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Re: Rapseinstreu - giftig?
« Antwort #7 am: 11.01.07, 23:41 »
Das ist so eine Sache, der SB ist nicht sooo auskunftsfreudig. Vor ca. 1 1/2 Jahren wollte er schonmal Rapsstroh benutzen, da hatte er eine "günstige Bezugsquelle" (verdächtig oder geschäftstüchtig?), aber es ist am Misstrauen einiger Einsteller gescheitert, die wohl auch sowas gelesen hatten.
Sowas gibt dann fast nie eine ordentliche Diskussion, sondern artet immer gleich in einen Streit aus. Kundenbetreuung gehört wirklich nicht zu seinen Stärken (Das ist auch der einzige echte Nachteil bei diesem Stall).
Inzwischen ist wegen solcher Umgangsprobleme diese Gruppe gegangen.
Ob das nun dieselbe Raps-Bezugsquelle ist? ???

Ich bin ja froh, dass ich Ende Januar nach meiner beruflichen Verschickung so glatt wieder unterschlüpfen kann obwohl der Stall eigentlcih bis Oberkante Unterlippe voll ist. Ich finde diesen Stall ansonsten für mich und mein Pferd auch wirklich ideal; Vergleichbares gibt es sonst nicht.
Da will ich wirklich nicht gleich Unruhe verursachen, nachdem ich kurz vor meinem Weggang schon das Robinienproblem auf den Tisch gebracht habe 8), obwohl es mein Pferd nicht betroffen hat.
Die Rapsstrohgefahr scheint ja hoffentlich (wenn überhaupt) eher gering zu sein, da die Pferde eigentlich ::) nicht drangehen. Da mache ich mich lieber erstmal gründlich selber schlau, und werde nur bei gravierenden Problemen aktiv.
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