Hallo Lexi,
erstmal, so auf die Ferne kann man natürlich keine exakte Ratschläge geben.
Es ist wohl dein 1. Hengst? Und seine Vorgeschichte weißt Du auch nicht genau?
Ich habe selbst einen Hengst und im Grunde genommen sind sehr häufig hengstbedingte Verhalten ähnlich. Ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung heraus einiges dazu erzählen.
Mein Hengst ist in einem Herdenverband groß geworden (mit Leithengst und Leitstute und Fohlen, an die er nicht dran durfte) und als ich ihn 6jährig vor 4 Jahren gekauft habe, hat er mit einem Pony zusammen gelebt. Dieses Pony habe ich mit gekauft und es ging mit den beiden die ersten Jahre sehr gut, sie haben zusammen im Offenstall gelebt. Als allerdings der Hengst zum 1. Mal gedeckt hat und mit 8 Jahren erwachsen wurde, hat er das Pony ziemlich gejagt und ich habe für die Sommerzeit das Pony zu meinen anderen Pferden getan. Inzwischen lebt das Pony komplett bei meinen anderen Pferden.
Mein Hengst steht im Offenstall mit Paddock, der Paddock ist mit einem Gang von 2m Breite geteilt und daneben sind 2 Stuiten und 2 Wallache. Die betrachtet er auch auf "Entfernung" als seine Herde und er ist damit sehr zufrieden und ruhig. Bei der Weide habe ich dieselbe Teilung. Das ist für uns die beste Lösung, der Hengst ist sehr ruhig in seinem Gebiet, selbst wenn die Stuten rossig sind. Im Frühjahr kommen dann andere Stuten zum Decken, die auch in Sichtweite untergebracht sind, so können sich Hengst und Stute erstmal auf die Entfernung sehen und riechen.
Ich denke mit meiner Haltung habe ich für meinen Hengst das Beste für ihn erreicht, denn zusammen mit anderen Pferden geht nicht!! Er ist nicht alleine, bekommt alles mit und hat keinen Stress.
Und ich würde kein Risiko eingehen, Wallache, mit denen er nicht aufgewachsen ist, zum Hengst zu stellen. Das kann gut gehen, aber in den meisten Fällen eben nicht!
Und der arme Wallach wird gejagt und gebissen. Du mußt dir klar sein, daß ein fremder Wallach immer Konkurrenz ist und der Hengst nicht weiß, daß es ein Wallach ist. Also erkennt der Hengst den anderen Wallach nur als Hengst, denn Wallachverhalten gibt es in der Natur nicht. Der Hengst kann den Wallach sehr ernsthaft verletzen.
Die Winterzeit ist IMMER die ruhige Zeit für Hengste, da lassen die Triebe nach. Erst ab März/April und den ganzen Sommer über kommt der Trieb mehr zur Geltung.
Dies ist naturbedingt, also kann es bei deinem Hengst auch so sein.
Ich denke, der große Teil aller Hengste stehen alleine, oft natürlich Boxenhaltung mit anderen Pferden in der Nähe. Oder wenn man es dem Hengst bieten kann im Offenstall, aber in Nähe anderer Pferde. Bei den Ponyrassen ist es eher üblich den Hengst in einer Herde zu halten, allerdings denke ich, muß das schon von klein an praktiziert werden.
Ich schätze die Chancen einen älteren Hengst, und dann noch einen Probierhengst, in eine Herde oder mit einem Wallach zusammen zu bringen, als sehr sehr schwierig ein.
Und kastrieren bei Hengsten über 10 Jahren hilft zwar gegen die Fortpflanzung, aber nicht mehr gegen Hengstverhalten wie Chef sein, Treiben, Beißen und Decken nicht mehr. (gibt natürlich Ausnahmen, aber die sind selten)
Das mit Deinem Nachbar ist natürlich nicht gut, Laien sehen nur das arme einzelne Pferd und wissen oft nicht, daß man Hengste nicht zusammen mit anderen Pferden halten kann. Aber der Amtstierarzt wird das wissen, also würde ich mit ihm reden und ich denke da wird es keine Probleme geben.
Deiner Erzählung nach ist dein Hengst gewöhnt alleine zu sein, sonst würde er nicht an Gewicht zunehmen und ruhiger werden. Tierschutzgedanke hin oder her, Hengste können in unserer Zivilisation selten artgerecht in einer Herde leben.
Bin gespannt wie es bei euch weiter geht
eleni