Autor Thema: Sporen im Reiteralltag  (Gelesen 105786 mal)

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Offline NattrunTopic starter

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Sporen im Reiteralltag
« am: 26.11.06, 22:17 »
 :)
wie ihr wisst, nenn ich ja ein Pony mein eigen und hatte nie eine "prägende Zeit im Großpferdestall". *g*

Deses Wochenende nun war ich als Zuschauer bei einem Dressurseminar, welches der "Xenophon" veranstaltete, geleitet wurde es von Christine Stückelberger.
Es war un-glaub-lich- gut  :o bin immer noch hin und weg - SO möchte man ja gerne unterrichtet werden.

Beim Betrachten der Reiter fiel mir auf, daß alle - wirklich ohne Ausnahme ALLE Reiter mit Sporen auf dem Pferd saßen, auch die, die nicht damit umzugehen wussten (und die waren leider in der Überzahl).
Und kam die Aufforderung, den Sporn nicht zu "stechen" (also - die kam eigentlich alle 2 Minuten, das war ziemlich schrecklich, weil den Leuten das automatische Treiben offenbar in das Bein gewachsen ist), waren sie nicht in der Lage das umzusetzen. Stets sah man stechen, stechen, stechen, bei jedem Schritt (auch die mit den M- und S-Pferden)
Leider wurde nur eine Reiterin vom Sporn befreit - worauf das Pferd sofort die gewünschte Lektion korrekt ausführte  :o

Woher kommt das selbstverständliche Sporentragen?
Ich war wirklich etwas erschrocken, daß man sogar eine 12-Jährige, die nicht mal eine saubere Trabvolte reiten konnte, schon mit Sporen ausstattet und daß eine Reiterin auf L-Niveau nicht in der Lage war, mit der Wade zu treiben.
Ein junger Held trug den Sporn nach oben gedreht und spießte sein Pferd damit auf. Der zB hat überhaupt nicht erfasst, was an ihm kritisiert wurde *haarerauf*

Was geht da ab in den Reitställen?
Fällt Reitlehrern das nicht auf?
Bin ich jetzt politisch unkorrekt?  :-X
Wen kein Bangen mehr beschwert,
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Offline kari

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #1 am: 26.11.06, 23:04 »
Zu diesem Thema wollte ich auch schon eine Umfrage starten.

Geht es denn wirklich nicht ohne Sporen??
Hatte mich darüber mit einer Bekannten (Western) schon in den Haaren. Ihre Meinung : Ohne Sporen würde man das Pferd nie
zum vernünftigen Untertreten veranlassen können.
Ich bin da anderer Meinung, aber vielleicht fehlt mir nur die Einsicht in die höheren Weihen.

Und ja, das rythmische, im Takt die Flanken Stechen ist mir in allen Reitdisziplinen aufgefallen. Häufig. Eigentlich Alltag. ::)

Muriel

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #2 am: 26.11.06, 23:11 »
das "Beste" was ich dazu hörte (und entsprechend sah  :P) war der Ausspruch eines sogenannten Westerntrainers: "Da müssen die Eisen rein bis der Gaul grunzt!"

Was er dann auch tat. der Pferd. Und der "trainer" demonstrierte dann wie ein pferd mit "schön aufgewölbten Rücken" laufen würde und daß das so sein müsste. *kotzsmilie*
By the way, ich glaub der hat inzwischen bei uns Hofverbot. ;D

aber es ist so oft so. Da wird dann vorne festgehalten und gegengetrieben und weil das Pferd dann nicht mehr läuft müssen Sporen angezogen werden, die dann rhythmisch ins Pferd pieksen.
ich sehe es ja, wie schwierig es ist für die meisten, einfach mal nicht aktiv zu treiben. Und das immer mit Sporen *grusel*
leider haben die wenigsten eine Vorstellung von einem Pferd was fein am Schenkel ist, woher auch  :-\ :'(

Offline NattrunTopic starter

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #3 am: 26.11.06, 23:25 »
..
« Letzte Änderung: 27.11.06, 15:11 von Nattrun »
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Offline Carlotta67

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #4 am: 26.11.06, 23:30 »
Hey prima, wo war denn das Seminar? Frau Stückelberger live erleben würde ich auch sehr gerne mal!!

Na immerhin ist es ja erfreulich, dass das Gestocher wenigstens deutlich gerügt wurde und einer sogar die Sporen abgenommen. Hut ab, das wär anderswo nicht so passiert.

Rhythmisches Pieken wird genauso wie ebenso rhytmisches Eindrehen der Hände (= riegeln...) meist gern übersehen.

Warum das so ist? Keine Ahnung, möcht ich auch gern wissen. Aus dem gleichen Grund wahrscheinlich, warum heutzutage so viele 08/15-Leute meinen, sie schnallen jedem Tier nach Gutdünken bei Problemen mal eben ein Pelham, Hackamore oder ne Kandare drauf! Gibts doch alles für jeden im Katalog zu bestellen.  :P Profilierungsneurose? Selbstdarstellung? Selbstüberschätzung?
Sorry, das soll nicht überheblich klingen. Aber beim Anblick (oder auch hier lesen) von 16jährigen, die über die Länge von Sporndornen und über die Länge von Hackamore-Anzügen diskutieren...naja, krieg ich schonmal das Stirnrunzeln.
Ich habe mehrere "Großpferdeställe" durchlaufen und ständig gesehen, dass Teenies hocherhobenen Kopfes mit Sporen nicht nur reiten - nein, sondern sogar im Stall und anderswo rumrennen!  ???
*hust* - früher war das eine der Oberpeinlichkeiten, die einem überhaupt passieren konnten.

So, ich gestehe nun aber auch, dass ich eins meiner Pferde meist mit Sporen reite. Aber ganz bewußt auch immer mal wieder ohne. Warum meist mit? Weil sie zwar sehr sensibel ist in allem, aber trotzdem wenn es anstrengend wird gerne mal gegens Bein büffelt. Dann warne ich sie mit zweimal Wade/Stimme ohne Sporn und beim drittenmal gibts nen Piek. Nee, eben kein Piek weil ich Rädchensporen mit großen stumpfen Rädern habe - also "nur" ein HALLO!!
Ich versichere aber, dass sie noch nie ein Härchen gekrümmt hatte! Ich brauche die Sporen auch nicht zum vorwärtsreiten und "Gas geben" - wenn ein Pferd nicht von allein vorwärtsgehen mag hat es offensichtlich keinen Spaß an der Art und Weise wie es geritten wird.

Wenn ich Pferde mit Schwellungen oder kahlen Stellen in dem Bereich sehe, kriege ich auch das K...!

Offline friesi02

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #5 am: 27.11.06, 07:59 »
- wenn ein Pferd nicht von allein vorwärtsgehen mag hat es offensichtlich keinen Spaß an der Art und Weise wie es geritten wird.

Hallo, kann Euch in den meisten o.g. Punkten natürlich nur zustimmen. Aber mit dieser Aussage lehnt man sich schon sehr weit aus dem Fenster...
Auch unter den Pferden gibt es schlichtweg stinkfaule Kameraden, das liegt bestimmt nicht immer an der Art und Weise wie sie geritten werden/wurden.

Man bedenke auch das andere Extrem: Auf biegen und brechen Ohne-Sporen-Reiter. Die trakktieren den armen Gaul mit den Waden, das du denkst, sie bringen ihn damit tatsächlich gleich zu kotzen. Wäre es in manchen Fällen nicht besser, 1 (!) mal ein wenig anzugieksen, statt ständig diese furchtbare "Eingeweide-Massage" zu betreiben??

Ich habe meinen Friesen jahrelang ohne Sporen geritten, no Prob.... irgendwann liefs dann besser 'mit' ... in der ein- oder anderen Situation hat man da doch die stärkeren Argumente ;)

Ich denke, wir sind uns alle einig, das - wenn man die Geräte gezielt und gerecht einsetzt, im Prinzip nichts dagegen zu sagen ist.
Leider ist es damit wie mit allen "Waffen" - sie geraten auch in Hände, in denen sie eigentlich (noch) nichts zu suchen haben...

Offline ABM

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #6 am: 27.11.06, 08:09 »
Kannst Du generell noch mal was zum Unterricht, den prinzipien von Frau Stückelberger sagen?

Häufig genug gehen diese Pferde auch deshalb so schwerfällig, weil ihnen a) das Maul zugeschnürt wird, daß sie kaum noch Luft bekommen - Abschnüren der Lufttrompete sage ich da nur! b) sie von Kindesbeinen an rückwärts und nicht vorwärts geritten worden sind c) der natürliche Bewegungsablauf durch zu früh-zu schnell-zu viel behindert worden ist.
Das fängt ja bekanntlich damit an, daß in Jungpferdeprüfungen außer im starken Trab *hüstel* schon eine solche Aufrichtung verlangt wird, die häuig genug mehr mit Rückwärtsreiten erreicht werden kann als mit dem alten klassischen grundsatz des "Reite Dein Pferd vorwärts und richtes es gerade".

Sporen: Wer lernt noch treiben mit der Wade? Gerade bei den Youngstern ist es selbstverständlich, daß man nicht nur mit dem korrekten, farblichen passenden Outfit reitet, sondern Sporen sowieso, und dann denen, die trendy sind. Reitet einer mit xyz-Sporen mit Sonnenrad, ist Meinungsmacher im Stall, wird ein Großteil auch daher kommen mit.
Dieser falsche Sporeneinsatz ist häufig genug gekoppelt mit massiven Sitzfehlern: Rundrücken, falsch abgekipptes Becken, unruhige Hände, undruhiger Schenkel. Dazu häufig genug mit Sätteln, die den reiter durch ihre massiven Pauschen einzwängen, falsch hinsetzen. Oder garnicht hinsetzen, sondern sie nur im Spaltsitz verharren lassen. Und dann vielleicht noch Pferde mit viel Aktion. Das ganze ist manchmal ein echter teufelskreis.

Ich reite mit Sporen. Aber wohldosiert. Im Gelände brauche ich sie nicht, beim Springen auch nicht, beim Dressurreiten je nach Anforderung und Klassenziel. Ich habe Defizite in meinen Beinen und nutze deswegen kurze Sporen gerne bei den Seitengänge, kombiniert mit Gerte. Und meine Pferde würde nach bagdad laufen, wenn ich so Dauerfeuer geben würde. Aber ich brauche das auch Gott sei Dank nicht  ;)
Du sollst nur edle Pferde reiten. Wähle Dein Pferd wie einen Freund, denn Du sollst es lieben.
Und wie Du einen Freund nur unter den Vornehmsten und Besten wählen wirst,
so wähle Dein Pferd.
R.G. Binding

Offline Carlotta67

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #7 am: 27.11.06, 09:31 »

*flüsterzufriesi* das Zitat mit dem nicht vorwärtsgehen ist eine der Kernaussagen der Frau Diacont, von der ich genauso viel (viel!) halte wie von Frau Stückelberger.

*nochleiserflüster* 'Türlich hast du recht mit den stinkfaulen Freunden. Aber die kommen doch von Natur aus wesentlich seltener vor, als einem die Sporenbohrer-Mädels weismachen wollen! Schreib/sag mal "Sporen für ein faules Pferd sind ok"... ich schwöre, jeder Dauerpieker-Dötz schreit "genau, genau und meiner ist ja so faul!"


Offline McFlower

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #8 am: 27.11.06, 09:41 »
Ich glaube auch, dass es falsch ist, sich völlig unreflektiert Sporen ans Bein zu schnallen, ohne drüber nachzudenken. Aber ich glaube schon, dass Sporen prinzipiell eine feine Sache sind, da man sie so schön dosiert und sehr zeitnah als Verstärkung der Hilfe rechts und/oder links einsetzen kann. In der Hinsicht sind Sporen der Gerte deutlich überlegen. Eine Gerte hat man nur in einer Hand, deshalb hat man die Gerte nur auf einer Seite zur Verfügung. Außerdem ist der Weg von der Gerte zum Pferd länger und zeitintensiver als der Weg vom Sporn zum Pferd.

Und mal ganz ehrlich: Wer braucht denn nie eine Verstärkung der Hilfen?

Sporen haben nur ein Problem. Es ist unheimlich schwierig und erfordert geradezu unmenschliche Beherrschung, sie nur zur VERSTÄRKUNG der Hilfen einzusetzen. Fast automatisch neigt man (ich jedenfalls) dazu, den Sporeneinsatz für die normale, unverstärkte Hilfe zu benutzen. Ganz krass ist natürlich der Fall, in dem jeder einzelne Trabtritt oder Galoppsprung hack-hack-hack mit rhythmischem Sporenstochern herausgewürgt wird. Eine Stufe drunter - aber genauso falsch - ist das, wozu ich immer neige: Antraben = Sporeneinsatz oder Traversale einleiten = Sporeneinsatz. Ich gebe zu, dass ich mich immer selbst wie ein Schießhund beobachten muss, dass ich mir nicht solche Verhaltensmuster angewöhne. Immer wenn meine sporenbewaffneten Haxen mal wieder ein Eigenleben führen, lege ich die Sporen für eine Woche beiseite.

Das gilt natürlich nur für das erfahrene Pferd. Mein 3-jähriger Jungspund wird selbstverständlich(!) ohne Sporen geritten. Bei uns im Stall ist es wirklich üblich und fast selbstverständlich, dass die Youngster ohne Sporen (aber MIT Gerte) geritten werden. Und das ist auch gut so. Nachdem der Youngster einmal begriffen hatte, dass BeinZu+HandVor=Antraben heißt, ging das sofort auf so minimale Hilfengebung und sooo wenig Druck, dass ich völlig fasziniert bin. Auf so wenig Druck hin wackelt mein erfahrenes Pferd noch nicht mal mit den Ohren. Jetzt ist es meine Aufgabe und Herausforderung, diese offensichtlich ganz natürliche Feinfühligkeit nicht durch grobmotorisches Beinwürgen abzustumpfen...hmpf.



Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline Sugar-for-Rick

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #9 am: 27.11.06, 09:55 »
Ich gehöre zur aussterbenden Spezies der Western-Ohnesporen-Reitern.  ;)  :-X Besonders auf Turnierplätzen kann man jeweils an 1 Hand abzählen, wieviele Reiter keine Sporen tragen.  :-\

Ok, ich habe ein ziemlich sensibles Pferd. Man kann ihn mit Sporen reiten, muss aber gut damit umgehen können. Normales Treiben mit Sporen statt mit der Wade bringt ihn sofort von 0 auf 100 (und den Reiter in gewisse Probleme  ;D). Ein Stupsen mit dem Sporn, wenn er mal gegen den Schenkel geht, toleriert er jedoch durchaus.

Natürlich braucht auch mein Pferd mal eine Verstärkung. Da ich auch ohne Gerte reite, boxe ich mit den Absätzen wenn nötig mal in die Rippen. Dann lasse ich ihn die Lektion wiederholen und benutze wieder die feinen Hilfen, was nach spätestens 2 Korrekturen jeweils klappt.
Schwieriger wird es bei Lektionen wie Seitengängen im Galopp. Da rennt er schon mal vorwärts, statt seine Hüfte zu verschieben. Nur mit der Wade habe ich da wenig Einwirkungsmöglichkeit. So halte ich ihn an und lasse ihn z.B. VHW machen, bis er fein auf den Schenkel reagiert. Dann wieder ein Versuch im Galopp. Er muss zur Korrektur einfach Lektionen machen, die etwas mühsamer sind als die von mir gewünschte Lektion. Dies "überredet" ihn dann eigentlich immer zur Kooperation.  ;)

Ich denke auch, dass viele nur deshalb Sporen tragen, weil es halt dazugehört. ::)
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
(Charlie Chaplin)

Liebe Grüsse von Simone

Offline kari

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #10 am: 27.11.06, 10:28 »
Bei meiner Diskussion mit der "Western-nie-ohne-Sporenreiterin" stellte sich raus, daß :  "Die Pferde alle grundsätzlich mit Sporen
geritten werden MÜSSEN, weil s.o. sie sonst NIEMALS  richtig in die Versammlung, sprich Hankenbeugung kommen."

Ich selbst bin ja der Meinung, daß das durch vernünftige Gymnastizierungsabfolgen auch zu erreichen ist, oder täusch
ich mich da ?

Offline zaino

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #11 am: 27.11.06, 10:45 »
Sporen haben nur ein Problem. Es ist unheimlich schwierig und erfordert geradezu unmenschliche Beherrschung, sie nur zur VERSTÄRKUNG der Hilfen einzusetzen. Fast automatisch neigt man (ich jedenfalls) dazu, den Sporeneinsatz für die normale, unverstärkte Hilfe zu benutzen. Ganz krass ist natürlich der Fall, in dem jeder einzelne Trabtritt oder Galoppsprung hack-hack-hack mit rhythmischem Sporenstochern herausgewürgt wird. Eine Stufe drunter - aber genauso falsch - ist das, wozu ich immer neige: Antraben = Sporeneinsatz oder Traversale einleiten = Sporeneinsatz.

 :-\ :-[ Hmpf, ja richtig McFlower.
Leider leider kriegt man da grad bei fauleren Pferden doch einen heftigen Inflationseffekt.

Nein, ich benutze die Sporen NICHT zum Schnellermachen, und auch nur in der Bahn, und ich hab mir irgendwann Rädchen, stumpfe, geleistet, weil die definitiv abrollen statt zu pieken (also Sprenger, nicht irgendwelche silbernen Wagenräder mit spitzen scharfen Auslegern dran, und von den praktischen chicken Anstecksporen vom Ibero-Ausstatter hab ich auch Abstand genommen, weil man die sicher gut zur Ravioli-Produktion oder zum Leder-Punzieren nehmen mag, aber nicht am lebenden Pferd!)

Warum ich sie doch noch benutze - weil der gute Mister sich - u. a. wg. jetzt zum Glück ziemlich zurückliegender gesundheitlicher Probs UND wg. starkem Eigenwillen in Bezug auf was Spass macht u. was nicht - dazu neigt, die Hinterbeine so hinter sich herzuschleifen dass man sie erst nach der 2. Runde im ring wieder abholen kann. Falls man nicht vorher im aufgewirbelten Staub erstickt.
DAS geht so natürlich nicht - u "an den Zügel reiten" bzw. selbigen aufnehmen, bringt überhaupt erst was wen von hinten auch die Musik dazu kommt! Jedenfalls bei DIESEM Pferd das auf Rückwärtsreiten auch zuverlässig mit Rückwärtsgehen od. gleich Stehenbleiben reagiert. (versierte Rückwärtsreiter haben auf ihm schon öfter mal eine blöde Figur gemacht, er hob allenfalls die Augenbraue  ;D)

OK, DAS Hinterhaxengeschleppe hat sich stark verbessert, seit ich ihn energisch auffordere, sich zu biegen u. die HInterhaxen per Sporenimpuls zu heben u. mitzuholen. Auch per fleissigem Schulterherein kann man das eindeutige Schlurfgeräusch im Reitbahnsand schlichtweg abstellen. Muss er nämlich innerwärts Richtung Schwerpunkt treten muss der die betreffende Hinterpfote HEBEN.
Das wiederum löst u. lockert ihn sehr fix, u. in der Folge kann man dann auch die Triebigkeit alsbald übern Zaun werfen.
Ist er besonders frisch u. lustig, mach ich die Dinger zur Galopparbeit gern ab, denn da schreit er eh immer "hier", u. im Übrigen straft er mich schon mal mit Ohrenanlegen u. Buckeln wenn ich nicht aufpasse.
Dauerhacken? Eiwei... bestimmt nicht bewusst. Eher nicht. Trotzdem komme ich bestimmt manches Mal zu oft "dran" wenn ich nicht sollte, u. stumpfe leider damit auch das Pferd eher wieder ab.
Für den Vorwärts-Fleiss u. das generell zackige Reagieren (Antreten, Verstärken, Übergang) ist die Gerte das Mittel der Wahl, keine Reaktion auf Bein = Anticken. Der Sporn soll ja eher "setzen", u. wer ihn das erstemal bei manchem Pferd einsetzt, wird feststellen, dass es dabei eher langsamer u. oft sogar stätig wird statt abzuzischen.

Offline Wild_Horse

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #12 am: 27.11.06, 10:59 »
Hmm... ich hab mal gelernt (bin Westernreiterin) dass Sporen das Pferd nicht vorwärts bringen (also treibende Hilfe) sondern der Verfeinerung der Hilfen - insbesondere das Erleichtern der Versammlung nach passender Gymnastizierung (Turns, Sidepass, kleine Volten etc.) dienen soll... Will ich mein Pferd vorwärtsbringen dann nehm ich Zügelenden oder Gerte, nicht aber die Sporen...

Mein Pferd kennt es auch so.. Sporen bedeutet nie, nie, nie schneller werden, wenn ich nur am Sporen-Drücken bin, dann haben wir ein Grundsätzliches Problem, dass ich an der Basis mit Gimnastizierung wieder hinbekommen muss, ansonsten verwende ich die Sporen zur Verfeinerung der Schenkelhilfen bei Sidepass, und Hip-in (ich weiss gar nicht meh wie das im Englischlager heisst - Schenkelweichen und Kruppeherein?). Wobei auch hier wie bei allen anderen Lektionen zuerst die Hilfen ohne Sporen (Wade/Bein) und erst im 2. oder 3. Schritt der Sporen kommt und dann entweder sehr punktgenau oder rollend.

Ja ich geb zu, ich reite oft mit Sporen, auch im Gelände, weil ich im Gelände wie auch in der Halle mein Pferd immer mal arbeite, ich verlange von meinem Pferd die gleiche Aufmerksamkeit und Gehorsam im Gelände, wie in der Halle und dass in alle Situationen. Wir reiten nicht nur aus, um des Ausreitens Willen - sondern auch um neue Herausforderungen zu haben (Kopf wie Körper beschäftigen)

Ich teste aber auch immer wieder mal  ohne speziell, wenn ich's Barepad drauf hab, aber ab und zu auch im Sattel, wir reiten unsere Manöver genau gleich, ich brauch etwas mehr Kraft in den Beinen, aber alles kommt mehr oder minder gleich gut an, also kann mein Sporengebrauch nicht sooo falsch sein..

Aber schlussendlich muss jeder für sich entscheiden wann er mit oder ohne reitet..

Bei meiner Diskussion mit der "Western-nie-ohne-Sporenreiterin" stellte sich raus, daß :  "Die Pferde alle grundsätzlich mit Sporen
geritten werden MÜSSEN, weil s.o. sie sonst NIEMALS  richtig in die Versammlung, sprich Hankenbeugung kommen."

Ich selbst bin ja der Meinung, daß das durch vernünftige Gymnastizierungsabfolgen auch zu erreichen ist, oder täusch
ich mich da ?

Jein, es gibt keine Reitlehre im klassischen Stil, und je nach Ausbildungsvariante wird die Versamlung anders erreicht. Mein Pferd versammelt sich auch über das Bein und ggf. den Sporen - nach passender Gymnastizierung - aber dabei handelt es sich um wenige Schritte.....
LG WH

Offline Thesi

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #13 am: 27.11.06, 11:01 »
Sporen haben nur ein Problem. Es ist unheimlich schwierig und erfordert geradezu unmenschliche Beherrschung, sie nur zur VERSTÄRKUNG der Hilfen einzusetzen. Fast automatisch neigt man (ich jedenfalls) dazu, den Sporeneinsatz für die normale, unverstärkte Hilfe zu benutzen. Ganz krass ist natürlich der Fall, in dem jeder einzelne Trabtritt oder Galoppsprung hack-hack-hack mit rhythmischem Sporenstochern herausgewürgt wird. Eine Stufe drunter - aber genauso falsch - ist das, wozu ich immer neige: Antraben = Sporeneinsatz oder Traversale einleiten = Sporeneinsatz. Ich gebe zu, dass ich mich immer selbst wie ein Schießhund beobachten muss, dass ich mir nicht solche Verhaltensmuster angewöhne. Immer wenn meine sporenbewaffneten Haxen mal wieder ein Eigenleben führen, lege ich die Sporen für eine Woche beiseite.

Ich hatte, als ich das erste Mal Sporen drauf hatte, eigentlich eher das gegenteilige Problem... aus lauter Angst, meinem Pferd weh zu tun, traute ich mich kaum mehr mit dem Schenkel dran.
Warum ich trotzdem Sporen genommen hab? Auf Anraten meiner Trainerin... unser Pferd reagiert leider (vermutlich aufgrund ihrer Schulpferd-Vergangenheit) nicht leicht auf den Schenkel. Was zur Folge hatte, dass ich dauernd mit dem Schenkel geklopft hab, weil ich das Gefühl hatte, sie bemerkt mich sonst gar nicht. Mit den Sporen ist der klopfende Schenkel Geschichte... ich glaube, ich komme kaum je wirklich mit den Sporen ans Pferd, aber dadurch, dass ich nötigenfalls die Sporen zur Verstärkung habe, komme ich gar nicht in die Versuchung zu klopfen... ich brauch es ja nicht. UNd vor allem hilft es mir bei Biegungen (die sie nicht sonderlich mag)... vorwärts geht sie auch ohne Sporen (naja, im Sommer nicht immer, aber grundsätzlich shcon).

Was nicht heisst, dass das Pferd immer mit Sporen geritten wird... Dressur je nachdem, wie sie gerade geht und ob wir in dieser Hinsicht "Unterstützung" brauchen, Springen immer ohne, im Gelände natürlich auch (außer, es geht direkt nachher ab in die Bahn zur Dressurarbeit).

Nearly95

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Re: Sporen im Reiteralltag
« Antwort #14 am: 27.11.06, 11:03 »
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Gebrauch von Sporen auf das stalleigene Publikum ankommt, nämlich WIE die Leute reiten und MIT welchen Hilfsmitteln die Leute reiten, weiter wie die Stallgemeinschaft ist.

In meinem jetzigen Stall z. B. reiten eine Handvoll Reiter mit Sporen, darunter die Reitlehrerin auf ihrem eigenen Pferd, eine Reitschülerin von ihr auf einem ihrer beiden Pferde und zwei wirklich gute Westernreiter. Und bei allen Pferden entspricht der Ausbildungsstand von Pferd und Reiter dem Gebrauch von Sporen.

Insgesamt gibt es bei den 32 Einstellern keine Sporengegner, wenn der Ausbildungsstand des Reiter/Pferd-Paares paßt. Ein typischer Möchtegernreiter, der die Sporen zum traktieren des Pferdes verwendet, hätte bei uns im Stall allerdings keine lange Überlebenszeit, es sei denn, er stellt seine Einstellung um.

Auf gut Deutsch: Bei uns im Stall wäre es peinlich, den ganzen Tag mit Sporen am Schuh rumzulaufen (kenne von früher auch noch die Regel, wer die Sporen nicht sofort nach dem Reiten abnimmt, muss eine Runde Getränke schmeißen, ebenso wie bei einem Aufsteigen auf´s Pferd, wenn noch Stroh im Schweif ist). Bei uns wäre es ein Frevel, mit Sporen ein Pferd zu traktieren (ebenso wie mit Gerte oder scharfen Gebissen). Aber das macht halt auch die Stallgemeinschaft aus.

Es gibt Ställe, da sind die Reiter stolz, wenn sie mit Schlaufzügeln reiten, Sporen dranhaben o. ä. Bei uns wäre es einfach nur peinlich.

Wenn ich an meinen vorherigen Stall denke, da war es das Gegenteil, die Mehrzahl der Leute waren Möchtegernwesternreiter (also Reiter mit Westernhut und Rädchensporen dran, Pferde mit Westernsattel und einer Kandare im Maul und keine Ahnung vom wirklichen Westernreiten). Vorne ziehen und zerren, hinten kräftig reinkloppen, dass war die Regel. Die 5 % der Reiter (u. a. ich selbst) waren die Außenseiter, da wir andere Anschauungen vom Reiten haben und dementsprechend nicht hellauf begeistert losklatschten, wenn das Pferd einen Spin hinlegte, ohne Gewicht auf die Hinterbeinchen zu nehmen und im wahrsten Sinne des Wortes einfach im Maul rumgerissen mit Hilfe von Sporen in die Bauchwand hauen, wurde.  ::)

Da hatten einfach Reiter mit sagen wir mal, pferdefreundlichen Anschauungen keine Überlebenschance, wenn wir Anerkennung in der Stallgemeinschaft wollten, da mußte ebenso geritten werden, wie der Großteil, damit man dazupaßte bzw. wenn man nicht so ritt, dann bekam man halt Worte zu hören wie "Du hast ja so nen lahmen Gaul, ist klar, dass man da nix braucht". Allerdings nicht als Anerkennung gesprochen, sondern als von oben herabschauend, da ein wilder Gaul etwas ist und war, auf das man stolz sein konnte. Dass der wilde Gaul erst wild gemacht wurde durch so eine Handhabung, war und ist den Leuten nicht klar. Die waren wirklich stolz drauf...