Autor Thema: 50 Rinder verhungert und verwest  (Gelesen 9630 mal)

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50 Rinder verhungert und verwest
« am: 18.11.06, 14:24 »
Der Schock sitzt immer noch tief und ich kann es einfach nicht fassen, wie man unbemerkt
50 Rinder halten und verhungern lassen kann.
Die Auflagen für die Nutzviehhaltung sind so streng. Jedes Rind muß Ohrmarken tragen. Mit der Ohrmarke ist die Identität und der Werdegang des Tieres nachvollziehbar.
Selbst bei Verlust nur einer Ohrmarke gibt es einen Papierkrieg zu bewältigen, weil die Behörden generell Mißbrauch unterstellen.

Hält jemand Milchkühe, gehen die Behörden davon aus, daß pro Milchkuh ein Kälbchen pro Jahr geboren wird. Dies wird kontrolliert und dementsprechend werden die Ohrmarken ausgegeben. Ohne Milchkuh/Mutterkuh keine Ohrmarke für ein Kälbchen. Mit Herausgabe der Ohrmarken wird die Maschinerie der Kontrolle in Gang gesetzt.

Entweder hat man Rinder mit Ohrmarken, dann wird man auch dementsprechend kontrolliert.
Oder man wird nicht kontrolliert, dann dürften die Rinder auch keine Ohrmarken haben.
Daß man mal ein/zwei Kälbchen an den Behörden vorbei schummeln kann, kann ich noch nachvollziehen (Angabe von Todgeburt -selbst das ist schwierig, weil die Todgeburten meistens besichtigt werden, allein schon von der Versicherung- oder Verschweigen von Zwillingsgeburten).
Aber wie ist das bei 50 Rindern möglich?

Nun wurde der Hof ja kontrollliert (Pferdehaltung), allerdings nicht der besagte Stalltrakt mit den Rindern.
Wieso verlassen sich die Beamten auf die Aussagen des Bauern? Wenn schon Kontrolle, wieso dann nicht der gesamte Hof?

Wie ist es möglich, daß 50 Rinder einfach so verhungern können?
Hat niemand der direkten Anlieger etwas gehört?

Wie ist es möglich, daß 50 Rinder einfach so verwesen können?
Es muß doch wie die Pest gestunken haben! Hat niemand der direkten Anlieger etwas gerochen?

Wie kann ein Mensch länger als ein Jahr neben den mumifizierten Kadavern ganz normal weiter leben, als wäre nichts geschehen? Für mich ist diese Vorstellung so schlimm wie ein Albtraum, wie kann jemand diesen Albtraum leben?

Ich bin fassungslos.
Nach dem Verhalten meines Pferdes müssen die Rinder ungefähr in 4/05 - 5/05 gestorben sein. Anfang 5/05 passierte mein schlimmer Unfall, als ich in die Richtung dieses besagten Stalles wollte.
Nach meinem Unfall war es für mich unmöglich, auch nur die Richtung zu diesem besagten Stall einzuschlagen.

Es gibt Pferdehaltung in unmittelbarer Nähe zu diesem Hof. Anscheinend gab es aber dort keine so gravierenden Probleme mit den Pferden (habe keinen Kontakt zu den Pferdebesitzern und weiß es nicht).
Mein Pferd allerdings kannte kein Gelände. Als es sich gerade so mal eben in den neuen Stall eingelebt hatte und so peu a peu Vertrauen zu mir als neuen Besitzer gefaßt hatte, habe ich es mit Tod und Verwesung konfrontiert - klasse.

Als ich das erste Mal von dem Vorfall gehört hatte, dachte ich: "Nunja, nun ist die Situation ja aufgeklärt."
Aber je mehr Zeit vergeht, desto schlechter wird mir.
Ich kann es einfach nicht begreifen.

Offline Anja

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #1 am: 18.11.06, 15:07 »
Gerlinde, ich habe mal einen ähnlichen vielleicht nicht so krassen Fall in unserer Nähe erlebt. Ein Bekannter von mir ist Notschlachter und hat die Schweine aus dem Stall geholt sie mussten allerdings alle sofort wegen BSE Gefahr geschossen werden (Bolzenschuss) da sie die toten Kühe angefressen hatten. Ihm (dem Notschlachter) ist danach eine Woche schlecht gewesen, und das soll was heißen, die bekommen so einiges zu sehen. Es muss furchtbar gewesen sein. Der Hof liegt abseits und der Besitzer war Alkoholiker, der zusammen mit seiner alten Mutter, selber völlig verwahrlost war.

Das Problem bei diesen Fällen ist, dass die Besitzer auch Hilfe bräuchten und es nicht erkennen wollen. Meistens verweigern sie allen den Zutritt zu ihrem Hof, auch unter Androhung von Gewalt. Bis dann der Amtsarzt informiert ist und alle rechtlichen Schritte durchgeführt sind dauert es auch länger. Aber 50 tote Rinder kann man sich kaum vorstellen, das muss wirklich wie die Pest gestunken haben. Und der Besitzer gehört wahrscheinlich eher in die geschlossene Psychatrie als in ein Gefängnis.
Herr, wirf Hirn vom Himmel oder Steine, was ist egal Hauptsache Du triffst.

Offline Terrier

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #2 am: 18.11.06, 15:15 »
Natürlich ist es schrecklich was da passiert ist. Aber was sind 50 Rinder gegen abertausende Menschen, die vergast und verbrannt worden sind?
Ich will das nichtn hochkochen aber:

Da hat auch keiner was gewusst!

Oder wenn ein Kind nicht mehr auftaucht zum Spielen,

Kinderweinen und Stönen aus der NAchbarwohnung

Das bekommt ja auc kein Mensch mit. Aber hinterher:
Wie kann man bloss!
Das da keiner was gesagt hat!
ICH hätte es sofort gemeldet!

Aber wieviel ICH es gibt, sei aber dahingestellt.
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Offline Carlotta67

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #3 am: 18.11.06, 15:35 »

Oh Gott, Gerlinde, das ist ja schrecklich!   :'( In welcher Gegend war das? Die Viecher müssen Ewigkeiten gebrüllt haben wie am Spieß!! Das kann gar niemand überhören!

Wie elendig, was für Kreaturen es gibt, die sich "Mensch" nennen wollen...




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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #4 am: 18.11.06, 15:40 »
Terrier,
es ist so einfach, aufzustehen und zum Telefon zu gehen, der Polizei die Situation zu schildern und drum zu bitten, einen Streifenwagen vorbei zu schicken.
Ich habe es mir jedenfalls angewöhnt, in Situationen, die ich nicht einschätzen kann, die mir aber suspekt erscheinen, die Polizei anzurufen.
Man wird zwar aufgefordert, seine eigene Identität anzugeben, aber man bleibt im weiteren Verlauf, wenn es dann zur Anzeige kommt, anonym.

Offline Terrier

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #5 am: 18.11.06, 15:47 »
Gerlinde - MIR ist das klar, aber leider vielen anderen Bürgern nicht.
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Offline HeavyHorse

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #6 am: 18.11.06, 16:34 »
Gerlinde - MIR ist das klar, aber leider vielen anderen Bürgern nicht.

Da hast Du leider Recht, es sollte in dieser Richtung mehr getan werden.

50 Rinder verhungern und verwesen, ohne dass irgendjemand etwas davon bemerkt haben will?
Das klingt doch sehr suspekt, selbst wenn der "Hof" etwas abgelegen liegt, muss doch irgendjemand dort mal vorbeikommen (Briefträger u.ä) und sich über den fürchterlichen Gestank wundern!?

LG,
Silke

Offline Karotte

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #7 am: 18.11.06, 17:06 »
"es sollte in dieser richtung mehr getan werden" ist irgendwie ein geiler satz.
so schön unpersönlich. man könnte irgendwie noch ein "die gesellschaft" drin unterbringen.
Das Leben ist keine E-Dressur!

Offline HeavyHorse

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #8 am: 18.11.06, 17:09 »
"es sollte in dieser richtung mehr getan werden" ist irgendwie ein geiler satz.
so schön unpersönlich. man könnte irgendwie noch ein "die gesellschaft" drin unterbringen.

Welche Formulierung würde Dir eher zusagen?

Offline Viki

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #9 am: 18.11.06, 23:13 »
Ganz konkret: Die Gelder für Jugendamt und Sozialarbeiter sollten aufgestockt werden - dann gäbe es weniger verweste Kevins in Kühltruhen und auch weniger verweste Rinder, weil sich ein Professioneller beizeiten mal um den Mann und die Mutter gekümmert hätte und dabei die Tierhaltung auch aufgefallen wäre. Es muss ja Rechnungen gegeben haben, Bankgeschäfte, Einkäufe, Versicherungssachen - was so läuft auf einem Hof.

Was das Wegschauen der Mitbürger betrifft nach dem Motto Sehichnichthörichnichtriechichnicht ist es nicht so einfach - fragt sich mal jeder, inwieweit er Zeit und Lust auf seine Nachbarn hat, inwieweit er weiß, was im Haus gegenüber so abläuft. Leise Bedenken werden vom Alltag überwuchert, die Zeit vergeht und so kommt es, dass 50 Rinder oder Hunderte von Rentnern in Ställen und Wohnungen verwesen.

Noch was Konkretes: Die Wohnsilos, in denen keiner mitkriegt, ob nebenan noch einer lebt oder nicht bzw. wo es egal ist, wenn nebenan die ganze Familie lauthals abgeschlachtet wird, sollte es nicht geben.

Ansonsten, Gerlinde, ist der Mensch zum Guten genauso veranlagt wie zum Bösen - anders als das Tier. Der Fall hier geht wahrscheinlich weder um Gut noch um Böse, sondern einfach um Sucht und die Folgen.

Noch was Konkretes: Die Sauferei, die gerade auf dem Land so verharmlost wird, sollte endlich als das angesprochen werden, was es ist: Eine Sucht, die der Behandlung bedarf, auch amtlicherseits, wenn Abhängige betroffen sind. Der Mann muss seinen Schnaps von irgendwoher bezogen haben und man hat sicher gesehen und gerochen, dass der sich länger nicht gewaschen hat und nicht nur ein Bier am Tag trinkt.

Offline Karotte

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #10 am: 19.11.06, 14:56 »
heavy horse: etwas in der richtung "ich werde" ... oder "ich habe ..." vielleicht?
Das Leben ist keine E-Dressur!

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #11 am: 19.11.06, 15:31 »
Der Vorfall hat sich in einer Bauernschaft ereignet, in der Nachbarschaftspflege ganz groß geschrieben wird.
Jeder kennt jeden, jedes Gerücht macht schneller die Runde als auf´m Dorf. Ständig gibt es Versammlungen, Besprechungen und Feste.
Auch zu diesem Vorfall gab es sofort eine Versammlung. Vom Hörensagen kam dabei aber nicht viel mehr als betroffenes Schweigen heraus.
Das Alkoholproblem war/ist bekannt.
Viki, dieses Problem des Wegschauens kommt mir eigentlich nicht so krass vor. Gerade letztens noch hat eine Nachbarin im Alkoholrausch ganz böse und laut mit ihren Halluzinationen geschimpft. Hätte die Polizei pro Anruf einen Streifenwagen geschickt, hätten die alle gar nicht in unsere Straße gepaßt.

In wieweit es auffiel, daß sich ein Bauer aus der Gemeinschaft zurück zog und wie offensichtlich es gewesen sein muß, daß dieser Mensch Hilfe benötigt hat, kann ich nicht beurteilen.
Unverständlich ist mir, daß die Behörden nicht reagiert haben und dass das laute Gebrüll der Rinder und der extreme Verwesungsgeruch unbemerkt geblieben sind.

Offline thyrie

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #12 am: 19.11.06, 16:03 »
Das mit den verhungernden Tieren/Rindern ist leider nicht selten.
Vor ein paar Jahren  waren es hier im Landkreis 120 (!!!) auf einem Aussiedlerhof, im Sommer um die 30 samt fast 50 verwahrlosten Hunden. Mir erzählt keiner, dass niemand die Rinder gehört geschweige denn gerochen hat  >:(  Das Vet-Amt wurde bei den Hunden eingeschaltet, weil diese Touristen auf dem vorbeiführenden Wanderweg angegriffen haben. Nicht, weil auf dem Hof bekanntermassen unhaltbare Zustände geherrscht haben. Die Rinder sind dann bei der Überprüfung des Hofes aufgefallen.

Und was den Alkohol auf dem Land angeht, das ist ein großes meist totgeschwiegenes Problem.  Saufen gehärt -wenigstens hier- zum normalen WE dazu. Leider auch besoffen Autofahren mit entsprechenden Unfallzahlen.

Ansprechen tuts kaum einer, weil "Normal". Dass Nachbarn bei Mißbrauch wegschauen, gehört leider auch dazu. Man will sich ja nicht einmischen..... Sogar, als die Töchter vom eigenen Vater Kinder bekommen haben.
"Die schlimmste Kriminalstatistik gab es zu Kains Zeiten; auf einen Schlag löschte der Bursche ein Viertel der Menschheit aus."  (Gabriel Laub)

Offline Mutzel

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #13 am: 19.11.06, 16:28 »
ZUM Thema Vetamt Kontrollen: als ich mich vor zwei Jahren mit meinen Pferden selbstsändig gemacht habe, hatte ich erstmal nur einebefristete Haltegenehmigung auf ein Jahr. Ihr braucht nicht denken, dass irgenwann noch mal kjontrolliert wurde. Nichmal per Telefon!
Der Typ, der damals da war, hatte absolut keine Ahnung. Das Heu war geliefert worden ehe ich mit den Oferden überhaupt im Biundesland war -konnte also an der Quali nicht meckern. Das Heu war bei der Enrte mal naß geworden und so dreckig, dass ichs aufgeschüttelt und dann gewaschen hab. Hat der Typ doch gestrahlt, was für tolles heu ich hab!? Dachte, er nimmt mich auf den Arm. Als ich für 2 wohlgenährte Wb aber nur einen fast vollen Hafersack dastehen hatte, war er leicht pikiert...
Was erwartest du von solchen Ämtern?!

Offline Viki

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Re: 50 Rinder verhungert und verwest
« Antwort #14 am: 19.11.06, 22:52 »
Unverständlich ist mir, daß die Behörden nicht reagiert haben und dass das laute Gebrüll der Rinder und der extreme Verwesungsgeruch unbemerkt geblieben sind.

Ihr seid doch an der Quelle: Steht dazu nichts in der Zeitung? Es war doch ein Aussiedlerhof, oder?
Der Viehhändler im Dorf hat ca 50m entfernt einen Stall, in dem phasenweise Verkaufsvieh steht - wenn die brüllen, kann ichs gut hören.