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Zum Decken Hengst zur Stute oder andersrum?

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Ghamali:
Hallo!

Ich muß mir über einiges fürs nächste Jahr klar werden. Im voraus eine Bitte: Bitte nicht darüber diskutieren, warum ich das überhaupt gemacht habe. Es ist nun einmal so gelaufen und ich suche jetzt den für mich bzw. uns besten Weg.

Also los:

Ich habe mir dieses Jahr einen Hengst gekauft, der lt. Vertrag bei den Vorbesitzern noch zum Deckeinsatz kommen soll. Nun gibt es die Variante, daß der Hengst zu den Stuten (es sind 2) gebracht wird, sozusagen auf den alten Hof, den er ja auch kennt zum Decken oder daß ich die Vorbesitzer überrede, die Stuten zu mir zu bringen.

Nun habe ich bislang keine praktischen Erfahrungen beim Decken. Ich habe zwar schon zugeguckt und auch auf einem PRE-Gestüt 2 Monate gejobbt, aber ich war noch nie persönlich betroffen.

In einer anderen Box hier geht es z. B. darum, daß ein Deckhengst bestimmte Gebisse oder Rituale mit dem Decken in Verbindung bringt. Der Vorbesitzer meint auch, wenn der aus dem Hänger den alten Hof sieht, dann denkt er nur noch ans Decken. War mir bis jetzt nicht bekannt sowas.

Und da komm ich doch ins Überlegen, ob es nicht doch besser wäre, den HEngst zu den STuten zu bringen. Eigentlich wollte ich es andersrum, damit ich nicht transportieren muß. Aber wenn ich mir den bestimmt zu erwartenden Stress nach dem Decken damit vielleicht ersparen kann?

Ich könnte mir nun vorstellen, daß, wenn die Stuten zu ihm auf die jetzige Weide gebracht werden zum Decken, er dann, nachdem die Stuten wieder weg sind, ziemlich am Zeiger dreht und ich alle Hände voll zu tun habe, um ihn wieder als den Alten zu haben und zu händeln.

Hat jemand Erfahrungen damit wie Hengste sich benehmen, nachdem die zu deckenden Stuten wieder weg sind? Oder ob ich mir da umsonst nen Kopf mache?

*seufz*

Ich hoffe dann mal auf eine hilfreiche Diskussion. Bitte nehmt es mir nicht übel, falls ich etwas formuliert haben sollte, was vielleicht mißverständlich ist.

elena:
Hallo Ghamli,
erstmal eine Frage: deckt, bzw. hat dein Hengst bisher frei auf der Weide gedeckt? Oder Natursprung an der Hand?
Ich kann Dir nur meine Erfahrungen nach 2 Decksaison's schreiben, ich denke jeder Hengst ist anders, obwohl gewisse Naturverhalten sind bestimmt gleich ;)
Wir decken an der Hand, da die Verletzungsgefahr für Stute und Hengst mir bei der Weidebedeckung zu groß ist. Nur meine eigene Stute haben wir letztes Jahr frei decken lassen, aber die beiden kannten sich schon, stehen ständig neben einander.
Bei der Weidebedeckung treibt der Hengst die Stute so lange, bis sie still hält und dafür braucht man eine sehr große Fläche, da häufig die Stute den Weidezaun nicht genau kennt.Und es kann ziemliche Verletzungen auf beiden Seiten durch Schläge geben. An der Hand kann ich den Hengst abwenden, wenn es zu kritisch wird.

Bei mir sind die Stuten zum Decken in Sichtweite des Hengstes untergebracht, also können sich die beiden schon einmal mit dem Geruchssinn vertraut machen.
Und die Stuten bleiben da, also werden nach dem Decken nicht sofort wieder weggebracht. Wobei es sich bei uns auch so eingespielt hat, daß der Hengst nach dem Decken zuerst in seine Box kommt, dort kann man ihn versorgen und eine gute Portion Kraftfutter als Belohnung geben. Das kennt er inzwischen und es gibt keine Probleme, denn schon nach kurzer Zeit kann er frei wieder in den Paddock und sieht seine "Weiber".

Etwas Stress gibts meistens nur beim 1.Mal, wenn beide noch "neu und nicht aufeinander eingespielt" sind.
Da kann der Hengst etwas heftiger sein und die Stute dafür aber ängstlicher, vorallem bei Maidenstuten.
Mein Hengst schmust gerne mit der Stute über den Deckstand und so animiert er die Stute und nimmt ihr etwas die Angst. Und da wir in der betreffenden Zeit jeden Tag abprobieren, gibts mehr Routine bei den Pferden und weniger Hektik.
Nachdem sich die Stute das 1. Mal hat decken lassen, ist aller Stress gelaufen. Beide wandern an der Hand wie ein altes Ehepaar hinter einander her zum Deckstand und die Deckerei ist in 5 Minuten erledigt. Bisher hatte mein Hengst mit dieser Art zu decken bei 6 Stuten 100% Befruchtung.
 
Letztes Jahr war eine Stute aus der näheren Umgebung dabei und die Besitzer wollten sie nur zum Decken bringen, aaaaber jedes Mal, wenn die Stute kam, war sie nicht rossig!!!
Sehr viel Aufwand für nichts, denn ohne TA und Follikeluntersuchung ist es oft so, daß der Besitzer den genauen Zeitpunkt nicht mit bekommt. Das Spiel haben wir in 2 Rosseperioden gemacht und das Ende vom Lied: dann war es ziemlich spät im Sommer und jetzt ist die Stute dieses Jahr wieder gekommen und da geblieben. Decken war überhaupt kein Problem mit ihr und sie ist trächtig.
Wir behalten inzwischen unseren Rhythmus und den Ablauf bei und so weiß der Hengst, wie er sich zu benehmen hat. Also nach dem Decken gehts kurz in die Box und anschließend darf er wieder auf den Paddock oder auf seine Weide.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Entscheiden mußt Du alleine, ob Du dir den Stress antust beim 1. Mal für dich, vielleicht kannst Du beim Vorbesitzer in "Lehre" gehen?
Ich hätte mir manchmal jemand gewünscht, der uns tatkräftig geholfen hätte, denn wir mußten alles alleine rausfinden. Klar hatten wir Bekannte, die uns gesagt haben, wie wir vorgehen können, aber in der Situation selber ist alles irgendwie ganz anders und es bleibt nicht viel Zeit zum Überlegen. (war aber Dank meinem lieben Hengst kein Problem)
eleni

Ghamali:
Hallo!

Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie er bisher gedeckt hat. Das müßte ich die Vorbesitzer dann auch mal etwas genauer fragen bevor es so weit ist.

Am WE hat mir eine Hengstbesitzerin - auf das Thema angesprochen - erzählt, daß sie persönlich ihren Hengst nicht zum Decken führt, sondern das ihren Freund machen läßt (Decksprung an der Hand). Weil sonst ein Dominanzproblem entstehen kann, da der Hengst ja decken darf, was er sonst bei der Besitzerin natürlich nicht darf (dazu gehört ja auch das Aufbauen, Grummeln, Weiber anmachen, etc.).

Ist auch nochmal ne Überlegung, ob ich den Hengst den Vorbesitzern in die Hand drücke und sage: So, macht ihr mal... und mir das ganze aus der Ferne angucken.

Velvakandi:
Wenn die Vorbesitzer auf Weidebedeckung pochen und du nicht zufällig viel Fläche hast und ihn zum Decken mit den Stuten auf eine komplett andere Weide als sonst stellen kannst, dann mach es lieber am alten Stall.
Hast du die Möglichkeit an der Hand zu decken (machen wir bei Fremdstuten in der Regel so, die integrieren wir nicht für 10 Tage in unsere bestehende Deckherde), dann geht das auch am eigenen Stall.

Wenn dein Hengst sonst brav im Umgang ist und ihr grundsätzlich kein Problem hat, er dich nicht in Frage stellt etc., dann spricht nix dagegen, dass du ihn auch zum Decken führst. Sei ruhig und konsequent, lege genaue Spielregeln fest, die du auch ganz stur einhälst und deren Einhaltung du vor allem auch von ihm forderst.

Unser Hengst zum Beispiel deckt (wenn er nicht die eigenen auf der Weide deckt) immer an der gleichen Stelle. Wir haben lange überlegt, was denn da günstig wäre, denn wir wollten einen Ort, an den er sonst nicht kommen wird. War bei uns der Schweinestall/Kuhstall, der im Sommer so gut wie leer steht. Dort sind Boxen mit halbhohen Türen, derjenige der die Stute hat steht in der Box (gegenebenfalls mit ihrem Fohlen zusammen, falls sie eins bei Fuß hat), dann ist man aus dem Weg. Strick wird um einen Pfosten gewickelt, damit sie losgelassen werden kann, sich aber nicht einfach losreißt. Einen Deckstand haben wir nicht, das geht auch ohne völlig problemlos. Wenn die Weiber nicht wollen, dann zeigen sie das ziemlich deutlich und dann muß der Herr eben wieder gehen.

Außerdem bekommt er zum Decken einen Zaum, den wir sonst nie benutzen für ihn (eine Serreta mit lederummanteltem Metallnasenriemen, die brauchen wir nicht zum reiten/longieren, weil sie für ihn zu scharf wäre). Der Strick hängt in aller Regel durch, aber wenn man mal zufassen muß, hat man auch ein Argument in der Hand.
Er weiß auch genau, dass er genau bis zur Tür des Schweinestalls Ruhe halten muß und nicht überholen darf, ab der Tür (dann sinds noch 3m zur Stute) darf er baggern und an mir vorbei (aber nicht über mich drüber!). Das mußten wir anfangs zwei oder drei mal klarstellen, er probierte dann schon auf dem Hof vorm Stall mal kurz sich in Pose zu werfen, Konsequenz zahlt sich dort ungemein aus. Der Zugang zum Schweinestall aus dem Pferdestall führt durch die Futterkammer, er weiß schon genau, wohin es geht wenn wir den Stall so verlassen (manchmal kommt er aber natürlich auch von der Weide, da gehts nicht durch die Futterkammer). Sonst verläßt er den Stall NIE durch diese Tür.

Zum Decken haben wir also ein paar Situationen, die ausschließlich dann eintreten (andere Zäumung, Stall durch bestimmte Tür verlassen, sonst nie genutzten Stalltrakt betreten etc.) und ihm signalisieren, was jetzt losgeht.
Dadurch haben wir sonst absolut Ruhe vor jeglichen Deckanwandlungen am Hof. Man kann ihn neben andere Pferde anbinden die er nicht kennt (grunzt anfänglich mal, aber weiter nix) und mit anderen ins Gelände gehen oder zusammen auf dem Platz reiten, alles problemlos. "Angeschaltet" wird er erst durch einen bestimmten Handlungsablauf und dann darf er aber auch, da weiß er ganz genau, obwohl er weiß Gott nicht helle ist.

Nach dem Decke schleppt er sich wie der sterbende Schwan zurück zum Stall oder auf die Weide *lol* Er "kann" aber wenns sein muß nach rund 10min wieder, haben wir mal getestet  ;D


Also, wenn du an deinem Hof die Möglichkeit hast, dir das so einzurichten, dass es paßt und ihr nicht gerade gezwungen seid, am Anbinder oder mitten auf dem Reitplatz zu decken, dann versuch es ruhig. Vielleicht hast du ja auchmal mehr Fremdstuten die Interesse an ihm haben, zu denen kannst du ja auch nicht jedes mal hinfahren.

terra:
Ghamali - wie oft willst DU denn den Hengst fahren?

Wenn Du Glück hast, sind beide Stuten gleichzeitig rossig und nehmen gleich beim ersten Mal auf - und auch das heisst mindestens 2* fahren....je nachdem wie lange sich die Rosse hinzieht.
sind die Damen nicht synchron, dann bist Du unterwegs - und wenn sie nicht (gleich) aufnehmen, kann sich das über ein paar Monate hinziehen....kostet Dich viel Zeit und Sprit. Was machst Du, wenn dich der Stutenhalter anruft, und Du hast gerade ganz was anderes vor/liegst flach...- aber jetzt gerade muss es denn sein?
Oder Du stellst den Hengst dort ein.... wie lange?, wer zahlt?, wer kümmert sich ?....

Ich halte die traditionelle Form des "Stute zum Hengst bringens" für die für den Hengsthalter wirtschaftlich sinnvollere Lösung.

lg
ed

lg
ec

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