Hallo Ihr,
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ich habe ein Pferd mit EMS und das ist weiß Gott kein Spaß. EMS entsteht durch jahrelanges Überfüttern mit nicht ausreichender Bewegeung und durch nicht Pferdegerechte Weiden. Mein Pferd war häufig krank und konnte nicht geritten werden, leider habe ich Futtertechnisch nicht entsprechend reagiert. Den "Rest" haben ihm dann die letzten zwei Jahre geben, da hatte er Spat, hat gelamt, konnte nicht geritten werden, brauchte aber Bewegung. Ich habe ihn dann ganztags auf die Weide geschickt. Die weide an diesem Stall war kurz und wurde 3 bis 4 mal im Sommer gedüngt, damit die "armen" Pferde was zu fressen haben. Das hat der Stoffwechsel meines sehr leichtfütterigen Warmblüters nicht mit gemacht. Im März hatte er Hufrehe. Kurz darauf dann die Diagnose EMS. Er war wirklich super fett, er wog zum Schluß bei einem Stockmaß von 1,60m 640 Kilo. Am Beeindruckensten war der extrem Speckhals. Warnzeichen sollten immer diverse Fettdepos sein, wie eben der Specknacken, Fettplacken in der Nierengegend, am Wiederist, im Schulterbereich und an der Kruppe. Zudem Beulen über den Augen und beim Wallach eine dicke Schlauchhöle, bei Stuten Schwellungen im Bereich der Euter. Diese Fettdepos sind nicht mehr passiv,sie sondern ein Hormon ab das den Cortisol-Haushalt des Pferdes beeinflußt, vereinfacht ausgedrückt.
So, nun zur Diät, die mein Pferd bekommt. Er darf nicht auf die Weide und bei dieser Krankheit, die mit der Diabetis II beim Menschen vergleichbar ist, bezweifele ich, das ich das Risiko noch mal eingehen werde, dann bekommt er so ca. 6-7 Kilo gewaschenes Heu, d.h. ich lasse das Heu etwa eine Stunde im Wasser liegen, dazu ca. 150 gramm Trockenmassen entmelassierte und entzuckerte Rübenschnitzel, ein Lebermittel, ein Zinkpräperat, Zimt und ein Minaralfutter, nämlich Formular4Feet. Das ist bei einem "nur" zu dicken Pferd so drastisch sicher nicht nötig, aber worauf ein Pferd am ehesten verzichten kann ist die Weide, wenn ich alternativ für aussreichend auslauf sorge. Natürlich ist das am Anfang ein harter Kampf, aber der findet nur im Kopf des Besitzers statt, ganz ehrlich, die Pferde finden es überhaupt nicht schlimm. Wenn man zb Heu auf dem Padock füttert haben sie ja auch zu tun.
Ich würde dir empfehlen, den Weidegang für eine Zeit ganz zu streichen oder auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Und dann, wenn das Pferd die gewünschte Figur hat, wieder je nach Zustand vom Pferd und von der Wiese endsprechen das Pferd auf die Weide zu tun. Heu auf jeden Fall erhöhen, man sagt so etwa 1-1,5% vom Zielgewicht, nach möglichkeit altes, abgelagertes Heu vom Vorjahr. Kraftfutter leistungs angepaßt, ist immer schön gesagt, aber etwas anderes kann man nicht sagen. Am besten Eiweißreduziert, unsrere Feizeithottas brauchen sowie so nicht so viel.
Also, der "Dicke" hatte im März Rehe und 640 Kilo, jetzt geht es ihm sehr gut und ich würde schätzen, er hat so ca 25-30 Kilo weg und muß auch noch ein bischen, ich will auf jeden Fall unter 600 Kilo kommen. Aber lass das Pferdi nicht zu schnell abnehemen, die Gefahr einer Hyperlipämie ist nicht ausser acht zu lassen. Das ist so was wie eine Blutverfettung und kann böse Enden.
Ich glaube mittlerweile, das das schlimmste am Abnehmen eines Pferdes immer die Besitzer sind, dabei nehme ich mich nicht aus. Man denkt immer, ach, das arme Pferd, es darf nicht mehr auf die Weide und darf das nicht mehr und dies nicht mehr, aber, bei ausreichender Rohfaserfersorgung und regelmässiger Futtergabe ist dem Pferd das echt egal. Mein Pferd darf keine Möhren, keine Äpfel, keine Lecklis und vor allen Dingen keinerlei Getreide und ich glaube nicht, das es ihm irgentwie fehlt, dafür war er schon lange nicht mehr so extrem Gehfreudig und lebhaft wie in den letzten Wochen, nachdem die Schmerzen der Rehe durgestanden waren. Schaut Euch einfach mal die Geschichte der Pferde an und die Herkunft und verinnerlicht Euch, das sich das Verdauungsystem der Pferd in den jahrhunderten nicht verändert hat. Eine Regel sollt sich in den Köpfen fest setzten, weniger ist oft mehr. Natürlich ist das alles bezogen auf unsere total unterforderten Freizeithoppas, ein im Sport stehendes Pferd hat natürlich ganz andere Anforderungen, aber auch hier sollte die Ration unbeding leistungsbezogen sein.
Ich habe die Lektion sehr sehr schmerzlich lernene müssen und noch vor 6 Monaten hätte ich auch das Gegenteil behauptet. Hätte ich früher reagiert, hätte ich meinem Pferd, mir und nicht zu letzt auch meinem Geldbeutel (der Spaß hat mich bis jetzt etwa 1500€ gekostet und ein Ende ist noch nicht in Sicht) eine Menge ersparen können.
Ich wünsche Dir fürs Abnehem viel Glück, Kraft und Gedult, bleib standhaft und konsequent, dann kann nichts schiefgehen.
Grüße,
Susi