Autor Thema: Reining  (Gelesen 44105 mal)

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Offline Beagle-Petra

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Re: Reining
« Antwort #30 am: 07.09.06, 10:00 »
@sugar-for-rick,

stimmt, beileibe nicht alle reiner sind dressiert - aber ich glaube, dass man als nicht-kenner der szene auf so einer veranstaltung gehäuft mit trainingsmethoden konfrontiert wird, die völlig unbekannt sind und die man in all ihren möglichkeiten gar nicht einschätzen kann. z.b. fencen, das gegen die wand reiten der pferde. logisch kann man zu dem shcluss kommen, dass die pferde so das stoppen lernen. stimmt und stimmt nicht. fencen ist ein recht komplexes thema, und je nachdem, was man da so zu sehen kriegt, kann man auf dumme gedanken kommen. zum thema fencen gibt es ja eine box im westernbereich, in der intensiver auf diese methode eingegangen wird.

das hauptproblem ist wohl, dass es schwierig ist, der reining innerhalb der fn-reitwelt einen platz zuzuweisen. Zumal irgendein Depp mal den markigen Spruch geprägt hat, die Reining sei die Dressur des Westernreiters. Stimmt natürlich überhaupt nicht. Eine Reining ist etwas ganz anderes als eine Dressur, Vergleiche sind nicht zulässig. Man kann eine Reining auch nicht allein deswegen abqualifizieren, weil sie recht schnell vorbei ist und weil nur wenige Manöver gezeigt werden. Es gibt ja auch 100-m-Sprinter, 3000-m-Läufer, Hürdenläufer, Marathon-Läufer ... Wer würde ernsthaft behaupten wollen, dass es keine Unterschiede zwischen einem Kurzstreckensprinter und einem Langstreckenläufer gäbe ...

Zudem muss auch für die Reining das Reiterauge schon ein wenig geschult werden. Ein Spin erhebt gar nicht den Anspruch, dasselbe zu sein wie eine Pirouette - wenn ich in der Rinderarbeit einem Rind mit einer Pirouette komme, um es ein wenig flotter zu machen; der Spin ist ursprünglich eine Möglichkeit, das Pferd so vom Rind wegzudrehen, dass es ihm beim Wegdrehen eine Fluchtrichtung öffnet und beim Wiederaufdasrindzudrehen das Rind quasi von hinten beschleunigt in seiner Meinungsbildung und Startgeschwindigkeit, das ganze dann zu einer Kunstform verfeinert -, die Bewegungsabläufe sind nicht soo leicht ersichtilich, auch die Bewertungskriterien müssen bekannt sein. Und das mit dem Pivot-Fuss, das innere Hinterbein, auf dem das Pferd stehen bleiben muss - ganz klar, dass bei so hohem Tempo das innere Hinterbein abfusst und nachgestellt wird - das wichtige ist, wie und wo das Hinterbein nachgeführt wird, ein Reining-Neuling kann das gar nicht so schnell erfassen, wann ein schneller Spin korrekt war und wann nicht.
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Offline Lillebror

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Re: Reining
« Antwort #31 am: 07.09.06, 10:04 »
Liebe Insider, vielen Dank für eure Erklärungen. Ich hab leider so gut wie nichts von Aachen gesehen, aber vielleicht komm ich ja anderweitig mal dazu, ein Westernturnier/-prüfung zu sehen.

Wie ist denn das mit den unterschiedlichen Richtungen im Westernreiten? Diskutieren die miteinander oder entwickeln die sich einfach auseinander, bis sie irgendwann in verschiedenen Verbände auseinanderbrechen?
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B. Brecht

Offline Beagle-Petra

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Re: Reining
« Antwort #32 am: 07.09.06, 10:21 »
Beim Westernreiten gibt es an sich drei Gruppen von Verbänden:

1. die Rasseverbände, die auch Turniere veranstalten in eigentlich allen Disziplinen, auf denen nur beim Rasseverband registrierte Pferde startberechtigt sind, wie die AQHA (American Quarter Horse Association), die APHA (American Paint Horse Association) etc.

2. die rasseoffenen Verbände, die Turniere mit Prüfungen aller Art ausschreiben für Pferde aller Rassen, in Deutschland die EWU, WRR, VWB etc

3. die Disziplin-orientierten Verbände wie NRHA (National Reining Horse Association), NCHA (National Cutting Horse Association) etc. Pleasure-Reiter u.a. haben keinen eigenen Verband, dafür gibts die NSBA (National Snaffle Bit Organisation), die Pleasure und die Hunter-Klassen und neuerdings auch Trail abdeckt. Und in der man durchaus auf Kandare starten kann und je nach Klasse auch muss.

Grundsätzlich gibt es Unterschiede in der Klientel, im Selbstbild und im Niveau zwischen den einzelnen Verbänden. In den Rasseverbänden geht es auch meist nur um die Ehre und ggf. Sachpreise, die Spezialverbände schütten z.T. unglaublich hohe Preisgelder aus.
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Offline Nicky

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Re: Reining
« Antwort #33 am: 07.09.06, 10:27 »
also wenn es um die übertragung der rinderarbeit ins viereck geht, finde ich die doma vaquera um einiges eleganter und schöner anzuschauen. das ist wirklich reitkunst und für fast jeden ersichtlich.

aber es stimmt schon: reining ist nicht die dressur des westernreitens.  ;D
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Offline Lillebror

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Re: Reining
« Antwort #34 am: 07.09.06, 10:27 »
... und da heißt es immer, wenn sich 7 Deutsche treffen, gründen sie einen Verein ...  ;D
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B. Brecht

Offline Beagle-Petra

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Re: Reining
« Antwort #35 am: 07.09.06, 10:28 »
doma vaquera kann man auch nicht mit cutting vergleichen, das sind zwei disziplinen, wie sie gegensätzlicher nicht sein können, auch und gerade von der aufgabenstellung her.
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Sky

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Re: Reining
« Antwort #36 am: 07.09.06, 10:38 »
Ach ja, eine Frage, die man einem passionierten Reiningreiter niemals stellen darf, ist die, warum so viele fette Männer auf den kleinen Pferden rumreiten. Das ist Diskriminierung der Fettleibigen, die können ja schließlich nichts dafür ...

Wie "political correctness" oder so  ;D Schon merkwürdig, man kann doch auch mal das Kind beim Namen nennen.
Finde auch immer wieder, die fetten Reiter im "Westernreiten" (aber auch teilweise in anderen Reitsportarten) auf den doch relativ kleinen Pferden, ziemlich ätzend. Wie so oft, die Pferde sollen fit sein, die Reiter tja...

Offline Nicky

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Re: Reining
« Antwort #37 am: 07.09.06, 11:09 »
petra, wo liegen denn die unterschiede? :)
ich bin da ganz unbedarft.
bei doma vaquera geht es doch auch um die arbeit mit rindern. beim westernreiten gibt es den sog. backspin (heisst das so??), wo das pferd um 180° einen sprung macht. den gibt es auch in der doma vaquera. das ist die einzige gemeinsame übung, die mir grad einfällt. ansonsten bin ich laie und dankbar für deine erläuterungen. :)
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Offline zarah

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Re: Reining
« Antwort #38 am: 07.09.06, 11:23 »
Was ich bezeichnend und seeehr amerikanisch fand, war, dass der Kommentator immer mal wieder hat einfliessen lassen, wieviele Millionen Dollar dieser oder jener Reiter schon gewonnen hat... ::) Ich glaub ich werde auch Reining-Weltmeister, muss nur noch schnell ein paar meterlange Shanks an mein Gebiss schweissen, eine Wand zum Dagegenreite hab ich ja schon hier. *schnellinderwerkstattverschwindet*
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Offline Sugar-for-Rick

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Re: Reining
« Antwort #39 am: 07.09.06, 11:25 »
Es ist sogar so, dass im Reining und im Cutting die Spins (HHW) anders gelaufen werden müssen. Im Reining müssen sie nach vorne gelaufen werden, das eine Vorderbein kreuzt vor dem anderen. Wenn ein Pferd sich im Cutting jedoch so bewegt, ist es viel langsamer als wenn es nach hinten, also Bein kreuzt hinter dem anderen Bein, wendet. Dies hat mir ein erfahrener Reiter, der sowohl Cutting wie auch Reining praktiziert, erklärt.

Dass sich Pferde und Reiter auch im Westernreiten immer mehr auf eine einzelne Disziplin spezialisieren, finde ich schade. Und wenn ich im rasseoffenen Westernverband der Schweiz für ein Pleasure (Disziplin, in der die Gangarten des am durchhängenden Zügel gerittenen Pferdes bewertet werden) ganz vorne platziert werde, würde der amerikanische Richter einer QH-Prüfung den gleichen Ritt viel schlechter bewerten, weil er "zu schnell" ist.  ::)

Für mich als Reiterin mit dem Bemühen, trotz Ambitionen pferdegerecht zu reiten, wird es immer mehr zum Spagat zwischen den Interessen des Pferdes und erreichbaren Turnierresultaten.  :-\
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
(Charlie Chaplin)

Liebe Grüsse von Simone

Offline Beagle-Petra

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Re: Reining
« Antwort #40 am: 07.09.06, 12:19 »
nicky, der hauptunterschied ist, dass bei der doma vaquera der reiter der aktive teil ist; es geht darum einen stier zum angriff zu provozieren und seinen angriffen auszuweichen, und dies möglichst elegant. ok, das ist die doma rejoneadora, die doma vaquera ist dasselbe ohne stier. der reiter ist der aktive teil, das pferd folgt seinen hilfen, der stier wird wenns gut läuft zu bestimmten und damit vorhersehbaren aktionen provoziert.

beim cutting geht es darum, extrem fluchtbereite rinder zu beruhigen und in eine bestimmte richtung zu treiben. hier ist das rind der aktive teil. sein verhalten bestimmt die position und die reaktion von pferd und reiter, ist also eine sehr defensive angelegenheit. es geht darum, den stress beim rind so nahe an null zu halten wie möglich, denn stress kostet kilos und damit bares geld. das rind gibt die aktionen vor, das pferd reagiert auf das rind, auch seine "aktionen" sind defensiv, sie zwingen das rind nicht zu einer aktion, sie provozieren nicht, und wenn, dann ist es eine provokation in richtung treiben, also weg vom pferd, nicht auf das pferd zu.

entsprechend sind die einzelnen lektionen ganz andere bzw. auch anders zu reiten. ein doma vaquera pferd dringt z.b. immer wieder in den raum des stieres ein, ein cuttingpferd eher nicht. wichtig ist auch der unterschied, dass der reiter beim cutting in der befehlsfolge sozusagen der letzte ist, er lässt das pferd machen, greift hin und wieder regelnd oder führend ein, aber im grossen und ganzen arbeitet das pferd das rind.

die reining hat sich aus der rinderarbeit entwickelt, hat aber schnell einen eigenen weg als kunstform genommen. an sich kann man mit einem reiningpferd keine rinder arbeiten. wie schon gesagt; das reiningpferd kreuzt im spin vor, der cutter kreuzt hinter, ein cutter stoppt hart, dreht aus dem rückwärts, ein reiner macht halt sliding stops und seine rollbacks sind oft eher kehrtvolten oder "halbe Pirouetten in einem Sprung".

dies mal so auf die schnelle.
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Offline geeny

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Re: Reining
« Antwort #41 am: 07.09.06, 12:31 »
Schade, dass hier wie üblich, die Westernreiterei wieder allgemein verspottet und
beschimpft wird.
Ich habe als HML die AAVG Box mitgelesen.
Was würdet Ihr dazu sagen, wenn ein Westernreiter alles was dort geschrieben
steht, den Dressurreitern allgemein vorwerfen würde?

Zu dem Thema Dicke: ich habe nur zwei dicke Männer - beide Amerikaner -
gesehen, beide wirkten außerdem noch sehr eingebildet, sie waren einfach
unsympatisch.
Bei einem der beiden ist mir aufgefallen, das sein Pferd beim Loben und
Sattelgurt lösen vor ihm zurückgeschreckt ist. Sicherlich ist da die oben geäußerte
Meinung angebracht.
Aber in diesem Forum ist schon öffter über "Dicke" gelästert
worden, das finde ich ziemlich unter die Gürtellinie!
Es ist halt nicht jeder mit einer schlanken Figur gesegnet und nicht
alles ist den Essgewohnheiten zuzuschreiben.

Ich war in Aachen am Sonntag, bei manchen Ritten kann ich mich den
oben geäußerten Meinungen anschließen aber beileibe nicht bei allen.

LG Geeny

Sky

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Re: Reining
« Antwort #42 am: 07.09.06, 13:14 »
Geeny, generell über Dicke lästern ist sicher nicht so toll. Es gibt sicher viele die an psychischen oder anderen Krankheiten leiden, eben ne Art Such teilweise. Bei vielen liegt es aber einfach daran, daß sie einfach das falsche (zu oft) bzw. einfach generell zu viel Essen und sich selbst auch Null bewegen. Aber das soll jeder machen wie er will, oder kann. Bloß, wenn ich mich auf so ein Ponny setzte und Höchstleistungen, oder auch einfach nur herumgetragen werden will, sollte man - finde ich - auf sich selbst auch ein wenig achten.
Gut, war offtopic.

Offline Beagle-Petra

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Re: Reining
« Antwort #43 am: 07.09.06, 13:40 »
ich finde die beobachtungen der "aussenseiter" hier durchaus interessant. als "insider" stumpft man ja für vieles ab.

zu dicken und schweren reitern:
die forderung hier in diesem thread ist: wenn ich vom pferd athlestische höchstleistungen erwarte, sollte ich als reiter auch in entsprechender form sein. ich finde, dem ist nichts hinzuzufügen.

zu dicken / schweren reitern ganz allgemein: es sollte jedem reiter möglich sein, sein eigenes gewicht und die daraus resultierenden belastungen für ein pferd einigermassen einzuschätzen und sich entsprechend verhalten. sprich: ein 2-Meter-Mann gehört nicht auf ein 1,48 Pferd, auch wenn der Mann für seine Größe nicht übergewichtig ist, ebenso gehört eine 80-kg-1,50-Person nicht auf ein ein Distanzpferd, schon gar nicht wenn eine mittlere Distanz oder mehr angestrebt wird. Derartige Restriktionen gibt es überall auf der Welt, und überall muss man sich dem fügen. auch wenn es einem persönlich nicht in den Kram passt. Man kann eben nicht alles haben. und wenn man 180 gross wird, dann ist der Traum vom Jockey oder vom Pony-Bereiter eben ausgeträumt. Punkt und fertig. Der VS-reiter, der körperlich nicht in form ist und sein pferd mit übergewicht belästigt, geht ein ziemliches risiko ein, nicht nur für die pferdebeine, auch für sein eigenes leben. Im Nur das feingliedrige Reiningpferd soll klaglos alles durch die Gegend schleppen, nur weil den Leuten mal eben so danach ist? Wer gern ne rasante Reining reiten möchte, aber halt zu schwer ist, der sollte den Anstand haben und konsequenzen ziehen. Sich z.b. ein Pferd zulegen, das besser auf ihn zugeschnitten ist. Dann isses eben nix mit der rasanten Reining. Auch so was hat mit horsemanship zu tun. Auch wenn der Mensch nichts für Größe und öfters mal auch nichts fürs Gewicht kann. Aber Konsequenzen ergeben sich trotzdem daraus.
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Offline Thesi

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Re: Reining
« Antwort #44 am: 07.09.06, 13:58 »
Schade, dass hier wie üblich, die Westernreiterei wieder allgemein verspottet und
beschimpft wird.

Ich muss ehrlich sagen, verspotten und beschimpfen hab ich in dieser Box nicht/kaum beobachtet

Einige hier haben wenig Ahnung von Westernreiterei (so wie ich) und würden manches gerne besser wissen... und dass 6-jährige Pferde bei einer WM starten, würd ich auch bei der Dressur oder beim Springen oder sonst wo kritisch hinterfragen.

Und einiger der kritischen Kommentare kommen durchaus auch von Westernreitern...