Hallo Ihr,
möchte auch meine Erfahrungen mit einem HIT-Aktivstall loswerden. Bin im Februar mit meinen beiden QH Stuten (10 u 2 Jahre) vom Ruhrgebiet nach Schleswig-Holstein umgezogen. Habe mir einige Ställe hier oben angeschaut und mußte feststellen, dass die Pferdehaltung hier oben zum Teil im letzten Jahrhundert stehen geblieben ist. Mir standen echt die Haare zu Berge! So erschien mir der HIT-Aktivstall als die ideale Haltung und ich nahm sogar einen Weg von jeweils 50 km in Kauf. Dieser Stall hat 2008 den ersten Preis von der FN bekommen. Die Betreiber gaben sich viel Mühe mit der Eingewöhnung der beiden. Zuerst kamen sie stundenweise in die Herde und nach einer Woche den ganzen Tag u nachts in die Box. Mit meinen beiden Stuten waren dann 19 Pferde unterschiedlichster Rasse und Größe in der Herde.
Das Problem, dass viele Pferde sich durch den hohen Abrieb des Sandbodens lahm laufen, wurde meiner Meinung nach runtergespielt. Im Nachhinein erfuhr ich, dass dies vielen Pferden passiert. Bis auf eines, konnte auch kein Pferd wieder zurück in den Aktivstall. Nach drei Wochen mußte ich meine rausnehmen, weil sie stocklahm waren. Der Schmied machte mir auch keine Hoffnung, dass dies nicht alle paar Wochen wieder auftreten würde.
Weiterer Kritikpunkt ist die Unruhe, die entsteht, wenn dauernd neue Pferde in die Herde integriert werden.
Es besteht erhöhte Verletzungsgefahrin so einem Stall. Die Große ist eh sehr dominant und konnte sich gut durchsetzen. Die Kleine wurde viel gejagt, ist einmal bös gestürzt beim Gejagt werden. Hatte überall Abschürfungen und eine tiefe Wunde am Fesselkopf - Tierarztkosten 650€!
Viele Verletzungen enstehen auch beim "Verlassen" der Futterstationen. Was ja nicht immer freiwillig geschieht. Habe einmal erlebt wie die 2 jährige sehr rabiat von einem großen Warmblüter aus der Futterstation gejagt wurde. Denke, dass die rangniedrigeren Tiere oft auf der Strecke bleiben. Zum Glück konnten meine beiden nachts in die Box, konnten ruhen und wurden zugefüttert.
Ein weiterer Punkt: das Ruhen. Denke, dass viele Pferde gar nicht die Möglichkeit haben, richtig zu liegen und zu schlafen. Sprach mit einem anderen Paar, welches auch zwei Pferde in der Herde hatte. Die sagten, sie hätten noch nie so müde Pferde gehabt.
Dieser Stall war mit 19 Pferden denke ich auch überbelegt, denn es gab nur 2 Heu/Heulage-Stationen und eine Kraftfutterstation. Da kommt dann die Profitsucht der Betreiber zum Vorschein. Die zeigt sich auch darin, dass die Betreiber mir in keinster Weise entgegengekommen sind, nachdem ich meine Pferde aus dem Aktivstall nehmen mußte. Hätte die Beiden dann zur Einhaltung der Kündigungsfrist, 6 Wochen in fensterlosen Boxen unterbringen müssen. Rausstellen konnte ich sie auch nicht, da die beiden Paddocks den gleichen Sandboden hatten ,wie der Aktivstall. Also suchte ich eine Alternative. Habe nach 10 Tagen zum Glück was gefunden. Bezahlen mußte ich für die 6 Wochen trotzdem! Halte das für Abzocke!
Mein Resümee: Würde meine Pferde nicht mehr in einen Hit-Aktivstall stellen. Die Idee ist ja ganz gut, aber bei der Umsetzung müßte noch einiges anders werden. Ein Punkt ist sicherlich die Herdengröße. Es müßte mehr Rückzugsmöglichkeiten sprich Ruheplätze geben und nicht nur eine Liegehalle, in die die rangniedrigen Tiere sowieso nicht reinkommen. An den Futterstationen sollte auch was geändert werden. So dass die fressenden Tiere nicht rausgejagt werden können.
Ich habe im wahrsten Sinne viel Lehrgeld bezahlt. Muß natürlich jeder selber wissen, ob er sich für diese Haltungsform entscheidet.