Autor Thema: An die Schulpferde-Halter unter Euch: Korrekturproblem  (Gelesen 19395 mal)

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Offline schnegge78

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Mal mal ne blöde Idee.
Hast keinen guten Reiter der sich Anfangs blöd anstellt so wie ein Reitanfänger, der ihr aber "Gas" gibt wenn sie ihre Macken wieder zeigt?

Genau das würde ich auch ausprobieren!!


Offline St.-AnjaTopic starter

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Hab' ich schon ... dann macht sie es bei DIESEM einen in DIESER Unterrichtseinheit halt nicht mehr oder nicht mehr so dolle. Aber sonst halt jederzeit wieder
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Offline Cäsar

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Ich habe euch mal eine Frage zum Korrekturreiten von Schulpferden. Unsere Schulpferde gehen jeden Tag, auch im Winter, für mehrere Stunden in der Herde auf die Weide, gehen nie mehr als 3 Stunden am Tag (durschnittlich eher zwei), haben alle einen festen Paten, leben also meiner Meinung nach ganz gut.
Trotzdem werden sie im Laufe der Jahre schlechter. Nicht nervlich, aber solche Macken wie Abkürzen, nicht bei allen angaloppieren, Steifheit, etc.
Sie werden eher selten Korrekturgeritten und ich bin ehrlich gesagt auch nicht der Überzeugung, dass es viel bringt. Bringt es wirklich was, wenn ein Pferd einmal die Woche von einem guten Reiter geritten wird und sonst mit hauptsächlich Anfängern läuft? Sobald die Reiter aus dem Anfängerstadium raus sind, versuchen sie, eine RB zu finden oder hören irgendwann das Reiten auf, weil sie nciht weiter kommen.
Wie handhabt ihr das?

Offline EmmyNoether

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Bringt es wirklich was, wenn ein Pferd einmal die Woche von einem guten Reiter geritten wird und sonst mit hauptsächlich Anfängern läuft? Sobald die Reiter aus dem Anfängerstadium raus sind, versuchen sie, eine RB zu finden oder hören irgendwann das Reiten auf, weil sie nciht weiter kommen.
Wie handhabt ihr das?

Hallo,

ich habe keine Schulpferde, handhabe selbst also gar nichts...

Vor vielen, vielen Jahren bin ich mal eine Zeit auf einem Hof geritten, wo ich anfangs verblüfft war darüber, wie gut die Pferde liefen.
Des Rätsels Lösung: jedes (!!!) Pferd wurde hin und wieder für ein Weilchen komplett aus dem Unterricht genommen und von der Chefin gearbeitet. (Teilweise mit Helferinnen, aber sie hatte wirklich jedes der Pferde gelegentlich unter dem Allerwertesten.)

Dann gab's innerhalb der Schulpferde noch solche, auf denen eher Anfänger geritten sind und eine andere Garnitur weiter ausgebildete für eher Fortgeschrittene, so daß man dort wirklich lange was lernen konnte.

Gruß v. Emmy



Offline Cäsar

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Das ist natürlich die Ideallösung, nur ist unser Schulbetrieb klein, wir haben nur 6 PFerde und da können wir schlecht eiens für ein paar Wochen rausnehmen und es muss auch jedes Pferd für alles zu gebrauchen sein.

Offline diest

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die Idee klingt spitze, und ist sicher auch für die Pferde top.

Ideal wäre natürlich jedes Jahr eine Zeitlang Pause, wo die Pferde mit einem Fixreiter schrittbummeln, ausreiten, Reiterspielchen.. machen können, am Besten abwechselnd, damit nicht alle Pferde zugleich "weg" sind  :)
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Offline St.-AnjaTopic starter

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Kleines Update, weil Ihr den Fred aus der Versenkung geholt habt:

Besagtes Schulpferd wurde vor gut 2 Jahren dann an einen Reitschueler verkauft. Der hat es immer noch. Und es ist heute noch so, dass Pferdi seinen Stiefel laeuft, auch mal unter einem RL zickt und wenn ich mich draufsetze kommen wir klar. Warum weiss ich nicht - ich bin nicht DIE Reiterin unter der Sonne.  ???
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Offline Morena_gaarz

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Oh, interessantes Thema.

Ich arbeite selber mit Schulpferden (wir haben insgesamt 13). Ich habe wöchentlich etwa 50 feste Reiter, dazu von Anfang Mai bis Ende Oktober im Saisonbetrieb Reitunterricht mit wöchentlich wechselden Reitern. Insgesamt müssen die Pferde also ne ganze Menge "schaffen".
Mit möglichst gut passenden Sätteln, im Sommer 24-stündigem Weidegang, Winter täglich Auslauf und bei manchen sogar relativ regelmäßigen osteopathischen Behandlungen versuchen wir es den Pferden einfacher zu machen.

Wenn ich die Pferde selber reite, dann fast ausschließlich im Winter, in der Saison laufen sie zu viel.

Damit sich grobe Probleme gar nicht erst einschleichen, habe ich folgende Lösungsansätze: den Reitern wirklich REITEN beibringen, also z. B. nicht nur in der Abteilung hintereinander hergehen lassen. Erklären WARUM ein Pferd etwas macht bzw. auch nicht macht, dass ein Pferd als Herdentier einen Reiter braucht, der ihm permanente Aufmerksamkeit schenkt und nicht zig Runden latschen lässt um sich dann plötzlich zu wundern, dass das Pferd nicht mehr auf dem Hufschlag bleiben will. Ein den Pferden bekanntes System von feinen Hilfen zu stärkeren Hilfen zu deutlichen Hilfen (Schenkel anlegen - Schenkel andrücken - Schenkeldruck + Gerte - als Beispiel). Wenn man da relativ konstant drauf achtet und die Pferde das System verstanden haben, ist es für den Reiter relativ leicht, das nachzumachen - auch wenn er noch kein Reitprofi ist. Die Pferde wissen meist schon bei der 1. Steigerung der Hilfen, dass "der da oben" das System kennt und weitermachen wird. Und reagieren relativ schnell.

Weiter fortgeschrittene Reiter arbeiten im Unterricht ihre Pferde selbständig, d. h. wir sprechen darüber, wo die Schwierigkeiten des jeweiligen Pferdes liegen (oder die Reiter wissen es schon, weil sie regelmäßig kommen) und die Reiter versuchen, diese Problem selbst gezielt anzugehen und sich Lösungen einfallen zu lassen. Dafür ist es natürlich wichtig, dass man im Vorfeld z. B. erklärt hat, welche Übungen aufeinander aufbauen. Natürlich gebe ich immer wieder Tipps und Anregungen oder greife ein wenn ein Paar sich irgendwo festhängt, aber im Großen und Ganzen sollten die Reiter lernen, da selbst zu spüren, was sie wann wie machen müssen. Wenn man sich eine Reihe solcher Reiter herangezogen hat, dann braucht man auch selber nicht mehr allzu viel "Korrektur reiten". Mit diesem System laufen 11 von 13 Schulpferden unter jedem Reiter, ein Trakki ist zu schreckhaft für Anfänger, ein Shetty erinnert sich manchmal an alte Zeiten, in solchen Phasen ist sie dann nur von Fortgeschrittenen zu reiten).

Noch was wegen Pausen: Wir bringen unsere Pferde während der Saison Samstag abends auf eine 1,5 km entfernte Koppel (5 ha). Dort haben sie Wochenende und wir sammeln sie erst montags um 8 Uhr wieder ein. Das tut den Pferden sichtlich gut. Und jetzt, wo die Saison rum ist und das Wetter halbwegs hält, bekommen zwei Pferde gleichzeitig so nochmal ein paar Tage Extra-Auszeit.

Offline Cäsar

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Bei usn ist es ein Problem, dass die meisten Reiter, soblad sie das Fortgeschrittenenstadium erreicht haben, auf eigenes Pferd oder RB wechseln. Ich würde sagen, dass unsere Schulis es zu 90% mit mehr oder weniger Anfängern zu tun haben, die teilweise ängstlich sind und sich nicht so durchsetzen können. Und einige der Pferde nutzen das natürlich aus. Da hilft auch meist kein Korrektur reiten, denn bei den besseren Reitern machen sie es ja gar nciht erst

Offline trinity

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Hallo St.Anja,
ich habe auch so ein Schulpferd..18 Jahre , unter Anfängern, Fortgeschrittenen und im Gelände tip top, aber bei den Reitern, die Du auch beschrieben hast, das Gleiche Problem, drückt über Schulter und geht Volte um Volte, Lenkung versagt.. wenn ich ihn reite, super, da macht er gar nichts. Ich war auch am Rande der Verzweiflung, habe aber eine Lösung gefunden, die das Problem meistens behebt. Meine noch nicht so Fortgeschrittenen lernen auf ihm sofort Schenkelweichen und das im Westernreiten beliebte "Schulter - verschieben". Dadurch können Sie Ihn am über die Schulter drücken ganz gut hindern und das Pferd merkt, dass der Reiter Schenkelgehorsam verlangt - das Problem ist besser geworden, manchmal geht es aber trotzdem nicht, dann bekommt der Reitschüler, wenn es vertretbar ist, gaaaanz kurze Westernsporen an, und schon läuft das Pony. Ich bin nicht dafür , dass jeder gleich Sporen bekommt, aber bei diesem Pferd ist es einfach sinnvoller, wenn vorherige Maßnahmen nicht helfen, denn sonst ist die Std. im Arsch. Vielleicht hilft Dir das ja weiter :-).

esge

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Mich würde mal interessieren, was die Reitstunden bei euch in den verschiedenen Betrieben kosten. Das Problem mit den Schulpferden fängt meiner Meinung nach nämlich damit an, dass die Reitstunden zu billig sind und darum keine Luft bleibt, um die Pferde regelmäßig und anständig nachzuarbeiten - bzw. überhaupt erstmal auszubilden.

Meiner Meinung nach gibt es viel zu viele, völlig veraltete Strukturen wenn es um Reitunterricht geht. So kann erstens kein Mensch reiten lernen und zweitens kein Schulpferd auf Dauer ein Lehrpferd bleiben. Bloß, andere Methoden kosten mehr Geld, folglich muss auch der Unterricht mehr kosten. Das bezahlt ein Reitschüler aber wiederum nur, wenn er dann auch wirklich guten Unterricht auf guten Pferden bekommt. Ein Schulpferd muss selbst länger geschult worden sein, und regelmäßig nachgeschult werden, um seinem Job gerecht werden zu können. Kein Reiter kann feine Hilfen lernen auf Pferden, die aus Verzweiflung völlig abgestumpft sind. Und so wächst die nächste Generation hauender, stechender, bolzender, riegelnder Reiter heran. 

Morenas Ansatz finde ich hier bislang den besten.

Offline Cäsar

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Zitat
Das bezahlt ein Reitschüler aber wiederum nur, wenn er dann auch wirklich guten Unterricht auf guten Pferden bekommt.
Da liegt das Problem. Viele Reiter erkennen die Unterschiede erst, wenn sie schon in verschiedenen Ställen waren. Bei uns in der Gegend sind wir nicht der einzige Verein, die Leute gucken immer zuerst wo es am billigsten ist und wenn das Kind dann nicht gerade jede stunde runterfliegt oder angebrüllt wird, dann bleibt es da so lange, bis es keinen Bock mehr auf das ewige Geeiere hat oder ein Privatpferd bekommt.
Bei uns kosten Reitstunden 11,50, für Erwachsene 12,50 und wir kommen damit am Ende bei Null raus.
Zu den finanziellen Problemen kommen dann die eingefahrenen Sachen. Nicht nur Schulpferde stumpfen ab, Reitlehrer auch.

Offline terra

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genauso läufts bei uns auch, Caesar - wobei jeder Schulpferdereiter auch die Möglichkeit hätte,  sich beim Privatunterricht mit einzuklinken - aber der kostet  natürlch entsprechend einiges mehr. Unsere SchulRL würde auch rel. günstig Einzelstunden ( unter 25€ incl. Pferd)  geben - Nachfrage = 0
Wir haben das Glück, einige sehr gute Reiterinnen am Stall zu haben, deren Pferde derzeit alters/verletzungsbedingt ausgefallen sind und die sich gerne mal auf ein Schulpferd schwingen....

esge

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Wenn 25 Euro für eine Einzelstunde inclusive Schulpferd schon zuviel sind, dann ist den Leuten nicht zu helfen. Leider kann man ihnen schwer klar machen, wieviel mehr sie im Einzelunterricht lernen, sprich, wieviel "kürzer" sie im Grunde Unterricht nehmen müssen, um dasselbe zu erreichen. Zwei Beispiele:

Schülerin A, die bereits seit 8 Jahren (!) im Verein in der Abteilung geritten war. Jetzt kam sie auf einem RB-Pferd - gut ausgebildeter, sehr netter haflinger - zu mir. Sie konnte nichts! Sie war kaum in der Lage, das Pferd vom Hufschlag abzuwenden, hatte null Gleichgewichtsgefühl, plumpste beim Leichttraben in den Pferderücken, zog an den Zügel, konnte nicht treiben und hatte absolut keinerlei Ahnung, warum, wieso, weshalb sie dieses oder jenes tat oder nicht tat. Als sie kam, hatte ich gedacht, dass sie eine völlige Anfängerin sei und war schlicht entsetzt, als ich hörte, dass sie bereits 8 Jahre Abteilungsunterricht gehabt hatte.

Dem entgegen Schüler B, der vor knapp 2 Jahren sofort mit Einzelunterricht mit dem Reiten begonnen hat. Der kann inzwischen der freundlichen, gut ausgebildeten Stute seiner Freundin durchaus sinnvolle Gymnastik angedeien lassen, ist in der Lage der Schiefe des Pferdes zu begegnen und kann auch andere, ausgebildete Pferde, nach recht kurzer Zeit ordentlich reiten. Alle drei GGA, runde Zirkel und Volten, Handwechsel, dazu Seitengänge im Schritt werden problemlos von ihm absolviert.

Wer hat nun im Endeffekt mehr bezahlt, Schülerin A mit ihrem billigen Abteilungsunterricht oder Schüler B mit dem kostenintensiveren Einzelunterricht?

Offline tara

  • ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd...
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    • IG Karabagh & eurasische Pferderassen e.V.
rechnen wir mal; mit jeweils einer Reitstunde pro Woche

A: 8 Jahre X 52 Wochen X 10 Euro = 4160,-

B: 2 Jahre X 52 Wochen X 25 Euro = 2600,-

und da ist die Qualität des Unterrichts und der Lernerfolg noch nicht berücksichtigt!
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
Gruß tara

"Ausbildung heißt, das zu lernen, von dem du nicht einmal wußtest, dass du es nicht wußtest."
(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)