Ich reite im Gelände, wenn möglich, alle Gangarten mit hingegebenen Zügeln. Wenn möglich heißt, dass es natürlich Tage gibt, wo mein Pferd einfach schneller laufen will als es mir gerade passt, dann muss ich dem notgedrungen erstmal u.a. mit Hilfe der Zügel Einhalt gebieten. Gibt Pferd dann aber nach und geht "mein" Tempo, werden die Zügel sofort wieder länger.
An "guten" Tagen brauche ich die Zügel auch zum Antraben und Angaloppieren nicht aufzunehmen, Pferd geht von sich aus vernünftiges Tempo.
Allerdings läuft mein Pferd von sich aus im Trab und Galopp in natürlicher Haltung, Kopf und Hals natürlich lang und leicht erhoben (mit zwischendurch Abschnauben nach unten), aber kein Rausdrücken des Unterhalses o.ä. Hätte ich ein entweder verrittenes oder körperlich ungünstig gebautes Pferd, das den Rücken "ohne Anleitung" wegdrückt, würde ich auch mit Hilfe der Zügel auf einer gesundheitsschonenden Haltung bestehen. Da geht Gesundheit eindeutig vor Freiheit. Auch ist es bei meinem Pferd so, dass es mindestens 2-3x pro Woche "dressurmäßig" in der Bahn geritten wird. Da denke ich, schadet es nicht, wenn er im Gelände (ebenfalls 2-3x wöchentlich) haltungsmäßig läuft, wie er will und es den jeweiligen Geländeverhältnissen angepasst ist.
Früher hatte ich weit ungünstigere Bedingungen (kein Reitplatz zur Verfügung), da wurde halt auch im Gelände zwischendurch "Dressur" mit aufgenommenem Zügel geritten.
Jetzt mache ich das nur noch sehr gelegentlich und, ehrlich gesagt, nicht wegen der Gesunderhaltung meines Pferdes, sondern entweder a) weil der Reitplatz wetterbedingt nicht benutzbar ist und b) weil mir auf längeren Ritten allein manchmal langweilig ist (dem Pferd auch!) und ich dann Spaß dran habe, bisschen seitwärts, halten, rückwärts etc. einzubauen. Weckt auch ein einschlafendes Pferd sehr schön auf.
Denn eins kann ich nicht haben: Schlurfen ist verboten, wenn Schlurfen ein Ausdruck für dösig dahintrotteln ohne die Füße zu heben ist. Im Trab und Galopp darf's ruhig langsam und gemütlich sein (wobei auch da ein kleiner Mitteltrab oder flotter Galopp mal zur Abwechslung eingeschoben werden), aber der Schritt muss zügig sein. Ich will schließlich vorwärtskommen
Ach so, mein Pferd scheut so gut wie nie bzw. macht nur einen Sprung, wenn es scheut und hält dann von selbst wieder an. Bei nervösen Guckern wäre mir das mit den langen Zügeln zu risikoreich.