zum Thema HML und nicht-mit-schreiben-trauen: hier schreibt auch keiner mit, der nie oder sagen wir mal äußerst selten Reitunterricht bekommt...
warum wohl?
weil man nicht mitreden kann, is doch klar
mir gehts nämlich so
ich hatte, seitdem ich meine Stute besitze (3 Jahre jetzt) genau 3 mal Reitunterricht. Ich hab mit 7 meine ersten Reitstunden geschenkt bekommen, bin dann immer nur sporadisch geritten, mal Reiturlaub, dann wieder monatelang garnicht mehr. Mit 16 hatte ich mein erstes Pflegepferd und seitdem war nur noch "Selbststudium" angesagt (bin jetzt 25).
Dennoch hatte ich in 1 meiner seltenen Reitstunden der letzten 5 Jahre ein wichtiges Schlüsselerlebniss: Die 'Stunde' war auf einem fremden Pferd beim probereiten für eine RB. Das Pferd war superfein geritten, reagierte auf jeden Fehler bzw. auf jedes richtig-machen - da hab ich das erste Mal gespürt, wie manche Sachen 'richtig' gehen bzw. sich anfühlen... der Hammer (hab die RB nicht genommen, kam mir fehl am Platz vor - Pferd und Besitzerin waren ein so starkes Team - da hab ich nicht dazu gepasst)
wie es sich also richtig anfühlt, weiß ich jetzt
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir jeglicher Reitunterricht (mal abgesehen von dieser einen Stunde, wo mich eher das Pferd als der Unterricht begeistert hat) so gut wie überhaupt nix gebracht hat. Dazu kommt sicherlich auch, dass ich generell eher ein Les- und Verstehprozess-durchlauf-Lerntyp ist als dass ich mir von anderen was sagen lassen kann.
Ich hab wirklich viele Bücher gelesen, Western, Klassik, 'normale' Dressurbücher, FN-Reitlehre... bei allen sowohl die Reiterausbildungs- als auch die Pferdeausbildungsschiene... Western hab ich nur mal so ausprobiert mit einem Pflegepferd - die waren übrigens alle durchwegs grad mal auf dem Ausbildungsstand: alle Gangarten, links/rechts abbiegen, anhalten - feddisch
Klassik hab ich mit diesem Pflegepferd auch ausprobiert - komm ich überhaupt zurecht, obwohl das Pferd sonst recht fein war. Macht bestimmt Spaß auf einem Pferd, was klassisch ausgebildet ist, aber das selber hinzukriegen
*ähem*
Jetzt reite ich im Prinzip das was wir als 'englisch' bezeichnen (obwohl es objektiv eigentlich 'deutsch' heißen müsste
)
Meine Maus ist auch nur eingeritten ohne jegliche dressurmäßige Ausbildung (nicht von mir, sondern von jemand anderes) - einfach nur den Reiter dulden, alle Gangarten, lenken und bremsen.
Ich nehme keinen Unterricht, weil ich das Geld nicht habe und selbst wenn ich es hätte, würde ich es nicht in Reitunterricht investieren. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich trotz selbst 'rumwurschteln' genug lern, um meinem Pferd nicht zu schaden.
Im ersten Jahr war ich mit meiner Maus mehr damit beschäftigt aufm Platz ruhig zu bleiben und im Schritt ins Gelände zu reiten - insgesamt sollte einfach nur Ruhe ins Pferd kommen. Im zweiten Jahr fing ich an, langsam alleine ins Gelände zu gehen, dort dann auch zu traben und zu galoppieren --- den Platz hab ich diesem zweiten Jahr glaub ich überhaupt nicht betreten
Im dritten Jahr war ich im Gelände so weit, dass wir problemlos überall alleine hinreiten können - wir schnupperten ein bissl Richtung Distanzreiten - also lange Strecken traben. Dabei isses ja wichtig, dass das Pferd übern Rücken trabt, sonst schaden die langen Trabstrecken --- und so kam ich dazu, vermehrt an Anlehnung und Rückentätigkeit zu arbeiten. Auf geraden Strecken im Gelände is das natürlich super - Vorwärtsdrang ist da, man kann alles ausprobieren und ich hab auch nen guten Weg gefunden.
Im Galopp hab ich bei Streitigkeiten zufällig festgestellt, dass sie ganz hervorragend langsam und gesetzt galoppieren kann - ein herrliches Gefühl, was ich auch unbedingt mal ohne schimpfen und diskutieren hinkriegen wollte
dann kam eine Phase, wo ich wochenlang nur ohne Sattel reiten konnte - das gab unserem dressurmäßigen Vorkommen einen riesigen Vorschub... ich musste sie ja auf jeden Fall bewegen, also waren wir viel im ausgesessenen ruhigen Trab und gesetzten Galopp im Gelände unterwegs - ich pappte nahezu am Pferd und fühlte mich dann bei den ersten Malen wieder MIT Sattel völlig fehl am Platz...
Wir ham noch sehr viele Kinderkrankheiten an der Backe - mein Sitz ist extrem stuhlsitzlastig, und ich kann sie auf ihrer schlechten Seite nicht in den Handgalopp bekommen (jedenfalls nicht zuverlässig) --- das Problem des Trabens auf der richtigen Hand konnte ich auch erst seit ein paar Wochen beseitigen (2 Jahre lang bin ich IMMER NUR auf einem Fuß leichtgetrabt - egal welche Hand!) ich habs schlicht nicht hinbekommen, hab kein Gefühl dafür gekriegt selbst nach stundenlangen selbstbeobachten, ausprobieren, landete ich spätestens nach dem 2ten Trabtritt wieder auf ihrem 'Lieblingsfuß'
klar mögen da Außenstehende die Hände überm Kopf zusammenschlagen - mich stört das herzlich wenig, mein Pferd ist wohlerzogen und ich geb mir alle Mühe sie beim reiten so feinfühlig wie möglich zu erhalten. Sie rennt auch nicht mit rausgedrücktem Unterhals in der Gegend herum, ich hab schon immer - Geländereiten hin oder her - darauf geachtet, dass sie auf garkeinen Fall den Unterhals rausdrückt (war mein erklärter Horror-Feind). Und das Untertreten war mir auch schon immer wichtig --- aber das alles ist ja noch kein Garant dafür, dass auch der Rücken ordentlich mitmacht... das Problem greife ich jetzt an
Alles dauert nur etwas länger als bei anderen...
Ich tu alles beim reiten eher fürs Pferd - für seine Gesundheit --- untertreten, Rücken und Hinterhand aktivieren --- das alles zielt ja nur drauf ab, dass das Pferd mich schonender tragen kann... klar - ich profitiere auch davon, bequemeres Sitzen und weniger Stress sind ein schönes Geschenk, was ich gerne mitnehme
meine Ziele hab ich mir jeweils passend gesteckt:
zuerst wollte ich ein ruhiges Pferd,
dann wollte ich ins Gelände,
dann wollte ich ALLEIN ins Gelände und vor allem alleine auch unbekannte Strecken erkunden (meine Lieblings-Sportart
),
dann wollte ich ihren Speckbauch wegarbeiten und ihre Kondition verbessern,
dann wollte ich beim vielen Traben im Gelände untertreten und Rücken aktivieren
dann wollte ich beim ohne Sattel reiten möglichst bequem alle Gangarten reiten
und momentan möchte ich vor allem am vorwärts-abwärts und einer sich daraus entwickelnden Anlehnung arbeiten
spätere Ziele sind: zuverlässiges angaloppieren auf der richtigen Hand und bessere Durchlässigkeit beim durchparieren aus allen Gangarten
und als vorläufiges Großziel: sauberes durchreiten einer einfachen E-Dressur
Ich komme so ganz gut zurecht, um meine Problem'zonen'
(ihr wisst schon, wie ichs mein, gell?!) weiß ich - aber ehrlich gesagt, bevor ich meinen grauslichen Sitz korrigier (zu tiefe Hand, Stuhlsitz etc.) bin ich erstmal froh, wenn das Pferd gut läuft - denn dann kann mein Sitz ja nicht soooo störend sein.
ich finde außerdem, dass es einen RIESEN Unterschied macht, ob man ein ausgebildetes Pferd hat, wo 'nur' der Reiter das Problem ist -- bzw. die beim Beritt gelernten 'Knöpfe' beim Pferd zu finden und bedienen zu können (grob gesprochen).
Klar gibts nicht umsonst den Spruch: auf ein junges Pferd gehört ein erfahrener Reiter, ein (im Können) 'junger' Reiter gehört auf ein erfahrenes Pferd. In der heutigen Freizeitreiter-Szene ist das aber nunmal völlig realitätsfremd und ich will jetzt auch nicht hier auf L-Niveau durch die Bahn schweben... mir genügts, wenn mein Pferd halbwegs schonend geritten wird, dass es nicht unbedingt auf Beinen und Rücken völlig verkorkst wird und dass es ihr und mir halbwegs Spaß macht.
ich sag auch nicht, dass meine 'Methode' die allein seeligmachende ist - bei weitem nicht
ich komm gut damit zurecht, andere müssen einen anderen Weg finden, ob mit oder ohne RL...
Im Grund werden wir immer Gelände-Hopser bleiben - dazu streifen wir zu gern durch die Natur, lockern uns bei einem erfrischenden Galopp oder klappern im Trab unsere Kilometerchen runter. Und genau diese Sachen möchte ich so sinnvoll und schonend wie möglich machen, damit wir noch möglichst lange unsren Spaß dran haben
LG Kim
(sorry für den langen Text
auch so ne Kinderkrankheit von mir *laber*)